Ihr Lieben, neulich haben wir über unserer Facebook-Seite den Artikel von Pia geteilt, in dem sie uns erzählt, dass sie die Geliebte eines verheirateten Mannes ist. Der Beitrag sorgte für viele Kommentare, für Unverständnis und und erreichten unfassbar viele Nachrichten. Viele Frauen erzählten uns, dass sie betrogen wurden, aber viele wollten davon berichten, dass auch sie eine Affäre haben. Es hat uns total überrascht, wie hoch die Resonanz auf dieses Thema war, deshalb haben wir uns entschlossen, hier nochmal zwei Geschichten aus verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen…
Liebe Melli, Dein Ex-Mann führte eineinhalb Jahren ein Doppelleben. Kannst Du erstmal etwas über eine Beziehung erzählen?
Unsere Beziehung lief eigentlich gut, wir hatten eine hübsche Wohnung und einen süßen Sohn. Finanziell ging es uns nicht besonders gut, weil nur ich einen Job hatte, er war vier Jahre lang arbeitslos. Viele Freunde und meine Familie sagten deshalb immer, er würde mich nur ausnutzen, aber ich glaubte das nicht. Ich liebte ihn eben.
Gab es keine Hinweise, dass Dein Mann noch eine andere Frau hat?
Nein. Er war abends zwar oft unterwegs, sagte aber dann immer, er würde sich mit Kumpels treffen und an Autos rumschrauben. Deshalb wunderte ich mich auch gar nicht, dass er immer duschen ging, wenn er wieder kam. Ich dachte: Klar, er ist dreckig vom Auto-Basteln. Als unser Sohn knapp zwei Jahre war, sagte er, er würde mit ihm auf den Spielplatz gehen oder einkaufen fahren. Das fand ich natürlich super, weil ich dadurch auch mal ein bisschen Freizeit hatte.
Doch er war nicht nur mit Eurem Sohn unterwegs…
Nein, leider. Irgendwann rief mich eine Bekannte an und fragte, ob ich eigentlich von meinem Mann getrennt sei. Ich verneinte natürlich. Meine Freundin erzählte mir dann, sie habe ihn mit einer anderen Frau und unserem Sohn gesehen. Da war ich erstmal baff.
Du hast ihn sicher damit konfrontiert.
Klar, aber er sagte, es sei nur eine Bekannte – und ich glaubte ihm. Er sagte, er würde mich lieben und mich niemals aufgeben wollen. Ich hatte die rosarote Brille auf, auch als er abends immer öfter weg war – und auch mal über Nacht weg blieb. Angeblich war er bei einem Kumpel eingeschlafen. Doch dann bekam ich wieder eine Nachricht, dass jemand ihn mit einer anderen Frau gesehen habe – und diese Frau kannte ich.
Wie ging es weiter?
Ich sprach ihn wieder darauf an und sagte ihm, dass ich ihm nun nicht mehr glauben könnte. Da gestand er und sagte, dass er mich lieben würde – die andere aber auch. Ich war am Boden zerstört und unglaublich sauer auf mich selbst. Dass ich so lange gutgläubig gewesen war. Er war aber einfach der perfekte Lügner gewesen…
Du hast Dich mit der anderen Frau getroffen…
Ja, und sie war auch geschockt. Denn ihr hatte er erzählt, dass wir uns ein Jahr nach der Geburt getrennt hätten. Und so stellte sich heraus, dass er fast eineinhalb Jahre zwei Beziehungen gehabt hatte.
Wie bist Du mit diesem Betrug umgegangen?
Ich kam mir so dämlich vor. Die Geschichte verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Ort und ich schämte mich, unter Leute zu gehen. Ich war für viele das dumme Mädchen, das nichts gecheckt hatte. Ein dummes Mädchen, das blind gewesen war vor Liebe. Früher hatte ich immer gedacht, dass es unmöglich sei, sowas NICHT zu merken, und nun war genau das mir passiert.
Und wie hat er sich verhalten?
