Mamas Überkräfte: Warum Frauen im Wochenbett Helden sind

Liebe Katharina, liebe Frauen im Wochenbett,

ich muss heute mal vor Euch in die Knie gehen. Ich neige ja zur Vergangenheits-Verklärung. Wenn die kölsche Band Brings "Nä, wat wor datt, denn früher, ne superjeile Zick) (auf hochdeutsch: Nein, was war das denn damals für eine supergeile Zeit), dann stimme ich von ganzem Herzen mit ein und glorifiziere gern die gute alte Zeit. So geht es mir auch, wenn ich an die Babyzeit zurückdenke. Ich erinnere mich an das niedliche Glucksen, an den umwerfenden Geruch auf dem kleinen Köpfchen, an die ersten wackeligen Gehversuche. Hachz.

Und klar, auf den Fotos von damals sieht man ja auch nicht, dass es nicht immer nur zuckersüß roch (besonders in der Nähe des Wickeltisches), dass es nicht immer nur süß war (besonders nachts, wenn ich zum 18ten Mal geweckt wurde) und dass ich manchmal den Tag nicht von der Nacht unterscheiden konnte, weil ich tageweise nur noch als Bedürfnisbefriedigungsmaschine und kaum mehr als Mensch agierte.

Ich versuche trotzdem, auch diese Dinge nicht zu vergessen, obwohl ich von Natur aus optimistisch veranlagt bin. Warum?

Na, um empathisch und mitfühlend zu bleiben. Wenn ich höre, dass eine Geburt besonders schwer war, dann möchte ich nicht sagen: Ist doch egal, schau Dir doch mal dieses süße Baby an! Nein, dann möchte ich sagen: Mensch, Du Ärmste, kann ich irgendwas für Dich tun? Bei mir lief das nämlich damals auch nicht alles so, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Und wenn die Nächte schwer sind und ich davon höre, dann spüre ich die Erinnerung sogar fast körperlich. Diese Müdigkeit, die alles so klebrig machte im Gehirn, buh, nein, an die erinnere ich mich nicht mehr gern. An den Milchstau auch nicht, den ich mit gefrorenen Kohlblättern zu lindern versuchte und dabei aus Versehen nicht Weiß-, sondern Rotkohl benutzte. Als das Eis schmolz, sah mein Oberkörper aus wie nach einem Massaker 😉

Ihr seht, wenn ich mir Mühe gebe, erinnere ich mich doch schon auch noch an die nicht so angenehmen Seiten des Mutterwerdens. Und auch wenn unsere Kinder das Größte im Leben sind, müssen wir diese Dinge nicht schön finden. Umso mehr bewundere ich Dich, Katharina, und all jene, die sich ebenfalls dieser Tage im Wochenbett befinden, dass sie – aus der Ferne betrachtet – einfach so weiterleben.  

Wenn ich mich zurückerinnere, dann hab ich das Gefühl, damals kurzfristig aus der Welt geschossen worden zu sein. Außer Baby ging bei mir gar nichts mehr. Kochen, Haushalt? Alles zweitrangig. An arbeiten oder einen klaren Gedanken fassen, war gar nicht zu denken.

Aber Du Katharina, und so viele da draußen, ihr macht einfach weiter, kümmert Euch rührend auch noch um Eure großen Kinder, kocht ihnen Essen, bringt sie zu Bett und herzt sie, als hättet Ihr Überkräfte! Und Du Katharina, schreibst sogar einfach hier weiter bei Stadt Land Mama, bist für mich täglich ansprechbar, wenn ich mich mal wieder per Chat über irgendwelche schlechten Nächte oder Kinderkrankheiten austauschen möchte und dafür gebührt Dir und gebührt euch alle Frisch-Müttern mein ganzer Respekt. 

Ich knie vor Euch nieder und wünsche Euch, dass Ihr zwischen den Tagen so viel familiäre Unterstützung habt wie nur möglich, damit Ihr auch mal dazu kommt, Euch für das zu feiern, was Ihr da grad leistet! Respekt und Chapeau!

 

Zum Weiterlesen: Ein Elternjahr bedeutet sieben Nicht-Eltern-Jahre. Ihr seid wirklich meine Helden.

Fotoquelle: pixabay


5 comments

  1. Dankeschön!
    Vielen Dank für diese lieben Worte. Ich bin vor acht Wochen zum vierten Mal Mama geworden und obwohl das Babyglücks auch in seiner Wiederholung nichts von seinem Zauber verliert, ist es mit vier Kindern zwischen 0 und 7 Jahren echt anstrengend. Alles andere wäre gelogen. Darum tun solche Worte richtig gut!

    1. Überkräfte
      Ich glaube, im Wochenbett entwickelt jede Mama Überkräfte. Doch die einen sieht man etwas mehr, die anderen wirken eher im Verborgenen.
      Schön ist, wenn der Baby-Zauber trotzdem wirken kann ❤

  2. Sooooo schön
    Geschrieben! Kann das alles genau nachvollziehen! Leider heißt es ja oft: was machst du eigentlich den ganzen Tag zu Hause mit Baby?
    Als wäre das ein Wellness Urlaub…