Gastbeitrag: „Früher hatte ich einen 60-Std-Job, heute bin ich Hausfrau und glücklich damit“

Als ich mit Kind Nummer 1 schwanger wurde, hatte ich gerade erst eine neue Stelle in einem Softwareunternehmen in der Marketing-Abteilung angenommen. Für mich war ganz klar, dass ich nach dem Mutterschutz gleich halbtags vom Home-Office aus arbeiten werde. So der Plan.

Ich sah mich am Computer sitzen, das schlafende Baby neben mir… Ich muss immer noch lachen wenn ich an meine Vorstellung von damals zurückdenke.

Das Baby kam und ich war fertig mit den Nerven. Unsere Tochter schlief eigentlich nie. In 24 Stunden schlief sie etwa sechs Stunden, aber nie am Stück… Sie trank schlecht, dafür dauernd. In kürzester Zeit hatte ich wunde Brustwarzen, saß mit der elektronischen Milchpumpe im Zimmer und kam mir vor wie an der Melkmaschine.

Ich war immer müde, mit den Nerven runter und ja – ich fand die tolle Idee vom Kinderkriegen total überbewertet. Nach sechs Monaten war ich so am Ende, dass ich eine Nervenentzündung im Gesicht bekam, die operativ entfernt werden musste.

Das war dann auch der Zeitpunkt, an dem mein Mann die Reißleine zog. Er schlug mir vor, zu Hause zu bleiben und Elternzeit zu nehmen. Ganz ehrlich: Ich selbst hätte diesen Schritt nicht gewagt.

Irgendwie wird von uns Müttern doch heute immer verlangt, dass sie Kinder kriegen – aber bitte doch auch noch arbeiten gehen. Das war so in meinem Kopf verankert, dass ich froh war, als mein Mann das einfach „beschloss".

Mein damaliger Arbeitgeber war super verständnisvoll und ich konnte nun endlich unser Baby „genießen“. Das war bei einem Schreibaby zwar eher schwierig, aber es wurde besser…

Mir ging es von da an wesentlich besser und ich kam auch mit dem permanenten Schlafentzug besser klar. Alles war gut!

Als unsere Tochter neun Monate alt war, wurde ich wieder schwanger. Zu diesem Zeitpunkt wohnten wir in einer Dreizimmer-Wohnung und es war klar, dass wir uns häuslich verändern müssten. Wir wollten aufs Land.

Spielende Kinder auf der Straße, viel Natur und ein behütetes Umfeld. Das war der Wunsch. In einem kleinen Ort haben wir uns den Wunsch dann erfüllt. Während wir als Familie 25 Kilometer weiter weg aufs Land zogen, zog meine Firma 30 Kilometer in die andere Richtung.

Das war der Zeitpunkt, an dem wir überlegen mussten, wie es beruflich für mich weitergehen sollte. Denn unser Landleben hat einen entscheidenden Nachteil: Die Kinderbetreuung ist nicht so flexibel wie in der Stadt.

Freitags ist zum Beispiel um 12 Uhr Schluss. Die einfache Fahrt zur Arbeit – das hatte ich getestet – lag bei 45 Minuten. Es wäre darauf hinausgelaufen, dass ich immer „schnell noch“ wohin müsste.

Schnell in den Kindergarten, schnell nach Hause, schnell einkaufen, alles irgendwie schnell. Das wollte ich nicht.

Immer das Gefühl, jedem gerecht werden zu wollen und dabei immer schnell machen. Die Vorstellung fand ich furchtbar. Deshalb kündigte ich meinen Job nach Ende der Elternzeit. Das ist jetzt fast zwölf Jahre her.

Für mich wurde es als „nur Hausfrau“ nicht langweilig. Rund ums Haus war noch viel zu tun. Ich habe mich ehrenamtlich in der Gemeinde engagiert und in kurzer Zeit hatte ich Freundinnen, mit denen ich mich austauschen konnte.

Ein paar Jahre später bat mich eine Kindergartenmama ob ich nicht einmal wöchentlich für drei Stunden in ihrem Unternehmen arbeiten möchte. Das habe ich gerne angenommen. So blieb ich als Werbekauffrau auch auf dem Laufenden.

Mein „altes“ Leben mit Kollegen, After-Work-Partys und mal Shoppen in der Mittagspause habe ich nicht einen Tag lang vermisst. Auch Rechtfertigen musste ich mich vor anderen nie. Das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, hatte ich eher mir selbst gegenüber.

In meiner Familie wurde immer gearbeitet, viel, dauernd… davon musste ich mich erstmal frei machen. Mein Beruf ist jetzt Mutter und Hausfrau. Ich muss sagen: Das ist der bisher härteste Job, den ich je hatte. Am Ende des Tages bin ich müde – aber zufrieden.

