Mein Name ist Monika, ich bin 44 Jahre. Ich bin seit 11 Jahren alleinerziehend, arbeite 35 Stunden die Woche als Zahnarzthelferin. Ich habe einen 17-jährigen Sohn und eine 15-jährige Tochtrer, wir leben in einem Dorf in Süddeutschland.
Heute möchte ich Euch die Geschichte meiner 15-jährigen Tochter erzählen, die seit einem Jahr an Depressionen leidet. Meine Tochter hatte – trotz der Trennung – eine schöne Kindheit. Sie war ein fröhliches, lebhaftes Kind. Sie hatte eine so positive Ausstrahlung, ist einfach auf Leute zugegangen und fand daher schnell viele Freunde.
Mitte 2018 veränderte sich meine Tochter. Immer wieder klagte sie über Oberbauch-Schmerzen, die irgendwann so stark wurden, dass wir nachts ins Krankenhaus gefahren sind. Dort konnten die Ärzte nichts finden, organisch war alles ok. Weil die Schmerzen immer wieder auftraten, wurde kurz darauf eine Magenspiegelung gemacht – ohne Ergebnis. Im Oktober 2018 wurde sie nochmal komplett durchgecheckt, aber die Ärzte fanden nichts.
Obwohl scheinbar alles ok war, gingen die Schmerzen nicht weg. Mein Ex-Mann und ich waren ratlos und entschieden, einen Termin beim Jugend-Psychologen auszumachen. Leider hieß es, der nächste freie Termin sei erst im Dezember 2018.
Im November 2018 dann der Schock. Ich kam eines Abends von der Arbeit wieder und fand meine Tochter in ihrem Zimmer. Sie lag auf dem Boden und starrte die Wand an. Als ich sie ansprach, zeigte sie keine Reaktion. Ich rief meinen Ex-Mann an, der auch gleich kam.
Irgendwann löste sich die Starre meiner Tochter. Sie fing an zu weinen und sagte, dass diese Stimmen aus ihrem Kopf verschwinden sollten. Ich versuchte sie zu beruhigen, tröstete sie, wiegte sie – aber mir war klar, dass wir am nächsten Morgen Hilfe suchen mussten.
Gleich morgens fuhren wir in die nahegelegene Klinik für Kinder und Jugendliche mit physischen Problemen. Dort wurde sie untersucht, die Ärzte sagten uns, dass unsere Tochter eine mittelschwere Depression habe. Die Oberbauch-Schmerzen seien ebenfalls ein Anzeichen dafür. Unsere Tochter wurde stationär in die Klinik aufgenommen.
Die Diagnose haute mich um, ich begann mir Vorwürfe zu machen, suchte nach den Gründen, warum meine Tochter die Krankheit hat. Ich dachte, unsere Trennung sei doch schuld. Bis heute wissen wir nicht, was der Auslöser der Krankheit ist.
Fast zwei Monate war unsere Tochter in der Klinik, auch heute geht sie noch einmal die Woche zu einem Psychologen. Sie hat gelernt, mit den Schmerzen umzugehen und hat die Krankheit momentan recht gut im Griff. Zum Glück hat sie viele Freunde, die sie unterstützen. Sie geht auch wiederzur Schule und will ihr Abitur machen.
Das Ganze hat aber Spuren hinterlassen. Das Verhältnis zwischen uns ist angespannt. Daher wohnt meine Tochter momentan bei ihrem Vater. Das war ein Schock für mich und hat mich auch ganz schön verletzt. Ich habe Angst, dass wir uns entfremden und sie den Kontakt abbricht.
Vielleicht gibt es hier ja die eine oder andere Mama, die ähnliche Erfahrungen gemacht hat und die mir sagen kann, wie ich mich am Besten verhalten soll. Es würde mir sehr gut tun, mich mit anderen Müttern auszutauschen.
5 comments
Durchhalten
Hallo, ich kann verstehen, dass es dich beunruhigt, wenn das Verhältnis zu deiner Tochter schwierig geworden ist. Ich selber hab mit 16 Jahren Depressionen bekommen, wobei sich alles mit 14 schon anbahnte. Auch mit Klinik und Therapie über einige Jahre. Es gab Eheprobleme bei meinen Eltern und auch meine Mutter bekam Depressionen. Das Verhältnis zu meiner Mutter wurde zu einem Pulverfass, das jederzeit explodieren konnte und es auch tat. Das Vertrauen war kaum noch vorhanden. Ich war sehr wütend auf meine Mutter. Wären meine Eltern zu der Zeit schon getrennt gewesen, wäre ich auch zu meinem Vater gezogen. Geholfen hätte mir,dass sie mich in meinen Gefühlen ernst nimmt(„Du hast doch gar keinen Grund, dass es dir schlecht geht!“). Mir nicht dauernd irgendwelche Predigten erzählt „Mir hat damals niemand geholfen, als es mir schlecht ging.“ Ihre Sorge hat mich manchmal erdrückt, genauso wie die Hilflosigkeit, die ich von ihr gespürt hab. Sie wollte manchmal erzwingen, dass es mir gut geht und redete auf mich ein. Das war ziemlich kontraproduktiv. Die erste Verbesserung gab es, als ich ausgezogen bin und wir räumlichen Abstand hatten. Es war oft noch angespannt, aber es folgen keine Fetzen mehr. Besuche waren wieder nach und nach positiv. Ja und jetzt, ich bin jetzt seit 5 Monaten selber Mama und jetzt hat sich die Beziehung zu ihr deutlich entspannt. Jetzt zeigt sie Verständnis, ist für mich da und ist einfühlsam. So wie eine Mama es eben tut 🙂 Fernab der Depressionen kam bei uns und so ist es ja vielleicht auch bei euch die Pubertät dazu. Ein Stück weit ist es ja vielleicht auch normal und ein Teil einer gesunden Entwicklung,wenn die Tochter als Teenie einen für die Mama zu großen Abstand wünscht. Vielleicht hilft es, wenn du das ganze nicht als pathologisch betrachtest, sondern als Entwicklungsschritt, den deine sie macht, um selbstständig zu werden und herauszufinden wie sie funktioniert, wenn Mama nicht dabei ist. Lass die Tür zu dir offen, bestimmt wird sie sie dann irgendwann wieder durchtreten. Ich wünsche euch, dass ihr bald wieder zueinander findet und schicke dir Kraft, Durchhaltevermögen und eine gute Portion Optimismus, dass alles gut werden kann und wird!
