„Ich habe komplett auf die Elternzeit verzichtet“ – Gastbeitrag von Steffi

Vor einiger Zeit hattet Ihr einen Gastbeitrag von Conny, die berichtete, dass sie nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten ging, während ihr Mann zuhause blieb. "Cool," dachte ich, "Du bist ja doch nicht allein." Bis ich zu dem Punkt kam, an dem Conny erzählte, dass sie nach einem Jahr Elternzeit wieder einstieg. Da kam ich dann auf die Idee, Euch unsere Geschichte zu erzählen. Ich habe nämlich komplett auf die Elternzeit verzichtet…

Als ich schwanger wurde, hatte mein Mann gerade den Sprung in die Selbständigkeit gewagt. Ich selbst hatte erst einige Monate zuvor den Job gewechselt und übernahm das Marketing für einen mittelständischen Betrieb in der Metallverarbeitung. Der Job war von vornherein "nur" auf Teilzeit ausgelegt, deshalb habe ich ihn vorausschauend genommen.

Wir hatten also schon vor der Schwangerschaft geplant, dass der Papa zuhause bleiben wird, weil er als freiberuflicher Grafiker und Marketingberater im Homeoffice saß. Termine könnte er so auf Nachmittags legen, wenn ich wieder zuhause bin. Trotzdem hatten wir beide nicht damit gerechnet, dass ich doch sooo schnell schwanger wurde.

Glücklicherweise war einer der beiden Geschäftsführer gerade selbst in Elternzeit, so hatte ich in ihm einen verständnisvollen Vorgesetzten und Gesprächspartner, der mich voll unterstützt hat. Das Angebot, nach dem Mutterschutz direkt wieder einzusteigen, war für meinen direkten Vorgesetzten ein Glücksfall. Auch der andere Geschäftsführer fand es gut – auch, wenn er es ungewöhnlich fand, weil er das so von seiner Frau nicht kannte.

Der Grund, warum ich auf die Elternzeit verzichte (in Gedanken hörte ich einige Mütter verzweifelt aufschreien, warum ich mir das antat), war ebenso profan wie logisch. Ich hatte einen gutbezahlten und sicheren Job in einem tarifgebundenen Unternehmen. Und ich wollte meinen Mann in seiner Selbständigkeit unterstützen, indem ich die Fixkosten reinholte. Und mein Mann war in der Kinderbetreuung sogar erfahrener als ich – er hat er schon zwei Kinder aus erster Ehe.

Ich habe bis zum Beginn des gesetzlichen Mutterschutzes gearbeitet und bin nach den geforderten acht Wochen nach der Geburt direkt wieder eingestiegen. Da ich nicht lange stillen konnte, stellte uns auch das vor keinerlei Probleme. An den Vormittagen hat mein Mann sich wunderbar um unsere Tochter und um den Haushalt gekümmert, nachmittags hat er gearbeitet und ich habe mich um Kind und Haus gekümmert. Diese Form einer 50/50 Regelung habe ich in meinem Umfeld noch nicht erlebt.

Nach etwa einem Jahr nahm mein Mann ein Angebot eines Bekannten an, ihn in dessen Start-Up zu unterstützen. Allerdings unter der Voraussetzung, dass er vormittags weiterhin zuhause unsere Tochter betreuen kann. Das war kein Problem, denn glücklicherweise waren auch hier waren die Männer alle modern eingestellt und verständnisvoll.

Kurz nach Töchterchens zweitem Geburtstag nahm mein Mann schließlich ein Jobangebot als Marketingleiter an. Warum ausgerechnet da? Das Angebot war zu gut, um es abzulehnen und unsere Tochter war von sich aus so weit, dass sie die Gesellschaft anderer Kinder um sich brauchte. Also mussten wir kein schlechtes Gewissen haben, sie in Fremdbetreuung zu geben. Allerdings entschieden wir uns gegen den Kindergarten und für eine Tagesmutter, um den Einstieg für die Kleine nicht so schwer zu machen. Wir empfanden es als angenehmer, sie erst nur mit wenigen Kindern interagieren zu lassen, als sie direkt in eine Gruppe mit 15, 20 anderen Kindern zu schicken.

