Hurra – wir sind Schnuller-frei (und dafür musste nicht mal die Schnullerfee kommen)

Eins gleich mal vorweg: Meine Kinder waren richte Schnullerkinder. Der Schnuller war ihnen heilig.

Ich hatte auch nichts gegen Schnuller und ich hatte auch keine Angst vor Saugverwirrung. Als meine Kinder etwa 10 Tage alt waren und ich gemerkt habe, dass sie das mit dem Stillen verstehen, haben sie von mir einen Schnuller bekommen. Gerade mein Sohn hatte ein unglaubliches Saugbedürfnis und hätte wohl sonst 24 Stunden an meiner Brust gehangen. Was für mich mit einem größeren Geschwisterkind nicht vorstellbar und umsetzbar war. 

Im ersten Lebensjahr war ich mit der Vergabe der Schnuller sehr großzügig. Wann immer ich merkte, dass sie meinen Kindern gut tun, bekamen sie sie auch. Schnuller beruhigten meine Kinder ganz ungemein und gaben ihnen ein Gefühl von Sicherheit. 

Im zweiten Lebensjahr fing ich an, etwas darauf zu achten, wann die Schnuller zum Einsatz kamen. Zum Einschlafen und nachts waren sie nach wie vor unabkömmlich, aber ich fand das Bild von einem Kind, das wie ein Wiesel herumläuft und dauernd einen Schnuller im Mund hat, irgendwie seltsam. Wenn meine Kinder also z.B. nach einem Sturz ihren Schnuller verlangten, tröstete ich sie und versuchte sie abzulenken. Irgendwann war es dann so weit, dass der Schnuller wirklich nur noch in Ausnahmesitutaionen (Krankheit, usw) tagsüber vergeben wurde und eben weiterhin nachts. 

Im dritten Lebensjahr bekamen meine Kinder den Schnuller – außer im absoluten Notfall – nur noch nachts. Und oft habe ich ihnen den Schnuller, nachdem sie eingeschlafen waren, auch aus dem Mund gezogen. Denn: Beide Kinder haben so gerne geschnullert, dass die Zähne sich schon leicht verschoben hatten. Als ich das einem Zahnarzt zeigte, meinte der, ich würde zugucken können, wie die Zähne in ihre normale Stellung zurück gehen – sobald der Schnuller Geschichte ist. 

Kurz vor ihrem dritten Geburtstag kam zu meiner Tochter die Schnullerfee. Ich hatte mich mit anderen Müttern unterhalten und die rieten mir, ein Ersatzgeschenk kaufen zu gehen. Und so ging ich mit meiner Tochter in den Spielzeugladen und erklärte ihr, sie dürfe sich hier etwas aussuchen, was die Schnullerfee dalassen würde, wenn sie die Schnuller abholen würde. 

Ich sprach zwei Tage immer wieder davon, dass die Schnullerfee bald kommen würde, damit meine Tochter darauf vorbereitet ist. Dann kam die erste Nacht – die Schnullerfee hatte die Schnuller abgeholt und einen Stofftier-Hasen aufs Bett gelegt. Doch das interessierte meine Tochter null komma null. Sie ist ausgerastet – schmiss das Stofftier gegen die Wand und weinte herzzerreißend. 

Ich hatte, weil ich wusste, dass ich sonst weich werden würde, alle Schnuller direkt in den Müll geschmissen – wir mussten die Situation also irgendwie überstehen…Zwei Nächte habe ich an ihrem Bett gesesesen, sie immer wieder in den Schlaf gestreichtelt, ihr Mut gemacht und sie getröstet. Dann war der Schnuller überwunden. 

Bei meinem Sohn ging das ganze wesentlich unspektakulärer. Ich sagte neulich mal zu ihm: "Jetzt wirst Du ja bald drei. Wie wär´s, wenn Du die Schnuller mal abgibst?" Er reagiert gar nicht darauf. Und ich hatte gerade irgendwie auch keine Lust auf Schnuller-Geheule nachts, denn ich machte mich auf ähnliche Szenen wie bei meiner Tochter gefasst.

Vor fünf Tagen dann brachte ich meinen Sohn ins Bett und wie fast jeden Abend ging ich auf Schnullersuche. Doch diesmal blieb der Schnuller verschwunden, ich stellte das halbe Kinderzimmer auf den Kopf und fand ihn einfach nicht. Müde und leicht genervt sagte ich: "Ich finde den Schnuller einfach nicht. Kannst Du heute mal ohne schlafen?" Und er antwortete: "OK!"

Ich dachte, ich höre nicht richtig, lies mir aber nichts anmerken, sondern küsste und knutschte ihn wie jeden Abend, wünschte ihm eine Gute-Nacht und verließ das Zimmer. Ich setzte mich im Wohnzimmer aufs Sofa und wartete auf Heulerei und Schreierei. Doch nichts. Gar nichts. Das Söhnchen schlief einfach so ein. 

