Und Ihr so? Heute bei Katharina und ihrer Patchworkfamilie mit 11 Kindern und 6 Erwachsenen

In unserer „Und Ihr so?“-Fragereihe geht es uns darum, verschiedene Familien mit verschiedenen Lebensmodellen und verschiedenen Ansichten und verschiedenen Vorlieben vorzustellen. Heute: Katharina mit ihrer riesigen Familie, in der nicht alle miteinander verwandt sind.

Wer seid Ihr?

Für viele Menschen gelten wir als Vorbild und werden oft gefragt: Wie macht ihr das? Warum? Wir sind ziemlich viele… Wir sind eine Patchwork Familie mit insgesamt 11 Kindern und 6 Erwachsenen. Wobei der Kern der Familie sieben Kinder und vier Erwachsene sind.

Unsere Familie besteht aus: Katharina (36) und Stefan (50). Katharina hat vier Kinder (Vanessa 17, Elijah 11, Johanna 9, Ben 3), Stefan hat zwei leibliche Kinder (Julian, 25 und Greta 7) und ein Bonuskind (Noah 12 aus einer früheren Beziehung).

Florian (42) war Katharinas erster Mann, er ist Papa von Vanessa, Elijah und Johanna, seine Freundin Tanja hat vier Kinder (17-jährige Drillinge und eine 19-jährige Tochter). Timo (41) war der zweite Mann von Katharina und ist der Papa von Ben.

Wir sind alle sehr gut miteinander befreundet. Wir feiern Geburtstage und Feste zusammen, kochen gemeinsam und sind alle für die Kinder da. Ich glaube, das gelingt deshalb so gut, weil jeder einzelne Erwachsene reflektiert ist, an sich selbst arbeitet und wir menschlich einfach sehr gut miteinander können.

Die Kinder stehen bei uns an erster Stelle, das bedeutet, dass wir bei allen Entscheidungen immer fragen: Wie wirkt sich das langfristig auf das Wohlbefinden unserer Kinder aus? Gemeinsam werden dann Entscheidungen getroffen, die für alle weitgehend sinnvoll sind.

Was heißt für Euch Heimat?

Heimat bedeutet, mit den Menschen seine Zeit zu verbringen, die man liebt, an genau dem Ort, an dem man sich gerade befindet.

Wie wohnt Ihr?

Wir (Katharina und Stefan, mit den vier Kindern Vanessa, Elijah, Johanna und Ben) wohnen direkt an einem wunderschönen See, inmitten von Wäldern, in Bayern.

Wir leben in einem Holzhaus, in ökologischer Bauweise und verbringen sehr viel Zeit in der Natur. Es gibt super viele Vorteile, wenn man in der Natur lebt. Natürlich auch Nachteile, eines ist, dass wir ziemlich viel mit dem Auto fahren und auch der Schulweg (Montessori Schule) etwas länger ist, aber mit der entsprechenden Orga klappt das wunderbar.

Wie hat sich Eure Wohnsituation verändert seit Ihr Kinder habt?

Wir sind sehr oft umgezogen, auch von Österreich nach Deutschland, dabei haben wir fast alles an Wohnsituation erlebt, die irgendwie möglich sind.

Wohnung, Reihenhaus, Wohngemeinschaft, Mehrgenerationenhaus, Haus in der Stadt, Haus in der Natur

Unser Fazit ist: das Haus am See, inmitten der Natur ist das Beste, was uns passieren konnte. Die Kinder wachsen dadurch sehr frei und naturverbunden auf, sie spielen viel draussen und können auch mit Tieren groß werden. Ausserdem ist es eine Ruheoase für mich speziell, wo ich beruflich ziemlich viel mit Menschen zu tun habe und auch öfter Mal unterwegs bin.

Was tut Ihr vormittags?

