Interview mit Johanna: Ich kämpfe für ein Recht auf Stillen in der Öffentlichkeit

Ihr Lieben, vielleicht hat die ein oder andere bereits von Johannas Petition gehört – sie vielleicht auch schon unterstützt. Es geht um ein altbekanntes Thema: Stillen in der Öffentlichkeit. Dass Mütter ihre Babys nicht nur in den eigenen vier Wänden stillen können und wollen, sollte eigentlich völlig normal sein. In der Realität hagelt es leider immer wieder dumme Kommentare und Anfeindungen. Genau die hat auch Johanna abbekommen, als sie ihre Petition startete. "Von der Presse wurde das Thema teilweise als Wohlstandsproblem einer hysterischen Latte-Macchiato-Mutter dargestellt", sagt die 30-Jährige. Wir wollten wissen, warum Johanna sich für Stillen in der Öffentlichkeit einsetzt und wie die Politik auf ihre Petition reagiert. Danke, liebe Johanna, für dieses tolle Interview! 

Johanna, Du hast eine Petition ins Leben gerufen, worum geht es dabei genau?

Die Petition richtet sich an die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig. Wir fordern darin, dass das Stillen von Säuglingen und Kleinkindern unter einen besonderen gesetzlichen Schutz gestellt wird, damit es überall in der Öffentlichkeit möglich ist. Insbesondere angelsächsische Länder haben bereits eine entsprechende Gesetzgebung zum Stillen in der Öffentlichkeit. So gibt es beispielsweise in fast allen US-Bundesstaaten Gesetze, die Frauen das Stillen an jedem öffentlichen oder privaten Ort ausdrücklich erlauben. In Deutschland gab es bereits 2013 eine Petition an den Bundestag, die einen gesetzlichen Schutz für Stillende in der Öffentlichkeit gefordert hat. Diese hatte allerdings nur knapp 800 Unterzeichner. Es gibt ja auch hierzulande durchaus ein großes Interesse daran, dass Frauen solange wie möglich stillen, da das Stillen Studien zufolge dem Gesundheitssystem Millionen einspart. Nicht umsonst gibt es eine Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung, die die Bundesregierung zu diesen Fragen berät. Auch diese hat erst im letzten Jahr in einer Stellungnahme einen gesetzlichen Schutz empfohlen.

Was genau ist denn geschehen, das Dich veranlasste, eine Petition aufzusetzen?

Anlass für die Petition war unser Besuch in dem Berliner Café „The Barn“ mit unserem drei Monate alten Baby. Wir hatten dort gerade unsere bereits bezahlte Bestellung entgegengenommen, als uns die Bedienung unaufgefordert mitgeteilt hat, dass das Stillen untersagt sei. Und das, obwohl ich noch gar keine Anstalten gemacht hatte, zu stillen. Wir sind dann zum Eigentümer gegangen, der die Aussage bestätigt hat. Er sagte, es handele sich schließlich um einen gehobenen Laden und dies sei kein Ort dafür. Er hat mir also nicht, wie er später behauptet hat, angeboten, im hinteren Bereich mein Baby zu stillen. Stattdessen sagte er auf meine Frage, warum man uns darüber nicht bereits vor der Bestellung informiert hat, man könne keinesfalls erwarten, dass das Personal in der Lage wäre, uns alle Regeln seines Etablissements sofort mitzuteilen. Er habe auch keine Zeit, das mit uns zu diskutieren. Wir wurden dann, nachdem wir unser Geld zurückbekommen hatten, gebeten, zu gehen. Zuhause haben wir dann gleich recherchiert, wie es eigentlich mit der rechtlichen Situation aussieht. Dort wurde immer auf das Hausrecht des Cafébesitzers verwiesen. Nachdem wir gelesen hatten, dass in anderen Ländern das Recht auf Stillen in der Öffentlichkeit bereits gesetzlich verankert ist und dass es auch in Deutschland schon Vorstöße in diese Richtung gab, haben wir dann die Petition ins Leben gerufen.

