Selbstständig und Elternzeit – wie geht das?

Diese Woche hatte ich den ersten richtigen Beratungstermin in Bezug auf Baby Nr. 3. Wozu braucht Katharina denn Beratung, denkt vielleicht jetzt die eine oder andere. Ist doch nicht die erste Schwangerschaft….

In den letzten Tagen rumorte es ganz schön in meinem Kopf. Die Frage, die sich immer wieder anschlich: „Wie lange willst Du nach der Geburt aussteigen?“. Die Antwort: „Ich weiß es einfach nicht.“

Denn bei Kind Nr. 3 ist alles anders – ich arbeite als Selbstständige.

Bei Kind Nr. 1 und Nr. 2 war das wesentlich einfacher. Ich war in einer Festanstellung und wusste, dass ich nach 12 Monaten Elternzeit wieder in meinen alten Job einsteigen kann.

Ich hatte damals tolle Chefinnen, die sagten: „Nimm Dir so viel Zeit, wie Du brauchst. Aber wir freuen uns, wenn Du bald wieder bei uns bist.“

Ein Jahr schien mir damals ein guter Zeitraum zu sein. Ich blieb stets in Kontakt mit den Kollegen, verfolgte ihre Arbeit – genoss aber die Zeit mit dem Baby in vollen Zügen.  

Als ich wieder zurück im Job war, war ich zunächst etwas unsicher. Doch ich merkte schnell, dass ich nichts verlernt hatte und gewann mein Selbstvertrauen zurück.

Tatsächlich hielten sich auch meine Chefinnen an ihr Wort. Ich wurde – auch später, als ich Teilzeit arbeitete – nicht aufs Abstellgleis geschoben. Man gab mir weiterhin das Gefühl, wertvoll für das Team zu sein. Das war eine super Erfahrung.

Nun bin ich aber selbstständig – betreibe mit Lisa diesen Blog hier und habe einige andere feste Auftraggeber. In den letzten eineinhalb Jahren habe ich mir ganz schön den A***sch aufgerissen, damit es so läuft, wie es jetzt läuft. Dazu gehörten viele Nachtschichten, Panikanfälle, wenn die Abgabe rückte und und und.

Jeder, der selbstständig arbeitet, kennt das….

Auf der einen Seite denke ich: „Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit mein letztes Kind. Eigentlich sollte ich mich ein halbes Jahr mit ihm auf die Couch legen, es anstarren und einfach mal nichts tun.“

Auf der anderen Seite denke ich: „Ein halbes Jahr raus – und alles, was Du Dir in der letzten Zeit aufgebaut hast, ist futsch. Aus den Augen, aus dem Sinn. Du kannst doch die Kunden nicht hängen lassen – und denk doch auch mal an Deine berufliche Karriere!“

Ich habe schon immer gerne gearbeitet und schon immer gerne Zeit mit meinen Kindern verbracht – durch meine Selbstständigkeit hatte ich eine gute Möglichkeit gefunden, beides im Gleichgewicht zu halten.

So sitze ich momentan jeden Tag brav ab 9.15 Uhr am Computer, arbeite, telefoniere und schreibe, bis ich um 15 Uhr die Kinder wieder abhole.

Den Nachmittag verbringe ich wirklich mit ihnen (ok ok, manchmal beantworte ich verstohlen schnell noch eine Mail, aber im Regelfall versuche ich, wirklich bei den Kids zu sein).  Dafür muss ich oft abends noch mal an den Computer, wenn die Kinder schlafen.

Dieses Modell hat mir viel Freiheit, viel Freude gemacht und ich bin so dankbar, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Meine Festanstellung aufzugeben, war super hart für mich und ich weiß noch, wie oft ich nachts wach lag und dachte: Das wird alles nichts.

Ähnlich wie jetzt. Vielleicht sollte ich einfach Vertrauen haben, dass sich auch dieses Mal alles einspielen wird. Dass ich auch erstmal sehen muss, was für eine Sorte Menschlein da zu uns stößt. Wird es ein pflegeleichtes Kind, das mir erlaubt, nebenbei Texte zu schreiben? Oder werde ich es stundenlang durch die Wohnung tragen müssen und keinen Kopf für Texte haben?

Es kommt, wie es kommt. Ich vertraue darauf, dass ich meinen Weg auch diesmal finden werde. Als Dreifach-Mama und Journalistin.

Denn das größte Glück habe ich ja eigentlich schon. Kinder, die ich liebe und einen Job, der mich ausfüllt. Dafür bin ich wirklich sehr sehr dankbar! 

PS: Dieses wunderschöne Bauch-Bild ist neulich bei einem Shooting mit Leni Moretti entstanden – mehr dazu gibt´s bald dazu im Blog. 

Foto: www.lenimoretti.com


3 comments

  1. Selbstständig und elternzeit
    Danke für den Artikel. Ich bin nach 2 Wochen wieder voll arbeiten gegangen und es waren wirklich hart. Es führte dazu, dass ich ein 2tes Kind völlig ausschloss. Heute nach 9 Jahren wo ich ganz anders lebe , auch ohne Selbstständigkeit merke ich so ganz richtig warm die Entscheidung für mich nicht.

  2. Ich bin auch Mutter von drei
    Ich bin auch Mutter von drei Kindern. Ich bin zwar weder selbstständig, noch anderweitig berufstätig (was daran liegt, dass sich einfach noch nichts passendes gefunden hat), aber möchte dir Mut machen…

    meine Schwiegermutter hat mal einst geäußert:
    „beim ersten Kind brauchst du die Hilfe der Nachbarin; beim zweiten Kind kommt man ganz gut allein klar; beim dritten Kind hilft man nebenher noch der Nachbarin“

    und zumindest so ähnlich war/ ist es bei mir. Unser Jüngster bindet längst nicht so viel Aufmerksamkeit wie die beiden anderen, er wird ganz nebenbei groß. Oft ist es sogar so, dass ich mir ganz bewusst Zeit für ihn nehmen muss, weil er sonst nur mit den Großen mitlaufen und -spielen würde…

    Du wirst ganz bestimmt einen WEg finden, der allen gerecht wird!

  3. das geht schon
    ich bin auch selbständig und habe vor drei monaten nach jahrelangem hin- und herüberlegen mein erstes kind bekommen. ich bin eigentlich gar nie ganz weg gewesen vom job, aber ich finde das auch nicht problematisch. mein eigenes unternehmen ist genausoviel ein wunschkind wie meine tochter. dir haben beide platz in meinem leben. und ich habe mir in den letzten jahren auch – nicht ohne hintergedanken – beruflich und privat ein engmaschiges netzwerk aufgebaut. uns so geht es meiner tochter bei oma, tante, vater und babysitter ebenso gut wie meinen projekten bei meinen tollen mitarbeitern. und ich geniesse die zeit bei der arbeit genauso wie jene bei meinem zwerg.
    ich denke, es geht in erster linie um die einstellung, das organisatorische kommt dann in konsequenz davon.
    und in der selbständigensituation habe ich halt auch die möglichkeit täglich zu reagieren, wenn etwas in schräglage kommt. dann sinds halt mal weniger stunden auf der krabbeldecke oder ein verschobener termin bei einem kunden.
    ich bin jedenfalls sehr froh, mich von der doppelbelastung nicht in eine entweder-oder-entscheidung gedrängt haben zu lassen.