Und es war die beste Idee, die wir hatten. Die Tagesmutter war ein reiner Glücksfall.  Neben den zwei anderen Tageskindern freundete unsere Tochter sich noch mit den eigenen beiden Kindern der Tagesmutter an, die Freundschaft besteht bis heute. 

Als unser Kind dann in den Kindergarten wechselte, habe ich kurz darauf selbst den Job gewechselt. In meiner alten Firma hatte ich keine Perspektive nach oben mehr, eine Aufstockung der Stunden war dem Geschäftsleiter zu teuer. Ich wollte aber gern mehr als 25 Stunden arbeiten. Jetzt bin ich bei 30 und zufrieden.

Das Verhältnis zwischen meiner Tochter und mir ist sehr innig, obwohl ich immer erst ab mittags da war. Ich habe auch aus meinem Umfeld kaum kritische Kommentare erhalten. Unsere Freunde kennen uns und konnten unsere Beweggründe nachvollziehen. Sie sind begeistert von der Aussage meines Mannes, sich ebenso gut und gern um unser Kind kümmern zu können.

Und nein, er ist kein “Weichei“ oder „metrosexueller Hipster“. Mein Mann hat bereits zwei Kinder aus einer ersten Ehe, die auch regelmäßig bei uns sind. Einer seiner Gründe zuhause zu bleiben war auch, dass er in der Zeit, als die beiden Älteren noch so klein waren, so viel verpasst hat, weil er arbeitsbedingt nie zuhause war, das wollte er einfach nicht noch mal wiederholen.

Und unsere Tochter findet es toll. Sie hat von Mama und Papa gleich viel mitbekommen. Beide haben ihre ersten Schritte erlebt, beide haben sich um die 3-Monatskoliken und das Zahnen gekümmert. 

Ich würde mir wünschen, wenn ich in den Zeitungen wieder lese, man solle den Müttern ermöglichen, schneller wieder in den Job zu kommen, dass man den Vätern auch ermöglicht, sich in gleichem Maße um die Kinder zu kümmern, wie die Mutter. Mir ist bewusst, dass das nicht überall so einfach funktioniert wie bei uns, da der finanzielle Aspekt oft ein sehr großer ist, aber ich denke, es kann ein Anfang sein.

Ich bin froh, dass wir es gemeinsam so gemeistert haben. Ich würde es jederzeit wieder so machen.

 


16 comments

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  2. Ein toller Artikel
    Ich finde es toll, dass du den Sprung zurück zur Arbeit direkt nach dem Mutteschutz gemacht hast. Wie einige schon geschrieben haben, wenn Männer direkt nach der Geburt wieder Arbeiten sagt niemand was. Warum muss nur die Mutter gut für das Kind sein? Völliger Quatsch wie ich finde.
    Ich kann wirklich diese „Ausreden“ nicht mehr hören, dass es bei dem Mann nicht möglich ist Elternzeit zu nehmen oder die Stunden zu reduzieren. Solange gewisse gesetztliche Voraussetzungen erfüllt sind, hat der Mann als Arbeitnehmer einen Anspruch auf Teilzeit und der darf auch Elternzeit nehmen. Ich glaube einfach die Männer machen es sich damit sehr einfach, und den meisten Mamas ist das auch so ganz recht. Denn komisch, bei den allermeisten Frauen geht es ja auch, dass Sie Elternzeit nehmen oder Teilzeit arbeiten.
    Männer müssen sich nur mehr trauen und mehr einfordern. Die Gesellschaft ändert sich, und ich glaube in 10 Jahren ist das oben beschriebene Modell viel „normaler“. Aber es braucht eben solche Vorreiter wie die Autorin und ihren Mann, damit sich das Denken in den Köpfen der Menschen ändert.
    Alles Gute für Euch weiterhin, und wie gesagt, toll dass ihr das so macht!

  3. Schön, wenn es machbar ist
    Ich finde es toll, wenn es machbar ist, weil beide Partner flexibel arbeiten können. Das ist nur leider nicht oft möglich. Mein Mann hat zwei Monate Elternzeit genommen (einen ab Geburt, den zweiten im achten Monat) und selbst das wurde eher geduldet als unterstützt. Eine Reduzierung der Stundenzahl auf beispielsweise 30 h wäre gar nicht denkbar. Mein Arbeitgeber ist da flexibler und ich habe nun nach 8 Monaten „reiner“ Elternzeit mit 10 h wieder angefangen zu arbeiten. Und um da auf den Kommentar von Sarahl einzugehen: für mich ist das richtig so. Ich sehe mal etwas anderes, mein Kind wird von den Großeltern gut betreut und ich habe auch noch die Sicherheit, dass falls mal etwas Schlimmeres sein sollte, unsere Tochter auch gut untergebracht und versorgt wäre.

