Stellenanzeige! Lisa bewirbt sich auf einen Job. Kriegt sie ihn?

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Ihr Lieben, ich lese in letzter Zeit so viel über arbeitende Mütter oder berufstätige Frauen mit Kindern oder wie man sie auch immer nennen möchte und habe mal ein bisschen nachgedacht. Ich glaube oft, dass ich, seit ich Kinder habe, gar nicht mehr so recht weiß, wer ich bin.

Wenn jemand von mir verlangt, mal „ein paar Wort zu mir“ zu sagen, dann gerate ich ins Stocken. Wo fange ich an? Kinder, Haushalt, Großfamilie, Umzug, Ausbildung, Studium, Ehe, Texte, Freunde, Interessen… Das alles lässt sich so schwer zusammenfassen, einfach auch aus dem Grund, dass wir als hauptsächlich die Kinder betreuende Mütter kaum noch Zeit zur Reflektion haben. Ob ich weiß, wo ich in fünf Jahren bin? Ich weiß, wo die Kinder dann ungefähr sind, in welcher Klasse, auf welcher Schule. Aber ich? KEINE Ahnung. Nun habe ich aber doch mal spaßeshalber überlegt, was so in meiner Bewerbung stehen würde, wenn sie von mir verlangt würde. Und das hier ist dabei herausgekommen. Und vieles lässt sich mit Sicherheit auch auf andere Mütter übertragen…

Mein Name ist Lisa Harmann, ich wurde im Frühsommer 1982 geboren, mein Mann ist toll und meine Kinder sind Drei an der Zahl. Ich mag Ideen und ich bringe gern Dinge auf den Weg, auch und besonders unkonventionelle. Stillstand kann ich nicht leiden. Ich bin vielseitig interessiert und so neugierig, dass ich mir beruflich unheimlich vieles vorstellen kann. Menschen spielen dabei aber immer eine große Rolle. Nicht immer direkt, aber wenn man sich tiefer mit der Idee beschäftigt, dann zumindest indirekt. Am besten ausgebildet bin ich in der Schreiberei. Trotzdem kann ich mir mich neben dem Job der Autorin, Redakteurin oder Bloggerin auch als Start Up-Unternehmerin, als Kinderheim-Mitarbeiterin, als Moderatorin, als Politikerin, als Trauerbegleiterin oder Werbetexterin vorstellen. Es gibt einfach so viele spannende Gebiete.

Mit neuen Situationen, sei  es ein neues Büro, eine andere Stadt oder eine veränderte Personenkonstellation komme ich sehr gut klar. Das Wort flexibel passt insofern nicht zu mir, als dass das Wort allein zu starr ist für das, was ich täglich leiste. Spontanes Umdisponieren, Konzentration unter Zeitdruck, Hürden nehmen wie sie kommen, Geduld bewahren, Wege ändern ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Krisengespräche führen, Streit schlichten, ein gutes Gruppenklima aufrechterhalten, das sind Dinge, mit denen ich täglich zu tun habe.

Empfehlen würde ich Ihnen als meinem neuen Arbeitgeber, mir freie Zeiten zu geben. Freie Zeiten, um das Gehirn zu durchlüften, um neuen Nährboden zu schaffen, um die ausgewrungene Fläche wieder zum Blühen zu bringen. Meine kreativen Höchstleistungen bringe ich nach solchen Auszeiten, das haben mir die letzten Jahre gezeigt.

Ich bin einfühlsam und um ein gutes Teamwork bemüht. Ich kann mich gut in die Lage anderer versetzen und habe ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsbewusstsein. Sehe ich dieses gefährdet, kann ich auch schon einmal aufbrausend werden. Das aber nie auf Personen bezogen, sondern um die Sache voranzubringen. Ich bin anpassungsfähig und langatmig, möchte irgendwann aber auch Ergebnisse sehen. Diese müssen nicht unbedingt greifbar sein. Ein Lächeln genügt oft. Dafür stelle ich meine gesamte Motivation zur Verfügung.

