Mutmacher für anstrengende Tage: Warum es manchmal einen Blick von außen braucht

Beim Essen hampelt er rum, schluckt nie runter, bevor er spricht. Er kann gerade schwer still sitzen und eigentlich ist er ständig laut. Macht Pistolen-Geräusche, pfeift, klopft, singt.

Die Jacke hat er wieder nicht aufgehängt, die Schuhe in die Ecke geschmissen. Das Zimmer sieht aus wie Hulle. Warum hast du deinen Schlafanzug noch nicht an? Ich hatte dich doch vor zehn Minuten darum gebeten.

Hauen, Schubsen, hibbeln: Manchmal nervt es so

Die Schwester kriegt noch einen kleinen Schubs. Geheule. Ach Mensch, warum müsst ihr immer streiten?

Das Essen schmeckt mal wieder nicht. Gemecker. Und Frust. Bei mir. Und ihm.

Es fühlte sich wieder alles so schwer an in den letzten Tagen. Diese Erziehung – bringt die eigentlich was? Warum kommt bei ihm so wenig an, wo ich doch immer und immer wieder geduldig erkläre. Diese Erziehungssache ist manchmal so anstrengend und manchmal scheint es, als würde nichts fruchten.

Ich glaube, jeder kennt diese Phasen, in denen ein Kind besonders viel Aufmerksamkeit braucht. Wir wissen eigentlich: Das geht vorbei. Und doch ist es manchmal einfach frustrierend, in dieser Phase zu stecken.

Mit mulmigem Gefühl zum Kitagespräch

Und dann steht das Entwicklungsgespräch in der Kita an. Eine halbe Stunde höre ich wunderbare Sachen über mein wunderbares Kind. Wie emphatisch es ist, wie fürsorglich für die Kleineren. Dass er einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat. Und gerade so phantasievoll malt und sich Geschichten ausdenkt. Dass er so viel Humor hat und den Erzieherinnen Witze erzählt. Dass er alles Neue aufsaugt und an allem interessiert ist.

Natürlich weiß ich, dass mein Kind wunderbar ist. Ich liebe es auch so unglaublich. Ich weiß, was für ein tolles Kind ist es ist, ich kenne seine Stärken. Ich staune oft auch über seinen Wissensdurst und dass er schon so gut rechnen kann. Ich freue mich, wenn ich sehe, wie liebevoll er im Kita-Karten mit seiner Schwester spielt. Aber in Zeiten, die anstrengend und zehrend sind, wird mein Blick manchmal enger. Dann sehe ich plötzlich mehr die Dinge, die nicht so gut laufen.

Manchmal braucht es dann die Außensicht, um wieder einen weiteren Blick zu bekommen. Um zu merken: Es läuft so viel richtig gut. Wir kriegen so viel mehr gut hin als was wir vermasseln.

Ein kleiner Schulterklopfer für Mama tut so gut!

Für mich brauchte es gerade diesen Schulterklopfer von außen, um zu merken: Das, über das wir uns zoffen, sind Kleinigkeiten. All das, was wirklich wichtig ist – Empathie, Gerechtigkeitssinn, Fürsorge – besitzt mein Kind.

Ich will mich wieder mehr auf das konzentrieren, was gut läuft. Bei mir, bei meinen Kindern. Und dankbar sein. Für Lebendigkeit, Auf und Abs, Hochs und Tiefs. Einfach das Leben.

Foto: Cindy und Kai Fotografie


1 comment

  1. Liebe Katharina,
    Es ist, als würdest Du unseren Sohn beschreiben. Es gibt diese Phasen bei ihm so deutlich. Wochenlang klappt alles reibungslos, er ist der Erste, der fertig umgezogen ist, räumt von sich aus auf, kümmert sich rührend um seine kleine Schwester… nicht, dass ich das verlangen würde, er macht es einfach. Und dann kommt die Phase, in der er keiner Bitte oder Aufforderung nachkommt, schnell wütend wird und gemeine Dinge zu uns allen sagt. Ich hatte auch mein Kita-Gespräch in der Zeit – es ist verblüffend, wie „angepasst“ er da ist, obwohl er doch eine unausgeglichene Phase durchlebt. Umso stolzer bin ich auf ihn, weil er es schafft, die eigene Befindlichkeit im Kindergarten hinten an zu stellen und umso mehr verstehe ich, dass er Abends dann diese Energie nicht mehr aufbringen kann. Sind wir nicht alle mal angestrengt, unausgeglichen oder überfordert mit Informationen/ Lerninhalten? Wir können (vielleicht) schon eher damit umgehen, die Kleinen müssen das erst lernen.
    Wenn sie das in der Kita schon anwenden, haben wir vieles wohl richtig gemacht – du auch!
    Liebe Grüße Florence

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