Elternfrage von Julia: Wie bespreche ich heikle Themen mit den Kita-Erziehern?

JEDE Mutter kennt dieses ständige Abwägen „Kann das Kind in die Kita – ja oder nein.“ Ich muss sagen, dass ich es nicht besonders toll finde, wenn mir ein Kind mit rotunterlaufenden Augen und grüner Rotznase aus dem Gruppenraum entgegen kommt. Ein krankes Kind gehört ins Bett – und nicht in die Kita.

Auf der anderen Seite ist uns wohl allen klar, dass Kinder nicht wegen jedem kleinen Schnupfen zu Hause bleiben können – sonst könnten wir unsere Jobs gleich an den Nagel hängen. Ich glaube, die allermeisten Mütter entscheiden hier sehr verantwortungsbewusst – sowohl ihrem eigenen, als auch den anderen Kindern der Kitagruppe gegenüber.

Was aber, wenn die Erzieher übervorsichtig sind? Dieses Problem hat unsere Leserin Julia. Wisst Ihr, wie sie am besten reagieren sollte? Habt Ihr das selbst auch schon erlebt? Oder findet Ihr, Erzieher sollen möglichst vorsichtig sein? Und vielleicht ist ja eine Erzieherin unter Euch, die mal ihre Sicht darstellen kann?

„Ich heiße Julia und mein Sohn ist 32 Monate alt. Mit sechs Monaten kam er in die Krippe, seit ein paar Wochen ist er nun im Kindergarten. In dieser kurzen Zeit wurde ich bereits drei Mal auf der Arbeit angerufen und in den Kindergarten bestellt. Mein Sohn sei quengelig, habe Fieber und Schnupfen, sagten die Erzieher am Telefon. Ich habe natürlich alles stehen und liegen gelassen, um meinen Sohn zu holen.

Als ich am Kindergarten ankam, rannte mir mein Sohn juchzend entgegen. Ja, er hatte beim ersten Mal einen großen, grünen Popel in der Nase, beim zweiten Mal lief im etwas gelber Schnodder aus der Nase – aber er hatte weder Fieber, noch war er quengelig. Er war topfit.

Ich war irritiert, ging zum Kinderarzt, der mir bestätigte, dass mein Sohn nicht krank ist. Das macht mich, ehrlich gesagt, wütend. Ich habe einen Job und wenn ich wegen jedem Popel zum Kindergarten eilen muss, kann ich den bald kündigen. Ich glaube einfach, dass die Erzieherinnen im neuen Kindergarten übervorsichtig sind. Und das würde ich gerne mal ansprechen. Nur weiß ich nicht wie. Hat jemand von Euch das gleiche Problem oder einen Tipp, wie ich das ansprechen kann, ohne dass ich die Erzieher verärgere und trotzdem klar mache, dass ich nicht ständig das Kind abholen kann?"

 

Foto: markusspiske / photocase.de


8 comments

  1. Die Verantwortung der Erzieher
    Ich verstehe dass Thema nur zu gut und musste wirklich staunen dass es Krippen gibt, bei denen Durchfall 2-3x auftreten darf und dann erst die Eltern informiert werden. Wir werden schon bei breiigen Stuhl sofort angerufen und müssen 48h zu Hause bleiben. Unsere Krippe ist da sehr streng. Aber auf der anderen Seite sage ich mir auch, besser so, als ein mal zu spät angerufen. Schließlich tragen die Erzieher eine große Verantwortung. Und sie kennen unsere Kinder nicht so gut wie wir Eltern. Daher wird wohl der Grundsatz aus Erziehersicht häufig lauten, besser ein mal zu viel anrufen als hinterher mit verärgerte Eltern vorwurfsvolle Diskussionen zu führen. Du kannst – wie schon hier erwähnt – die Erzieher freundlich darauf ansprechen und musst ihnen natürlich auch deine Beobachtungen und Erfahrungen mit deinem Kind mitteilen. Nur so können Sie bestimmte Situationen besser einschätzen. Unser Sohn hat eigentlich immer breiigen Stuhl und wir haben mit den Erziehern darüber gesprochen dass er keine dauerhafte Magen-Darm-Erkrankung hat sondern einfach bestimmte Lebensmittel bei ihm dazu führen. Nun können sie die Situation besser einschätzen und wir werden nicht mehr jede Woche angerufen und müssen ihn wegen „Durchfall“ abholen und dem Arbeitgeber erklären dass wir wieder 2 Tage „Auszeit“ nehmen.

