In der Berliner Tageszeitung B.Z. habe ich mir meinen Kita-Such-Blues von der Seele geschrieben. Habt Ihr ähnliche Erfahrungen?

Hallo Ihr Lieben, 

ich arbeite doch jetzt wieder drei Tage die Woche bei der Zeitung und jetzt durfte ich anlässlich des neuen Gesetzes ab 1. August, nach dem jedes Kind ab einem Jahr Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz hat, meine Geschichte aufschreiben. Die Geschichte meiner anderthalbjährigen Suche nach einem Kita-Platz in Berlin. 

Hier kommt also der Text, der in der B.Z. erschienen ist. Ich bin gespannt, was Ihr sagt. Habt Ihr ähnliches erlebt? Ich finde solche Berichte extrem wichtig, damit auch kein Politiker auf die Idee kommt, dass alles „super läuft“…

Schönen Sonntag Euch!

 

 

KRIPPEN-PLÄTZE

Kita-Platz-Suche kann zur Nervenprobe werden

11. Juli 2013 22:50 Uhr, Caroline Rosales | Aktualisiert 10:20B.Z.-Redakteurin Caroline Rosales berichtet, wie sie 1 1/2 Jahre lang nach einem Kita-Platz für ihren Sohn suchte.

 
 

Glaubt man den am Donnerstag erschienenen Zahlen aus der Statistik des Bundesfamilienministeriums, ist Berlin ein großes Bullerbü. Für jedes Kind gibt es ab dem 1. August einen freien Platz.

Doch entweder ich bin verrückt oder ich lebe, ohne es zu wissen, in einer anderen Stadt, denn anderthalb Jahre verzweifelte Kita-Platz-Suche später weiß ich als berufstätige Mutter: Es stimmt nicht.

Mit meinem Mann und meinem mittlerweile 18 Monate alten Sohn Maxime wohne ich im angeblich kinderreichsten Kiez Deutschlands – in Prenzlauer Berg. Wir zahlen den Höchstsatz von 489 Euro für unseren Kita-Gutschein.

Als mein Sohn gerade mal einen Monat alt war, machte ich mich auf die Suche nach einem Platz. Ich rief zwanzig Kitas pro Tag an und schrieb dieselbe Anzahl an E-Mails. Doch mit jedem Anruf, mit jeder Antwortmail (wenn überhaupt eine kam) wurde mein Gesicht länger.

„Warteliste.“

„Nichts vor August 2014.“

„Nur noch für Geschwisterkinder…“

Der härteste Satz: „Und rufen Sie bitte nicht mehr an, es bringt nichts…“

„Wir haben 120 Kinder auf unserer Warteliste“, erklärte mir die Leiterin der Kita am Wasserturm.

Mit Neugeborenem im Tragetuch besuchte ich allein in einem Monat fünfzehn Tage der offenen Tür, begutachtete verschimmelte Decken in Wedding, was mich wahnsinnig traurig machte, und hörte mich in Prenzlauer Berg Sätze sagen wie: „Klar kann ich am Hasenstall mitbauen.“

Eine städtische Kita in Mitte gefiel mir besonders gut. Zur Besichtigung stand ich zwischen 30 Mamis in Winterjacken mit Babys in einem viel zu heißen Raum. „Wie viele Plätze gibt es denn eigentlich?“, fragte eine aus unserer Gruppe die Kita-Leiterin. „Na, keine. Aber wir sind verpflichtet, diese Führungen zu machen“, erwiderte sie.

Am Ende fand ich für meinen elf Monate alten Maxime eine Kita, bis die Leitung auf die Idee kam, die Gruppe auf 18 Kleinkinder (!) für drei Erzieher aufzustocken.

Das Argument: „Wir sind eine private Einrichtung und brauchen das Geld.“ Eine Woche später fand ich Styropor-Kügelchen in Maximes Windel, die er wohl unbeaufsichtigt gegessen hatte, und meldete ihn ab.

Heute, ungelogen 80 E-Mails später, geht unser Sohn in eine Kita, die wir mögen. Der Tipp kam von einer Freundin.

Anderthalb Jahre genervtes Türklinkenputzen später.

Die Frage ist doch an die Politik: Muss man es Müttern, die kleine Kinder haben oder einfach in den Job zurückwollen, wirklich so unnötig schwer machen?