  4. Befremdlich
    Mir gefällt dieser Beitrag ehrlich gesagt, gar nicht. Wenn es für alle Beteiligten passt, ist das in Ordnung. Aber für mich würde das niemals funktionieren und ich wundere mich sehr, wohin diese Entwicklung noch führen wird, dass die Mütter ja bloß wieder so schnell wie möglich in den Berufsalltag einsteigen sollen! Hat schon mal einer daran gedacht, nach einem Weg für die Mütter zu suchen, die ebendas nicht wollen? …ich würde hier vermutlich zu stark ausschweifen, aber ich hoffe doch sehr, dass jede frischgebackene Mama einmal in sich hinein hört und ihre Entscheidung nach ihrem realen Empfinden trifft und nicht danach, was die Gesellschaft von ihr erwartet.

    1. Befremdlich?
      Die Elternzeit ist in Deutschland doch total mütterfreundlich geregelt. Drei Jahre Auszeit mit Garantie auf den Job, Rentenausgleich, Krankenversicherung und ein bis zwei Jahre Elterngeld. Ich glaube der Gastautorin geht es vor allem darum, einen Weg aufzuzeigen, wie es sich Eltern – also nicht Mütter allein- anders aufteilen können. Wenn Väter zwei Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gehen, ist das vollkommen normal und gesellschaftlich viel anerkannter als wenn sie den Hausmann machen. Wenn Mütter – in diesem Fall nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gehen (in diesem Fall vormittags) – gilt das als „befremdlich“. Ich finde das ist eine recht einseitige Sichtweise.

  5. Wer mehr verdient geht arbeiten
    Hallo,
    Toll wenn es bei euch geklappt hat.
    Bei uns war einfach von Anfang an klar,wer mehr verdient, geht arbeiten.
    Das ist bei uns nun Mal mein Mann.
    Es ist halt noch so das viele Männer einfach deutlich besser verdienen als die Frau (leider)
    Ich denke auch, dass viele Frauen gerne auch wieder arbeiten gehen würden, aber wenn es finanziell einfach nicht drin ist, dann ist das eben so.
    Mein Mann geht arbeiten, dafür bleibe ich aber auch 2 Jahre zu Hause. Ich finde es wichtig bei den Kids zu sein, so lange es geht. (meine Meinung, nicht verteufeln bitte).

    Liebe Grüße und alles gute noch

  6. Richtig cool
    Hey Steffi, ich finde den Artikel wirklich toll und bin neidisch, dass es bei euch so gut geklappt hat mit 50/50. Wir selbst hatten am Anfang das Glück, dass er in Elternzeit und ich Studentin + Nebenjobs war, da hatten wir auch beide viel Zeit mit den Kindern, aber nach 2 Jahren arbeitete ich Vollzeit und er war noch in Elternzeit… Anders ging es erstmal nicht – Es war ja mein Berufseinstieg. Dann konnten wir tatsächlich 1,5 Jahre etwa 50/50 aufteilen (ich 30, er 20 Stunden Arbeit). Jetzt gerade habe ich eine neue Stelle in einer neuen Stadt angenommen – wieder Vollzeit und er gerade wieder zu Hause. Das Leben ist halt chaotisch 😀 Letztlich sollten einfach alle zufrieden sein.

  7. Flexible arbeitszeiten
    Meiner Meinung funktioniert das oft nur bei Partnern welche wie in diesem Text genug mit einer Teilzeitstelle verdienen und mindestens ein Partner sich die Arbeit flexibel einteilen kann.
    Mein Mann hätte auch Elternzeit genommen, aber als Mitarbeiter im kleinen 3mann Familienbetrieb wäre das nicht möglich. Und finanziell auch nicht da ich als Ergotherapeutin viel zu wenig verdiene. Es lohnt sich für mich noch nicht einmal arbeiten zu gehen und das Kind in die Betreuung zu geben welche ich bezahlen müsste.
    Und ein Aspekt finde ich auch wichtig: die Frau muss körperlich in der Lage zum arbeiten sein oder keinen körperlich anstrengenden Beruf haben wenn sie noch Nachwirkungen der Geburt hat.
    Und bei uns wäre es auch nicht gegangen da mir das stillen ( habe sechs einhalb Monate voll gestillt und bis nach dem ersten Geburtstag war Milch auch noch sehr wichtig) sehr wichtig war und ist.
    Aber ich finde jede Familie sollte den Weg gehen welche für sie der richtige ist, und ja, es müssen immer noch mehr Menschen / Arbeitgeber / Kollegen Umdenken das auch der Papa wichtig ist und das Kind genauso gut betreuen kann!