  2. Regeln
    Unsere Krippe hat ganz genaue Regeln, wann ein Kind kommen darf, wann nicht, und fuer jede Krankheit gibt es Ausschlussfristen, z.B., wenn das Kind in der Krippe Durchfall hat, muss es mindestens drei Mal auftreten, dann 48 Stunden ab der letzten Episode zuhause bleiben. Bei Erbrechen gilt gleiches. Bei Fieber kommt es drauf an, wie hoch es in der Krippe aufgetreten ist, und wie lange. Aehnliche Regeln gibt es fuer Windpocken, Scharlach, Augeninfektionen etc. Ich finde, dass es auf diese Art und Weise ganz gut geregelt ist. Dadurch weiss auch jeder woran er ist. Wenn z.B. Verdacht auf Windpocken oder so etwas besteht, dann muss man zum Arzt gehen, und es abklaeren lassen. Je nachdem, was es ist, bleibt man dann zuhause, oder kann wieder kommen, z.B. wenn es nur eine allergische Reaktion ist.

  3. Ich schreibe mal aus der
    Ich schreibe mal aus der Leiterinnensicht aus einer Krippengruppe:
    Ich kenne dieses „Problem“ nur zu gut und deshalb gibt es bei uns inzwischen ganz klare Vorgehensweisen. Schnupfnasen und Husten gehören bei uns leider fast zum Alltag und wir können ganz klar nicht deswegen Eltern anrufen. Wir haben aber zum Beispiel ein Fiebertermometer in der Gruppe und im Zweifel wird gemessen. Aber auch nur bei tatsächlichem Fieber angerufen.
    Mit Durchfall verhält es sich so, dass Kinder mindestens zwei mal Durchfall haben müssen bis wir Eltern anrufen.
    Unsere Eltern kennen diese Regeln und wir kommunizieren sehr offen und eng.
    Wir kennen die Kinder außerdem inzwischen ganz gut und können unterscheiden ob ein Kind wirklich krank ist oder sich in einer akuten Trotzphase befindet. Wir sind aber generell wenig am anrufen weil eben die Eltern sonst berufsbedingt in Engpässe geraten!
    Bei berufstätigen Eltern verstehe ich es wenn Kinder ganztägig mit einer Erkältung gebracht haben. Ich muss aber ganz ehrlich sagen, dass ich richtig sauer werde, wenn wir ein Kind mit Fieber oder starkem Durchfall abholen lassen u das Kind am nächsten Tag gebracht wird! Man kann die Uhr danach stellen, wann die Hälfte der Kinder krank ist, bzw das Personal. Es kam nicht selten vor, dass wir nur noch mit einer Notgruppe gearbeitet haben für Eltern bei denen es absolut nicht anders ging, weil das ganze Personal krank war. Dann ist das Geschrei seitens der Eltern natürlich auch groß! Sowas entsteht wenn Kinder wirklich krank gebracht werden!
    Ich denke, dass Kommunikation sehr wichtig ist und ein gutes Auge, sowie Gefühl, wie krank das Kind ist! Sprich das am besten in Ruhe in einem Elterngespräch, nicht im Tür- und Angelgespräch, mit der Leitung der Einrichtung an. So bekommst du ein Gefühl, was die Einrichtung für eine Sichtweise im Umgang mit kranken Kindern hat und auch sie erkennen evtl deine Situation und Beweggründe etwas besser.

  4. Kennenlernen
    Hallo Julia,
    Du sagst, dass dein Sohn erst seit ein paar Wochen im Kindergarten ist. Vielleicht müssen die Erzieher ihn einfach noch besser kennenlernen um einschätzen zu können ob er nur vom wilden toben eine Auszeit braucht und mal ruhig spielt oder wirklich krank ist. Unsere Tochter bekommt manchmal wenn sie sich völlig in ihr Spiel reinsteigert ganz rote backen und heiße Ohren – deswegen ist sie nicht krank oder fiebrig sonder einfach nur hochkonzentriert. Wenn ich sie dann störe und sage du bis ja ganz heiß wird sie auch quengelig weil ich sie draus gebracht hab. Vielleicht kannst du die Erzieher bitten, beim nächsten mal noch aufmerksamer zu beobachten und evtl. nochmal abzuwarten bevor sie dich direkt von der Arbeit holen. Ich würde die Situation auf jeden Fall auch ansprechen und schauen wie sich die Erzieher dazu äußern. Viel Erfolg!

  5. Krankes Kind
    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass berufstätige Eltern ihre Kinder eher mal krank oder kränkelnd in die KITA schicken. Und das finde ich schade! Denn dann werden die gesunden Kinder angesteckt und so macht eine Krankheit die große Runde. Daher kann ich es verstehen, wenn die Erzieherin übervorsichtig ist. Den Fall hatten wir auch schon. Wir mussten mehrmals zum Arzt und bestätigen lassen, dass der Ausschlag ganz normal ist und nicht ansteckend. Ich habe das Gefühl, dass es meist bei jungen Erzieherinnen der Fall ist, die noch keine eigenen Kinder haben.

