„So stehe ich als Vater zum Familienbett“ – Interview mit Chris

Lieber Chris, Eure Zwillingsjungsschlafen derzeit meist im Ehebett – während du im Gästezimmer schläfst. Seit wann ist das so und war das so geplant oder hat sich das ergeben?

Unsere Zwillingsbuben Luca & Nico sind im Juni 6 Jahre alt geworden und bis vor ein paar Monaten haben beide unsere Jungs noch bei uns im Elternbett geschlafen. Mittlerweile schläft nur noch Luca jede Nacht bei meiner Frau im Elternbett. Nico schläft die meiste Zeit in seinem eigenen Bett, das aber direkt an der Mamabettseite dran steht, so dass meine Frau manchmal die Hand halten kann, wenn Nico es möchte. Dies ist aber nur noch selten der Fall.

Luca ist der Erstgeborene und er war von Anfang an der Sensiblere von den Beiden. Er braucht zum Einschlafen die Nähe und das Kuscheln mit einem von uns Eltern, wobei es meistens meine Frau ist, da ich als Rettungssanitäter im Schichtdienst arbeite und dadurch natürlich viel weniger zu Hause sein kann. 

Unsere Buben haben seit der Geburt bei uns im Elternschlafzimmer geschlafen – anfangs in ihren Babybettchen zu zweit, dann in ihren Babybettchen alleine. Als unsere Buben stehen konnten, haben sie sich am Gitterbett hochgezogen und sich ins Elternbett reinfallen lassen, weil sie bei uns sein wollten. Ab da hat es angefangen, dass sie ab und zu bei uns im Elternbett geschlafen haben. Wenn sie wach wurden oder schlecht geträumt haben, sind sie einfach zu uns ins Elternbett geklettert.

Wir waren damals zu erschöpft und müde, mit drei kleinen Kindern (unsere Zwillingsbuben haben noch eine große Schwester), als dass wir unsere Buben dann jedesmal wieder zurück in ihr Bett gelegt hätten. Wir haben es bestimmt ab und zu auch mal versucht, aber dann waren unsere Buben wach, was natürlich auch doof war und wenn wir sie einfach bei uns liegen gelassen haben, haben sie gleich weiter geschlafen und so haben wir dem bequemeren Weg einfach seinen Lauf gelassen. Aber natürlich haben wir es auch unheimlich genossen, wenn unsere kleinen Zwerge zu uns ins Bett gekommen sind und sich an uns gekuschelt haben. Das hat uns nie gestört oder gar geärgert.

Warum schläfst Du nicht auch mit im Ehebett?

Ich schlafe momentan nicht mehr mit im Elternbett, weil mittlerweile zu wenig Platz ist und weil meine Frau und ich morgens oft total verspannt aufwachten. Man kann sich doch nicht mehr so drehen und seine Lieblingsschlafposition einnehmen. 

Wie findest Du die Situation?

Ich habe mich an die Situation gewöhnt und weiss ja, dass es nicht von Dauer ist. Außerdem ticken meine Frau und ich da glücklicherweise gleich und ich sehe, was unsere Buben brauchen und würde mich oder meine Wünsche als Erwachsener niemals in den Vordergrund stellen. Natürlich ist es manchmal schade, wenn man nach einem schönen oder stressigen Tag nicht mit seiner Frau im Bett einschlafen kann. Aber wir schlafen dann halt auf dem Sofa zusammen ein 🙂

Habt ihr eine Deadline, bis wann die Kids bei Euch schlafen dürfen oder sollen die Jungs selbst entscheiden, wenn sie wieder "ausziehen"?

Wir haben keine Deadline und versuchen es auf alle Fälle nicht mit Druck. Unsere Kinder sollen sich nicht ausgegrenzt/abgeschoben fühlen. Wir Erwachsenen wollen ja auch den Partner bei uns haben zum Kuscheln – und die Kinder sollen alleine schlafen und müssen damit alleine klar kommen?! Sie sind so klein und zerbrechlich und brauchen dieses Gefühl von Geborgenheit doch noch viel mehr als wir Erwachsenen.

So lange sie die Nähe brauchen, bekommen sie das auch. Es ist eine absehbare Zeit und außerdem ist ja auch eine wunderschöne Zeit. Unsere große Tochter ist jetzt im Sommer 12 Jahre alt geworden, sie möchte schon lange ihre Privatsphäre und kommt auch nicht mehr zum Kuscheln. Das finden wir dann sogar manchmal schade, dass die Zeit so schnell vergangen ist. Es gibt keine Regeln dafür, jedes Kind ist anders und jedes Kind hat andere Bedürfnisse.