Nun ist "The Barn" ja kein unbekanntes Café, es gab schon einmal bundesweite Aufregung, weil im Eingang ein Pöller steht, der Gäste daran hindert, das Café mit einem Kinderwagen zu betreten. Wusstest Du das vorher?

Ich hatte zwar schon von dem Poller gehört, ich wusste aber nicht, dass es sich dabei um dieses Café handelt. Es gibt allerdings mittlerweile einige Cafés, vor allem im Prenzlauer Berg, die ausdrücklich darum bitten, dass Kinderwagen vor der Tür abgestellt werden bzw. die nur eine geringe Anzahl an Kinderwagen zulassen. Dafür habe ich sogar Verständnis. Häufig nehmen wir unser Baby daher im Tragetuch mit. Ein Poller gegen Kinderwagen lässt also meiner Meinung nach nicht direkt auf Kinderfeindlichkeit schließen.

Wie hast Du Dich in der Situation gefühlt, als Dir auf Nachfrage gesagt wurde, dass Stillen nicht erwünscht ist?

Mich hat vor allem die Beiläufigkeit erstaunt, mit der uns die Bedienung darauf hingewiesen hat und das erst, nachdem wir die bezahlte Bestellung schon in der Hand hatten. Wenn sich besagtes Café als ein Ort für Erwachsene versteht, wie wir erst später in Erfahrung gebracht haben, dann sollte man das auch kenntlich machen und nicht erwarten, dass die Leute das vorher googeln. Dann würde man mit offenen Karten spielen. Dann kann ich mir ein anderes Café suchen, bevor mein Baby Hunger bekommt. Offenbar will man Kindern aber nicht pauschal den Zutritt verweigern, denn das würde wieder einen Aufschrei verursachen. Stattdessen hat man es dort anscheinend darauf abgesehen, die Kunden, die es überhaupt noch wagen, ihre Kinder mitzubringen, zu drangsalieren. Wir fühlten uns vor den Kopf gestoßen, zumal uns unterschwellig vermittelt wurde: "So etwas Ekelhaftes dulden wir hier nicht." Es gab in einer Berliner Tageszeitung ja auch den aufschlussreichen Vergleich von betreffendem Cafébesitzer, er mache auch die Tür zu, wenn er auf die Toilette gehe. Man weiß zunächst gar nicht, wie man in einer solchen Situation reagieren soll. Sitzen bleiben wollte ich nicht, da ich mich extrem unwohl gefühlt habe. Im ersten Moment war bei mir vor allem die Frage: Bekommen wir jetzt überhaupt noch unser Geld wieder?

Unsere Kinder sind auch in Prenzlauer Berg groß geworden, wir haben sie alle gestillt, auch oft in der Öffentlichkeit. Wir wurden in all den Jahren nicht einmal komisch angeschaut dafür. Hast Du das Gefühl, dass das mit dem Café ein Einzelfall gewesen sein könnte oder gibt es in Deutschland eine Entwicklung, die gegenüber Müttern intoleranter zu werden scheint?

Ich glaube schon, dass dieses Café eine Ausnahme ist. Ich habe es tatsächlich manchmal erlebt, dass die Nase gerümpft wurde, aber ich bin noch nie mit einem solchen pauschalen Verbot konfrontiert worden. Allerdings wurden mir aus dem Freundeskreis schon ein paar ähnliche Geschichten berichtet und auch jetzt melden sich immer wieder Frauen oder Paare bei uns, die eines Ladens verwiesen wurden. Absurd finde ich in dem Zusammenhang, dass sich häufig nicht einmal Kunden beschweren, sondern dass z.B. geäußert wird, die Belegschaft habe sich nun einmal geschlossen gegen stillende Frauen entschieden. Dabei gehen die meisten Frauen sehr diskret mit dem Stillen in der Öffentlichkeit um. Ich habe z.B. immer ein Tuch dabei, weil ich mich damit einfach wohler fühle. Ich würde das aber auch keiner Frau vorschreiben wollen. Man sieht ja beim Stillen ohnehin meist erstaunlich wenig Brust. Allerdings fühlen sich selbst dann, wenn man gar nichts sieht, Menschen gestört oder provoziert. In einem Kommentar hat eine Frau geschrieben, dass sich in einem Lokal andere Kunden über sie beschwert hätten. Der Kellner musste dann erst einmal nachfragen, ob sie wirklich stillen würde, da das für ihn überhaupt nicht ersichtlich war.