  6. Erfahrung
    Hallo,
    mein jüngster Sohn wird im Sommer 4 und geht seitdem er 14 Monate alt ist in die Kita. Inder Krippe hatte ich das gleiche Problem. Na klar, wenn er wirklich krank war, bin ich die Letzte, die sich beschwert. Aber ich wurde mehrfach von der Arbeit geholt, weil er Bauchweh hatte, was bei ihm aber immer eine Verstopfung war und er dann zu Hause oder noch in der Kita, bevor ich ihn abholen konnte, sein „Geschäft“ schon erledigt hatte und wieder fröhlich war. Das Problem war bekannt. Er hatte immer leichtes Bauchweh vorm Stuhlgang. Trotzdem immer das gleiche Spiel. Einmal hatte er morgens, mangels Absprache in der Familie, 2 Quetschobst hintereinander gegessen und daraufhin in der Kita dann leichten Durchfall..aber nur 1! Mal. Ich wurde sofort hinzitiert und obwohl ich das Maleur mit dem Quetschobst erzählt hatte, durfte er auch am nächsten Tag nicht in die Kita (24 Std Regel). Ein Wunder, dass mein Arbeitgeber das so mitgemacht hat. Seitdem er im Elementarbereich ist, ist es besser und ich werde wirklich nur noch angerufen, wenn es ihm wirklich nicht gut geht.

  7. Ansprechen
    Ich arbeite im Kindergarten und habe selber eine 2 1/2 jährige Tochter in einer Tagesgruppe, kenne also beide Seiten. Ich muss Steffi da aus beiden Positionen absolut zustimmen.
    Als Mutter habe ich die Erfahrung gemacht, dass es am einfachsten und für alle Seiten sinnvollsten ist, Bedenken direkt und ehrlich anzusprechen, ohne Vorwürfe zu machen. Deine Erzieher werden vielleicht etwas übervorsichtig sein, aber i.d.R. haben Sie da auch einen guten Grund für.
    Als Pädagogin würde ich mir wünschen, dass alle Eltern ihre Sorgen und Probleme direkt ansprechen würden. Das würde so viel Frust und so viele Sorgen auf beiden Seiten vermeiden.
    Daher mein Tipp, wie Steffi auch schon sagte, sprich es ehrlich und direkt an, mach aber deutlich, wie wichtig dir die Meinung der Erzieher ist. Dass du einfach in diesen Fällen eine ganz andere Wahrnehmung hattest. Ich hoffe, das hilft dir.

  8. Erfahrung
    Liebe Julia, meine Erfahrung ist-offen und ehrlich ist immer der beste Weg.Nicht mit anderen Eltern, nicht hintenrum-einfach sagen: ich wurde jetzt dreimal angerufen und dreimal war … Nur verschnupft.“ Dann würde ich darauf eingehen,dass das Kind angeblich schlapp war-dass man selbst das nicht beobachtet hat-ob es sein könne dass das Kind sich einfach eine kleine Auszeit genommen hat.Bei Kindern doch durchaus häufiger möglich.Ich würde sagen,dass dir ihre Einschätzung sehr wichtig ist und du deshalb ja auch dreimal alles hast stehen lassen-und das jederzeit wieder machen würdest.Aber dass es natürlich auch schwierig ist wegen jeder Rotznasen zuhause zu bleiben.ICH. Finde du hast eine sehr gute Einstellung und kannst das einfach so sagen.MEINE Erfahrung ist fast durchweg positiv, wenn ich zeitnah, freundlich und ehrlich meine Sorgen und Probleme angesprochen habe.Manchmal wird es mit ins „Team“ genommen, oft bekomme ich direkt Rückmeldung. Es gab bisher nur eine Erzieherin die bei jeder Kritik sich direkt angegriffen gefühlt hat.Ich habe dann einfach vermieden Dinge mit ihr zu besprechen-klappt bisher gut.Sag einfach was dir auf der Seele brennt.Vielleicht überrascht es dich was du als Antwort bekommst.Vielleicht schätzen sie dich als eher vorsichtig ängstliche Mutter ein und wollen nichts falsch machen und rufen bei dir extra früh an. Vielleicht kennen Sie Dein sind einfach noch nicht gut genug und interpretieren Beobachtungszeiten oder Auszeiten noch falsch. vielleicht haben Sie noch wenig Erfahrung mit unterDreijährigen. Ich wünsche dir ein gutes Gespräch, dass das Verteauen zwischen euch wachsen lässt.Denn auch das ist meine Erfahrung-jeder Konflikt den man gut klären kann schafft mehr Vertrauen in die Erziehungskompetenz des anderen.