Und hier auch noch der Link: http://www.bz-berlin.de/bezirk/prenzlauerberg/kita-platz-suche-kann-zur-nervenprobe-werden-article1706896.html


9 comments

  1. Wie wahr …
    Liebe Caro,

    dieser Wahnsinn tobt auch hier in München. Wir wohnen im Glockenbachviertel, das ist auch so ein familienlastiger Stadtteil. Super zum Wohnen, direkt an der Isar, aber die Krippensituation ist die Hölle. Dabei schießen hier in München (gefühlt) die Krippen wie Pilze aus dem Boden (vornehmlich private, versteht sich, mit entsprechenden Preisen). Nur nutzt mir die schönste Krippe mit angeschlossenem Bauernhof nix, wenn sie am Stadtrand liegt und ich den Platz zumindest in vertretbarer Entfernung zu meinem Wohnort benötige.

    Die zentral gelegenen Krippen sind heillos überfüllt, Tagesmütter ebenso („Melden Sie sich doch bitte 2015 wieder“). Immobilien für Kitas zu finden ist mitten in der Stadt natürlich nicht einfach, aber muss doch irgendwie auch machbar sein? Andererseits höre ich von vielen Müttern, dass sie doch etwas gefunden haben, meist auch kurzfristig, weil Plätze dann doch frei wurden – wegen Umzug oder weil ein Kind dann doch in eine andere Krippe geht (kein Wunder, denn jeder meldet sich ja erstmal gießkannenartig bei mindestens 30 Krippen an – bei den städtischen war ich in der 15. SSW und das war eigentlich schon zu spät, wie mir signalisiert wurde).

    Der Krippenwahn erinnert mich an die Wohnungssituation hier in MUC – zu wenig Raum für zu viele Leute. Klar könnten wir nach Feldmoching ziehen oder Großhadern, wo gerade neue Krippen entstehen. Aber kann es sein, dass ich mein Leben nach einem Krippenplatz ausrichte? Einer Leistung, für die ich auch noch (je nachdem ganz schön viel) Geld zahle?

    Ich bin gespannt, wie es bei uns weitergeht. Manchmal kommen dann ja wirklich spontan Lösungen ums Eck. Zweimal waren wir schon als Nachrücker im Gespräch, hat aber nicht geklappt, weil dann doch Jungs gesucht wurden und keine Mädchen. Manchmal habe ich eh das Gefühl, die Krippen übertreiben etwas mit ihren pädagogischen Ansätzen. Da ist die Mischung der Gruppe exakt ausgerechnet (und es werden auch keine Ausnahmen gemacht), oder es wird jährlich abgestimmt, ob nun weiterhin vegetarisch (sogar von vegan (!) habe ich gehört) gekocht wird und die pädagogischen Leitfäden sind 40 Seiten lang.

    Ich würde mir wünschen, dass zumindest in den Großstädten noch mehr vorangehen würde und dieses Thema endlich mal wieder entspannter behandelt wird, damit Eltern nicht monate- oder sogar jahrelang in der Luft hängen. Wo es in jedem Viertel in zumutbarer Distanz eine Kita mit genügend Plätzen gibt, die vielleicht (Wunschdenken!) auch so flexibel eingestellt ist, dass man sich Plätze teilen kann (warum denn auch nicht?) oder in denen auch mal „krumme“ Buchungszeiten angeboten werden. Aber das ist wohl echt Wunschdenken, wenn es nicht mal genügend „normale“ Plätze gibt.

    Wie sich allerdings die Politiker hinstellen können und behaupten, es sei ja jetzt alles in bester Ordnung, ist mir schleierhaft. Tja, es ist halt Wahlkampf.

    Einen lieben Gruß aus dem Süden, Petra

  2. Hier im Bergischen Land in
    Hier im Bergischen Land in unserem Kleinstädtchen mit unzähligen Dörfchen, angeblich 33000 Einwohner, plus minus KühePferdeKatzenHundeReheWildschweineuswist es auch nicht viel anders. Zwar macht die Stadt nun noch ne Kita-Gruppe auf, damit die meisten versorgt sind – aber die Gruppe bzw der Kindergarten befindet sich im drölfzigsten Dorf unseres „Städtchens“.Und wenn man sagt, sorry, ich will mein Kind keine Dreiviertlstunde über Feldwege karren, und Busse fahren eh nur 3x am Tag, sagt die Stadt: „nuja, aber wenn Sie das Angebot ausschlagen, verfällt auch Ihr Anspruch.“ Ganz zu schweigen davon, dass alle über 3 dieses Jahr eh schlechte Karten haben, da man ja erstmal die U3 Kinder versorgt, statt zu schauen, dass auch die 4-6jährigen nen Platz haben. Und zu guter Letzt- es sind nur noch Verwahranstalten in den allermeisten Fällen, 2 Erzieher bei 25 Kindern können einfach keine vernünftige Arbeit machen, egal wie motiviert und engagiert sie sind. Ein Betreuungsschlüssel von 1:3 ist utopisch.