Vermisst Du manchmal die Zweisamkeit mit Deiner Frau?

Ja, natürlich vermisst man manchmal das gemeinsame Kuscheln vor dem Einschlafen oder die Zweisamkeit – aber es gibt für alles Lösungen.

Geht Ihr offen damit um, dass Ihr das Familienbett praktiziert? Und wenn ja, wie sind die Reaktionen von Familie/Freunden?

So richtig offen gehen wir damit nicht um – es müssen zum Beispiel in der Kita nicht alle Eltern wissen.  Aber unsere Familien und unsere Freunde wissen es natürlich. Klar bekommt man mal einen komischen/irritierten Blick oder auch mal einen Spruch, aber das ist uns egal. Da stehen wir drüber, denn es ist unsere Einstellung und es sind unsere Kinder. Jeder kann es so machen, wie er meint, dass es richtig ist. Wir gucken ja auch nicht komisch, wenn wir hören, dass das paar Wochen alte Baby schon im eigenen Zimmer alleine schlafen muss.

Warum glaubst Du, ist das Familienbett so ein kontroverses Thema?

Ich denke, dass viele Eltern ihre Ruhe und den nötigen Abstand wirklich brauchen, nicht schlafen können und nicht zur Ruhe kommen, wenn die Kinder mit im Elternbett schlafen oder sie einfach auf ihr Buch Abends im Bett nicht verzichten wollen.

Im Gegenzug gibt es solche wie wir, die es genießen, die kleinen Kinderhände- und Füße zu spüren, dem gleichmäßigen Atmen zu lauschen und selber ganz entspannt einschlafen zu können, weil die Kinder so friedlich an einem dran gekuschelt schlafen.

Deshalb wird es immer bei unterschiedlichen Meinungen bleiben und genau das, was die Anderen machen, sieht man dann leider gleich als exotisch oder sogar negativ. Warum das so ist? Keine Ahnung, aber die Toleranzgrenze ist bei den Deutschen sehr niedrig, gerade was auch solche Dinge wie Kindererziehung angeht.

Wenn man da in andere Länder blickt, sieht man, dass es völlig normal ist, die Kinder bei sich im Bett zu haben und es unnormal wäre, wenn es nicht so ist. Bei uns in Deutschland wird man von der Außenwelt sehr beeinflusst, durch die vielen Bücher, Zeitschriften, das Fernsehen und mittlerweile auch durch das Internet, so dass es für viele sicher schwierig ist, sich einfach auf sein eigenes Bauchgefühl zu verlassen, gegen den Strom zu schwimmen und über doofe Sprüche einfach drüber zu stehen. 


20 comments

  1. mehr Toleranz für alle
    Ich finde es immer sehr schön, wenn ich lese, daß es Eltern so passt und sie so einfach leben.
    Ich wünsche mir aber auch mehr Toleranz für Eltern, für die es so nicht passen würde. Ich erlebe immer wieder, daß sich Familien (ok, vor allem Mütter) als besser fühlen, weil das Familienbett oder Langzeitstillen (ja, diese beiden Themen erlebe ich auch oft zusammen) ja der natürliche Weg sind und nur so den Bedürfnissen entsprochen wird.
    Wir haben kein Familienbett, ich glaube meine 3 Jungs wissen nicht, daß man bei Mama im Bett schlafen könnte (der Große weiß, daß man manchmal bei Papa schlafen kann). Warum? Weil ich mit Kind im Bett keinen Schlaf bekomme und ich muß auch tagsüber für meine Kinder da sein können.
    Momentan wird dieses Thema so gehypt und es klingt so, als würden Mütter wie ich aus Egoismus handeln. Die Hintergründe interessieren aber meistens nicht.
    Aber vielleicht wäre das auch mal interessant, warum entscheiden sich Familien dagegen. In unserem Fall bin ich unter der Woche mit 3 Kleinkindern alleine zuhause (am Anfang hatten wir 3 Kinder unter 2) und ich muß meine Kraft einteilen. Es gibt da so viele andere Gründe…

  2. Ich empfehle DRINGEND ein
    Ich empfehle DRINGEND ein größeres Bett!
    Wer den platz hat sollte selber bauen. 6 Paletten und 3 Matratzen sind die einfachste Variante.

