Liebesbriefe bei „STADT LAND MAMA“. Teil 4. Von Trauer, Freude und Glück.

Mein liebster Erkolino,
Wie lang hab ich dich schon nicht mehr so genannt? Es erscheint mir ewig. Mehr als acht Jahre ist es her, dass dieser bärtige, freiheitsliebende, chaotische und wilde Kerl mich zu Johnny Cash über die Tanzfläche wirbelte. Auch wenn es eine Weile gedauert hat, bis wir es selbst bemerkt und uns eingestanden haben, war eigentlich sofort klar: wir gehören zusammen.

Auch wenn du immer wieder um deine Freiheit gekämpft und dich freigestrampelt hast, warst du dennoch von da als fester und verlässlicher Bestandteil meines Lebens. Bist mit mir durch alle Tiefs gegangen, hast alle Turbulenzen durchgestanden und warst einfach immer da. Bei mir, neben mir, in meinem Herzen.

Absolut nichts in diesen Jahren konnte diese Liebe und deinen Platz in meinem Leben ernsthaft erschüttern. Du bist mit mir durch die selbstzerstörerischen Täler der Depression gegangen, bist zu mir zurück gekehrt obwohl ich kurzzeitig unsere Liebe fast zerstört hätte. In den düstersten Tagen hast du in mir den Menschen gesehen, der ich sein kann: lebensfroh und zuversichtlich und gelassen, und hast den Glauben daran nie aufgegeben, auch wenn ich diesen Menschen nicht sehen konnte.

Auch heute, wenn wieder mal graue Wolken um meinen Kopf ziehen, erinnerst du mich daran, wer ich auch sein kann. Ohne deine bedingungslose Liebe, deine Kraft und Zuversicht und vor allem deine Lebensfreude wäre ich heute nicht die, die ich bin. Hätte ich vielleicht meinen Studiumsabschluss nicht geschafft, hätte meine Vergangenheit nicht so gut loslassen können und die Gegenwart ertragen gelernt. Hätte die Trauer und Tränen über zwei verlorene Kinder nicht verwunden und hätte ohne dich nie diese zwei großartigen Töchter, die ihren Vater unendlich lieben. Hätte nicht dieses wundervolle Zuhause und so ein reiches und erfülltes Leben.

Ein Teil von mir wusste vom ersten Moment an: das ist der Mann meines Lebens! Und hinter der raubeinigen Fassade habe ich das Herz aus Gold gespürt. Doch nie hätte ich zu träumen gewagt, dass aus diesem bärtigen und freiheitsliebenden Raubein der liebevollste, fröhlichste, albernste, treueste, sanfteste und zärtlichste Papa der Welt werden würde.
Schon unsere kleine drei Monate alte Maus himmelt dich an. Da kann der Tag noch so schwierig gewesen sein, die Kleine noch so müde sein: wenn der Papa nach Hause kommt leuchtet ihr Gesicht und sie schenkt dir das zauberhafteste Lächeln des Tages, als hätte sie es den ganzen Tag extra für dich aufgehoben.

Und unsere große, wilde Räubertochter mit ihrem gleichzeitig lebhaftem und sensiblen Wesen, wie sehr kommt sie nach dir mit ihrer sozialen Art und unbändigen Energie und Lebensfreude. Und wie sehr braucht sie genau deshalb ihren raufenden, lachenden, singenden und kuschelnden Papa.

Und auch wenn wir im Moment mehr Papa und Mama als Mann und Frau sind, unsere Paarbeziehung fast nicht existent ist, unsere Gespräche sich hauptsächlich um verlorene Schnuller, Kindergartenfeste und Windelinhalte drehen und die ewige Diskussion über die Aufgabenteilung uns fast verrückt macht: ich sehe immernoch und jeden Tag den Mann in dir, in den ich mich so sehr verliebt habe und dazu noch so unendlich viel mehr, was mich mit Glück erfüllt, überrascht, herausfordert und inspiriert.

Immer wieder wächst du über dich hinaus, sorgst für deine drei Mädels und gibst dein letztes Hemd, wenn es sein muss. Dafür lieben wir dich und ich danke Gott, dem Universum, dem Barkeeper oder wer auch immer seine Hände im Spiel hatte, dass du mir geschickt wurdest.
Ich liebe dich so sehr. Mit jeder Faser meines Herzens. Ein Leben lang.

 


2 comments

  1. So schön!
    Das ist so schön, dass ich Tränen in den Augen hatte. Viel Glück und viel Liebe wünsche ich Euch 4 🙂