Er sagte, er habe solche Angst uns zu verlieren – dabei hatte er uns schon verloren, als er zum ersten Mal die andere Frau traf. Ich merkte, dass ich ihn richtig zu hassen begann. Wie konnte er das mir nur antun? Ich hatte doch alles gegeben. Ich ging arbeiten, bezahlte die Miete, füllte den Kühlschrank, war verständnisvoll, ich war die Mutter seines Kindes. Und er – er stieg einfach zu einer anderen ins Bett…
In Diskussionen hielt er mir immer wieder vor, ich würde unserem Sohn die Sicherheit nehmen, wenn ich mich trennen würde. Er machte mir ein schlechtes Gewissen, sagte, ich sei eine schlechte Mutter, wenn ich gehen würde. Aber ich ging. Ich habe ihn verlassen. Ich suchte mir eine Wohnung und zog zusammen mit meinem Jungen aus.
Wie geht es Dir heute?
Sehr gut. Mein Sohn und ich kamen gut alleine klar. Nach einiger Zeit lernte ich meinen jetzigen Mann kennen. Er ist mein Seelenverwandter und ich könnte nicht glücklicher sein.
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Liebe Katja, Du bist verheiratet und hast eine Affäre. Beschreib doch mal Deine Ehe – was findest du da gut und was fehlt Dir?
Ich kann von mir behaupten, dass ich meinen besten Freund geheiratet habe. Wir kennen uns viele Jahre, haben ein gemeinsames Kind (3) und vor kurzem geheiratet. Es scheint also alles perfekt, aber ich habe gewisse sexuelle Vorlieben, die ich mit meinem Mann nicht ausleben kann. Es interessiert ihn einfach nicht und ich dachte zunächst, ich könnte darauf verzichten. Aber ich habe gemerkt, dass ich es nicht kann.
Deshalb die Affäre?
Ja, ich habe den Mann über eine einschläge Internetseite kennen gelernt und treffe ihn seit ein paar Monaten.
Wie war das erste Treffen mit dem anderen Mann? Wie ging es Dir danach?
Das erste Treffen war super entspannt und ich hatte das Gefühl, diesen Mann schon ewig zu kennen. Wir haben ein wenig geknutscht und sind später beide nach Hause. Im Auto war ich einfach geflasht. Zuhause plagte mich kurz das schlechte Gewissen. Es ist so: Ich liebe meinen Mann und meine Familie über alles. Das schlechte Gewissen hält beim nach Hause kommen kurz an, verschwindet dann aber. Früher habe ich immer fest an Monogamie und ewige Treue geglaubt. Heute bin ich der Meinung, dass eine Affäre eine Ehe, in der sonst alles super ist, auch retten kann.
Wie oft siehst du den anderen Mann und habt Ihr dann nur Sex oder geht ihr auch mal ins Kino oder essen?
Wir sehen uns alle paar Wochen rein sexuell. Ab und an skypen wir oder treffen uns selten mal auf einen Kaffee.
Dein Mann weiß aber davon nichts.
Nein und auch die Frau meiner Affäre nicht. Das nagt ab und an sehr an mir. Gerne würde ich es offener gestalten.
Hast du dir überlegt, wie lange das weitergehen soll? Wärst du bereit, für deinen Mann deine Affäre aufzugeben?
Wie lange es gehen wird, wird sich zeigen. Sollte mein Mann davon erfahren, gäbe es Gesprächsbedarf und wir müssten eine Lösung finden. Weder meine Affäre noch ich wollten unsere Familien aufgeben. Es ist nur leider so, dass dieser andere Mann einen Teil meiner Sexualität befriedigt und mich das eine Zeit lang zutiefst ausfüllt und ausgleicht.
Was hast Du über dich gelernt durch diese ganze Sache?
Ich habe gelernt, wie sich meine Ansicht über Liebe und Treue wandeln kann. Dass man Sex ohne Liebe haben kann, weiß ich schon länger. Dass Treue für mich mehr ist als sexuell fremd zu gehen und wie sehr ich meinen Mann und unser Kind tatsächlich liebe.
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Foto: Pixabay