Warum 2019 ein Jahr der Wunder für unsere Zwilllings-Frühchen war

Mein Name ist Sabine, ich bin 37 Jahre alt und habe vierjährige Zwillingsmädchen. 2019 war für uns ein super gutes Jahr. Warum? Unsere Tochter Sarah war kein einziges Mal im Krankenhaus – und das ist für uns absolut keine Selbstverständlichkeit. 

Lasst mich unsere Geschichte von vorne erzählen: Die Mädels sind im Juli 2015 geboren – eigentlich wären es Oktober-Kinder gewesen. Die Schwangerschaft verlief absolut unauffällig – bis zur 23. Woche. In dieser Woche stellten die Ärzte fest, dass Sarah eine Fehlbildung im Gehirn hat. Die Ärzte sprachen von einem Hydrocephalus, besser bekannt als Wasserkopf. Für uns ein absoluter Schock, wir wollten einfach nicht glauben, dass unser Kind krank sein könnte. Gerade noch schien alles perfekt, plötzlich stand eine schwere Behinderung im Raum. Auch das Thema Spätabbruch wurde mit uns besprochen. 

Ich hatte zudem eine Gebärmutterhalsverkürzung, wurde stationär im Krankenhaus aufgenommen. Nach zwei Wochen dort wurden die Mädchen geboren. Mit so einer frühen Geburt hatte niemand gerechnet. Sarah und Hanna waren nur 880 und 950 Gramm schwer.

Der Hydrocephalus von Sarah bestätigte sich nach der Geburt. Deshalb musste sie drei Mal am Gehirn operiert werden. Sie hat nun Shunt, ein Implantat, im Kopf, was das überschüssige Hirnwasser in den Bauchraum leitet.

Die Prognosen der Ärzte damals waren nicht besonders gut. Es hieß, es sei nicht sicher, ob Sarah jemals laufen und sprechen kann. Und so bestimmten die ersten zwei Jahre Arzttermine, Physiotherapie unseren Alltag. Wir wussten, dass Sarah eine Kämpferin ist und wollten alles für die tun. 

Kurz vor ihrem zweiten Geburtstag dann ein Rückschlag: Sarah bekam Epilepsie. Woher die kam, konnte keiner sagen. Vielleicht Spätfolgen der Gehirn-OPs, vielleicht aber auch nicht. Seitdem habe ich immer ein Notfallmedikament in der Tasche. Die Epilepsie hat uns schwer zu schaffen gemacht und während ich immer vollstes Vertrauen in Sarahs gesunde Schwester Hanna hatte, merkte ich, dass ich für Sarah mein Grundvertrauen verloren hatte. Sobald ein Infekt rumgeht, war ich nervlich am Ende, denn Sarah krampfte bei Fieber immer heftig. 

Sarah hat ein ganz schönes Päkchen zu tragen, sie hat neben der Epliepsie auch eine Spastik im rechten Bein. Auch hier hieß es, dass das das Gehen noch erschweren würde. Doch Sarah hat alle überrascht, denn mit 26 Monaten fing sie an zu laufen. Die Spastik macht es ihr tatsächlich schwer, sie muss sich für alles viel mehr anstrengen als ihre Schwester, aber Sarah haut uns immer wieder mit ihrem Kämpfergeist um. Sie ist so ein pfiffiges Mädchen, das ständig neue Dinge lernen wíll. 

2019 war für uns deshalb so wunderbar, weil Sarah keinen einzigen Anfall hatte – und sie tatsächlich Radfahren gelernt hat. Das war im September. Sie ist einfach so drauf losgeradelt und liebt es seitdem heiß und innig. Das Radfahren ist für sie eine tolle Alternative zum Laufen, das sie wegen der Spastik schnell müde macht. 

Als ich meine beiden Mädels auf ihren Rädern sah, war ich einfach nur stolz und glücklich. Sie haben beide die Frühchenzeit hinter sich gelassen und wollen ihr Leben leben. Nach all den bangen Monaten mit Anfällen und Therapien war das Radfahren im September wie ein Wunder. Ich hoffe, dass 2020 ähnlich gut für uns wird und freue mich auf viele wunderschöne Momente mit den Mädchen. 

 


2 comments

  1. Alles Gute für euch
    Ich kann mir vorstellen, wie stolz du auf deine Mädels bist – besonders auf Sarah, die von Anfang an so viel kämpfen musste. Ich drücke euch ganz fest die Daumen, dass Sarah ohne weitere Rückschläge unbeschwert ihr junges Leben genießen kann so gut es nur geht.

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