Veränderungen. Immer wieder. Immer noch.

 

Liebe Lisa, weißt Du, was mich wirklich nervt? Ständig überall lesen zu müssen, wie sehr ich mich verändert habe, seit ich Kinder habe. Gerade hat wieder mal eine Journalistenkollegin der WELT sich darüber kaputt gelacht, dass Mütter seltsame Dinge anwenden, um das Kind zum schlafen zu bringen und sich sofort nach der Geburt in kurzhaarige, Spucktücher-behängte Monster verwandeln. ICH KANN ES NICHT MEHR HÖREN!

Ja, natürlich verändern Frauen sich, wenn sie Mütter werden. Was bitte soll schlimm daran sein? Seit wann ist Veränderung schlimm? Ist nicht Stillstand, die ewige Gleichmäßigkeit, viel viel schlimmer? Ich habe schon viele Veränderungen hinter mir. Ich habe mich nach dem Abitur verändert, wurde erwachsener als ich zum Studium nach Hamburg bin. Habe dort wilde Partyzeiten hinter mir, die mich geprägt haben. Ich habe mich durch jede Beziehung verändert, mit jedem Jobwechsel. ALLES ANDERE WÄRE JA AUCH BESCHEUERT! Denn ich bin keine einsame Insel, die unberührt von ihrem Umfeld immer gleich bleibt. Natürlich bin ich die Summe aller Tage, die ich bisher erlebt habe. Niederlagen, Siege, Trauer, Freude, Freunde, Lover, Chefs, Eltern, Geschwister, Berlin, das Wetter, die Urlaube – all das hat Einfluss auf mich. Wie dämlich ist es da zu glauben, dass Kinder das nicht hätten? Eine Ecke meines Herzens ist übervoll mit der Liebe zu meiner Familie. In den anderen Ecken ist aber IMMER noch ganz viel Platz für anderes. 

-Ich achte auch weiterhin auf mein Äußeres – natürlich gab es Zeiten, da klebte überall Babykotze und ich schaffte es kaum unter die Dusche. Aber das sind doch nur Momentaufnahmen. Natürlich ist es mir immer noch wichtig, dass ich mich in meinem Körper wohl fühle

-Ich watschel nicht den ganzen Tag in der Hocke neben meinem Kind her (und auch sonst keine Mama, die ich kenne)

– Ich rede nicht in Babysprache mit den Kindern

– Ich beschäftige mich noch mit Dingen, die nichts mit Kindern zu tun haben.

-Ich treffe noch regelmäßig meine Freundinnen und rede über Männer, das Leben, die Jobs, unsere Träume.

-Ich habe Freundinnen, die noch keine Kinder haben. So What?!

-Ich kaufe nicht nur Bio und bin keine panische Dinkelstangen-Mutter

-Ich stehe nicht vor den Restaurants und schaukel das Kind in den Schlaf (hab ich aber schon getan. Heute lege ich die Kids lieber zu Hause hin, hole den Babysitter und gehe mit dem Gatten allein ins Restaurant)

-Ich interessiere mich immer noch für Politik, Kultur und Mode. 

-Ich lese immer noch Krimis und nicht nur Erziehungsratgeber

Abgesehen davon: Ich finde, es ist ganz normal, dass wir am Anfang der Mutterschaft seltsame Dinge tun. Dass wir uns verändern. Aber jeder von uns hat sicher ein paar Monate später über gewisse Dinge, die man in den ersten Wochen als Mama getan hat, geschmunzelt. Weil wir uns weiter entwickeln, mehr gelernt haben, sicherer werden. Und nur darauf kommt es an. 


10 comments

  1. Hallo an alle,

    Hallo an alle,
    ich denke ihr habt Recht, wenn ihr sagt,dass man sich verändert als Mutter aus gutem Grund und dass man sich immer und immer wieder verändert als Mensch. Ich bin so eine „ängstliche“ anfang 30er Frau mit noch keinen Kindern,die beides erlebt hat. Tolle Frauen, Freundinnen, die trotz oder gerade mit Kind eine tolle Verwandlung gemacht haben und die mir Mut machen, dass mit Kind nicht alles- Freunde treffen, ausgehen, Karriere, eigene Bedürfnisse- vorbei ist und alles hervorragend meistern. Da frage ich mich höchstens ob diese Gesellschaft nicht zu hart für uns Frauen geworden ist, weil wir heute alles können, nichts müssen,aber viel zu viel unter einen Hut bekommen sollen und auch wollen. Sprich die perfekte Mutter, Liebhaberin, Hausfrau und Karrierefrau. Und schlimm finde ich auch,dass wir Frauen uns das Leben immer gegenseitig so schwer machen müssen mit unserem Argwohn und unserer Gehässigkeit. Jeder versucht es doch richtig zu machen auf seine Art und Weise.
    Leider habe ich aber auch schon das Gegenteil erlebt mit einer Freundin, die Ende 20ig Mutter wurde. Nur noch im Stress, ganz wichtig und es gab nur noch das Thema Kind, Haus und Hochzeit. Und es wurde mir das Gefühl vermittelt auf einer evolutionären Entwicklungsstufe stehen geblieben zu sein. Da kamen so Sätze wie “ wenn man erstmal diese Stufe erreicht hat, dann weiß man was erwachsen sein und Verantwortung heißt“, als wenn man mit 27, mit beiden Beinen mitten im Leben, aber eben noch ohne Kinder , nicht wüsste was erwachsen sein heißt. Ich weiß heute auch, was sie damit sagen wollte. Das sich ihr Welt von Grund auf, gefühlt so krass verändert hat und sie jetzt weiß , dass ihr Kind Priorität hat und sie die Verantwortung spürt. Für mich hörte sich das so an wie “ bekomme du erstmal ein Kind und dann weißt du was Verantwortung heißt“. Ich fühlte mich damals nur gekränkt und nicht zugehörig in diesem elitären Club. Ich konnte nicht mitreden, konnte mir aber alles anhören. Gekränkt, dass es nur noch um sie und ihre Familie und ihren Stress ging und es war für mich ein ziemlicher Spagat, mir alle ihre Sachen geduldig anzuhören und selbst das Gefühl zu haben, nicht mehr mit meinem Job, meinem Studium und meiner „lächerlichen“ Freizeit gehört zu werden. Vielleicht ist diese negative Veränderung gemeint?
    Heute stehe ich da drüber und glaube eher, dass sie zu jung, beziehungsweise überfordert war mit der ganzen Situation und vor allem weiß ich, dass sie es nicht böse gemeint hat. Es ist ganz normal gewesen, dass sie sich verändert hat und vielleicht war es die Kunst, diese beiden unterschiedlichen Lebensentwicklungen an der Stelle des Lebens unter Freundinnen auszuhalten. Sie war im Ausnahmezustand und wahrscheinlich mutiere ich genauso zur Übermutter, wenn es denn bei mir soweit ist. Ohne Mutter zu sein, würde ich mir wünschen, dass wir Frauen uns das Leben gegenseitig nicht mehr so schwer machen und ( es lässt sich leicht sagen ohne Kind) etwas entspannter werden.
    Beste Grüße Anja

