Was nur Eltern wissen: Die Entbindung endet nicht mit der Geburt

Ich
bin zurück aus London und freue mich über Deinen vorletzten Beitrag. Denn ja: Klar, kenn ich das. Loslassen muss man ja erst mal lernen! Denn die Entbindung endet ja nicht mit der Geburt, die geht ja immer weiter. Je enger wir uns an unsere Kinder binden, desto intensivere Arbeit haben wir auch mit dem Entbinden, mit dem Gehenlassen, mit dem Verantwortung-mal-in-andere-Hände-geben, auch mit dem Vertrauen in den kleinen Menschen selbst. Es ist sicherlich bei jedem anders, aber bei mir gab es da auch unterschiedliche Phasen. Chronolgisch in der Erinnerung in etwa so:
Mama, MaPa, Mama.
Mama, Papa, Mama.
Mama, PaMa, Papa.
Mama, PaMa, Oma.
Naja, und in der ersten Zeit nach dem Stillen, war es mir eigentlich das Liebste, wenn ich eine Oma da hatte und ihr die Betreuung anvertrauen konnte und trotzdem dabeibleiben, beobachten, ein Schatten sein, mein Kind mal aus einer anderen Perspektive sehen. Das war ein riesiges Glück, wie ich es auch hier sehr emotional schon einmal beschrieben habe… Die Verantwortung mal kurz schleifen lassen und trotzdem dabei sein und miterleben und als "Außenstehende" zu betrachten. Einfach nur zu schauen. Mit der Zeit wagte ich mich auch mal aus dem Haus. Dann sehr viel später auch mal eine Nacht ohne Kinder, aber nur mit Sehnsucht.
Am Wochenende also zwei Nächte. Mit Flieger, mit Hotel, mit Mann. Und als wir wiederkamen, gab es keine Vorwürfe, wie sonst. Die Kinder waren begeistert von der Oma, die ihnen ein Matratzenlager gebaut hatte, die ihnen zum Aufwachen Nutella-Brote ins Bett gebracht hatte, die so toll war, dass die Kinder am liebsten noch eine Nacht dort verbracht hätten. "Na, seid Ihr denn gar nicht auch ein bisschen froh, dass wir wieder da sind?" Mindestens zwei Kinder antworteten: "Och, eine Nacht hättet Ihr ruhig noch bleiben können". Auch das: Eine Entbindung. Keine sonderlich schmerzhafte, trotz der Worte, weil ich ja gesehen hatte, wie sie uns begrüßt hatten, als wir wiederkamen. Stürmisch nämlich. Fröhlich.

Aber für alle Beteiligten ein tolles Erlebnis. Für die Kids, für die Oma, für uns. Eines, aus dem wir alle gestärkt hervorgehen, weil wir die Sehnsucht mal gespürt haben und weil die Vorfreude auf das Wiedersehen wunderschön war. Eines, das uns noch enger verbindet, obwohl wir alle einmal losgelassen haben.


4 comments

  1. schön!
    Das hast Du wirklich schön geschrieben. Und ich bin davon überzeugt mit dem Loslassen kriegen alle Mütter noch ‚ihren Spass‘ 🙂
    Lieben Gruss,
    Nadine

  2. Was für ein schöner Beitrag, Lisa!
    Ja, Du beschreibst es wirklich sehr schön und rührend. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um los zu lassen. Richtig geschafft habe ich es erst, als meine 2. Tochter auf der Welt war. Seitdem genieße ich es auch einfach mal die Tür hinter mir zu schließen und zu wissen: Papa oder Oma werden das alles super schaffen! Heute kann ich gut damit leben und es vor allem akzeptieren, dass andere mit den Kindern zwar anders, aber nicht schlechter umgehen als ich. Sie machen bestimmte Dinge nicht so wie ich, aber eben nicht schlechter – vielleicht sogar manchmal besser. Auch gut. Für die Kinder ist es eine enorme Bereicherung irgendwann aus „Mamas Dunstkreis“ mal raus zu kommen. Aber es ist eben ein Prozess und jeder von uns bringt Dinge aus seiner eigenen Kindheit mit, die ihm das Ganze erleichtern oder erschweren. Aber das Loslassen ist für alle ein Gewinn, so wie Du es beschrieben hast, liebe Lisa :-)!

  3. Loslassen
    Loslassen ist die Größte Herrausforderung und eine, auf die ich am wenigsten vorbereitet war. In der Schwangerschaft war ich der Meinung: „Kind kann natürlich mit 6 Monaten in die Kita. Auch Großraum.Ich bin da ganz lässig und vor allem keine Glucke!“ Als mein Sohn geboren wurde dachte ich: „Oh Gott, gibt es Krippen auch für 16jährige?? Vorher schaff ich das nicht.“ Und auch wenn ich heute das Arbeiten und allein reisen sehr geniesse, vermisse ich den kleinen Mann sehr schnell sehr.