Ich verzweifle manchmal…

Ich verzweifle manchmal daran, dass ich schon vor dem ersten Kaffee irgendwelche lebenswichtigen Kuscheltiere/Sonnenbrillen/Kugelschreiber suchen muss.

Ich verzweifle manchmal daran, dass im Badezimmer eine ganze Flasche klebriger Apfelschorle ausgekippt wird (Was macht die Schorle im Bad?).

Ich verzweifle manchmal daran,  dass ich mir beim Kochen mehr Mühe gebe als sonst und es deswegen niemand mag.

Ich verzweifle manchmal daran, dass alle Türen immer geknallt werden.

Ich verzweifle manchmal daran, dass überall verstreut Kindersachen herumliegen.

Ich verzweifle manchmal daran, dass ich alles fünfmal sagen muss, alles fünfmal sagen muss, alles fünfmal sagen muss, alles fünfmal sagen muss, alles fünfmal sagen muss.

Ich verzweifle manchmal daran, dass sie ihre Klamotten einfach dahin werfen, wo sie sie ausziehen.

Ich verzweifle manchmal daran, dass nichts an der Stelle stehen bleibt, an der es eigentlich stehen soll.

Ich verzweifle manchmal daran, dass ich meine Ruhe nicht haben kann, wenn ich sie gerade brauche.

Ich verzweifle manchmal daran, dass sie sich so viel streiten.

Ich verzweifle manchmal daran, dass ich das Gefühl habe, zu wenig Zeit zu haben für alles.

Ich verzweifle manchmal daran, dass ich sie so sehr liebe, dass die Angst um sie mich aufzufressen droht.

Ich verzweifle manchmal an diesen einfachen Alltagskleinigkeiten. Für einen Moment. Und sobald ich meine Verzweiflung in den Gesamtkontext einordne, zerspringt sie wie eine Seifenblase. Weil diese Verzweiflung zu dem gehört, was mein ganzes Glück ausmacht. Zum Leben mit meinen Kindern!

Das ich liebe, weil das ganze Haus so lebendig ist.

Das ich liebe, weil meine Kinder mir so viel beibringen.

Das ich liebe, weil kein Tag dem anderen gleicht.

Das ich liebe, weil alles so viel Sinn macht.

Das ich liebe, weil jede Situation so spannende Wendungen nehmen kann.

Das ich liebe, weil nichts schöner ist, als dieses warme Kinderbein, das sich nachts an mich schmiegt.

Das ich liebe, weil der Geruch auf den Haaren so unvergleichlich ist.

Das ich liebe, weil  ich über nichts und niemanden so glücklich lachen kann.

Das ich liebe, weil diese drei Menschen mir die vertrautesten im Leben sind.

Das ich liebe, weil sie mich so bedingungslos lieben, wie ich sie, selbst wenn sie „doofe Mama“ sagen.

Das ich liebe, weil sie mich manchmal im Alltag verzweifeln lassen und mir beim nächsten Gedanken aufzeigen, dass nichts mehr zählt, als dass es ihnen gut geht.

Ich verzweifle manchmal. Und ich liebe es.

 


6 comments

  1. Sehr treffrend formuliert. :o))
    Genau so ist es. Jeden Tag könne man sie wenigstens einmal an die Decke tackern, aber dann umarmen einen die kleinen Arme und die kleinen Münder schenken klebrige, feuchte Knutscherlis und die großen Augen strahlen einen an……….. Und schon ist alles andere vergeben und vergessen. ;o)

  2. Liebe und Verzweiflung
    Die verzweifelten Momente kenne ich und die Liebe merke ich abends auf dem Sofa wenn es wieder ruhig ist und mir beim fernsehen schon vor 21 Uhr die Augen zu fallen.
    Danke für`s in Worte fassen.