  8. Danke!
    Danke für diesen Beitrag!
    Ich bin auch direkt nach dem Mutterschutz bei beiden Kindern wieder eingestiegen. Zuerst nur mit 20 Stunden und habe dann weiter aufgestockt.
    Aktuell arbeite ich 30 Stunden. K1 ist im Kindergarten und K2 wird vom Mann betreut, bis ich nach Hause komme. Der Mann ist selbstständig und startet daher erst nachmittags. Schön zu lesen, dass ich nicht alleine bin 🙂

  9. Ich finde es auch super,
    Ich finde es auch super, solch ein Beispiel zu lesen, hätte aber auch eine Frage: hast Du dich auch körperlich wieder fit gefühlt? Das war nämlich immer meine – leider berechtigte -Dorge, was aber an meinem Alter und den Kaiserschnitten liegen mag…

  10. Super!
    Ich finde diese Aufteilung super und würde mir das auch wünschen. Als Frau hat man es leichter, Job und Familie zu verbinden. Als mein Mann ankündigte, sich mehrere Monate um unser Kind zu kümmern, wurde er von seinem AG gefragt, ob er denn dann auch Hormone nehme, damit er auch stillen könne. Bis heute wird sein Entschluss belächelt….. inzwischen geht er wieder voll arbeiten und Meetings um 17 Uhr sind Alltag… egal, ob Zuhause ein Kind auf seinen Vater wartet….

  11. Wir haben drei Kinder 4,6,8
    Wir haben drei Kinder 4,6,8 und ich habe bei keinem Elternzeit genommen, aber mein Mann. Ich habe an die 8 Wochen Mutterschutz 4 Wochen Urlaub gehängt, so dass ich nach drei Monaten wieder gearbeitet habe, immer um 30 h. Mein Mann blieb die ersten Monate zu Hause. Dann kam eine Tagesmutter ins Haus. Mittlerweile sind sie in Schule und Kiga. Ich habe nie den Eindruck gehabt, dass sie weniger von mir haben. Sie sind auch nicht in der OGS sondern immer ab 14.00 Ur zu Hause. Ich sehe meine Kinder mehr als manche Vollzeitmutter, die Ihr Kind um 4 aus der OGS abholt ( gibt es alles). Nur wurde von manchen Übermüttern so ein Modell gerne kritisiert. Es wird häufig vergessen, dass auch ein Vater Kinder gut versorgen kann. Mein Mann hat die „Frühschicht“ mit Kinder wecken, anziehen Frühstück etc. und ich ab 14h Uhr die Kinder.
    Dass Männer Dinge anders machen, muss man akzeptieren. Die Kinder gehen manchmal etwas ramponiert aus dem Haus, da mein Mann auch mal denkt „Loch in der Hose… Fleck auf dem Pullover …egal, passt doch.“ Aber darüber kann man mittlerweile hinweg sehen. Es sind alle noch recht glücklich am Leben.

  12. Schöner Bericht!
    Schön, dass das bei Dir so gut geklappt hat!
    Ich finde auch, dass viel öfter in den Medien über solche Modelle berichtet werden sollte, wo beide Arbeitszeit reduzieren. Je mehr man darüber liest, umso normaler wird es, und umso mehr Arbeitgeber und Familien werden so ein familien- (und renten-!) freundliches Modell umsetzen können!
    Mein Partner und ich haben uns die Elternzeit jeweils geteilt – erst ich 6 Monate, dann abgestillt, dann er sechs Monate, und ich bin mit 30h wieder eingestiegen. Mit 14 Monaten sind die Kinder in die Krippe gegangen. Mein Partner hat seine Arbeitszeit auf 35h reduziert (was in seiner Branche Vollzeit entspricht). Wir haben drei Kinder, und das hat bei allen dreien wunderbar geklappt. Und wenn die teure Krippenzeit vorbei ist (hier in München zahlt man >500€ pro Monat und Kind), wird es auch finanziell einfacher. Durch die lange gemeinsame Zeit am Anfang, in der er allein verantwortlich war, kommt mein Partner super mit den Kindern zurecht, auch wenn ich mal eine Woche auf Dienstreise bin
    Traut Euch, es lohnt sich! 🙂