Hier ist also immer die Frage: Was wird von wem als störend empfunden? Wer entscheidet, was diskret und respektvoll ist? Ist das Stillen an sich schon anstößig und eine Provokation oder nur das offene Stillen? Sicher vor Behinderungen und Anfeindungen wäre ich ja dann nur in einem ausdrücklich stillfreundlichen Lokal und davon gibt es selbst in Berlin nicht so viele. Außerdem würde mir dann das Recht verweigert, uneingeschränkt am öffentlichen Leben teilzunehmen. Was das bedeutet, das habe ich selbst seit frühester Kindheit aus zweiter Hand erfahren. Ich habe zwei indische Adoptivschwestern, von denen eine im Rollstuhl sitzt. Außerdem ist mein Schwiegervater schwul. Unsere Familie ist, wenn man so will, also durchaus erfahren in Diskriminierungsfragen und von meinen Eltern habe ich gelernt, dass man da durchaus hartnäckig sein sollte.

Es gibt ja auch kinderfreie Hotels oder kinderfreie Zonen in Biergärten. Hältst Du das für familienfeindlich oder sogar für gut, weil dann all diejenigen dahin gehen können, die sich sonst über uns beschweren würden?

Auch da wird ja diskutiert, ob das nicht Diskriminierung ist. Ich denke, wenn es solche Orte geben soll, dann muss man eben kenntlich machen, dass Kinder dort nicht erwünscht sind. Dann kann man sich als Familie darauf einstellen. Da reicht dann aber kein Poller in der Tür gegen Kinderwagen.

Welche Reaktionen gab es auf deine Petition?

Die Reaktionen waren durchaus sehr gemischt. Zuspruch gab es natürlich vor allem von den Frauen und Familien, die selbst davon betroffen sind oder waren. Auch kinderlose Freunde haben das Anliegen sehr unterstützt, da sie ja auch wissen, wie wir mit diesem Thema umgehen. Ich habe vorher schon geahnt, dass das Thema sehr kontrovers diskutiert werden wird. Mich hat nur die Heftigkeit der Negativkommentare überrascht, vor allem die zutiefst frauenfeindlichen Äußerungen in den sozialen Netzwerken. Brüste wurden dort als „Milchtüten“ und „Quarktaschen“ betitelt, Mütter ekelig und fett genannt und das Stillen mit einem Toilettengang verglichen. Das Erschreckende dabei ist, dass durchaus viele dieser Kommentare von Frauen kommen, auch von solchen, die selbst Mütter oder Großmütter sind. Auch die Unwissenheit vieler Kommentatoren hat mich überrascht. Offenbar hat sich noch nicht herumgesprochen, dass es nicht reicht, mal eben 5 Minuten auf die Toilette zu gehen, um sein Kind zu stillen. Es scheint auch nicht bekannt zu sein, dass das Abpumpen durchaus kompliziert und unterwegs nicht eben praktikabel ist. Zudem kann man eben nicht immer genau planen, wann ein Baby unterwegs Hunger bekommt.

