Ein Mutter-Tochter-Wochenende in Berlin: Von Exklusivzeiten für Kinder in Mehrkindfamilien

Ihr Lieben, am Wochenende traf ich auf einem Empfang eine Mutter, die sagte: Hey super, du hast deine Tochter dabei? Meine beiden Kinder waren noch NIE länger als 20 Minuten voneinander getrennt. Wow, dachte ich da. Denn seit unsere große Tochter gleich zwei Brüder auf einmal kriegte – und da war sie ja auch gerade mal zwei Jahre alt – versuche ich, möglichst regelmäßig Exklusivzeiten mit ihr zu verbringen.
Damals konnte das einfach nur ein Gang zum nächsten Drogeriemarkt sein, während Papa oder Oma auf die Zwillinge aufpassten – heute kann das eben auch mal ein ganzes Wochenende sein. Das gilt bei uns übrigens auch für die Zwillingssöhne. Ob ich mal mit nur einem einkaufen fahre  oder ob sich der Papa mal einen schnappt und in ein Museum oder zur Eisdiele fährt – wir halten solche Eins-zu-eins-Momente für sehr wichtig.

Und so brach ich letztes Wochenende mit unserer großen Tochter auf nach Berlin. Am Sonntag würde sie ihren elften Geburtstag feiern – und da sie auch in der Hauptstadt geboren worden war, war das für uns Grund genug, mal wieder in unsere Lieblingsstadt zu fahren. ES WAR SO SCHÖN! Nur wir zwei! Keiner redete dazwischen! Die volle Aufmerksamkeit gehörte ihr und mir und wir genossen es von Minute Eins an.

Wir lästerten im Flieger über das pappige Sandwich, das wir in dieser Form nicht mal den Hunden anbieten würden, wie wir feststellten, kauften uns dann ein Tagesticket der BVG und tuckerten mit dem Bus und unseren Rucksäckchen zum Hotel. Das Hotelzimmer war GANZ GENAU nach unserem Geschmack, wir freuten uns so über die Hängematte und das bodentiefe Fenster, das wir im Grunde alles um uns herum vergaßen. Wir plünderten die Chips aus der Minibar und irgendwie war alles perfekt. Ich konnte sie endlich mal wieder sehen, diese tolle Tochter, die sich gerade schnurstracks in Richtung Teeniewelt bewegt und von der ich im Alltag immer weniger mitbekomme, weil die Freunde so wichtig werden. Oder weil die Brüder dazwischenquatschen. Oder weil wieder für eine Klausur gelernt werden muss.  

Was ich sagen will: dieses Wochenende war Gold wert. Die gemeinsamen Erlebnisse, von denen wir jetzt noch dauernd erzählen. Das sich-endlich-mal-wieder-nah-sein. Das spontan ins Steakhouse fahren, das plötzlich im Sommerregen nass werden, das einfach-mal-machen-was-wir wollen. Die zehn Kilometer, die wir shoppend durch Berlin marschierten.

Ich gönne wirklich jedem Mehr-Kind-Elternteil solch schöne Stunden mit mal nur einem Kind. Denn am Ende profitieren alle davon! Das Kind, das Elternteil – und auch die Zu-Hause-Gebliebenen! Die hatten sich ein tolles Männerwochenende mit Stadionbesuch und langem Aufbleiben gegönnt. Und angeblich fingen die Jungs erst wieder an zu streiten, als wir mit unseren Rucksäcken zur Tür hereinkamen. Der Fall war schon tief. Von voller Leichtigkeit und Verantwortung nur für sich selbst und einen einzigen weiteren Menschen zurück ins Familien-Chaos mit Streit und Kochen und Aufräumen und allem, was eben sonst so ansteht im Zusammenleben mit so vielen Menschen. Aber es dauerte nicht lange, bis wir uns wieder zusammengewurschtelt hatten – und von der Energie schöpfen konnten, die uns dieses Wochenende allen bescherte.


5 comments

  1. Ich bin voll bei Dit …
    … wie so häufig :). Mein großer Sohn ist vorgestern 11 geworden und ich genieße jeden Mittag die halbe Stunde, die wir alleine haben. Hier ist zwar nur EIN zweites Kind mit 8 Jahren, aber die Leichtigkeit mit nur einem ist grandios!