Depressionen sind heilbar
Hallo, es tut mir sehr leid, dass deine Tochter und du durch so eine schwere Phase geht. Ich hatte selber für viele Jahre Depressionen und fühle sehr für deine Tochter. Wie gut, dass sie professionelle Hilfe hat und die Krankheit benannt wurde. Mir hätte es früher geholfen, wenn meine Mutter mich unterstützt hätte ohne ihre Unsicherheiten und Sorgen zu sehr an mich heranzutragen. Ich schämte mich sowieso schon sehr und hatte keine Kraft mich mit meiner Mutter auseinanderzusetzen. Ich persönlich hätte ganz viel bedingungslose Liebe von einer starken Bezugsperson gebraucht.
Jede Depression ist sicherlich anders und individuell. Aber Depressionen sind heilbar, vor allem wenn sie relativ früh erkannt werden. Heute bin ich zufrieden in meinem Leben, recht stabil und selber Mutter.
Alles Gute euch beiden!
Hallo, das tut mir wirklich
Hallo, das tut mir wirklich furchtbar leid was deine Tochter passiert. Ich selbst bin Tochter eines schwerst depressiven Vaters. Aktuell geht es ihm ganz gut. Ich weiß nicht wo du genau wohnst aber bei uns in Nürnberg gibt es z.b. das KISS mit verschiedenen Themenvorträgen und Selbsthilfegruppen. Vielleicht findest Du eine Selbsthilfegruppe in deine Nähe. Ich persönlich würde dir auch für dich selbst eine Beratung bei einem Psychologen empfehlen. Ich finde es als Angehöriger nämlich furchtbar schwer nicht in die Rolle eines Therapeuten zu rutschen. Ich wünsche euch viel Kraft.
Kind mit Depression und Angst
Hallo, ich entdecke gerade viele Gemeinsamkeiten! Ich bin 42, habe 3 Kinder und meine mittlere ist auch an Depressionen erkrankt! Sie konnte nur von Ihren Ängsten sprechen aber um Hilfe bitten. Erst eine Psychologin vor Ort, sehr schnell ein Medikament, dann die Bitte um eine psychosomatische Klinik. Lange Wartezeit! Dort dann endlich die passende Hilfe. Das Wichtigste hatte meine Tochter und verschwiegen! Über ein Jahr kämpfte sie mit Suizidgedanken! Sie war damals 13 ist 14 geworden! Der Wiedereinstieg in die Schule war schwer. Ihr neues Selbst wurde nicht akzeptiert. Jetzt ist sie zu ihrer Freundin gezogen. 600 km weit weg und hat neu angefangen. Und ist glücklich!
Wir leben übrigens auch im südlichen Bayern!
Melde dich, wenn du den Austausch suchst! Ich würde mich freuen!
Liebe Grüße
Oberbauchschmerzen
Oh je. Ich wünsche dir von Herzen, dass deine Tochter und du sich wieder annähern und natürlich dass sie stabil wird oder bleibt und es ihr gut geht. Ich würde dir raten nicht aufzugeben und ihr immer wieder Kontakt anbieten. Mit ihr so viel Zeit wie möglich verbringen ihr zuhören sich ihr unaufdringlich aber liebevoll nähern. Ihr zeigen dass du sie liebst und immer zu ihr halten, immer für she da sein wirst sie immer dein geliebtes Kind ist egal wie sehr sie dich auch weg stößt. Aber auch ihre Grenzen akzeptieren. Wenn sie dich nicht sehen will es akzeptieren aber immer wieder anbieten. Wenn sie keine körperliche Nähe will, es akzeptieren ihr aber immer wieder zu verstehen geben dass du sie liebst. Ich erlebe bei meiner Tochter, dass sie ihren Vater nicht mehr sehen will da er sie zu sehr bedrängt hat auch körperlich. Nicht im sexuelle Sinne oder so, nicht dass das missverstanden wird! Sondern, sie ist zehn, sirle noch kuscheln möchte wie ein Kleinkind zb. Er akzeptiert es, dass sie keinen Kontakt will zur Zeit, ruft aber immer wieder an und erkundigt sich. Lange Zeit hat er es nicht getan und es hat eine Entfremdung stattgefinden. Seid er sich wieder meldet wird es besser.
Um meine Tochter mache ich mir auch Grüße Sorgen. Sie kam früh in die Pubertät ist sehr gereizt scheint oft unglücklich l, klagt häufig über Oberbauch Schmerzen und Kopfschmerzen. Sie hat Probleme in der Schule und läßt sich oft abholen. Sie ist in psychologischer Behandlung seit kurzem wegen einer Teilleistungsschwäche aber dank dieses Beitrages werde ich das Thema Depressionen ansprechen. Vielen Dank und alles Gute!