Leserfrage: Wenn Vorfreude und Abschied nah bei einander liegen – wie gehe ich mit diesen Gefühlen um?

Mein Name ist Kathi, das Jahr 2019 war das härteste, schlimmste und auch schönste Jahr in meinem Leben. Ende 2018 erfuhren wir, dass ich wieder schwanger bin. Wir freuten uns sehr und fanden sogar schnell eine neue Wohnung, in der wir zu viert genug Platz haben würden. Das Jahr schien einfach schön zu werden. 

Im April 2019 hat mich dann völlig überraschend und unvorbereitet die Nachricht vom plötzlichen Tod meiner Mama getroffen. Sie hat sich das Leben genommen und seitdem ist nichts mehr, wie es mal war. 

Um mit meiner Trauer besser umgehen zu können, habe ich eine Trauerbegleitung in Anspruch genommen. Ich hatte auch die Hoffnung, dass ich dort jemand finde, der gleiches oder ähnliches erlebt hat. Aber leider war das nicht der Fall. 

Daher die Frage: Gibt es hier eine Frau, die gerade schwanger ist/schon ein Kind hat – und jemand Nahestehendes durch einen Suizid verloren hat? Ich würde mich so gerne über das Wechselbad der Gefühle – die große Freude über das Kind und die große Trauer wegen des Verlustes – austauschen. 

 


9 comments

  1. Wir haben das gleiche erlebt
    Liebe Katharina,
    auch meine Mama hat sich im letzten Jahr das Leben genommen, als ich in der 37. Woche schwanger mit unserem dritten Kind war.
    Wenn du möchtest, schreibe mir gerne!
    Liebe Grüße
    Rebekka

  2. Alles Liebe!
    Liebe Kathi,
    erstmal „herzliches Beileid!“ Klingt immer so düster und abgedroschen, aber ich meine es von Herzen! Ich kann ziemlich gut nachvollziehen, was für ein Wechselbad Du durchlebst. Kurz bevor ich schwanger werden durfte (habe eine Krankheit / 3. Versuch künstliche Befruchtung, hat sich meine Schwester das Leben genommen. Juli 2015. Es klingt absurd, aber mein nun 3 1/2 jähriger Sohn ist an ihrem Geburtstag zur Welt gekommen. Und bis heute hatte ich noch nicht wirklich Zeit, das zu verarbeiten. Es holt mich aber so langsam ein. Und immer mal wieder werde ich durch Lieder, Filme, etc getriggert. Ich weiß gar nicht, wann und wie ich die Verarbeitung in Angriff nehmen soll. Aber dass das noch passieren muss, ist mir klar. Im Grunde bin ich mit ihrer Entscheidung im Reinen. Sie hat denn frühen Tod unseres Papas, als wir Teenies waren nie verkraftet und wollte schon damals eigentlich mit ihm gehen. Naja.. ich wollte Dich eigentlich nicht mit meiner Geschichte vollstopfen, sondern Dir viel Kraft wünschen und Dir wünschen, dass Du die Entscheidung Deiner Mama irgendwann einfach akzeptieren kannst und Dich auf ein schönes und fröhliches Leben mit Deiner Familie konzentrieren kannst! Lieber Gruß – Silke

  3. Liebe Kathi,

    Liebe Kathi,
    deine Frage hat mich sehr bewegt. Ich kenne das Gefühl und es ist scheußlich – und es wird irgendwann besser: noch als ich mit meinem 2. Sohn schwanger war, erfuhr die Schwester meines Mannes mit 42 von einer Krebserkrankung. Sie sagte von Anfang an, dass sie das nicht überlebt und dass ihr Nachfolger ja unterwegs wäre. Das hat mich total fertig gemacht. Auf absurde Weise schien sie mir recht zu behalten: die Krankheit ließ sich nicht aufhalten. Sie starb als der Kleine 9 Monate war. Ich war traurig, und wütend auf die Krankheit und hatte Angst. Und zugleich war ich glücklich mit meinem Baby und unglaublich wütend darauf dass diese Krankheit mein Glück stört – und das war besonders absurd, denn für die Krankheit konnte ja niemand was. Also hab ich mich dafür geschämt so glücklich mit ihm zu sein. Hab mich geschämt, wenn ich glücklich mit ihm war und mein Mann daneben saß und nicht glücklich sein konnte. Es war eine furchtbare Zeit mit vielen Tränen und vielem funktionieren müssen. Es hat mir geholfen an meine Kinder zu denken, die ja nichts dafür konnten und die die unbeschwerten Momente, von denen es so wenige gab, unbedingt genießen sollten und die ganz besonders eine Mutter gebraucht haben, die ihnen das ermöglicht hat. Es hat mir geholfen mit jemandem zu reden, den ich mein Gefühlsdurcheinander erzählen konnte. Meine Schwestern haben mir einfach zugehört- das war gut. Inzwischen sind 1,5 Jahre vergangen, aber das Loch in unsere Familie ist da , die meiste Zeit ok versteckt und dann plötzlich hört, sieht oder liest man etwas und alles ist wieder da und man sitzt am Schreibtisch in der Arbeit und es kommen einem die Tränen. Ich hab es dann zumindest so gut, dass ich an die wenigen Momente denken kann die mein Kleiner mit seiner Tante hatte, die eigentlich nicht so scharf auf Kinder war aber immer sagte dass waere „ihr“ besonderer Neffe. Das war wunderschön und ich sehe sie im Krankenhaus Bett sitzen und der Kleine spielt mit ihren Fingern.
    Es hat mir geholfen, zu akzeptieren, dass all diese Gefühle da sind und sie hinzunehmen und zu akzeptieren, dass sie für immer zu unsrem Leben gehören . Das heißt nicht , dass ich nicht manchmal schreien möchte über die ganze Ungerechtigkeit.
    Ich wünsche dir ganz sehr, dass du deinen Weg findest und irgendwann mehr auf die guten Erinnerung zurückblicken kannst als auf den Schmerz und deinem Kind von diesen erzählen kannst. Von Herzen alles Gute!!

  4. Liebe Kathi
    Liebe Kathi, mein Beileid und meinen Glückwunsch! Auch in meiner Familie ist das passiert … vor über 40 Jahren. Ich bin das Kind, das meine Oma nicht kennenlernen wollte. Meine Rolle ist also etwas anders als Deine, aber die Geschichte doch ähnlich. Ich würde mich über einen Austausch freuen!

  5. Ähnliche Situation
    Liebe Kathi,

    mein Vater ist bei einem Unfall gestorben wenige Monate, bevor ich schwanger geworden bin. Ein knappes Jahr nach der Geburt hat meine Oma Suizid begangen. Ich hab also ähnliches erlebt wie du und wenn du Redebedarf hast, stehe ich dir gerne zur Verfügung.

    Ich wünsche dir alles Gute!

    Liebe Grüße

    Sabrina

  6. Liebe Katharina,

    Liebe Katharina,

    mein Vater hat sich im Januar 2019 das Leben genommen. Da war mein Sohn gerade 10 Monate alt. Melde dich gerne bei mir. Ich fühle mit dir. Dein Verlust tut mir sehr leid.

  7. Auch mir ist etwas sehr
    Auch mir ist etwas sehr ähnliches passiert und habe einen holprigen Weg hinter mir. Ich tausche mich gern darüber aus. Lg

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