Leserfrage: Wieviel Distanz zu ihrem Vater verkraften Kinder?

 Ich heiße Meike und habe zwei wunderbare Töchter – eine knapp Dreijährige und eine sechs Monate alte. Ich habe einen Partner, er ist der biologische Vater der Kleinen – doch wir leben zusammen, seit die Große 7 Monate alt ist. Sie sagt Papa zu ihm und er macht keinen Unterschied zwischen den Kindern.

Ich war im sechsten Monat mit der Kleinen schwanger, da bekam mein Partner eine tolle berufliche Chance. Allerdings im Ausland. Wir haben lange darüber nachgedacht, aber da es sich "nur" um ein Jahr handeln sollte, beschlossen wir, es durchzuziehen. Also trat mein Freund die Stelle im Ausland an.

Unsere Wohnsituation ist etwas kompliziert. Meine Arbeitsstelle ist im Süden Deutschlands – mein Freund lebte im Norden. Da ich in Elternzeit war, zog ich zu ihm in den Norden.

Leider läuft es finanziell gerade nicht so rund, deshalb muss ich demnächst in meinen alten Job zurück – und ziehe also wieder nach Süddeutschland. Mein Partner kommt in einigen Monaten wieder aus dem Ausland zurück und hat sich verpflichtet, zwei weitere Jahre im Norden Deutschlands zu arbeiten.

Das heißt: Er kommt demnächst zurück – wir, also ich und die Kinder, sind aber im Süden. Das Horror-Szenario: Ich bin alles in allem drei Jahre mit den Kindern alleine.

Nicht nur ich leide – die Große vermisst ihren Vater so sehr. Sie schläft nachts nicht mehr richtig, fragt ständig nach ihrem Papa und erzählt allen, dass ihr Papa im Ausland ist. Oft passiert es leider, dass wir ihn anrufen und er nicht ans Telefon geht. Ihre Enttäuschung ist dann grenzenlos. Als Ausgleich klettet sie an mir. Ich kann nirgends wo mehr hingehen, ohne dass sie mitkommen möchte.

Meinem Freund scheint das alles relativ egal zu sein. Er versteht nicht, wie sehr wir unter der räumlichen Trennung leiden. Er hat auch keine konkreten Vorschläge, wie es weitergehen soll. Ich würde gerne alles ändern – denn der Preis, den wir für seine Karriere bezahlen, ist einfach zu hoch.

Was soll ich tun? Mich trennen? Oder alles versuchen, damit die Beziehung hält? Wäre es besser, wenn die Kinder ihren Vater etwas "vergessen" oder soll ich versuchen, den Kontakt via Skype und Telefon zu intensivieren?

Ich brauche Euren Rat!

 

Foto: Pixabay

 


5 comments

  1. Mein Mann und ich haben seit
    Mein Mann und ich haben seit unserem Kennenlernen vor 12 Jahren entweder eine Fernbeziehung oder Wochenendfamilienleben geführt. Wir kannten die Umstände unserer Jobs in der Filmbranche und haben dennoch zwei Kinder in die Welt gesetzt. Aber der Alltag als Alleinerziehende mit Mann am Wochenende und Vater on the Road, ist nicht das, was wir uns als Familie vorgestellt haben. Seit diesem Sommer arbeiten wir beide in anderen Berufen in der Region mit kurzen Anfahrtswegen, weniger Geld aber mit deutlich mehr Freizeit Zeit. Wir haben dem Stadtleben den Rücken gekehrt und wohnen nun zur Miete in einem großen Haus auf dem Land. Der Effekt ist enorm! Obwohl die Kinder es nicht anders kannten, blühen sie regelrecht in der Beständigkeit auf. Der kleine gab freiwillig seinen Schnuller samt Schnuffeltuch ab, der Größe ist deutlich ruhiger und geduldiger geworden. Beide spielen deutlich länger und eine ruhiges Familienleben hat sich eingestellt. Die Kommunikation zwischen uns allen ist viel feinfühliger geworden. Man würde sagen, wir sind ausgeglichen.
    Klar gibt es auch nach wie vor den normalen Alltagswahnsinn wie bei allen anderen auch. Aber wir fühlen uns nicht mehr gehetzt, nicht gezwungen und vor allem nicht mehr allein!

    Ich stelle mir immer vor, dass die Kinder eh gefühlt morgen schon aus dem Haus sind. Warum dann nicht Heute genießen?f

  2. Wir leben schon lange, seit 4
    Wir leben schon lange, seit 4,5 Jahren räumlich getrennt und Alles durch: gestritten und getrennt, versöhnt, gestritten und dennoch zusammen geblieben
    Wie man es dreht, ist es nicht leicht. Alleinerziehend mit zwei kleinen Kindern zu sein fand ich aber doch noch viel schwieriger als erwartet und schwieriger als mit einem Mann zusammen zu sein, der viel abwesend ist.
    Mittlerweile kenne ich Einige, die so leben. Eigentlich ist es nicht mehr schlimm, sobald man aufhört, sich als Opfer zu sehen und anfängt, sein Leben so zu akzeptieren, wie es ist.