Von der Presse wurde das Thema teilweise als Wohlstandsproblem einer hysterischen Latte-Macchiato-Mutter dargestellt. In den Augen mancher Journalisten hatte ich mich automatisch dadurch disqualifiziert, dass ich in der heilen Mutterwelt vom Prenzlauer Berg zuhause bin, wo stillende Frauen ja nun wahrlich keine bemitleidenswerte Randgruppe seien. Mein Anliegen wurde als egoman und banal abgestempelt, mein Besuch in einem kinderfeindlichen Café wurde als gedankenlose Provokation dargestellt, mein angeblicher Wunsch, am Fenster des Cafés zu stillen (den ich keinesfalls geäußert hatte, obwohl es auch hier sicherlich sehr diskret möglich gewesen wäre), wurde zu einer respektlosen Zurschaustellung meiner Mutterschaft gemacht. Das hat mich schon sehr überrascht. Mir ist durchaus bewusst, dass es im Prenzlauer Berg sehr viele Cafés gibt, in denen Stillen toleriert wird. Deswegen heißt die Petition ja auch nicht „Schutz für die stillenden Mütter vom Prenzlauer Berg“. Es geht mir auch keinesfalls darum, in einem ganz bestimmten Café mein Kind zu stillen, denn dieses Café werde ich ohnehin nie wieder betreten. Es geht um etwas Grundsätzliches: um Gleichstellung, um den Ausschluss an gesellschaftlicher Teilhabe und um eine offenbar gesellschaftlich akzeptierte Form von Diskriminierung. Wenn das Stillen so massiv gefördert und gefordert wird (manche Frauen fühlen sich ja regelrecht genötigt, ihr Kind mindestens sechs Monate lang zu stillen und werden kritisiert, wenn sie zu früh abstillen oder womöglich gar nicht stillen möchten), dann muss man den Frauen auch den Raum zugestehen, das in der Öffentlichkeit ungestört zu tun und zwar immer und überall. Es sollte eben nicht nur toleriert werden, sondern gesetzlich geschützt und ausdrücklich erlaubt sein. Diese Forderung halte ich keinesfalls für anmaßend. Auch das Argument, es müsse Rücksicht auf Gäste aus anderen Kulturen genommen werden, halte ich für vorgeschoben. Man würde ja auch beispielsweise kein schwules Paar bitten, sich woanders hinzusetzen, damit Gäste aus anderen Kulturen keinen Anstoß nehmen.

Hättest Du gedacht, welch große Wellen das Thema (und deine Petition) in Deutschland schlägt, so dass sogar Politiker auf Deine Petition reagieren?

Ich habe schon ein bisschen damit gerechnet, da das Thema ja international immer wieder heftige Wellen schlägt. Gerade deshalb hat es mich überrascht, dass man in diesem Café offenbar der Meinung war, es sei in Ordnung, so etwas zu äußern. Die Mitarbeiter waren ja auch entsprechend instruiert. Gefreut hat mich natürlich, dass sich die Antidiskriminierungsstelle des Bundes so eindeutig geäußert und von Diskriminierung gesprochen hat. Das hat mir in der Vergangenheit ehrlich gesagt immer gefehlt. Erst im September letzten Jahres ist eine Frau aus dem Bordbistro der Bahn verwiesen worden mit dem Argument, man gehe dort schließlich mit Lebensmitteln um. Ich finde es daher wichtig, dass hier aufgeklärt wird, damit Frauen wissen, dass sie sich in solchen Fällen an die Antidiskriminierungsstelle wenden können. Laut dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz liegt eine verbotene, unmittelbare Benachteiligung wegen des Geschlechts nämlich auch dann vor, wenn eine Frau wegen ihrer Mutterschaft ungünstiger behandelt wird. Das ist der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zufolge auch auf alle Rechtsgeschäfte des täglichen Lebens – wie einen Cafe-Besuch – anwendbar, in denen eine Benachteiligung wegen des Stillens erfolgt. Daher ist die Frage, ob es einer eigenen gesetzlichen Regelung bedarf oder ob das bestehende Recht bereits eine Diskriminierung von stillenden Müttern verbietet. Da gehen die Meinungen auseinander. Mit der Petition kann man auf jeden Fall zeigen, dass es ein öffentliches Interesse an dem Thema gibt, egal ob es, wie von der Nationalen Stillkommission empfohlen, zu einer eigenen gesetzlichen Regelung kommt oder ob das Stillen in der Öffentlichkeit bereits durch geltendes Recht ausreichend geschützt ist.