Ben ist noch zu Hause. Montag und Freitag ist Timo im Haus und kümmert sich um Ben, da bin ich, Katharina, in meiner Praxis (eigener Anbau am Haus), wo ich als Therapeutin arbeite. Die anderen Tage ist Timo als Unternehmensberater on tour. Stefan, ebenso Unternehmensberater und ehemaliger Google Manager arbeitet an zwei Tagen die Woche auswärts die anderen Tage arbeiten Katharina und er abwechselnd in der eigenen Firma/Praxis-online Business- und kümmern sich immer abwechselnd um die Kinder

Florian ist Angestellter bei Siemens und Sänger. Er ist einmal pro Woche abends im Haus und an 2 Wochenenden, um mit den Kindern etwas zu unternehmen. Da arbeite ich meistens und gebe Workshops,spreche auf Kongressen oder gebe Seminare.

Und nachmittags?

Wir haben alle unser Arbeitsleben mit unserem Familienleben verbunden, das klappt ganz großartig, denn einer unserer Grundsätze war schon immer, dass mindestens ein Elternteil für die Kinder da ist.

Da wir sehr frei und selbstständig arbeiten, sind wir sehr spontan, was die Tagesplanung angeht und machen Großteils wozu wir Lust haben. Mal sind wir zu Hause und spielen mit den Kids, basteln am Haus herum, spielen Klavier oder kümmern uns um die zahlreichen Tiere, die hier leben, andere Male gehen wir ins Schwimmbad (mindestens 1 Mal pro Woche) oder großteils bei warmen Temperaturen an den See.

Mindestens einmal pro Woche unternehmen wir was „größeres“ mit den Kindern, z.B gehen wir gerne klettern oder in die Stadt bummeln, in den Vergnügungspark oder in den Zoo, gleich in der Nähe.

Wir haben ausserdem sehr viel Besuch. Irgendwie hat es sich so eingebürgert, dass sowohl Geschäftspartner als auch Familie und Freunde uns am See besuchen kommen. Dadurch haben wir bestimmt jede Woche Übernachtungsgäste, was das Leben sehr bunt macht und die Kinder lernen immer andere Menschen und neue Kulturen kennen, da wir weltweit einen großen Freundeskreis haben, kommen immer wieder neue Menschen zu uns, die uns bereichern und natürlich alle sightseeing touren mögen;=)

Wir reisen auch sehr gerne, was dazu führt, dass unsere Kinder schon viele Orte bereist haben und dadurch offener sind.

Ich denke unser größtes Hobby ist, Menschen zu begegnen

Rituale: wir lesen abends alle möglichen Bücher zusammen mit den Kindern, da haben sich im Laufe der Jahre ein paar Hundert angesammelt.

Vereinbarkeit: Wie glücklich seid Ihr mit der Situation?

Wir sind super glücklich mit unserer Situation. Es ist ein großes Geschenk, dass wir uns alle so großartig verstehen.

Wir haben trotz den Trennungen von keinem unserer Kinder je gehört, dass sie einen Elternteil vermissen, wie auch: jeder ist immer frei zugänglich und wir verstehen uns richtig gut. Natürlich gibt es auch Herausforderungen, vor allem für mich. Ich war mit 18 schwanger, ohne Schulabschluss oder Job, musste mir alles mit meiner Tochter zusammen erarbeiten. Ich erinnere mich noch, als ich mit meiner vier Wochen alten Tochter am Klavier in der Schule stand und Latein Abschluss schrieb.

Dadurch habe ich mir schon ziemlich früh die Frage gestellt: Wie kann ich beruflich immer genau das tun, was mir Spass macht, Geld bringt und sich mit Kindern vereinen lässt?

 Also habe ich ein Unternehmen aufgebaut, wo ich mir die Zeit immer frei einteilen kann, Großteils auch ermöglicht durch ein Online Business und die Coachings, die ich mir immer frei einteilen kann. 

Die Lösung, die Kinder mit auf Seminare zu nehmen, die Geschäftsmeetings und Klienten im Hausanbau abzuhalten, war die beste Idee. Dadurch konnte ich mich entlasten und fühle mich nicht zerrissen.