  2. Ich vermisse…
    … Unsere Zeit zu zweit schön jetzt. Unsre Tochter ist zwei Jahre und drei Monate alt bis jetzt gibt es neben Papa nur uns zwei. Doch irgendwie ist die Zeit zu knapp. Arbeit, Kita, Freunde, Familie, alle nehmen uns ein bisschen wir Zeit weg. Und wir sind ein einfach tolles wir. Bedingungslose liebe von der ersten Sekunde beschreibt es am besten (sorry liebster Ehemann, liebe Mama und alle anderen liebsten Menschen), aber mit niemandem bin ich lieber zusammen alls mit meiner Tochter. Und ganz bald ist da noch jemand kleines, so richtig vorstellen wie es ist für noch jemanden so zu empfinden kann ich mir jetzt noch nicht. Aber die Idee später für jedes Kind einzel Zeit zu nehmen finde ich super. Das nimmt mir ein bisschen die Angst meine Tochter „weniger“ zu lieben oder denn neuen kleinen Menschen nicht genauso zulieben. Jeder wird individuell gesehen und doch gehören alle zusammen. Sorry fürs abschweifen aber der Kopf dreht sich.

  3. exclusive Zeit
    für jedes einzelne Kind finde ich auch sehr wichtig. Leider ist es auch bei uns so der Fall, dass unsere Tochter (wird im August 12 Jahre), immer mehr sich in ihr Zimmer verkrümelt, alleine sein will, viel lernen muss für die Schule, sich mit ihrer besten Freundin treffen will… aber alles andere irgendwie alles doof ist…
    So wie bei Dir, liebe Lisa, ich sehe meine Tochter manchmal kaum noch… nur mal eben schnell am Tisch zum gemeinsamen Essen und da sind eben die kleinen Brüder (6 Jahre), die dazwischen quasseln und denen man auch mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lässt, da sie eben noch mehr Hilfe benötigen, als die große Tochter. Zudem fordern sie die Aufmerksamkeit bewusst ein und kommen zum Kuscheln und Spaß machen. Die große Tochter macht das schon lange nicht mehr *schnüff*
    Ich sollte auch unbedingt mal wieder mit ihr etwas alleine machen… fest vorgenommen für die Ferien!!
    Ich erinnere mich da gerade daran, als ich mit ihr alleine für 5 Tage nach Gran Canaria geflogen bin, als ihre Brüder ca. 2,5 Jahre alt waren. Meine Tochter schwärmt jetzt noch von dem Urlaub und sagt, dass das der schönste Urlaub für sie war. Was mich dann tatsächlich etwas traurig stimmt (aber ich es total verstehen kann), denn ich habe meinen Mann und meine zwei kleinen Zwerge echt total vermisst und hatte manchmal kleine Momente, wo ich hätte heulen können, dass mein Mann und meine kleinen Zwerge dieses tolle Hotel, das leckere Essen und den schönen Strand nicht geniessen konnten mit uns. Aber meiner Tochter war das total egal, sie genoss die Luxuszeit mit Mama und darüber bin ich heute noch froh! Es war eine sehr intensive Zeit und es hat der Großen so gut getan und mir natürlich auch!
    Schöne Ferien und Exclusivzeiten mit Euren Lieblingen!

  4. Unbedingt!
    Meine Kinder sind erst halb so alt, aber wir machen das auch von Anfang an so. Ich glaube auch, dass dies viel für die Geschwisterbeziehung getan hat, dass es auch am Anfang schon noch die Exklusivzeiten für die Große gegeben hat.

    Und ich finde auch, dass es sich immer ganz besonders anfühlt, wenn man nur das eine Kind dabei hat, dieses ausnahmsweise allein entscheiden darf und man Dinge macht, die man sonst vielleicht nicht macht, weil das andere Kind oder der Partner es doof finden.

    Meine Tochter schwärmt immer noch davon, wie toll es mit mir allein in Prag war, wo wir eine Freundin besucht haben. Es hat die ganze Zeit geregnet, aber das war egal.

    Aber kleine Ausflüge sind auch toll. Ins Kino, ins Freibad oder einfach nur ins Spielzeuggeschäft, um ein Geschenk zu suchen.