    Wir schlafen übrigens alle getrennt. Auch mein Freund und ich. Kann das nicht ab, wenn nachts jemand neben mir liegt 🙂

  3. Jedem seine Entscheidung
    Ich finde den Artikel jetzt nicht dramatisch oder verspotte die Situation. Für mich käme das aber nicht in Frage. Unsere großer hat bis 1,5 Jahren bei uns im Schlafzimmer aber in seinem eigenen Bett geschlafen. So handhaben wir das auch mit der kleinen jetzt. Im Sommer ziehen die 2 „zusammen“ in ihr Zimmer.
    Finde es halt irgendwie seltsam das Kinder die schon 6 Jahre alt sind, immer noch bei Mama im Bett schlafen wollen, aber das muss ja jeder selber entscheiden.
    Ob sie das wirklich brauchen finde ich auch eher fraglich….aber wenn es für die Eltern keine Umstände bringt, dann sollen die das doch machen.
    Ich verteufele dies nicht, aber mein Ding wäre es nicht 🙂

    Alles gute der Familie noch

  4. Respekt
    Ich finde die Kommentare hier auch recht harsch. All diese Annahmen kann man treffen (vor allem dass Bedürfnisse der Kinder überhöht werden) aber um das wirklich zu beurteilen bedarf es viel mehr Einblick in die Familie.

    Ich selbst finde es sehr schön, wie ein Vater hier über seine Kinder und Familie schreibt. Wenn Menschen es auch nachts so genießen können, ihre Kinder bei sich zu haben, spricht das für mich für sehr viel Liebe. meiner Tochter kann ich leider kein Familienbett anbieten, sie hätte es gern. Leider ist die Konsequenz bei mir, dass ich keine Sekunde schlafe und nachts sauer auf sie werde. Das ist auch nicht Sinn und Zweck der Sache. Daher ziehe ich vor soviel gelebter Liebe und Toleranz einfach nur den Hut und denke dass es den Kindern gut geht.

  5. brauchen
    Ich möchte darauf hinweisen, dass „brauchen“ und „wollen“ nicht dasselbe sind. Viele Kinder wollen gern lange bei den Eltern schlafen, zu behaupten, sie brauchen das, halte ich aber für Quatsch. Bei uns schläft unser knapp 5jähriger auch noch mit im Elternbett, schön finde ich es jetzt nicht mehr. Ehrlich gesagt gehen wir da grad den Weg des geringsten Widerstandes- er stresst halt, wenn er wo anders schlafen soll. Genießen tue ich das nicht- mich irgendwie ums diagonal im Bett liegende Kind zu wickeln. Ich glaube schon auch, dass teilweise die Pseudo- Bedürfnisse der Kinder überhöht werden. Ich meine, es lauern keine Gefahren in Großstadtwohnungen- und das können 6jährige auch schon verstehen. Kann ja auch jeder handhaben wie er will, ich verstehe bloß nicht, warum man ehrlich schreibt: Die Kids wollen das halt und für uns ist es okay. Manchmal glaube ich. Eltern wollen abhängige Kinder und trauen ihnen nicht viel zu.

  6. Familienbett
    Jede Form des Schlafens der Kinder mit den Eltern empfinde ich als Familienbett. Und hierbei gibt es so viele Möglichkeiten. Eine wird oben im Text beschrieben.
    Ich finde es sehr interessant, dass vor allem die Fraktion der Eltern welche ihre Kinder meist schon von Anfang an im eigenen Zimmer allein schlafen lassen sehr intolerant sind. Meist sind das auch die Eltern bei denen immer Friede Freude Eierkuchen und nie mal ein genervtsein oder erschöpft sein der Eltern herrscht. Das finde ich fragwürdig…. und dsss man immer die Situation gleich ändern soll oder die Schuld sein soll das man mal fertig mit den Nerven ist, finde ich auch sehr vorschnell getroffen!
    Und es gibt auch Ehen in welchen die Eheleute ohne Kinder getrennt voneinander schlafen. Da mischt sich auch keiner ein. Auch sehr komisch.
    Aber der Vater oben sagt meiner Meinung nach nur dass er es so schön findet wie es bei Ihnen läuft.
    Wir schlafen auch alle zusammen, solange es das Kind und ab nächsten
    Jahr die Kinder, es benötigen. Wir finden dass es nur eine begrenzte Zeit unseres Familienlebens und ehelebens ist und unser Kind zeigt uns deutlich dass es diese Nähe benötigt. Ich glaube er wird sehr gestärkt aus diesen Jahren hervor gehen. Und ich kann auch besser schlafen! Ich weiss, es geht ihm gut, ich muss nicht x-mal nachts aufstehen, was auch beim stillen sehr von Vorteil war und ist!
    Ich würde mir mehr Toleranz von allen Seiten für alle möglichen Schlafvarianten wünschen.

