Zucker ist okay. Aber Liebe ist noch viel schöner! (Und noch besser ist beides zusammen)

giftkekse

Liebe Caro,

ich wohne ja jetzt in einer Karnevalshochburg, darum möchte ich zu Beantwortung Deiner Frage nach dem Wie-viel-Zucker-ist-gut-für-mein-Kind mit einem Karnevals-Vergleich beginnen. Und dabei geht es nicht um zuckriges Wurfmarterial, sondern um das wilde Gehabe am Straßenrand.

Wenn ein Pferd bei einem Karnevalsumzug mitgeht, passiert es etliche schreiende Menschen am Straßenrand, bunt bekleidete Menschen, teils mit Trommeln, teils „Kamelle“ schreiend. Würde sich das Pferd nach jedem dieser Menschen umschauen, würde es wahrscheinlich durchdrehen. Darum trägt es Scheuklappen, um sich auf den einzig richtigen Weg zu konzentrieren – nämlich den eigenen. Um sich nicht anlenken zu lassen von all den reinrufenden Menschen. 

Genau das kann ich Dir in Bezug auf Zucker und sonstige Eltern-Extrem-Themen empfehlen. Hör vor allem auf Dich selbst. Zieh Dir die Scheuklappen an und verfolge Deinen Weg. Nicht, um irgendeinen Egoismus zu fördern, sondern um Dich nicht verunsichern zu lassen. Du wirst zu jedem Thema jemanden finden, der es mutmaßlich besser weiß als Du und Du wirst zu jedem Thema mindestens zwei Meinungen hören.

Ich rate Dir hier jetzt nicht, überhaupt auf niemanden mehr zu hören und einen auf „Ihr-könnt-mir-alle-gar-nichts“ zu machen. Aber such Dir bei Unsicherheiten lieber eine einzelne Vertrauensperson, als Dich von den Massenmeinungen wie ein Tischtennisball hin- und herschubsen zu lassen.

Wie ich das mit dem Zucker halte?

Entspannt, würde ich sagen. Ich weiß genau, wozu das geführt hat, dass ich früher nie Knoppers oder Milchschnitte essen durfte. Dazu nämlich, dass ich bis heute dahinschmilze, wenn ich mir eine dieser Süßigkeiten kaufe. Ich würde schon auch stutzig werden, wenn es in der Kita zum Nachtisch Milchschnitte gäbe, denn eine Milchschnitte sollte schon die Ausnahme sein und Ausnahmen möchte ich gern selbst gewähren oder eben nicht. Aber es gibt schon recht viel Zucker bei uns zu Hause, allein, weil unsere Jungs zur Zeit so gern backen – und die selbst gebackenen (Gift-)Kekse (siehe Foto) natürlich auch verspeist werden müssen…

Ich bin da also nicht so der Verteufler und mache Zucker vor allem nicht zum Thema. Ich glaube: Sobald Kinder in „gesund“ und „ungesund“ einteilen, wird das Ungesunde nämlich umso attraktiver. Wenn ich mal wieder einen Butterkeks anbiete, kann es bei meinen Kids also auch vorkommen, dass sie sagen: „Och nöö, können wir nicht nochmal nen Apfel haben?“ („Ja gut, ok, ausnahmsweise!“)

Schlimm wird Zucker erst, wenn er als Liebesersatz eingesetzt wird, finde ich. „Oooh, die Mama war ja den ganzen Tag arbeiten, dann gibt´s jetzt erstmal ein leckeres Snickers.“ Liebe ist nicht ersetzbar. Als mein Sohn heute morgen nach einer Woche Krankheit wieder in die Kita ging, kam ihm seine Freundin lächelnd entgegen. Ein Geschenk in der Hand…

„Hier für Dich“, sagte sie mit Schamesröte auf den Wangen. Auf dem Geschenk ein Zettel mit ihrer Telefonnummer und dem Spruch: „Für meinen allerbesten Freund.“ Da strahlte mein Kleiner wie ein Honigkuchenpferd. Und flüsterte mir, dass er seiner Liebsten morgen ein Stück von seinem selbst gebackenen Bienenstich mitbringen möchte… Hach, wenn das mal kein Zuckerkuss mit Zuckerguss wird…

Fotoquellen:

Brille: http://www.neoexpressionismus.de/kabarett/images/Scheuklappenbrille.jpg

Kinder von hinten: http://gbpic-suche.com/gbbilder/freundschaft/sonstige_freundschaftsbilder/695linkpics.de-11180.jpg


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