Florian liebt es zu singen und ist viel unterwegs auf Tourneen, vor allem weltweit auf Schiffen. Timo kann sich sein Arbeitsleben frei einteilen, sowie Stefan auch, das macht es sehr einfach. Nein ich glaube, wir würden nicht tauschen. Im Gegenteil, wir sind sehr dankbar für unser Leben und haben in uns das Bedürfnis so vielen Menschen als möglich davon zu erzählen. Denn, Familie, Arbeit, genau das tun, was man im Herzen möchte ist möglich! Es war nicht immer einfach, manches Mal auch richtig hart, über viele Jahre, ich musste sehr, sehr viel dafür arbeiten, aber es lohnt sich enorm und die Rechnung ging mehr als erwartet auf!

Was bedeutet Gleichberechtigung für Dich?

Ein wichtiges Thema. Ich denke nicht, dass wir zu 50% Mama und zu 50% Papa sind, sondern dass jeder sich zu 100% einbringen sollte und je nach seinen eigenen Ressourcen, Möglichkeiten und Werten alles dafür tun sollte, um sein Kind, aber auch das eigene Ich nicht zu vernachlässigen. Es gibt durch die heutigen vielseitigen und neuen Arbeitsfelder-vor allem durch die Arbeit im Internetbereich.viele Möglichkeiten Geld zu verdienen, Zeit für die Familie zu haben und das eigene Leben zu leben. Ich glaube, es gab noch nie so kostbare Zeiten, wie jetzt. Gleichberechtigung für mich bedeutet, wenn jeder seinen Weg gehen kann und es einen Treffpunkt des Miteinanders innerhalb der Familie gibt.

Für mich ist die innere Haltung zueinander wichtig. Wenn die passt, ist alles überwindbar. Den Kinder vorzuleben, dass Elternschaft wunderbar ist, trotz aller Herausforderungen und glaubt mir, die haben wir zur Genüge, ist ein Geschenk für alle.

Sowohl Mann, als auch Frau und Kind sind gleich wertvolle und wichtige Persönlichkeiten Jeder darf und soll sich individuell so gut es geht frei entfalten können. Das bedeutet, dass das Wohl der gesamten Familie bei allen Entscheidungen immer an erster Stelle stehen sollte. Wenn das der Fall ist, kann es nur gelingen Gleichberechtigung zu leben.

Was ist etwas, mit dem Du nie gerechnet hast bevor Du Mutter/Vater wurdest?

Wenn ich jetzt zurück blicke, hätte ich nie für möglich gehalten, dass ich jemals so erfolgreich und glücklich mit vier Kindern mein Leben verbringen kann und dass Patchwork ein absolut geniales System ist.

Meine Kinder haben immer einen Ansprechpartner und das tut unendlich gut. Jeder ist so vielseitig und facettenreich, dadurch lernen sie von dem einen Papa die Liebe zur Musik, von mir die Gabe mit Menschen zu arbeiten, von dem anderen Familienmitglied zu Handwerkern und und und. Wir sind eine große moderne Familie, die das Leben mit Kindern absolut liebt und schätzt!

Inwiefern würdet Ihr Euer Leben optimieren, wenn Ihr könntet?

Ganz ehrlich, es gibt aktuell nichts, wo wir sagen: das sollten wir sofort ändern. Wir haben uns den Standart und die Position hart erarbeitet und sind aktuell sehr dankbar und auch stolz darauf. Langfristig würde ich mir wünschen, meine Eltern noch mehr in der Nähe zu haben, da sie in Österreich leben, fehlen sie mir und den Kindern. Ich bin ein absoluter Fan von Mehrgenerationen Häusern und glaube, dass deshalb so viele Familien, insbesondere Alleinerzieher extreme Herausforderungen in unserer Gesellschaft haben, weil sie viel zu viel auf sich alleine gestellt sind, das darf und sollte nicht sein. Der Mensch ist ein „Rudeltier“ und kein einsamer Berggnom.