HIER GEHT`S ZUR PETITION

 


7 comments

  1. Sehr gute Petition, wobei ich
    Sehr gute Petition, wobei ich es sehr bedenklich finde, dass man in der heutigen Zeit und in unserem Land überhaupt für so ein Recht kämpfen muss! So etwas sollte selbstverständlich sein…

  2. Danke Johanna!
    Das ist wirklich unfassbar!
    Erstens sieht man wirklich kaum was – erst recht nicht, wenn man mit einem Tuch stillt und zweitens: Wer schaut denn da bitte so genau hin???
    Natürlich werden wir Freuen alle in unserer Freiheit beraubt, wenn wir nicht in das Café, Restaurant, sonstwohin gehen dürfen, wie wir gerne wollten, nur weil wir davor darüber nachdenken müssen, ob wir da vielleicht schräg angeschaut werden, oder gar vom Personal des Ladens verwiesen werden. Und es geht keinen etwas an, ob wir die Klischee Latte Macchiato Moms (wer hat eigentlich diesen bescheuerten Begriff erfunden?!) sind, oder ob wir uns nach der dritten durchwachten Nacht einfach bockriesig darüber freuen, in den ersten Frühlingssonnenstrahlen mit Baby im Tuch, Wagen, auf dem Arm sonstwie, einen Kaffee in der Sonne zu trinken, während der Nachwuchs friedllich schläft oder an der Brust nuckelt.
    Mann! Die Stillzeiten meiner Kinder sind seit einem halben, bzw. knapp 5 Jahren vorbei, aber ich freue mich über jedes friedliche Mama-Baby-Gespann, dass sich raus „wagt“ und sich nicht zuhause versteckt. Wo leben wir denn?! Geht raus ihr Stillmamas! Es wird Frühling!

  3. Vielen Dank für dieses
    Vielen Dank für dieses Interview! Ich finde es gut, hier mal in Ruhe alle Fakten zu erfahren, denn viele Medien haben auch den Ablauf der Ereignisse unterschiedlich dargestellt. Den Vergleich mit der Toilettentür fand ich auch furchtbar und absolut unpassend!
    Toll, dass sich jemand für das Stillen stark macht! Ich hoffe, es wird ein entsprechendes Gesetz geben bzw. die Öffentlichkeit ein wenig wachrütteln!
    Meine Unterstützung habe ich selbst auch veröffentlicht:

    https://diestachelbeere.wordpress.com/2016/02/21/reden-wir-ueber-brueste/

    Danke und weiter so!

  4. Unglaublich…
    … wie viel Aufhebens um eine der natürlichsten Sachen der Welt gemacht wird!

    Jezt möchte ich mich mal als treue Leserin eures Blogs und als Nicht-Mutter melden:
    Stillen in der Öffentlichkeit finde ich ABSOLUT OK!
    Mir stinkt diese ganze überflüssige Diskussion der „Stillgegner“ gewaltig!
    Meine Güte, gibt es denn keine wichtigeren Themen mehr?
    Ich würd diesen kritisierenden und geschockten Gut-Büger_innen und Moralaposteln gerne jedesmal vorhalten, dass da die zukünftigen Steuer- und Rentenzahler_innen gestillt werden und dass sie selbst auch mal gestillt wurden!

    Nur dass wir uns richtig verstehen: Liebe Johanna, ich bin ganz auf deiner Seite. Habe vor einigen Tagen schon bei deiner Petition „unterschrieben“. Es ist superwichtig, dass jemand aufgestanden ist! Danke!