  13. Toll
    Huhu, ich finde es auch sehr toll, dass das bei euch so geklappt hat. Für die meisten Familien ist es wahrscheinlich aber nicht drin mit zwei halben Gehältern klar zu kommen. Beim ersten Kind mag das vielleicht noch gehen, doch je grösser die Familie ist, desto schwieriger wird es – vor allem auf Dauer. Der zweite Punkt ist, dass so viel Flexibilität in den meisten Unternehmen wahrscheinlich auch nicht drin ist. Schichtarbeiter, Pflegepersonal, Verkauf – da ist oft Teilzeit ja schon nur sehr begrenzt möglich.
    Wir haben uns mit Geburt von Kind 2 vom 50/50-Wunschtraum verabschiedet, da es für uns dauerhaft weder finanziell noch partnerschaftlich gut funktioniert hat. Nun sind wir bei 60/100 Prozent, wobei mein Mann auch zwei Nachmittage mit den Kindern hat. Beim dritten Kind werde ich zwei Jahre aussteigen. Alles andere wäre uns als fünfköpfige Familie drei Kindern unter sechs zu stressig. Mal schauen, ob ich es durchhalte 🙂
    Viele Grüsse

  14. Bewundernswert aber m.E. Abhängig von Baby und Füttersituation
    Ich finde das einen tollen Ansatz und super, dass es bei Steffi so geklappt hat. Tatsächlich ist es meiner Meinung nach so, dass das Thema Kinderbetreuung allgemein noch viel zu sehr automatisch bei der Mutter hängt. Da geht es mir persönlich jetzt aber weniger um die ersten Monate als um die Zeit danach. Meistens sind es die Mütter, die ihre Arbeitszeit der Kita oder sonstigem anpassen. Ich kenne selten ein Modell, dass zum Beispiel an zwei oder drei Tagen der Vater kürzer arbeiten und den Rest die Mutter.

    Der direkte Einstieg nach dem Mutterschutz ist für mich ein bisschen ein Glücksspiel. Ich muss ganz ehrlich sagen, für mein Kind war mir das Stillen extrem wichtig. Da man ja vorher nicht weiß, was für ein Kind man bekommt, ist es mit dem Ziel stillen zu wollen meiner Meinung nach fast unmöglich einen sofortigen Wiedereinstieg zu planen. Wenn man ein Kind hat, dass alle 3 Stunden für 10 Minuten trinkt, ist halbtags arbeiten vermutlich mit einmal pumpen noch irgendwie machbar, auch wenn der Stress bestimmt schon groß ist. Wenn man ein Kind hat wie ich, das mindestens stündlich Stunde mit Maximalpausen von 30-40 Minuten stillt, dann wüsste ich nicht, wie das organisatorisch möglich sein soll. Der lapidare Satz der Autoren, dass das Stillen nicht geklappt hat, ist aus meiner Sicht in so einem Fall oft ein bisschen eine selbsterfüllende Prophezeiung. Damit die Still-Beziehung funktioniert, braucht es am Anfang viel Geduld, gute Beratung, Zeit sich einzuspielen. Wenn das am Anfang nicht gegeben ist durch den frühen wieder Einstieg und vielleicht dadurch das Stillen auch keine hohe Priorität hat, ohne ist es ohnehin einfacher, dann funktioniert das beschriebene Model von Steffi. Sonst glaube ich nicht.

    Aber man kann es, aus meiner Sicht, natürlich einfacher starten, wenn das Kind zum Beispiel schon mit Beikost begonnen hat im zweiten Halbjahr. Nichts desto trotz finde ich den Ansatz gut, dass der Papa sich gleichberechtigt an der Betreuung beteiligt. Für3HLUG8 mein eigenes Modell wäre das ab etwa dem ersten Geburtstag denkbar.