Gastbeitrag von Nadine Luck: Kate, ihr Look (direkt) nach der Geburt und was die Welt darüber denkt

Na, wer von Euch hat ein tolles Foto aus dem Kreißsaal, das Neugeborene im Arm? Also, ich nicht. Also, kein tolles Foto. Ich bin einfach nur froh, dass ich auf dem wackligen Etwas, das mein Mann geschossen hat, zumindest überwiegend angezogen bin, denn das war knapp. Auch meine Frisur sitzt nicht wie bei einer Prinzessin, sie erinnert eher an den König der Löwen nach einer Jagd durch den Dschungel. Meine beiden Babys aber haben die Qualität der Fotos jeweils herausgerissen: Sie sehen königlich aus!

Bei den Royals aber sieht nicht nur das königliche Baby, sondern auch die Mutter wie aus dem Ei gepellt aus – und das nur frische zehn Stunden nach der Geburt! Sicher hat die Herzogin von Cambridge zwar zwei der zehn Stunden mit Frisiert- und Gestyltwerden verbracht – dennoch, neidisch sind wir Otto-Normal-Mütter allemal wegen dieses hinreißenden Erst-Fotos!

In manchen Ländern der Erde aber sind Frauen wie Männer not amused über diesen Auftritt der jungen Königsfamilie – sie sind schlicht entsetzt darüber, wie frau sich samt Kind und Kerl so schnell nach der Geburt öffentlich zeigen kann. Undenkbar ist so ein frühes Bild in der Öffentlichkeit etwa in China, wo frisch Entbundene wochenlang das Bett hüten, wo sie traditionellerweise strenge Regeln befolgen müssen und darauf bauen, dass die Zeit und viel Suppe die Wunden heilen. Auch in Lateinamerika wundert man sich über die aus dortiger Sicht freizügigen Bilder, dort heißt das Wochenbett auch „la cuarentena“, also Quarantäne. Der Körper der frisch gebackenen Mutter gilt dort als offen und verwundbar, in der Isolation soll er sich schließen. Im Islam sind Wöchnerinnen sogar als unrein eingestuft, sie dürfen den Koran weder anfassen noch lesen. Nicht einmal beten dürfen sie. Vor diesen kulturellen Hintergründen verwundert es nicht, dass die Bilder der fröhlichen Royals so manchen irritieren.

Dabei ist es in Europa durchaus normal, dass es Mütter nach einer leichten Geburt flugs nach draußen zieht – vor allem in England: Dort ermutigt das Klinikpersonal frisch Entbundene in der Regel bereits nach sechs Stunden, doch mal nach Hause zu gehen. Im Schnitt verbringen Britinnen 36 Stunden im Krankenhaus, gerechnet von der ersten Wehe bis zur Unterschrift auf den Entlasspapieren. In Deutschland sind wir durchschnittlich drei Tage in der Klinik, in Frankreich sogar 4,2 Tage. Dass es auch ganz ohne Onkel Doktor geht, zeigen vor allem die Holländerinnen: 20 bis 30 Prozent von ihnen bleiben gleich zu Hause, eine Hebamme steht ihnen bei. Wir sehen jedenfalls: Dass Herzogin Kate so schnell aus der Klinik eilte, war kein ausgeklügelter PR-Coup, sondern schlicht very british.

Eine königliche Extrawurst dürfte es indes bei der Taufe der kleinen Charlotte Elizabeth Diana geben, die in wenigen Monaten stattfinden soll. Gewöhnlich nämlich sieht die Kirche von England nicht mehr als vier, meistens drei Paten für ihre Säuglinge vor. Ein Junge sollte zwei männliche und einen weiblichen haben, ein Mädchen zwei weibliche und einen männlichen. Das reicht den Royals aber in der Regel nicht, meist gibt es sechs godfathers, so der englische Begriff für „Pate“. Charlottes Bruder, Prinz George Alexander Louis, war sogar mit sieben Taufpaten gesegnet. Neben zwei royalen godfathers standen auch bürgerliche Freunde der Eltern am Taufbecken. In Deutschland haben Babys üblicherweise ein bis zwei Paten; meist sind es Freunde oder Geschwister der Eltern. In Griechenland hat der Pate übrigens eine besondere Funktion bei der Taufe: Er verkündet den Namen des Kindes erst an diesem Tag. Bis dahin heißen griechische Kinder oft nur „Baby“, und theoretisch könnte der Pate den Eltern in den Rücken fallen und dem Täufling einen Namen geben, der nicht abgesprochen ist.

Dass wir bereits einen Tag nach der Geburt den Namen der britischen Prinzessin erfahren durften, ist ein Glücksfall: Königs lassen sich traditionell oft Zeit damit, zu verraten, wie der  jüngste Spross der Familie heißt. Der Name von Charlottes Bruder George wurde beispielsweise erst zwei Tage nach der Geburt verkündet. Bei Papa William mussten wir uns eine Woche gedulden – und der Name von Prinz Charles wurde einen ganzen langen Monat geheimgehalten.

