Stellt euch doch mal kurz vor, wer seid ihr, wie lebt ihr?
Moin Lisa! Ich freue mich total, für euren schönen Blog Rede und Antwort zu stehen. Wir sind Daniela und Katarina und unser fast zweijähriger Sohn hat uns den Traum einer Regenbogenfamilie erfüllt. Wir leben in der Nähe von Hamburg ganz „traditionell“ mit Hund und Haus, draußen in der Natur.
Was macht Euch zu einer besonderen Familie?
Wir empfinden uns eigentlich nicht als eine besondere Familie. Naja, bis auf die Tatsache dass bei uns nicht "die natürlichste Sache der Welt“ dafür zuständig war, dass unser Kinderwunsch in Erfüllung ging. Die größte Besonderheit empfinden wir als die Tatsache, dass wir uns täglich bewusst machen, was für ein Glück wir haben, dass wir eine Familie gründen konnten. Aber das werden sicher auch viele Familien nachempfinden können, insbesondere die, die lange mit dem unerfüllten Kinderwunsch kämpfen mussten.
Wie nimmt Eure Umwelt Euch auf, erlebt ihr da viel Positives/Negatives?
Unsere Umwelt nimmt uns wunderbar auf. Als wir aufs Land gezogen sind, hatte ich Bedenken, wie wir dort ankommen, ob wir angefeindet werden oder ob über uns getratscht und gelästert wird. Wir wurden aber mit offenen Armen empfangen, verstehen uns wunderbar mit unseren Nachbarn und bei unserem Umzug hat ein Nachbar sogar die LGBT-Flagge* gehisst. Also das, was man auf dem Dorf so macht… Wir fühlen uns wirklich wohl und auch sonst haben wir zum Glück wenig Negatives erlebt. Bis auf die gesetzliche Diskriminierung ist also alles top.
*LGBT ist eine Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender
Wie habt ihr entschieden, wer von euch schwanger wird?
Die Entscheidung ist uns sehr leicht gefallen: Ich wollte unbedingt schwanger werden. Nein, natürlich nicht nur. Meine Frau hat keinen großen Wert darauf gelegt, selbst schwanger zu werden. Auch das Finanzielle hat dazu beigetragen, dass die Entscheidung so gefallen ist – meinen Ausfall auf der Arbeit können wir besser verkraften als ihren.
Wechselt ihr euch ab, falls es noch Geschwister geben wird?
Falls es noch ein Geschwister geben sollte, was ich sehr hoffe, werden wir alles so belassen, wie es ist – never change a running team.
Werdet ihr eurem Kind erzählen, wie es entstanden ist?
Ja, wir möchten ganz und gar offen mit dem Thema umgehen. Wir haben uns bewusst für einen Spender entschieden, mit dem wir schon seit Ewigkeiten sehr gut befreundet sind. Ich selbst kenne meinen Vater nicht. Auch wenn diese Tatsache mir nie wirklich wichtig war, zwischendurch habe ich mich doch schon mal gefragt warum ich so und so aussehe und nicht anders. Das wollte ich dem Kleinen ersparen.
Wie nennt ihr euch, Mama und Mami?
Wir nennen uns Mama und Mainha, das ist die brasilianische Verniedlichungsform für Mama. Ich komme aus Brasilien und spreche mit dem Kleinen auch Portugiesisch – wir finden es wunderbar, dass er zweisprachig aufwachsen kann.
In Eurem Blog Siebenkilopaket interviewt ihr auch immer wieder andere Regenbogenfamilien. Nimmst du das als Bereicherung wahr oder eher als Belastung?
Die Interviews auf meinem Familien-Blog siebenkilopaket empfinde ich definitiv als Bereicherung. Es ist doch unglaublich spannend zu hören, wie es anderen Familien in der gleichen oder ähnlichen Situation geht, wie sie mit Herausforderungen fertig werden und vor allem, wie sie ihren Kinderwunsch erfüllen. Denn das ist meiner Meinung nach etwas, was alle Regenbogenfamilien beschäftigt. Der Kinderwunsch erfüllt sich in so gut wie keiner Regenbogenfamilie von alleine, viele von ihnen müssen sich vorab informieren und wissen gar nicht, was für Möglichkeiten es überhaupt gibt. Da sind die Interviews auf dem Blog eine große Hilfe und Inspirationsquelle.
Nehmt ihr euer Babyglück bewusster wahr als andere, weil ihr auf dem Weg dahin mehr Hürden nehmen musstet?
Wie ich schon vorhin geschrieben habe, ist uns unser unendliches Glück bewusst. Tag für Tag führt der Kleine uns vor Augen, dass unser sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Aber klar haben auch wir – genauso wie jede andere Familie auch – schlechte Tage. Wenig Schlaf, anstrengende Momente, der permanente Zeitdruck zehren natürlich an den Nerven, aber das wäre auch seltsam, wenn nicht.
Ich hab dich auf der Blogfamilia als strahlend lächelnde Frau kennengelernt, die weiß, was sie will. Ist diese Einschätzung richtig?
Absolut! Wie könnte ich einem so netten Kompliment widersprechen. Vielen Dank dafür! Und das hat sich noch mehr verstärkt, seitdem das Minikilopaket da ist. Ich bin Mama durch und durch!
Was hat das Muttersein mit dir gemacht?
Das Muttersein hat mich schon sehr verändert. Der Lütte fordert mich jeden Tag aufs Neue heraus, eine bessere Version meiner Selbst zu sein. Dafür bin ich ihm ewig dankbar.
Auch wenn sich das manchmal komisch anhört: ich glaube, ich bin eher diejenige, die von ihm lernen kann als andersherum.
Ihr seid gerade in Dänemark. Urlaub?
Ja, wir lassen es uns hier gerade ein paar Wochen gutgehen. Ich würde mich total freuen, wenn du unseren Alltag auch auf unserem Instagram-Kanal begleiten würdest!
ZUM WEITERLESEN: Mama, ich bin lesbisch – wie sich das Outing des eigenen Kindes anfühlt
3 comments
Wunderbar!
Finde das Interview ganz wunderbar! Und es ist so schön, einen kurzen Einblick in die Familie zu bekommen.
Es gibt seit Jahren keine „klassischen“ Familienformen (oder -Form???) mehr – und ich finde das vollkommen in Ordnung so! Nur schade, wenn der Gesetzgeber noch immer Steine in den Weg legt 🙁
Dafür ist es umso schöner, wenn ihr aus allem das Beste macht. Alles Gute weiterhin!
http://www.kleine-lesewelt.de
So toll….
…. dass ihr es schafft so in Liebe als Familie zusammen zu leben!
Ich lese gerade ein Buch einer niederländischen Komikerin, die ein Kind bekommen hat mit zwei Vätern. So mutig und ich wünsche mir, dass diese „neue“ Art eine Familie zu gründen zu können immer mehr Anerkennung zukommt.
Dieser Beitrag trägt sicher dazu bei.
Alles Gute für die Zukunft und ich werde euren Blog auch demnächst lesen.
Liebe Grüße aus NL Malena
Ganz wunderbar…
..diese Familie! Danke für eure tollen Themen