Am nächsten Morgen sagte ich ihm wie stolz ich auf ihn sei und dass er jetzt ja ein großer Junge sei und gar keine Schnuller mehr brauche. Darauf nickte er nur und sagte: "Ja, ich groß bin." Seitdem ist der Schnuller kein Thema mehr – und das ganz ohne Schnullerfee oder Ersatzgeschenk. 

Ich kann es bis heute kaum glauben – doch es ist einfach mal wieder ein wunderbarer Beweis dafür, wie unterschiedlich Kinder sind. Die einen brauchen mehr Unterstützung, die anderen schaffen viel mehr alleine, als wir denken. Ich empfinde die Erfahrung als großes Geschenk und Bereicherung! 

 

Foto:  http://www.lenimoretti.com

 


6 comments

  1. Haha, gerade erst gelesen das
    Haha, gerade erst gelesen das der Artikel 1 Jahr alt ist. Aber egal, immer noch aktuell!

  2. Was bitte ist an einem
    Was bitte ist an einem laufendem und dazu noch sprechendem Kind mit Schnuller im Mund denn so schrecklich. Ich habe 4 Kinder im Alter von 5 Jahren bis 21 Jahre , und alle Kinder durften ihren Schnuller so lange nehmen wie sie das wollten. Meine 5 jährige Tochter braucht ihren Schnuller immer noch zum einschlafen. Und? Wenn stört es? Ihr als Mütter entscheidet in den ersten Lebenstagen das das Kind einen Schnuller bekommt und angeblich braucht und ihr entscheidet dann auch mit 2 oder 3 Jahren das jetzt gut ist. Warum? Ihr wollt doch alle so gerne selbstbestimmende kinder „ran ziehen“ warum überlasst ihr euren Kindern dann nicht selbst die Entscheidung? Ach übrigens keines meiner Kinder hat je eine Zahnspangen benötigt, sie haben keine Sprachfehler und sind auch sonst geradezu perfekt für mich und meinen Mann! Ich finde Mütter ganz schrecklich die meinen sich über alles und jeden ein Urteil erlauben zu müssen. Jeder jeck ist anders, leben und leben lassen.

  3. Wie wahr!
    Oh ja, es kann so unterschiedlich und so unerwartet laufen.
    Aber ich bin genau deiner Meinung: als Baby dürfen sie ihn haben, wenn sie ihn brauchen, aber laufende oder gar noch sprechende Kleinkinder mit Schnuller im Mund finde ich schrecklich!
    Mein Großer hat kurz nach seinem 2. Geburtstag angefangen, auf den Schnullern zu kauen. Eines Sonntagsmorgen stellten wir fest, dass alle, aber auch wirklich alle Schnuller so durchgekaut waren, dass wir es nicht riskieren wollten, ihm die noch zu geben. Mein Mann hat ihm dann eindrucksvoll gezeigt, was passiert, wenn er sie noch weiter benutzt und hat einen etwas auseinander gezogen, der dann auch sofort durchriss. Den hinteren Teil haben wir dann noch neben da Bett gelegt und abends hat er es einmal ausprobiert, fand es doof und damit war der Schnuller Geschichte.
    Beim Kleinen hat es länger gedauert, der war schneller nachts trocken als Schnuller-frei. Aber nach und nach wurden sie gammelig und er musste dann selber immer mal wieder einen wegschmeißen. Mit dem letzten Schnuller im Mund kam er eines Abends aus dem Bett und musste nochmal auf die Toilette. Da saß er nun, war todmüde, gähnte herzhaft…und dabei fiel im der Schnuller aus dem Mund und ab in die Toilette…kurzzeitig ein herzzerreisendes Weinen, aber ab dem Moment war das Thema auch gegessen.
    Beide Male also kalter Entzug 🙂
    Mal sehen, wie es bei Nr. 3 bei uns wird. 🙂

    1. wir haben den Schnuller
      wir haben den Schnuller „zufällig“ zu Haus vergessen, als wir in Urlaub gefahren sind. Als wir das dan am Samstag abend festgestellt haben (unser Sohn brauchte ihn zu dem Zeitpunkt nur noch abends zum Einschlafen) war der KOmmentar unserer Sohnes „Einkaufen gehen“. Sonntag haben wir ihm dann glaubhaft weismachen können, dass alle Läden zu haben. Am Montag hat er nicht mehr nachgefragt. Wir hatten bisschen eisnchlafschwierigkeiten anfanges, aber das hat sich schnell gelegt u nd nach dem Urlaub sind alle Schnuller (inklusive der aus dem Koffer) in den Müll gewandert 😉

  4. Schnuller Baum
    Wir sind seit letzter Woche auch Schnuller frei. Meine Zwillinge haben ihn auch geliebt und oft musste ich in der Nacht ihn suchen wenn sie wach geworden waren. Seit Dienstag sind sie große Jungs (gerade drei geworden ).Wir haben sie an einen Schnuller Baum gehangen und es gab ein kleines Geschenk für jeden. Am ersten Abend war Theater aber seitdem geht es gut und zum Mittagschlaf im Kindergarten haben sie jetzt ein Kuscheltier. Ich hatte mir auch solche Gedanken gemacht.