Gastbeitrag von Kimi: Wie mich die Geburt meiner Tochter von einem Trauma befreite

Mein Name ist Kimi und ich möchte Euch erzählen, wie mich die Geburt meines dritten Kindes mit der Geburt des zweiten versöhnt hat. Über diese zweite traumatische Geburt habe ich HIER schon einmal ausführlich geschrieben und fasse es nochmal zusammen:

Die Geburt meines zweiten Kindes begann mit einer Einleitung. Ich bekam damals die ersten Tabletten und es passierte nichts.  Es war so depremierend, meine Laune sank minütlich . Ich war getrennt von meinem Erstgeborenen und vermisste ihn wahnsinnig. In der Nacht verlor ich Fruchtwasser, ich wusste, dass es nun nicht mehr lange dauern würde. Mittags entschloss sich die Hebamme die Fruchtblase um 15Uhr zu öffnen, da sie aus meiner Akte heraus lesen konnte, dass es bei Kind Nr.1 ab Blasensprung sehr schnell ging. Als die Fruchtplatze geöffnet war, merkte ich sofort den Unterschied zur ersten Geburt. Die Wehen waren viel intensiver und stärker. Der Muttermund öffnete sich innerhalb von einer Stunde auf weitere 4 Zentimenter, mein Körper arbeitete auf Hochtouren.

Ich hatte absolut keine Wehenpause, jedesmal, wenn ich dachte die Wehe klingt ab schoss die nächste hinterher. In diesen Momenten dachte ich wirklich, ich würde es nicht packen und weinte bitterlich. Diese Schmerzen überkamen mich wie eine Lavine und ich widerholte immer wieder einen Satz : "Irgendetwas stimmt nicht, ich hab keine Pausen."

Die Schmerzen machten mich regelrecht verrückt. Um 17.20 Uhr war mein Muttermund bei 8cm. Zunächst freute ich mich, dass es nun bald in die Presswehen übergehen würde – doch dann bekam ich mit, dass sich der Zustand des Kindes verschlechterte. Die Herztöne reagierten auf die Wehen und ich war nicht in der Lage, dem Baby durch das richtige Atmen genügend Sauerstoff zukommen zulassen. Zudem war der Kopf immer noch abschiebbar. Die Hebamme setzte einen Wehenhemmer, dass das Baby und ich ein weniger Kraft tanken konnten. Der Kleine war unheimlich gestresst und ich hatte solche Schmerzen, dass ich am ganzen Körper zitterte. Um 19 Uhr war der Muttermund vollständig auf, die Presswehen blieben jedoch aus. Das Köpfchen war immer noch abschiebbar. Diese Nachricht nahm die den letzten Funken Kraft. Um mich herum redeten sie von Geburtsstillstand, ich bekam einen OP- Kittel an und hörte, wie sie sagten: Das Kind hat über 4 kg. Wir sind uns nicht sicher, ob er es durch das Becken schafft."

Die Hebamme forderte mich nochmal zum Pressen auf und ich presste – ohne Presswehen. Plötzlich ging alles sehr schnell. Es wurde also doch kein Kaiserschnitt, sondern eine Spontangeburt.  4440 Gramm als Schulterdystokiegeburt wurden durch Ellbögen fremder Menschen innerhalb drei Minuten aus mir rauskatapultiert. Mein Kind war bewusstlos, blau, lag regungslos zwischen meinen Beinen. Ich spührte unfassbare Angst, Panik und vor allem Verzweiflung. Die Ärzte halfen und dann atmete er. Ich weinte und war wirklich traumatisiert. 

Zwei Jahre später taten die Erinnerungen an die Geburt immert noch weh – und dann hielt ich völlig unerwartet wieder einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Ich hatte sofort 1000 Gedanken und Gefühle, mir wurde ganz schwindelig. Ich wollte dieses Kind unbedingt, aber ich war mir nicht sicher, wie ich die Geburt überstehen sollte. Ich hatte Angst, dass meine Tochter genau wie die Geschwister wieder sehr groß und schwer sein würde – deshalb bestand ich darauf, die Geburt mit der Oberärztin der Klinik durchzusprechen. Ich berichtete ihr auch von meiner letzten Geburt und als die Ärztin bei der anschließenden Untersuchung feststellte, dass mein Baby bereits in der 32. Schwangerschaftswoche 3100 Gramm wiegt, entschloss ich mich für einen Kaiserschnitt. 

Meine Tochter kam im November gesund und munter im selben Krankenhaus wie mein Sohn 2016 zur Welt. Dieses Krankenhaus hatte mir viel genommen und gab mir so viel mit dem geplanten Kaiserschnitt zurück. Das ganze OP-Team war sehr besorgt und liebevoll und als ich meine Tochter direkt nach der Geburt in den Armen hielt, merkte ich sofort, dass ich Frieden geschlossen hatte. Frieden mit dem Krankenhaus, Frieden mit der anderen Geburt. Mein Herz war einfach nur noch erfüllt von dem Glück, drei wunderschöne gesunde Kinder zu haben.

Meine Söhne vergöttern ihre Schwester und die kleine Maus verzaubert uns alle jeden Tag aufs neue. Ich glaube, dass unsere Tochter mir aus einem besonderen Grund geschickt wurde. Nämlich aus dem Grund, dass ich die zweite Geburt überwinden kann und mit einem postiven Erlebnis abschließen kann. Versteht mich nicht falsch, die Geburt 2016 wird immer ein Teil von mir sein, ein Teil meiner Geschichte, die Geschichte zwischen meinem Sohn und mir –  aber dieses Kapitel ist nun nicht mehr das Ende des Buches und dieses Wissen tut meiner Seele unglaublich gut.  Und wenn heute ein chaotisches Tag zu Ende geht und alles seelenruhig schläft, lächle ich über die Tatsache, dass mein Leben trotz Chaos, Wäsche und Kinderlärm nicht schöner sein könnte.

Ich bin wirklich überglücklich und möchte allen Müttern, die ebenfalls schwere Geburten hatten, Mut machen. Es ist möglich, seinen Frieden mit den Ereignissen zu schließen! 

 

 

 

 


1 comment

  1. Ging mir eben so
    Hi

    Genau so ging es mir mit der ersten Geburt. Sie war der Horror. Und als ich wieder Schwanger würde habe ich es ähnlich wie du gemacht. Habe mit den Oberarzt gesprochen, die Geburt „geplant“.
    Nur das ich auch beim zweiten Kind spontan entbunden habe. Im gleichen Kreißsaal. Aber mit einer Super Hebamme. Die über alles Bescheid wusste und mich in meinen empfinden und beurteilen der Situation bestärkt hat und nie ein geredet hat.
    Als ich am Ende direkt mein Sohn im Arm hatte und sie uns so einfach in Ruhe gelassen hat. War einfach toll.
    Am Ende des Tages auf seinem Zimmer sein zu können mit meinem beiden Kindern im Arm. Und diese wunderschöne Geburt hat die Wunden und Trauma Der ersten Geburt, zur ein erlebten traum werden lassen. Mehr ist es nicht meht. Auch ich könnte damit dann abschließen.

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