Welche Grundschule passt zu meiner Tochter – meine Gedanken dazu

Jeden Morgen um halb acht klingelte Julia an meiner Haustür, um mich zur Schule abzuholen. Wir zogen dann gemeinsam von Haus zu Haus, sammelten Stefan, Johanna und die anderen Kinder ein. Alle Kinder der Straße gingen in die gleiche Grundschule. Und zwar in die, in deren Einzugsgebiet wir fielen.

Es war eine kleine Grundschule. Ich kann mich, ehrlich gesagt, an wenig erinnern. Aber ich weiß, dass ich nicht unglücklich war. Es war schön, die Lehrerin nett, der Pausenhof groß, der Schulweg nicht weit. Es stand nie zur Debatte, dass ich auf eine andere Schule gehen könnte. 

Nun stehe ich vor der Entscheidung: Auf welche Grundschule schicke ich meine Tochter? Ich habe nicht mehr lange Zeit, um mich zu entscheiden.

Ich wollte immer easy sein, mir nicht zu viele Gedanken machen, auf mein Bauchgefühl hören.

Doch plötzlich fahren meine Gedanken Karussell:

– Sollte ich dem Kind nicht den bestmöglichen Start ins Lernen ermöglichen?

– Kann die Nähe zur Schule wirklich DAS Kriterium sein?

– Aber es wäre schon schön, wenn sie alleine zur Schule laufen könnte!

– Was halte ich vom Montessori-Ansatz?

– Wie würden sich Integrativ-Kinder auf den Klassenverbund auswirken?

– Bin ich bereit, Schulgeld zu zahlen?

– Wie wird sie sich fühlen, wenn sie auf eine andere Schule geht als ihre Kitafreunde?

– Wie stehe ich zu jahrgangsübergreifenden Klassen?

– Mache ich mir viel zu viele Gedanken?

– Kann man sich überhaupt zu viele Gedanken machen?

– Lege ich jetzt schon den Grundstein für die weiterführende Schule?

Meine Tochter ist ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen. Mit ganz feinen Antennen. Was tut ihr gut?

Bei der Kitawahl war ich viel entspannter. Hauptsache, der Garten ist groß und die Erzieher lieb. Ich wollte keine Chinesisch-Frühkurse, Bioessen fand ich nicht wichtig – doch jetzt habe ich das Gefühl, eine wirklich wichtige Entscheidung treffen zu müssen.

Was ich mir wirklich wünsche? Dass meine Tochter FREUDE am Lernen hat. Vor nichts fürchte ich mich mehr, als dass sie mit Misserfolgen in die Schule startet. Dass sie morgens immer Bauchweh hat, wenn sie in die Schule muss. Dass sie Lernen als Last empfindet.

Ich möchte, dass sie unterstützt wird. Dass sie in ihrem Tempo die Dinge begreifen kann, ohne Druck.

Ich weiß, wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Ich weiß, ich kann diese Leistungsgedanken nicht für immer fern halten.

Das will ich auch gar nicht. Aber ich will ihr ein sicheres Ankommen in der Lernwelt ermöglichen. Mit Leistung wird sie früh genug konfrontiert werden. Ich sehe keinen Grund, bereits Erstklässler mit Erwachsenen-Maß zu messen.

Ja, ich will ein bisschen länger heile Welt. Für die einen mag das gluckig klingen. Für mich ist es wichtg.

Spannende Zeiten stehen bei uns also an. Ich freue mich über Eure Erfahrungen!

Foto: http://www.lenimoretti.com

 

 


7 comments

  1. Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht
    Hallo Katharina,
    auch ich habe jetzt mit meinem Sohn 3 die ersten 3 Wochen Grundschule hinter mir.
    Nach langem Überlegen habe ich mich für die im wahrsten Sinne des Wortes naheliegendste Lösung entschieden: die öffentliche Grundschule im Einzugsgebiet (Berlin). Mein Kind ist ein glückliches stolzes Schulkind.
    Es steht und fällt mit dem Lehrer und der Klasse. Jahrgangsgebundenes oder jahrgangsübergreifendes Lernen bis hin zu Methoden des Schreibenlernens variieren oft innerhalb einer Schule. Mobbing ist unabhängig von Einkommen und Bildungsniveau. Das kann überall passieren, wenn es dem Lehrpersonal nicht gelingt, das an der Grundschule zu unterbinden. Lesen, Schreiben und Rechnen lernen werden die Kinder allemal. Im Hort gibt es nachmittags diverse AGs.
    Die Talente und Neigungen meines Kindes, die in den kommenden Jahren hervortreten, kann ich in der Wahl der weiterführenden Schule fördern.
    Keep cool.