  3. Gewaltenteilung
    Mit einem Partner, dem es egal ist, dass seine Familie leidet, würde ich nicht mehr zusammen bleiben. Es kommt darauf an, wie sehr es dich stört.
    Es ist leider in der realen Welt nicht immer so, dass man alles gut vereint bekommt und wie ihr sind viele auf ihre Jobs angewiesen. Spielraum gibt es manchmal einfach nicht. Wenn man der Realität ins Auge blickt unf akzeptiert, dass das Leben Freude und Leid bedeutet, finde ich es leichter zu sagen:“Man kann Kindern die Welt, wie sie ist, schon zumuten“. So sehr du deine Kinder liebst kannst du das Unglück der Welt nur sehr begrenzt von ihnen abwenden. Und das musst du auch nicht auf dich nehmen. Du trägst deine Verwantwortung, für dich und dein Verhalten den Kindern gegenüber. Dein Partner trägt die verantwortung für dich selbst. Übernimm sie nicht. Die Kinder dürfen wissen, dass du es auch nicht verstehst. Sie dürfen mit dir gemeinsam traurig sein. Du darfst sie nur nicht als Trost benutzen.
    Ich würde deinem Mann die Verantwortung zurück geben und ihm klar machen, dass du nicht dafür sorgen kannst, dass deine Kinder genug von ihrem Vater haben. Er muss entscheiden ob er da möchte und einen weg finden das umzusetzen.
    In einer ruhigen Minute würde ich deiner Großen an deiner Stelle erklären, dass du lange versucht hast, den Papa zu ersetzen. Dass du dies aber nicht kannst und du nur ihre Mama sein kannst, nicht beides. Es ist zu vermuten, dass sie so sehr klammert, weil du auch noch so sehr an der Idee hängst, die Familie zusammen halten zu müssen .

  4. Es kommt auf die Zusammen-Zeit an
    Liebe Meike,

    mein Vater war praktisch meine gesamte Kindheit über in der Woche und oftmals auch über das Wochenende nicht Zuhause. Das war vielleicht nicht immer schön, vor allem, wenn ich zu irgendwelchen Veranstaltungen oft nur mit meiner Mutter gehen konnte, aber auf der anderen Seite hat es (er) uns ein recht sorgenfreies Leben ermöglicht und meine Mutter und ich sind ziemlich gut klargekommen. Wenn er dann da war hat er sich aber auch immer Zeit für uns genommen und wir haben viel zusammen gemacht. Und ich denke, darauf kommt es an. Das man die Zeit nutzt, die man zusammen hat.
    Gibt es denn keine Möglichkeit, dass Du einen Job in Norddeutschland findest. Dann bräuchtet Ihr doch nicht wieder umziehen (was ja auch Geld und Nerven kostet) und wärt zusammen. Für mich hört es sich jedenfalls nicht so an, als wolltest Du Dich wirklich trennen, daher würde ich um die Beziehung kämpfen. Auch wegen der Kinder. Und gerade in Zeiten von Skype und ähnlichem läßt sich doch sehr gut Kontakt halten. Könnt Ihr nicht einen festen Zeitpunkt ausmachen, an dem Ihr telefoniert/skyped, so dass es zu einem festen Ritual wird. Wir haben auch jeden Abend mit meinem Vater telefoniert. Das gehörte einfach dazu.
    Ich hoffe, Du findest eine gute Lösung,
    Stephanie

  5. Liebe Meike,

    Liebe Meike,

    Ich verstehe deine Situation sehr gut. Vor 6 Jahren beschlossen mein Mann und ich mit unserem Sohn in die Schweiz zu gehen. Nach einem halben Jahr hatte ich allerdings dort immer noch keinen Job gefunden und für meinen Sohn keinen Kitaplatz. Also zog ich mit unserem Sohn zurück nach Mitteldeutschland. Er war damals 5 Jahre alt. Mein Mann kam einmal im Monat für etwa 1 Woche zu uns „zu Besuch“. Ich hatte alles alleine am Backen, unser Sohn vermisste seinen Papa sehr, aber irgendwie hatten wir uns arrangiert.
    Dann hielt ich die Situation nicht mehr aus , suchte mir einen Job in der grenznahen Schweiz und zog mit meinem Sohn wieder mit meinem Mann zusammen. Einfacher wurde es hier leider auch nicht, der Job machte mir keinen Spass und Freunde fand ich hier auch nicht. Mein Mann und mein Sohn möchten gerne hier bleiben, ich bin jedoch hier sehr unglücklich.
    Du siehst, auch ich habe kein Patentrezept. Ich wollte dich nur mal virtuell umarmen. Du bist nicht allein mit deinen Sorgen.

    Liebe Grüsse und ich wünsche dir, dass du die richtige Entscheidung triffst.

    Miriam