  7. Familienbett
    Ich finde es fantastisch wie in dem Bericht oben mit den Kindern umgegangen wird. So ähnlich machen wir es auch. Die Große hat bis 4 immer mit im Schlafzimmer geschlafen, zwar im eigenen Bett, aber immer an meiner Seite des Ehebetts. Jetzt schläft sie nur noch bei mir wenn der Papa Nachtschicht hat und sonst im Kinderzimmer. Dafür schläft unsere Kleine (2) noch bei uns in der Mitte. Ich denke jeder kennt seine Kinder am besten und weiß was sie brauchen und findet daher den für sich und die Familie geeignetsten Schlafplatz. Ich jedenfalls liebe es die Kleinen bei mir zu haben, mit ihnen abends zu dritt im Bett zu liegen und vorzulesen, mit ihnen zu kuscheln, ihre Hände zu halten und morgens neben ihnen aufzuwachen. Diese Zeit wird eh viel zu schnell vorbeigehen und dann wollen sie ins eigene Zimmer und Bett umziehen. So wie die Große, die zum 5. Geburtstag schon auf ihr neues Hochbett hinfiebert und dann sicher nicht mehr so oft Gast im Schlafzimmer sein wird.

  8. Artikel
    Seit ich den Artikel hier gelesen habe finde ich es noch weniger „schlimm“ als vorher sowieso schon, dass meistens beide Kinder gegen Ende der Nacht bei uns liegen: http://www.huffingtonpost.de/yvette-manes/co-sleeping-beeinflusst-personlichkeit-von-kindern_b_11469794.html

    Dennoch versuchen wir sie zusammen in ihrem Zimmer schlafen zu legen – klappt auch eigentlich, nur muss man wirklich immer so lange bei ihnen bleiben bis sie eingeschlafen sind. Sonst gibt es Geheule. Das hat zwischendruch mal anders geklappt, aber jetzt ist wieder so eine Phase… Naja.

  9. Kein Fanilienbett
    Es freut mich wirklich, dass es für die Familie mit diesem Modell so super super läuft. Und dass Kinder Nähe brauchen, auch gut. Aber ein Familienbett ist das ganz sicher nicht, sondern ein „Mutter-Kind-Bett“. Für mich jetzt nichts verwerfliches, aber die Defintion haut in diesem Falle nicht hin 🙂

    1. Der Papa arbeitet Schicht, da
      Der Papa arbeitet Schicht, da ist das nicht so einfach! Außerdem sind die drei ja auch Familie, auch wenn Papa gerade nicht im selben Bett schlafen kann.

    2. Definition Familienbett:

      Definition Familienbett:

      Familienbett, auch bekannt als Co- Sleeping oder Bed-Sharing, bedeutet, dass eines oder beide Elternteile mit dem Kind oder den Kindern gemeinsam in einem Bett Schlafen.

  10. Familienbett ohne Familienvater
    Was ich hier vor allem lese, ist Leid und namenlose Überhöhung der Bedürfnisse der Kinder zu Lasten der elterlichen Bedürfnisse.
    Das ist kein Familienbett!
    Das ist eine Mutter, die mit ihren zwei 6(!)Jährigen im Elternbett schläft und ein Vater, der im Gästezimmer schläft.

    Ne Leute, da ist etwas gehörig falsch gelaufen!

    1. Leben und leben lassen
      Es irritiert mich, wenn Lebensmodelle anderer Familien beurteilt bzw. Kategorien wie „Richtig“ oder „(gehörig)falsch“ angewendet werden. Da fehlt mir einfach der Respekt. Gerade auch hier, wo jemand sich hinstellt und sehr offen über seine Familie berichtet. Ein Mann, der offensichtlich mitten im Leben steht und dem man anmerkt, wie glücklich er ist mit seinen Kindern. Da lese ich kein bisschen Leid heraus. Es ist ja eine freiwillige Entscheidung. Und offensichtlich hat er andere Möglichkeiten, die Nähe seiner Frau zu finden. Vielleicht brauchen die beiden Eltern diese Nähe nachts ja gar nicht, die Kinder hingegen schon. Manchmal sind es ja gerade etwas größeren Kinder, die nachts von diversen Ängsten heimgesucht werden. Soll man denen die Schlafzimmertür vor der Nase zuschlagen (auf dass sie ihre Ängste mitnehmen ins Erwachsenenleben)?
      Ich finde es immer sehr hilfreich, jedem Kind seine Individualität und jeder Familie ihre individuelle(n) Lösung(en) zuzugestehen.

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