Zwei Frauen, beide 35, beide drei Kinder: So unterschiedlich ist ihr Leben

Sie sind beide 35, beide schon lange verheiratet (Lisa seit 11 Jahren, Anne-Luise "Alu" lu seit 10 Jahren) und haben beide drei Kinder: Lisa und Alu von Große Koepfe. Der Unterschied: Lisa bekam drei Kinder in zwei Jahren, das jüngste Kind ist 9 Jahre alt, die Baby- und Kleinkindphase liegt also in weiter Ferne. Alu hingegen hat ein 11-jähriges, ein 8jähriges und ein einjähriges Kind. Und während Lisa mittlerweile immer mehr kinderfreie Zeit genießt, ist Alu wieder mitten drin in der Babyphase. Wie geht es den beiden? Was beneiden sie an der Situation der anderen, was nicht? Die beiden haben sich mal abends zum Chat verabredet, um darüber zu plaudern. Und Euch nehmen sie dabei mit – in der ungekürzten, ehrlichen Version…

Alu um 21.06 Uhr: Lisa, wie geht es dir heute?

Lisa: Oh ha. Ich bin sooo platt grad und chatte auf mehreren Ebenen gleichzeitig, hab aber auch vieles in die Wege geleitet heut. (Wollen wir wirklich jetzt chatten?)

Alu: Nein.

Lisa: Nein?

Alu: Na, wenn du müde bist, können wir auch morgen.

Lisa: Ach, ich lieg hier grad beim Einschlafbegleiten. Ich mach das immer noch, um das Internet durchzulesen und mit Freunden zu chatten. Meine erste richtige Ruhephase am Tag ist das. Wie geht´s denn dir heut und was machst du grad?

Alu: Ich hatte heute Uni und hänge jetzt auf der Couch ab. Endlich sind alle drei Kinder im Bett. Die Kleinste schläft immer so schlecht ein.

Lisa: Und schläft sie denn dann, wenn sie es mal geschafft hat, in den Schlaf zu finden?

Alu: Sie schläft nicht durch, nein.

Lisa: Und wie schaffst du den Alltag dann?

Alu: Sie wacht mindestens einmal die Nacht auf und ich bin immer müde.

Lisa: Ich erinnere mich noch gut an diese Müdigkeit, wir haben die drei Kinder ja in zwei Jahren bekommen, da schlief überhaupt niemand durch

Alu: Ja, aber inzwischen kannst du das hoffentlich. Ich schlafe seit 11 Jahren nicht durch, das ist furchtbar.

Lisa: Das ist krass! Nein, wir schlafen echt zum Glück seit mehreren Jahren wieder durch (wenn alle gesund sind). Und ich liebe es. Ich weiss meinen Schlaf wirklich erst heute zu schätzen. Und darf ich dir noch mehr Hoffnung machen?

Alu: Ja, versuch es mal "zieht Augenlider nach oben"

Lisa: Sorry, musste noch eben etwas in unserer Facebookgruppe moderieren… Also: Unsere Kinder sind jetzt jedenfalls so groß, dass sie in den Ferien und an Wochenenden sogar morgens AUSSCHLAFEN!

Alu: Ihr habt eine Facecbookgruppe? Ohhhh gott, ich bin neidisch.

Lisa: Nee, unsere Stadt Land Mama-Facebook-Seite, sorry. Ich konnte mir jedenfalls nicht vorstellen, JEMALS wieder freiwillig auf Schlaf zu verzichten. Das mach ich jetzt aber wieder und es macht echt Spaß, mal wieder auszugehen, mal nicht nur als Mama gesehen zu werden und für ein paar Stunden die große Verantwortung in andere Hände zu geben und mal richtig abzuschalten. Das macht mich fröhlich. Bei dir ist da grad vermutlich nicht dran zu denken grad, oder?

Alu: Nein, ich habe das Gefühl ich bin schon wieder sehr lange Mama. Ich stehe auf, ich bringe die Kinder, ich gehe zur Uni, ich hole die Kinder, ich spiele und mache und tue und gehe ins Bett.

Lisa: Dafür darfst du noch Babyspeck knuddeln! Und vermutlich ist auch die Geschwisterkonkurrenz nicht so groß wie bei uns?!?

Alu: Die großen Kinder sind sehr vernarrt. Es ist sehr niedlich.

Lisa: Ooooh, siehste, da werd ich gleich ein bisschen neidisch… Unsere hätten alle so gern noch ein Baby. Und ich liebe Babys ja auch echt so sehr…

Alu: Ja, das knuddeln ist toll, aber das weinen und das man sich ständig nach dem baby richten muss, das finden sie doof.

Lisa: Na klar, solange unsere kein Baby im Haus haben, sehen sie das ja nicht. Sie denken: Baby = süß

Alu: Ja, das denken die.

Lisa: Ich war früher im Sport schon immer besser im Sprinten als im Dauerlauf. Vielleicht musste ich deswegen so zackig durch die Babyphase durchdüsen?

Alu: Ich hatte das ganze ja schon mal durch.

Lisa: Ja eben…

Alu: …und nun wieder von vorne.

Lisa: Der Mut, nochmal wieder von vorn zu beginnen

Alu: Ist schon irgendwie seltsam wieder von vorne anzufangen.

Lisa: Inwiefern?

Alu: Ja, ich fühl mich auch mutig. Ich hab alles vergessen. Also wirklich alles.

Lisa: Auch, dass so eine Müdigkeit auch ganz schön Sand ins Getriebe einer Beziehung bringen kann?

Alu: Wie schläft so ein Baby, wie lange füttern das baby, was kann ein Kind wann usw. Ja und die Beziehung verändert sich auch total.

Lisa: Wie?

Alu: Na, man hat wieder keine Paarzeit. Wir planen jetzt mal unseren ersten Paar-Abend.

Lisa: Ihr müsst euch zum dritten Mal wieder neu kennenlernen?! Fühlt sich das so an?

Alu: Allein waren wir selbst schon unterwegs, aber nicht gemeinsam. Ja klar, alles in der Familie hat sich ja wieder verschoben. Aber unsere Liebe wurde durch das Baby eindeutig gestärkt.

Lisa: Ooooh, echt?

Alu: Ja, wir sind uns echt nah.

Lisa: Wie geht das, ohne Zeit zu zweit?

Alu: Wir haben uns wieder mehr auf Familie konzentriert. Sie steht automatisch im Mittelpunkt.

Lisa: Ah, klingt logisch. Während wir grad wieder mehr unterwegs sind – auch außerhalb unserer vier Wände – und auch wieder mehr arbeiten.. klar, das klingt verständlich

Alu: Naja, weniger arbeiten gehen wir ja nicht, aber irgendwie wollen wir halt auch daheim sein, wegen der Kleinen. und wir treffen weniger Leute. Sind eher so als Fünfertruppe unterwegs. Es ist schön und bringt uns zusammen.

Lisa: Das ist toll! Und wir genießen grad, dass wir so viel von draußen mit nach drinnen bringen, dass es eigentlich nie langweilig wird. Hat also alles seine Vor- und Nachteile! Und das find ich eigentlich ein schönes Schlusswort. Was meinst du?

Alu: Ja, das hat alles und ich finde das auch so. Ich falle jetzt ins Bett

Lisa: Ich lieg schon. Schlaf gut!