  2. Witzig….
    …..denn genau dasselbe wird uns doch auch nachgesagt, wenn wir Chefin werden oder ein Jahr im Ausland waren, oder? Das abfällige „Die hat sich aber total verändert“ leugnet vor allem den Erfahrungsgewinn, den eine Frau gemacht hat und macht. Egal, in welchem Bereich.

  3. Klasse!
    Ein toller Beitrag! Der Satz: „Natürlich bin ich die Summe aller Tage, die ich bisher erlebt habe“ bringt es auf den Punkt! Und rechtfertigen müssen wir uns tatsächlich vor niemandem, vor allem wenn wir selbst mit uns und unserem Leben zufrieden sind 🙂

  4. Irre Rüttelfrau
    Ich finde den Artikel in der Welt ehrlich gesagt eher lustig. Man merkt doch, dass die Autorin offensichtlich noch nicht ganz so reif ist, es erinnert mich eher an die Sprache eines Teenagers. Da ist es dann auch richtig und gut noch keine Kinder zu haben.
    Ich bin auch manchmal eine irre Rüttelfrau, eine paranoide Helikopterin, war eine vollgekotzte verpeilte Baby-Mama. Ich finde das total normal. Ebenso normal wie ich es finde, dass ich jetzt wieder eine relativ schicke, ausgehende, Spaß habende und promovierende junge Frau bin.
    Wir können alles sein und es kann uns total egal sein, ob jemand das peinlich findet. So definiere ich jedenfalls Freiheit, und die gibt es natürlich auch mit Kindern!

  5. Mütter sind auch nur Menschen
    Ihre Journalistenkollegin hat wie sie schreibt Angst, Mutter zu werden und schreibt wohl deshalb so negativ zu dem Thema. Da können wir ja schon mal stolz sein, dass wir so mutig waren, Kinder zu bekommen. Ehrlich gesagt war ich als nicht-Mama auch neugierig, wie es als Mutter sein wird und wie „anders“ ich dann werde. Es hat sich viel im Alltag verändert, aber grundsätzlich bin ich noch die gleiche Person. Ich bin verständnisvoller geworden und weiß mehr, wie Mütter ticken. Ich kann die New Yorker Mutter verstehen. Sie tut es aus Liebe und was man aus Liebe tut, macht man gerne. Und sie tut es auch aus Eigennutz, denn wenn das Kind friedlich im Buggy schläft, hat auch sie etwas Zeit, um ihren Cupcake zu essen und sich mit ihrem Mann zu unterhalten, wenn sie denn hoffentlich das Händchen des Kindes behutsam aus der eigenen Hand befreit.

  6. Traurig, dass man sich immer rechtfertigen muss…
    … oder meint es zu müssen. Ich bin da auch immer schnell dabei, versuche aber es mir abzugewöhnen. Selbst eine Mutter, die alle genannten Klischees erfüllt, kann doch eine gute Mutter sein und glücklich dabei. Wichtig ist doch auf das eigene Seelenheil zu achten, egal ob mit Veränderung oder Stillstand (jetzt rechtfertige ich mich schon wieder, oder? 😉
    Und ich finde es auch nur natürlich, dass sich vieles mit Kind verändert. Das ist ja das Schöne <3

    1. Seelenheil
      Liebe Sonya,
      dass es auf das Seelenheil ankommt, ist ein sehr guter Gedanke! DANKE dafür! Du hast recht!

  7. Natürlich!
    Natürlich verändern wir uns! Aber unser innerstes, und wenn uns was wichtig ist, das bleibt. Ich habe mich sehr geändert. Ich bin zufrieden, glücklich und nur noch selten gestresst. -naja zumindest bis das 2. Kommt 😉