„Du bist eine alte Mama!“ Ähhhm – echt jetzt?

In die Tagesgruppe meiner kleinsten Tochter geht auch ein Mädchen, deren Eltern beide noch im Studium sind. "Die Eltern von Mia sind aber noch echt jung", bemerkte meine Große neulich kurz nach dem Abholen. "Stimmt. Aber ich bin ja auch noch jung", sagte ich. Worauf die Große sagte: "Naja, Du bist nicht mehr soooo jung." Ich warf einen kritischen Blick in den Rückspiegel und schaltete das Autoradio an. Und wie es der Zufall so wollte, lief da gerade MFG von den Fantastischen Vier. Als das Lied vorbei war, sagte der Radio-Moderator: "Kaum zu glauben, aber MFG kam vor 20 Jahren raus!" Da wusste ich: Verdammt, ich bin wirklich nicht mehr soooo jung. 

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber manchmal treffen mich solche Fakten total. Gestern zum Beispiel wurde ich in eine Whatsapp-Gruppe mit dem Begriff "20 Jahre Abi" eingeladen. WHAT???? Das soll auch schon 20 Jahre her sein? Oder neulich erinnerte mich Facebook daran, dass ich schon seit 11 Jahren in Berlin lebe. Verdammt, wo sind nur all die Jahre hin?

Ich werde dieses Jahr 38, jetzt geht es steil auf die 40 zu. Oder wie eine Freundin sagte: "Jetzt sind wir nicht mehr Mitte 30, sondern Ende 30." Autsch. 

Eigentlich habe ich kein großes Problem mit dem Älter-Werden. Doch manchmal erkenne ich die Zeichen der Zeit schon ganz schön. Habe ich früher mal zwei Gläser Wein zu viel getrunken, reichte eine kalte Dusche am Morgen und schon war ich wieder fit. Heute begleiten mich zwei Tage Müdikeit und Kopfschmerzen. Die Falten auf der Stirn und um die Augen werden tiefer, die Haut braucht mehr Pflege. Manchmal merke ich, dass ich aus manchen Sachen echt raus bin. Wenn ich zum Beispiel shoppen bin und denke: Wer soll das bitte anziehen? Oder wenn ich Tennies in der Bahn "belausche" und keine Ahnung habe, von was die da reden. Dann komme ich mir vor wie meine eigene Oma, als Online-Banking eingeführt wurde. 

Ich erinnere mich wahnsinnig gerne an meine Zeit als Zwanziger. Himmel, was hatte ich für einen Spaß. Ich hatte wenig Kohle, eine kleine Bude nahe der Hamburger Reeperbahn. Ich ging oft aus, arbeite aber auch viel. Es war eine intensive Zeit, in der ich nur für mich selbst versantwortlich war und jeden Tag so nahm, wie er war. Manchmal fehlt mir diese Leichtigkeit. 

Aber das Älter-Werden hat auch Vorteile. Ich mache mich nicht mehr so abhängig von der Meinung anderer, kann besser "Nein" sagen, achte mehr auf mich und weiß genauer, wohin mein Weg gehen soll. Ich habe so viel gelernt in den letzten 20 Jahren, habe drei Kinder bekommen, geheiratet, mich beruflich neu orientiert. Das war oft ein Auf und Ab – ist es manchmal heute noch. 

Für alle, die heute noch keinen Ohrwurm hatten, hier die Lieder, die das Internet ausspuckt, wenn man "Charts 1999" googelt: Mamboo Nr. 5, King of my castle, Genie in a bottle…Ich wette, dass vielen von Euch zu diesen Liedern lustige Geschichten einfallen. 

Manchmal, wenn ich etwas wehmütig an mein jüngeres ICH zurück denke, blättere ich in alten Fotoalben (ja, damals hatte man ja noch nicht alles digital, sie Fotos oben). Dann lache ich, erzähle den Kids von früher und bin dankbar. Dafür, was ich in den letzten 20 Jahren alles erlebt habe. Dafür, dass ich Freundinnen habe, die mich schon mein Leben begeleiten. Dafür, dass ich in der ganzen Zeit gesund geblieben bin und dass das Schicksal es so gut mit mir meinte. 

Vielleicht ist es mit dem Älterwerden wie mit fast allem: Man findet es nicht immer NUR gut oder NUR blöd. Manchmal denke ich: "Hach, war das damals schön." Und manchmal: "Mein Leben ist gerade so super." Wir sind eben die Summe aller Dinge, die uns in der Vergangenheit passiert sind. 

Ich höre jetzt noch eine Runde MFG und kicher ich mich hinein, wenn ich an früher denke. Und ich würde mich total freuen, wenn Ihr verraten, welches Lied Euch an Eure wilde Zeit erinnert! 

 


5 comments

  1. Nicht nur Lieder…
    Als ich gestern versucht habe, mit den Kindern Schuhe zu kaufen, kam ich an den „total modernen“ Mega-Plateau-Turnschuhen vorbei – und fühlte mich gleich mal in die 8. Klasse zurück versetzt… Auch, als ich meinen Cord-Blazer von vor 20 Jahren wieder ausgepackt und getragen habe – da hab ich mich so richtig, richtig alt gefühlt.

  2. Ich gestehe noch Anfang 30 zu
    Ich gestehe noch Anfang 30 zu sein aber mit 3 Kindern komme ich mir häufig so erwachsen vor. Puhh. Dennoch Fettes Brot vor der Schule am Hamburger Hauptbahnhof gehört, zu Britneys ersten Hits gehopst und Mambo Nr. 5 kann ich immer noch auswendig. Haha

  3. Remmidemmi
    Das ist mein Lied, das mich an meine 20er erinnert 😀 ich werde 35 dieses Jahr und bin schwanger, weil der Geburtstermin kurz nach meinem Geburtstag liegt, werde ich als „high risk“ behandelt, damit habe ich mich gleich wie 45 gefühlt ^^ ich kann der Autorin hier in vielem zustimmen, ich denke, ich bin mit den Jahren in vielem entspannter geworden..

  4. Hehe – die Zeit verrinnt
    Mein Mann und ich hatten letztens Jahrestag und wir mussten erstmal nachzählen, wie lange wir schon zusammen sind. 12 Jahre! Krass! Das sind 40 % meines Lebens. Ich kam mir auch direkt voll alt vor 😀

  5. Mist, bis zu diesem Artikel
    Mist, bis zu diesem Artikel war ich mental auch noch Mitte 30… Und dachte mir bei der Zeile mit Mambo Nr. 5 und King of my castle : ‚mensch, das habe ich schon länger nicht mehr gehört!‘ sind das echt Charts 1999!?!

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