Wo wir von dem königlichen Großvater sprechen: Mir ist auf dem Erstlingsfoto der jungen Familie aufgefallen, dass Prinz William seinem Vater immer ähnlicher sieht, oder? Das liegt wohl am lichter werdenden Haar, vermute ich. Ich bin jedenfalls sicher, dass der britische Thronfolger ein Königreich für eine gute Frisur geben würde!Nicht nur in Großbritannien steht die Welt Kopf, wenn königlicher Nachwuchs eintrifft: Gastautorin Nadine Luck weiß, worüber sie schreibt, hat sie für ihr Buch "Die Nabel der Welt" doch massenweise skurrile und überraschende Babybräuche aus der ganzen Welt zusammengesammelt und in amüsanter Form zu Papier gebracht. Erschienen ist der Titel jüngst bei CONBOOK, ISBN: 978-3-943176-93-3.

 

Fotoquelle des Bildes von Catherine, Duchess of Cambridge


9 comments

  1. wochenbett islam
    Guter Artikel, aber auch im Wochenbett dürfen Muslimas beten und den Koran rezitieren. Nur das rituelle Gebet geht nicht aufgrund der Blutungen und auch von den Bewegungen her ist das eher eine Befreiung/ Erleichterung als ein Verbot. Bittgebete sind jedoch kein Problem.
    Es gilt ein Wochenbett von 40 Tagen in welchen die Frau sich schonen soll und erholen .

  2. Ich kann Kate verstehen
    Also ich hätte keine Lust darauf gehabt, dass es weltweit einen Lifeticker in den Medien gibt nachdem die Wehen eingesetzt haben. Furchtbar!!! Da das Interesse so groß ist, kann ich verstehen, dass sie wenn es ihr so gut ging das Pflichtfoto schnell hinter sich gebracht hat und dann ihre Ruhe mit der Familie genießen kann. Ansonsten hätte doch alle Welt gewartet und gefiebert. So also lieber einmal Augen zu und durch. Dass sie sich dafür stylen ließ kann ich ebenfalls verstehen, denn wer würde schon freiwillig völlig fertig vor die Weltpresse treten? Und ein bisschen Makeup wirkt ja auch wie eine Maske… 😉
    Nun hat sie erstmal ihre Ruhe und die gönn ich ihr von Herzen.

  3. Hallo, ich finde es spricht
    Hallo, ich finde es spricht grundsätzlich nix dagegen einige Stunden nach der Geburt, sofern man dazu in der Lage ist nach Hause zu gehen. Ich finde aber, es spricht was dagegen ein paar Stunden nach der Geburt in highheels, perfekt gestylt, geschminkt ein „Fotoshooting“ mit Baby abzuhalten. Da hab ich dwn Hype beim ersten Kind schon nicht verstanden, woe natürlich Kate sei und dass sie ja so toll in der Öffentlichkeit zu ihrem After baby Body steht, weil noch ein leichtes Bäuchlein unterm Kleid zu sehen war. Da könnte ich doch kotzen. Mal abgesehen davon, dass Kate keine andere Wahl hatte.
    Viele Grüße!

  4. Freu mich für sie!
    Ich habe ambulant entbunden und bin ungefähr 4 Stunden nach der Entbindung (nach Duschen und Essen) nach Hause gelaufen. Das geht auch ohne 1:1-Betreuung mit der bekannten Hebamme.

    Ich freue mich für jeden, dem es so gut geht nach der Geburt. Zwischendurch ein Styling wäre zwar lästig gewesen, weil man sich ja doch lieber auf das Kind konzentriert, aber wenn es ihr so gut ging wie mir dann war das wahrscheinlich sogar ganz angenehm 🙂

  5. früher
    Weder die katholische Kirche noch andere Glaubensreligionen sind frauenfeinlich, wenn sie menstruierende Frauen oder Wöchnerinnen als „unrein“ bezeichnen. Früher diente dies dem Schutz der Frau, damit sie wenigstens in diesen Zeiten sicher vor sexuellen Übergriffen war.

  6. Die sichere Geburt – Wozu Hebammen?
    Es war auch die Rede davon, dass sie so strahlend aussah weil sie eine leichte Geburt hatte auch dadurch bedingt, dass sie eine 1:1 Betreuung hatte durch eine ihr bekannten und vertrauten Hebamme. Was geburt sicher macht und wodurch sie gestört wird: http://www.die-sichere-geburt.de der Film wird aktuell über Crowdfunding finanziert.

  7. die unreine Frau an sich
    Auch in Deutschland galt in katholischen ländlichen Landstrichen eine Frau im Wochenbett als unrein. Sie durfte die Kirche nicht besuche, erst nachdem ihr der Pfarrer die beichte abgenommen hatte und sie wieder eingesegnet hat, durfte sie wieder zum gemeinsamen Gottesdienst. Praxis so bis tief in die 70 er in Ostwestfalen (anderswo wahrscheinlich auch)

    1. das scheint ja die
      das scheint ja die katholische kirche ziemlich frauenfeindlich zu sein/war….

      im katholischen unterricht hat uns mal der pfaffer erzählt dass sogar darüber im 18. jahrhundert darüber debatiert wurde…ob die frau überhaupt ein mensch oder tier sei…

  8. Hallo nicht die Wöchnerinn
    Hallo nicht die Wöchnerinn ist unrein sondern das Wochenbettblut…