  2. Alles neu
    Liebe Katharina,
    ich kann Deine Sorgen gut verstehen, aber nach meiner aktuellen Erfahrung (drei Wochen Schule hat meine Tochter inzwischen bestritten), steht das Leistungsthema in der ersten Klasse noch sehr im Hintergrund. Vielmehr sind die Kinder sehr beschäftigt mit den anderen Kindern, dem Schulhof, den Menschen, die sie betreuen … Da hilft es nach meiner Erfahrung sehr, wenn etwas Vertrautes bereits vorhanden ist wie eine Freundin, mit der man morgens vielleicht sogar gemeinsam den Schulweg bestreiten kann. Bei uns wohnt eine solche Freundin gleich im Haus, was das Aus-dem Haus-Kommen und das Pünktliche-Ankommen in der Schule zum Glück sehr beschleunigt …
    Was das Ankommen und Wohlfühlen an dem Ort Schule natürlich auch sehr erleichtert, ist ein/e empathische/r, fröhliche/r Lehrer/in. Vielleicht kennst Du ja schon andere Eltern, die Kinder an der Schule haben, in die Eure Tochter gehen soll und wissen, welche Lehrer/innen im nächsten Jahr Klassen übernehmen. Manchmal ist so ein Tipp Gold wert und ich glaube, es ist an keiner Schule verboten, einen Lehrerwunsch anzugeben (genauso wie man ja auch Kinder angeben kann, mit denen das eigene Kind gern gemeinsam in eine Klasse gehen möchte).

    Dies in aller Kürze aus meinen brühwarmen Erfahrungen mit einer Erstklässlerin …

    Herzlichst,
    N.

  3. Wichtige Entscheidung
    Es ist tatsächlich eine wichtige Entscheidung, aus einigen der Gründe, die Du oben auch nennst. Wenn man den Luxus der Zeit hat, sollte die Nähe der Schule meiner Meinung nach nicht allein ausschlaggebend sein. Für uns ist vor allem das soziale Miteinander wichtig, so viel hört man von Mobbing, auch anonym durch viel zu frühem extensiven Handykonsum, unfreundliche Stimmung im Hort, Gleichgültigkeit der Betreuer, der Eltern, etc.
    Drum prüfe, wer sich lange bindet….Auch wenn man nicht alles voraussagen kann, es von Fall zu Fall auch mit einzelnen Personen wir Klassenlehrern, Direktoren, Mitschülern abhängt, es ist wichtig, einen guten Einstieg zu bekommen, der nicht mit negativen Gefühlen verbunden ist. Nur meine Meinung 😉

  4. Schulwahl
    Hallo Katharina,
    Ich habe drei Kinder und eins ist bereits in der 2.klasse.die zweite kommt auch nächstes Jahr in die Schule.Mein Kriterium war die Nähe,es ist für mich eine große Erleichterung dass meine Kinder zu Fuß i d Schule gehen können.damit ersparen wir uns morgens den Stress…besonders mit 3 Kindern.nächstes Jahr können sie dann gemeinsam gehen.ich finde es kommt nicht unbedingt auf die Schule an,sondern du kannst Glück und Pech haben mit den Lehrern.ich wünsche dir bei deiner Entscheidung viel Glück!häufig kommt es ja noch auf die Nachmittagsbetreuung an die ein wichtiges Kriterium für viele beruflich eingebundene Mütter ist.ich habe mir da privat mit einer Mama geholfen da wir nicht jeden Tag die Nachmittagsbetreuung brauchen.lg Katha

  5. Freie Schulwahl??
    Meine kids sind noch lange nicht im Schulalter, daher sorry vorab für meine Unwissenheit. Aber hier in BaWü ist es doch so, dass man seine Kinder auf die nächstgelegene Grundschule schicken muss, oder habe ich das falsch verstanden? Es gab wohl sogar schon einige Eltern, die genau aus dem Grund einen zusätzlichen Wohnsitz nahe ihrer Wunschschule angemeldet haben, um das System auszutricksen. Klar, Privatschule geht immer, aber die öffentlichen Schulen kann man sich nicht einfach so aussuchen dachte ich?

  6. Oh ja
    Oh ja, dieses Thema hat uns umgetrieben und auch nach den ersten drei Grundcschuljahren kommen immer wieder gern Fragen auf, ob das so gut war. Nicht von ungefähr kommt der Spruch „Probieren geht über studieren“, aber man möchte für den Nachwuchs nur das Beste, keine Bauchschmerzen, etwas mehr Bullerbü. Daher ist in Bullerbü-Ländern die Grundschule auch nicht nach vier Jahren vorbei. Das tut allen gut. Nicht nur uns Eltern.