Mittlerweile haben wir drei Töchter, eine Katze und Hühner. Klar mache ich mir Gedanken, wie das im Alter mal werden soll. Immer wenn der Brief von der Rentenanstalt kommt, schlucke ich und überlege, was ich dafür kaufen könnte…

Tanken, ja, ich könnte die monatliche Tankrechnung bezahlen. Das war's dann auch schon. Vielleicht noch ein paar Flaschen Wein, dann wäre aber Ebbe. Ich habe mir die Kindererziehung beim Rentenamt eintragen lassen! Das machen die NICHT automatisch! Ist ein wenig Papierkrieg, aber wichtig.

Mein Mann und ich haben aber private Vorsorge getroffen, so dass wir – hoffentlich! – im Alter mal nicht unsere Möbel durch den Kamin jagen müssen, damit wir es warm haben.

Inzwischen ist Kind 1 in der Pubertät angekommen. Ganz ehrlich? Jetzt wünsche ich mir manchmal, ich könnte doch wieder zur Arbeit und mit „normalen“ Menschen sprechen. Die Pubertät ist… naja wie soll ich das beschreiben… sicherlich muss das so sein, damit wir sie in ein paar Jahren gerne gehen lassen können.

Ich bin trotzdem unendlich dankbar dafür, dass ich jeden Tag mit meiner Familie genießen kann. Ich sehe jeden Entwicklungsschritt meiner Kinder. Ich bin da, wenn sie mich brauchen. Und fünf bis sechsmal im Jahr gebe ich als Dozentin Kochkurse an der Volkshochschule. Für mich ist das eine tolle Abwechslung zum Hausfrauen-Dasein.

 

 

 


11 comments

  1. Respekt!
    Wenn ich hier in den Kommentaren lese, wie die Verfasserin dieses Beitrags beleidigt wird, dann wird mir echt übel. Wir Frauen sollten uns gegenseitig unterstützen und respektieren und endlich alle unseren wahren WERT erkennen, der nicht darin besteht, dass wir ständig beweisen wollen, dass wir die beseren Männer sind.
    Was hat uns die sog. „Emanzipation“ denn wirklich gebracht:
    Gestresste Mütter, gestresste Väter und gestresste Kinder!
    Und den ganzen Rattenschwanz mit rasant steigenden Zahlen von Burnout, Scheidungen, AD(H)S, Depressionen, Angststörungen und und und…
    Hervorragend!
    Und eine Rentendebatte loszutreten… Hausfrauen leisten immens mehr als landläufig geglaubt und das ist das wirkliche Problem, das wir als Gesellschaft haben.
    Im übrigen ist die sog. Emanzipation eine Erfindung des eiskalten Kapitalismus, schon gewusst?
    Hausfrau sein passt nicht recht rein in Zeiten von Gender Equality etc.
    Ich bin Vollzeit arbeiten gegangen mit 2 Kleinstkindern. U. a. auch daran ist meine Ehe damals zerbrochen.
    Das würde ich nie wieder so tun.
    Jede Frau ist per se unendlich viel wert und erst recht als Hausfrau.
    Ich muss nicht mehr ständig kämpfen um zu versuchen ein besserer Mann zu sein.
    Bei meinem Mann bin ich sehr hoch anerkannt einfach für mein Sein.
    Er schätzt mich als Frau, als Mutter, als Partnerin, …
    Ich gehe in Teilzeit arbeiten (30 Std) und wünschte ich könnte ganz zuhause bleiben, anstatt beide Jobs (Haushalt und Beruf) ständig nur halbherzig zu machen.
    Wir sind aber leider auf 2 Gehälter angewiesen mit insgesamt 5 Kindern (Patchwork 2 und 3 Kinder jeweils) im Teeny-Alter.
    Ich sehne mich sehr danach, noch mehr Frau sein zu dürfen ohne schlechtes Gewissen meinen Kindern ggü. oder einem Arbeitgeber.

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  3. Hört sich schön an, aber. ..
    Das hört sich zwar alles sehr schön an, aber solch ein Modell ist in meinen Augen doch nur für die besser verdienenden und damit nicht für den Großteil der Familien hier im Lande realisierbar. Für Alleinerziehende schon mal gar nicht…. Der Ehemann muss schon sehr sehr gut verdienen, damit Familie mit 3 Kindern + Haus usw. finanziert werden können. Ich kenne viele Mütter, die 30 bis 35 St. die Woche arbeiten und dabei immer wieder an ihre Grenzen der Belastbarkeit stoßen, nicht weil sie es so toll finden wieder zu arbeiten, sondern schlichtweg weil sie es finanziell müssen!
    Aber ich denke auch, dass Jahre der ausschließlichen Kinderbetreuung besser bei der Rentenbemessung berücksichtigt werden sollten.
    Ich freue mich jedenfalls für euch, dass ihr euch das leisten könnt und du ohne Hin- und Hergehetze zwischen Job , Kita, Schule usw für deine Kinder da sein kannst.

