Ungeplant schwanger: Ich wollte eigentlich immer nur ein Kind

Liebe Julia, Du bist selbst ein Einzelkind und hast das in deiner Kindheit total genossen. Erzähl mal warum. 

Meine Eltern sind selbstständig, führen ein Hotel mit Restaurant. Sie hatten immer viel zu tun, waren aber immer ansprechbar. Ich hatte die volle Aufmerksamkeit, Liebe und Zuneigung für mich, was ich sehr genossen habe. Mir hat es nicht gefehlt, ein Geschwisterchen zu haben.

Zimmer teilen? Mama teilen? Ich habe nie verstanden, warum sich das Kinder wünschten. Auf die Frage „Hättest du gern einen Bruder oder eine Schwester?“ war meine Antwort: „Ich hätte lieber ein Pony.“

Außerdem hatte ich ja meine beste Freundin, die eine Straße weiter wohnte und konnte mich gut selbst beschäftigen.

Über Einzelkinder gibt es ja viele Vorurteile. Wie findet du die und musstest du dir das früher auch oft anhören?

Vorurteile a la „Einzelkinder sind ja alle verwöhnt und egoistisch!“, höre ich mir bis heute an. Ich antworte dann darauf: „Lieber ein Kind verwöhnen, als zwei vernachlässigen.“

Ich teile gern- achte aber darauf, dass ich meinen Teil vom Kuchen abbekomme. Ich fordere mein Recht ein. Wobei ich nicht glaube, dass das am Einzelkind-sein liegt, sondern an meiner Erziehung.

Ich habe auch nie verstanden, was schlimm daran sein soll, jemanden zu verwöhnen. Wir erwachsenen finden es auch toll, von unserem Partner mit Liebe verwöhnt zu werden, oder?

Dir war immer klar, dass du selbst auch nur ein Kind haben willst. Warum?

Weil ich es so schön fand, meine Eltern für mich zu haben. Weil ich dann immer beide Arme um mein Kind schlingen könnte, ohne die Sorge, dass das andere Kind vielleicht zu kurz kommen könnte.

Was haben Freunde/Verwandte dazu gesagt? 

Meine Mutter hat mich darin immer bestärkt. Meine Schwiegermutter hat drei Kinder und betonte immer, dass es mit drei Kindern zwar nicht leicht, aber trotzdem toll ist. Alle anderen haben sich da rausgehalten.

Und nun bist du doch zum zweiten Mal schwanger. War das eine Überraschung?

Eine absolute Überraschung. Nach der Geburt meines Sohnes habe ich mir die Kupferspirale einsetzen lassen. Im Frühjahrslockdown waren meine Tage dann plötzlich überfällig. Nachdem positiven Schwangerschaftstest spätabends konnte ich erst am frühen Morgen einschlafen…

Wie ging es dir mit dem positiven Test? Konntest du dich gleich freuen? Hast du Bammel?

Ich konnte mich direkt freuen – und stand gleichzeitig unter Schock. Ich mag die Ironie des Schicksals. Aber so sehr ich mich von Anfang an gefreut habe, ich habe trotzdem sehr lange gebraucht um die Schwangerschaft wirklich voll und ganz anzunehmen „Ich habe mir das nicht ausgesucht!“, habe ich sehr oft gesagt.
Angst und Bammel hatte ich immer wieder in der Schwangerschaft: Geht es dem Baby trotz der Kupferspirale in mir gut? Wie soll ich eine weitere Geburt überstehen (die erste Geburt war kein Zuckerschlecken)? Was macht ein weiteres Kind mit unserer Beziehung?

Was sagt dein erstes Kind zu dem Geschwisterchen?

Er freut sich, kuschelt und küsst den Bauch, hat dem Baby schon einen Spitznamen gegeben. Jetzt, wo es auf die Geburt zu geht, will er andauernd das „Babybuch“ lesen, in dem erklärt wird, wie es so mit einem Baby zuhause ist. Dass wir ihm relativ früh in der Schwangerschaft erklärt haben, dass seine Schwester sich so auf ihn freut, dass sie ihm eine große Playmobilritterburg mitbringen wird, ist vielleicht Bestechung… trägt aber auch einen Teil zur Vorfreude bei.

Wie erlebst du diese zweite Schwangerschaft im Vergleich zur ersten?

Heilend. Meinem Mann ging es in der ersten Schwangerschaft nicht gut, ich war ebenfalls überfordert. Niemand in meinem Freundeskreis hatte schon ein Kind, einen richtigen Draht zu anderen Müttern fand ich nicht. 
Jetzt habe ich ein kleines Netzwerk. Ich habe meine wunderbare Doula an meiner Seite, die für alle Sorgen und Nöte da ist. 
Die Ängste in dieser Schwangerschaft sind zwar ernster, aber weniger diffus, sodass ich mich besser damit auseinander setzen kann. Ich weiß, wie Geburt sein kann- und dass ich es so nie wieder erleben will. Und so habe ich alles dafür getan, dass es mir und meiner Tochter während der Entbindung gut gehen wird. 

Jetzt mal frech gefragt: Gibts eine Chance auf weiteren Familienzuwachs?

Geplant wird hier nichts mehr. Wenn es nach meinem Mann ginge, könnte wahrscheinlich eine halbe Fußballmannschaft folgen. Ich werde es so machen wie bisher: Verhüten und schauen, was mein Körper daraus macht.

Wer mehr über Julia erfahren will, kann das hier: https://www.instagram.com/wunderkind.trotzspirale/


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