Und jetzt Ihr: Kriege ich den Job?


8 comments

  1. Das nenne ich mal ne Bewerbung
    Liebe Lisa,

    klasse Bewerbung. In meinem letzten Job habe ich ja auch Berwerbungen gesichtet, die irgendwie alle gleich, unglaubwuerdig und langweilig waren. Deine ist grosse Klasse. Sie macht neugierig auf mehr. Ich find se genial!!!

    Und mal ehrlich… wer weiss schon immer was er will!?

    Lg. Christian

  2. Super
    Hallo, ich bin selbst arbeitssuchende Mama und dazu noch Personaler. Ich habe Bewerbungsanschreiben NIE gelesen, weil das alles immer nur Textbausteine und blabla war – deine hätte ich bestimmt gelesen und ich persönlich finde solche Bewerbungen richtig klasse: Sie sind ehrlich, haben Persönlichkeit…

    Wenn du mal einen Job suchst, dann versuch‘ es mal damit. Bei dem richtigen Personaler/ Unternehmen kann das klappen 🙂

    Liebe Grüße
    Manuela

  3. Wunderbare Bewerbung..
    aber harte Realität. Bin zwar keine Mami, aber frisch ausgelernt und habe selbst jetzt Schwierigkeiten einen Job zu bekommen. „Wir suchen junge Leute mit Berufserfahrung“ Stimmt während meinen drei Jahren in der Ausbildung habe ich schließlich zu Hause gesessen und gelesen…
    Mütter sollten generell jede Menge Geld verdienen alleine weil sie Mütter sind! Hallo?! Schließlich seid ihr Koch, Erzieher, Klempner, Chauffeur, Lehrer,…und und und

  4. Ein Glück…
    … dass du keinen Job brauchst gerade 🙂 Ich befürchte die meisten Personalfuzzies hätte das abgeschreckt… Naja allerdings hab ich beim Vorstellungsgespräch nach 2,5 Jahren „nur“ Kinder und Haushalt auf die Frageob „es bei mir zu Hause denn nicht schön“ sei geantwortet: „Sie werden bestimmt jemanden mit mehr Erfahrung finden, aber niemanden, der motivierter ist.“ Das hat geklappt 🙂

  5. Zu flexibel?!
    Nur ein paar kurze ungefilterte Gedanken: Unabhängig von Deinem Job als Dreifachmami, in dem Du mit Sicherheit Großartiges leistest, wird es kein Personaler gern lesen, dass Du so dermaßen – wie Du es in Ermangelung eines anderen Begriffes nennst – „flexibel“ bist. Man könnte es auch Unfähigkeit zum Festlegen nennen…
    Und „aufbrausend“ würdest Du bestimmt auch nicht in eine Bewerbung schreiben 😉

    LG

  6. TOP
    Ich würde Dich nehmen! Aber ich will Dir keine allzu großen Hoffnungen machen: Die Welt hat leider nicht auf uns Mütter gewartet! Eine gute, qualifizierte und auch verantwortungsvolle Position (gerne auch gut bezahlt) zu bekommen, ist fast aussichtslos! Ich habe die Erfahrung leider schon selber gemacht; da wirst du dann in Vorstellungsgesprächen von älteren Herren gefragt „Wie sieht denn ihr Haushalt aus, wenn Sie bei zwei Kindern arbeiten gehen?“ oder „Verdient Ihr Mann etwa nicht genug??“….so ist sie die Realität 🙂

  7. super Bewerbung 🙂
    als zweifachmami vom Land finde ich mich in deiner Bewerbung an fast allen Textstellen wieder :). Wenn ein Arbeitgeber so kreative und vor allem ehrliche Bewerbungen annehmen würde, wäre es für Mamis sicherlich nicht mehr ganz so schwierig sich zu Bewerben. 🙂