    Aber nun „Butter bei die Fische“ wie man hier im Norden sagt:
    Ich finde, dass es jeder Frau selbst überlassen werden sollte, ob sie stillt und wo sie stillt!
    Hier geht es doch nicht um das „schamlose entblößen“ des Busens!
    Hier geht es darum, dass ein Baby oder Kleinkind Hunger hat und eine Mutter ihr Kind nährt und füttert – mit der natürlichsten Sache der Welt – mit Muttermilch.
    Selbst wenn es maaaaal eine(!) Mutter gibt, die gerne ihren Busen „zur Schau stellt“… Wo ist das Problem?
    Wir werden mit so viel sexistischer und pornografischer Werbung konfrontiert, bekommen so viele nackte Busen, Pobacken, halb- oder ganz nackte Frauenkörper in der Werbung und in aller Öffentlichkeit zu sehen.
    Da schreit niemand rum!

    Diese Doppelmoral macht mich wütend!
    Liebe Frauen die ihr euch über „halbnackte“ und stillende Mütter in der Öffentlichkeit beschwert: wo seid ihr wenn es um die obszöne Darstellung der Frau in der Werbung geht???
    Liebe Besitzer von Gastronomiebetrieben: wenn es euch stört, dass eine stillende Frau so ganz schrecklich anstößig ihren Busen blank macht – stellt Mutter & Kind doch bitte eine Möglichkeit zur Verfügung, wo sie ganz in Ruhe und stressfrei einen intimen Moment für sich haben oder stellt am besten gleich ein Schild auf, dass ihr keinen Wert auf Menschen mit Kleinkindern legt!
    Liebe stillende Mütter, liebe solidarische Frauen und Männer, Partner, Freund_innen, Eltern usw.: boykotiert diese Gastronomiebetriebe!

    Ich habe mir schon überlegt, dass, wenn ich irgendwo eine stillende Frau sehe zu ihr hingehe und sie frage, ob ich sie irgendwie unterstützen kann. Als Sichtschutz? Als Krawallo? Falls mal wieder irgendjemand anfängt, über diese Situation zu maulen.
    Macht sowas überhaupt Sinn?

    Was wünscht sich eine stillende Mutter von jemand, die ihr gerne helfen würde? Jemand, die in dem Moment mehr Engergien zum Reden, Streiten, Abwehren… hat. (Ich bin ein friedliebender Mensch!)

    Liebe Grüße
    Tina

  5. Bewundernswert!
    Vielen Dank für das interessante Interview! Ich war tatsächlich eine von denen, die sich in den ersten Monaten mit Baby nicht rausgetraut hat, aus Angst, öffentlich stillen zu müssen und schief angeschaut zu werden. Johannas Erfahrung zeigt, dass diese nicht grundlos war (trotzdem:wie blöd von mir!! Wie furchtbar war es, so wenig aus dem Haus zu gehen, und das im Hochsommer!) Was Johanna widerfahren ist, ist ein wahrer Skandal. Können bitte alle, inklusive (und besonders) Cafebesitzer, ihre Sexualität klarkriegen und nicht frische Mütter dafür verantwortlich machen, wenn ihnen die Konfrontation mit einer stillenden Mutter too much ist?!Mütter mit so kleinen Babies haben wahrlich genug an den Hacken…sogar die im Prenzlauer Berg! Boah wie mich das nervt, dieses Klischee. Es tut mir leid, dass Johanna diese widerliche Erfahrung machen musste. Sie kann aber stolz darauf sein, wie sie damit umgeht. Sie tut damit etwas für alle jungen Mütter. Ich wünsche der Petition viel Erfolg!!

    1. Danke!
      Liebe Christina, vielen Dank! Mir ging es am Anfang auch so. Ich finde es schade, dass es häufig so dargestellt wird, als würden wir Mütter es geradezu genießen, uns in der Öffentlichkeit zu entblößen. Dem ist eben häufig nicht so.