Interview: Um einer Haftstrafe zu entgehen, ließ mein Mann mich schwanger sitzen

Liebe Yve, nach drei Jahren Kinderwunschbehandlung bist Du endlich schwanger geworden. Kannst du dich noch erinnern, was Deine ersten Gedanken waren nach dem ersten Schwangerschaftstest?

Natürlich habe ich mich wahnsinnig gefreut. Wir hatten lange Zeit Angst, dass wir keine Kinder bekommen können und hatten schon mehrere Versuche hinter uns. Der postivie Test war deshalb natürlich unfassbar schön für mich – aber gleichzeitig war ich auch traurig, weil mein Mann nicht da war und ich den Test alleine in den Händen hielt. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Dein Mann war nicht dabei, weil er eine Haftstrafe antreten sollte…

Genau, er ist zu 2 Jahren und 3 Monaten verurteilt worden, weil er ohne Führerschein Auto gefahren ist – und das leider nicht zum ersten Mal. Ich finde das trotzdem eine sehr hohe Strafe..

Doch Dein Mann hat die Haftstrafe nicht angetreten, sondern hat sich ins Ausland abgesetzt.

Ja, als ich das merkte, war ich stinksauer. Ich war schwanger mit seinen Kindern und er ließ mich einfach zurück – das war sehr hart. Da ich mir die Miete alleine nicht leisten konnte, musste ich zu meiner Familie zurück ziehen. Das heißt, neben einer beschwerlichen Zwillingsschwangerschaft musste ich mich auch noch um einen Umzug kümmern und den ganzen Papierkram erledigen. 

Wie verlief denn die Schwangerschaft durch diese Belastungen?

Durch den ganzen Stress bekam ich Blutungen und hatte wirklich Angst, die Babys zu verlieren. Zum Glück ging aber alles gut aus. 

Wer war dir in dieser Zeit eine Hilfe und wo hast du Kraft gesammelt?

Sowohl meine Familie als auch seine Familie waren mir eine grosse Stütze. Freunden habe ich nichts von dieser Sache erzählt, es war mir einfach alles zu peinlich und unangenehm. 

Freunden habe ich nichts erzählt, da mir das Ganze sehr unangenehm war.

Hattest Du Kontakt mit Deinem Mann während er im Ausland war?

Ja, hatte ich. Er sagte, er wolle sich im Ausland ein neues Leben aufbauen und ich solle mit den Babys schnell nachkommen. Aber wie sollte das bitteschön gehen? Nach wenigen Wochen hat auch er eingesehen, dass sein Plan nicht aufgehen würde. Er hat sich gestellt und sitzt seine Strafe nun ab. 

Bist du eher sauer, wütend oder traurig, dass er in dieser Zeit nicht da ist?

Ich bin unglaublich traurig darüber, dass er bei der Geburt seiner Kinder nicht dabei sein konnte. Mir ging es nach der Geburt sehr schlecht, ich hatte Blutungen im Bauchraum, weil ich einen Kaiserschnitt hatte. Das fiel erst am nächsten Tag auf und ich wäre fast verblutet. Dass er in diesen Tagen nicht an meiner Seite war, kann er nie wieder gutmachen.

Wer hat dich bei der Geburt begleitet?

Meine Schwester. 

Was wünscht Du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass er aus seinen Fehlern lernt und dass wir nach seiner Entlassung wieder eine normale Familie sein können. Da er sich im Gefängnis gut macht, kann er bald in den offenen Vollzug und wenigstens an den Wochenenden bei uns sein. Er macht sich mittlerweile viele Vorwürfe, dass er uns allein gelassen hat – aber für Vorwürfe ist es jetzt zu spät. Ich konnte die schönsten Momente meines Lebens nicht genießen, das kann er nicht wieder gut machen….

Foto: Pixabay
 


1 comment

  1. Egoismus
    Purer Egoismus seitens des Vaters, ich wüsste nicht ob ich so jemandem nochmal vertrauen könnte. Btw finde ich im Gegensatz zu Yve die meisten Strafen für verkehrsdelikte noch viel zu milde – und für diesen Fall besonders, denn fahren ohne Führerschein geht voraus, dass er diesen mehrfach verloren haben muss durch unsachgemäßes Verhalten.

    Ansonsten Hut ab für soviel Verständnis

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