  3. KiTasuche
    Hallo,

    ich habe 2 Jahre in Prenzlauer Berg nach einem Platz für mein Kind gesucht. Angefangen in der 20. SSW. Ich wurde von den meisten Kitaleitungen ausgelacht, weil ich einen Platz gesucht habe, wenn mein Kind 1 Jahr alt ist. Ich habe KEINEN Platz bekommen. Nur durch einen großen Zufall und eine Portion Glück konnte mein Kind nun vor dem August 2013 in die KiTa gehen. Wobei wir nun auch dafür 1 Zusage bekommen hätten (wir standen aber insgesamt glaub ich auf fast jeder Liste in Prenzlauer Berg)

  4. Du hast so recht Caro
    Liebe Caro

    Uns erging es in Berlin genau wie Dir. Nur mit dem Unterschied, dass wir noch ein halbes Jahr länger gesucht haben. 🙁

    Es muß sich unbedingt etwas ändern, denn man macht den Eltern den beruflichen Wiedereinstieg noch schwerer, als er so schon ist. Und den Kindern tut der Kindergarten auch richtig gut!!!

    lg. Christian

    P.S.: Hier unsere Geschichte

    http://papiredetmit.de/2013/05/meine-kleine-familie-in-der-bild-2-jahre-haben-wir-nach-einem-kita-platz-gesucht/

    http://papiredetmit.de/2013/03/suche-kindergarten-in-berlin/

  5. Großstadtalltag
    In München ist die Situation dieselbe… Nach Besichtigungen und Vormerkungen in über 40 Krippen und Kitas (hier wird die Vormerkung in den Städtischen Einrichtungen übrigens bereits ab SSW 8 dringendst empfohlen) und ebenso vielen Absagen hatten wir das unsagbare Glück, hier im Stadtteil Räumlichkeiten zu ergattern, um dort zusammen mit anderen Eltern eine Eltern-Kind-Initiative aufzubauen. Das war extrem anstrengend, zeitraubend, stressig, wir alle hätten uns für unsere Elternzeit anderes gewünscht. Aber nun läuft der Laden seit fast 2 Jahren, wir sind sehr glücklich dort und wissen auch, wofür wir es getan haben: Einen Platz in einer städtischen Kita hätten wir nämlich – trotz regelmäßiger Rückmeldung – bis heute nicht.

  6. Grummel…
    Oh ja, wie sehr ich dieser Zeit so gar nicht nachsehne. Mein Sohn sollte mit 6 Monaten schon in eine Kita, weil uns das Geld vorn und hinten nicht reichte. Ist ja nicht so, das sich für Junge Eltern mit einmal die Kosten halbieren. Dummerweise nehmen die meisten Kitas erst ab einem Jahr und meine Wunschkita mit 2Jahren. Also war ich Wöchentlich und mit Kind beim JA und hab denen mein Leid geklagt, hatte dann bei der 3. Dame( die dann mit einmal für mich zuständig war) glück, sie gab mir die Telefonnummer von einer Tagesmutter. Nun ist mein Kleiner 2 Jahre und geht ab August in unsere Wunschkita. Aber es ist und bleibt eine große Sauerei, das die Politiker unser Geld zum Fenster rausschmeißen und für unsere Kinder dann nichts da ist um Kitas zu bauen und Familien zu unterstützen.

  7. Das Problem in Berlin ist doch…
    …dass man den Kitagutschein beim JA beantragt/bekommt und auf die Suche nach der geeigneten Kita (mit den geeigneten Öffnungszeiten etc) muss man sich selber machen. Das Ende vom Lied ist dann, dass sich jede Familie natürlich erstmal vorsichtshalber auf 30 Wartelisten setzen lässt, so dass diese Listen immer länger werden, weil nur die Hälfte wieder absagt, wenn sie woanders einen Platz haben…

  8. Das Problem in Berlin ist doch…
    …das man den Kitagutschein beim JA beantragt/bekommt und auf die Suche nach der geeigneten Kita (mit den geeigneten Öffnungszeiten etc) muss man sich selber machen. Das Ende vom Lied ist dann, dass sich jede Familie natürlich erstmal vorsichtshalber auf 30 Wartelisten setzen lässt, so dass diese Listen immer länger werden, weil nur die Hälfte wieder absagt, wenn sie woanders einen Platz haben…