Nein heißt Nein – oder?

Eine meiner liebsten Freundinnen hat zwei Söhne. Als wir letztens zusammen saßen und uns ausmalten, wie die Kinder wohl in der Pubertät sein würden, sagte sie: „Ich bin ganz froh, dass ich nur Jungs habe. Da muss ich mir weniger Sorgen machen.“

Und so ungern ich das eingestehe – sie hat wohl recht. Denn: Jede dritte Frau wird im Laufe ihres Lebens Opfer von sexualisierter oder körperlicher Gewalt. Wir verdrängen das gerne, rühmen uns damit, dass Mädchen heute Bundeskanzlerin werden können oder Flugzeuge steuern. Wir erzählen unseren Töchtern von klein auf, dass sie alles schaffen können, was Jungs schaffen. Dass ganz allein sie entscheiden können, wie ihr Leben verlaufen soll.

Und dann stellen wir fest, dass das nicht ganz stimmt. Weil jede dritte Frau erlebt, dass ein Mann sich über sie stellt, dass er sie demütigt und damit ihr Leben verändert.

„Nein heißt nein“ – wie oft habe ich diesen Spruch als Mutter schon gesagt, wenn meine Kinder an der Supermarktkasse nach Schokolade gebettelt haben. Und nun sehe ich an dem Fall „Gina Lisa Lohfink“, dass das im Schlafzimmer nicht gilt, nicht gelten soll.

Wie soll ich meiner Tochter verständlich machen, dass ein NEIN dann bedeutungslos ist, wenn ein Mann sie bedrängt? Dass es laut deutschem Recht nicht reicht, HÖR AUF zu rufen?

Ich kann es ihr nicht erklären, es macht mich einfach nur fassungslos und wütend. 


3 comments


  1. Der Fall ist einfach nur unfassbar. Hab da gar keine Worte mehr für. Falschverdächtigung, sicher doch.

    Ich möchte noch ergänzen: Ich finde nicht, dass Jungsmütter sich weniger Gedanken machen müssen. Ganz und gar nicht. Denn sie ziehen schließlich die Männer von morgen groß. Als Elter eines Sohnes musst Du Dich ja ebenso mit Selbstbestimmung und Gleichberechtigung auseinandersetzen wie als Mädchenmutter/vater – schließlich soll er doch lernen, die Grenzen anderer Menschen zu respektieren und ihre Integrität zu wahren.

    Davon auszugehen, dass man sich da weniger Gedanken machen müsse, weil ein Junge seltener sexueller Gewalt ausgesetzt sein mag, das ist in meinen Augen zu kurz gedacht. Damit negiert man den eigenen Einfluss auf gesellschaftliche (Nicht-)Veränderungen.

  2. Ich finde das so schrecklich,
    Ich finde das so schrecklich, ich verfolge schon die ganzen letzten Tage den Fall in den Medien und kann nur noch den Kopf schütteln.
    Erst mal das diese Männer straffrei davon kommen, wenn wir jetzt die Vergewaltigung ausklammern haben sie immer noch ein Sexvideo gegen den Willen einer Person verbreitet. Und dann wird die Frau die eine Vergewaltigung anzeigt zu 24.000 € verurteilt, wegen einer „Falschaussage“. Selbst regelmäßige Pornokonsument, denen ich einfach mal unterstelle auch mal härtere Sachen zu sehen ( nix illegales, aber einfach weit, von dem Entfernt, was ich mir anschauen würde ), meinten da klar eine Vergewaltigung zu erkennen!
    Die Erkennen das, aber einem Gericht reicht das nicht?
    Einfach traurig! Ich habe auch eine Tochter, mir wird ganz anders!

  3. Ja!
    Danke für diesen Beitrag. Wichtiges Thema! Und unglaublich, wie Opfer schnell zu Tätern gemacht werden