  4. Selbstbestimmung m
    Jeder muss Entscheidungen für sich treffen und wenn man das mit Überzeugung tut ist das gut. Dennoch finde ich es sehr wichtig, dass Frauen arbeiten. Das Wahlrecht, das Recht auf Berufswahl in der Ehe und viele Rechte mehr haben Frauen nocht nicht lange und es frustriert mich, dass wir es so wenig wertschätzen!! Arbeiten zu gehen ist keine Strafe, es ist die Chance auf Selbszbestimmung und Mitsprache in einer immer noch von Männern dominierten Welt. Ja mit 3 Kindern geht das evt. nicht, aber dann muss man auch damit leben, keine Rente zu bekommen. Kinder bekommen ist kein Beruf, sondern „privat“ Vergnügen. Auch wenn ich großen Respekt vor Mensch habe die dies leisten.

    1. Privat-Vergnügen?
      Dass die Vorrednerin Kinder als „Privat-Vergnügen“ der Schreiberin bezeichnet, ist in meinen Augen schon an der Grenze zur Frechheit.
      Schön, dass sie „Respekt“ für Frauen mit 3 Kindern empfindet – dies konterkariert sie aber irgendwie durch die Aussage, dass die Schreiberin dann halt Pech bei der Rente habe…im Ernst???
      Vielleicht sollte sich dieser „Respekt“ ja gerade in mehr Rentenpunkten ausdrücken, immerhin zahlen diese Privat-Vergnügen-Kinder dpäter (auch) die Rente der Vorrednerin…

      1. .
        Vielleicht werden ihre Töchter aber später ja auch Hausfrauen und Zahlen nie für Rentner was ein, wo knows☺. Basis für Rente ist nun mal die Einzahlung in die Rentenkasse. Und wer zahlt heute für die Eltern der Hausfrau ein, na.? Gleichberechtigung heißt für mich, dass Mann und Frau Beruf und Familie zusammen Suppen, DAS ist der härteste Job. Aber eben auch der lohnenswerteste. Nicht der roll-back in die klassische Rollenverteilung

    2. kinder sind kein privatvergnügen
      kinder sind der wichtigste beitrag für den erhalt der gesellschaft. der grösste rückschritt der durch die emanzipation ermöglicht wurde, ist der, dass hausfrau kein beruf mehr ist. jede frau, die diesen schritt wagt, verdient meinen respekt.

  5. Gleichberechtigung?
    Das ist aber schön, dass die Werbekauffrau froh ist, dass ihr Mann das (=ihr Hausfrauendasein) einfach so „beschloss“.
    Noch „schöner“ bzw. interessanter hätte ich es gefunden, wenn ihr Mann jenseits dieses Beschlusses im Artikel aufgetaucht wäre.

    Weshalb hat ihr Mann eigentlich beschlossen, dass seine Frau Elternzeit nimmt? Weshalb hat er nicht selbst Elternzeit genommen um seine Frau zu Hause und damit auch beruflich zu unterstützen?

    Bestimmt gibt es darauf adäquate Antworten. Aber immerhin lautet einer der Tags unter dem Artikel „Gleichberechtigung“. Die sehe ich hier (bisher) nicht.

    1. realitätsfremd
      im ersten jahr braucht ein kind vor allem die mutter. die frau hat doch gestillt und war müde. was bringt es da, wenn der mann elternzeit nimmt? und es schien so, dass die frau nicht zufrieden war. ich spreche der frau genügend selbstbewusstsein zu, dass sie dies wollte und der mann seine frau unterstützt hat und hinter hier stand. ich finde die entscheidung von beiden seiten toll.

  6. Super
    Ich finde es toll, dass ihr diese Lösung gefunden habt.
    Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, wieso „verlangt“ wird das Mütter arbeiten gehen ? Gerade wenn die Kids noch klein sind.
    Wir habe für uns beschlossen bei beiden Kindern das ich jeweils 2 Jahre Elternzeit nehme und dann Teilzeit wieder in meinem Beruf einsteigen, so dass die Kinder nicht bis spät in den Nachmittag hinein in der Kita sitzen. So handhaben wir das bis nach der Grundschule. Wenn man für sich etwas beiseite legt für die Rente, klappt das alles. Sparen ist dann halt angesagt 😉