Ausserdem planen wir, ein großes Office am Nachbargrundstück zu bauen, sodass wir auch unsere Angestellten dauerhaft vor Ort haben können, das wird auch vieles erleichtern.

Was ist Euch als Familie wirklich wichtig?

Dass jeder einzelne weiß, dass er wichtig und richtig ist. Wir Zeit füreinander haben und niemals einer dauerhaft das Gefühl hat „zurückstecken zu müssen“. Wir ermöglichen, so gut es geht, allen Beteiligten ein individuelles Leben, das jedem Mitglied ermöglicht, am Ende des Lebens sagen zu können: Ja! Das war, trotz all der Stürme, richtig schön mit euch!

—–IN EIGENER SACHE: Wir sind für den Scoyo Eltern Blog Award nominiert. HIER könnt Ihr uns Eure Stimme schenken, wir würden uns sehr darüber freuen!

 


5 comments

  1. Danke für diesen wundervollen
    Danke für diesen wundervollen und inspirierenden Beitrag. Das klingt nach einem wirklich gelungenen Konzept und es ist schön, dass es Euch gelingt.
    Man muss allerdings feststellen, dass es sich sicher um eine privilegierte Lebensweise handelt. Man braucht schon viel Geld, um ein großes Haus für Alle mit Platz für Gäste sowie Reisen, Ausflüge etc. Für so eine grosse Familie zu ermöglichen. Wir bemühen uns auch um einen harmonischen Familienstil aber es hapert oft am Platz wenn z.B. einfach kein Raum für ein entfernt wohnendes Elternteil ist. Euer Leben klingt wie ein Traum!

    1. Dem würde ich mich gerne anschließen.
      Das Interview klingt wirklich wie aus einer Traumwelt. Hier wird das Idealbild der Patchwork -Familie tatsächlich gelebt. Ja, dann kann man als ‚Normalo‘-Patchworker nur ein Tränchen verdrücken. Schön wäre es gewesen, wenn dies im Interview auch kritisch betrachtet worden wäre, denn der gesamte finanzielle Hintergrund, der ein so scheinbar sorgloses Leben in Patchwork-Großfamilie erst möglich macht, ist ja das Fundament dieser Idylle. Und ja, das macht die Story zu einer Präsentation eines absolut privilegierten Lebensstils, da auch hier letztlich kein Alltagsnutzen für eine ‚durchschnittliche‘ Patchwork-Familie erkennbar ist. Könnte auch eine Coverstroy für ‚Die Bunte‘ oder ‚Gala‘ sein. Schade.

        1. Ja, ich habe auch den anderen Beitrag gelesen,
          der natürlich auch wieder eine extreme Patchwork-Konstellation darstellt. Es geht mir auch nicht darum, was präsentiert wird, sondern wie. Und ich denke, ich bin nicht die einzige ‚Patchworkerin‘, die innerlich aufstöhnt, wenn sie von so einer ‚Traum-Familie‘ liest, deren Erfolgsrezept angeblich nur ordentliches Anstrengen aller Beteiligten ist, um so harmonisch miteinander auszukommen. Schön wärs. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ihm Rahmen dieses Interviews ein Tabu gewesen wäre, einmal die komplette finanzielle und rechtliche Seite dieser Familienkonstellation zu beleuchten (die zwei neuralgischen Punkte jeder Patchwork-Familie) und dem Leser transparent zu machen, aber es wäre auch die ehrliche Variante gewesen, um die Hintergründe dieses erreichten ‚Traummodells‘ zu verstehen und einen weiteren Nutzen aus diesem Interview zu ziehen.

          1. Hast Du Lust..
            uns zu erzählen, wie es bei Euch ist? Natürlich auch anonym? Dann freuen wir uns über eine Mail!