Adoption: Meine Mutter gab mich weg – das war mein Glück

Ihr Lieben, um Muttergefühle zu haben, muss man ein Kind nicht unbedingt geboren haben. Wir freuen uns immer sehr, wenn Adoptions-oder Pflegeeltern bei uns zu Wort kommen und wir merken auch, wie Euch diese Themen berühren. Heute haben wir ein Interview aus dem Blickwinkel eines Adoptivkindes, vielen Dank für diese Perspektive!

Liebe Michaela, du bist als Kind adoptiert worden. Erzähl mal, wie du aufgewachsen bist.

Meine Adoptiveltern konnten keine leiblichen Kinder bekommen, das lag an einer Krankheit meines Vaters als junger Erwachsener. Ich bin mit 15 Wochen zu meinen Eltern gekommen, später adoptierten sie auch noch einen Jungen – meinen Bruder. Meine leiblichen Eltern kenne ich nicht.

Was weißt du über deine leibliche Familie?

Ich weiß, dass ich leibliche Geschwister habe – einen Bruder und eine Schwester. Sie leisten zum Zeitpunkt meiner Geburt schon bei Pflegeeltern, daher bin ich mir relativ sicher, dass sie gar nicht wissen, dass es mich gibt.

Ich bin ein „Kuckuckskind“, also das Ergebnis einer Affäre meiner Erzeugerin mit einem Amerikaner. Ihre Ehe war wohl kurz davor auch deshalb zerbrochen.

Laut Jugendamt konnte und wollte meine Erzeugerin ihre Kinder nicht großziehen und hat alle ihre Kinder in Obhut gegeben.

Wann hast du erfahren, dass du adoptiert bist und wie haben es dir deine Eltern gesagt? 

Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der ich es nicht wusste. Schon als Kindergarten -Kind war mir das bewusst, meine Eltern sind immer offen damit umgegangen.

War das je ein Problem für dich?

Für mich war alles gut, ich kenne es ja nicht anders. Ich war ja noch ein Baby, als ich adoptiert wurde.

Gab es jemals Kontakt zu den leiblichen Eltern?

Kontakt gab es nie – und wird es auch nie geben. Weder ich habe daran ein Interesse noch meine leiblichen Eltern. Für mich sind sie nur meine Erzeuger, sonst nichts.

Ist da nicht manchmal die Frage: Woher komme ich?

Doch, natürlich habe ich mich gefragt, wem ich wohl ähnlich sehe. Oder von wem ich was habe. Diese Fragen würden sich aber nur durch Kontakt mit den Erzeugern beantworten – und diesen Kontakt möchte ich nicht. Man kann im Leben nicht alle Fragen beantwortet haben – so sehe ich das. Ich habe auch nie etwas an ihnen vermisst. Denn ich kenne ja nichts an oder von ihnen, was ich vermissen könnte.

Was hast du deinen Adoptiveltern zu verdanken?

Sehr viel. Zu diesen Eltern zu kommen, war das Beste was mir passieren konnte. Ich weiß, wo ich hingehöre. Ich weiß, wer an meiner Seite ist. Und ich weiß, dass meine Familie das Wichtigste ist.

Foto: Pixabay


3 comments

  1. Ein schöner Beitrag. Auch ich bin adoptiert und ich bin bisher stets auf Erstaunen gestoßen, wenn es hieß: „Ich vermisse nichts, ich möchte nicht wissen, wo ich her komme…“ Auch ich kann sagen, dass ich von meiner Mama adoptiert wurde, ist das Beste, was mir passieren konnte. Schön, dass Michaela auch das Glück hatte, in eine tolle, liebevolle Familie adoptiert zu werden.

  2. Schade, dass das Interview relativ kurz ist. Natürlich hätte ich gerne mehr erfahren über ihre Gefühle und wie ihre Eltern das Thema Adoption in den Alltag gebracht hatten und was für Menschen sie sind. Positive Geschichten braucht die Welt, um auch endlich zu sehen, dass Unfruchtbarkeit etc. noch lange nicht Kinderlosigkeit bedeutet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert