Ihr Lieben, oft lese ich Kommentare, die in irgendeiner Form belächelnd rüberkommen, wenn es um Ehrenämter und Elternabende geht. Selbst schuld, heißt es dann schnell, wenn du dir das alles antust. Schon wieder Elternsprecherin geworden? DU kannst aber auch nicht Nein sagen…
Ich finde das ehrlich gesagt unmöglich. Vermutlich, weil ich mich selbst angesprochen fühle, viel mehr aber deswegen, weil es das Engagement von Tausenden von fleißigen Helfern nicht nur nicht würdigt – sondern es auch noch ins Lächerliche zieht.
Ich komme jedenfalls gerade aus der Grundschule und habe mit drei weiteren Eltern zusammen mit der Lehrerin und einem Polizisten den Viertklässern beim Fahrradtraining geholfen. Die Abschlussfeste der vierten Klassen finden in unserem Garten statt und manchmal gehe ich sogar als Lesemutter in die Schulen.
Das erzähle ich nicht, um Lob zu erhaschen, das erzähle ich, weil ich finde, dass es richtig, richtig gute und wichtige Gründe gibt, sich neben Job und Alltag auch noch für solche Dinge einzusetzen. Wenn es die Zeit und der Job und alles andere zulassen zumindest.
Und hier kommen meine Gründe, warum ich es fantastisch finde, sich in den Schulen und Kindergärten der eigenen Kinder zu engagieren:
- Nach dem Dienst in der Cafeteria noch schnell ein Käffchen im Lehrerzimmer? Wer hat sonst die Chance, solche Einblicke zu bekommen?
- Beim Lesetraining helfen und dabei mit dem Lehrer der Kinder ein Team bilden? Das ist nicht nur ein schönes Zeichen für die Lehrer, dass man im Team arbeiten will – sondern auch für die Schüler.
- In der Lehrer-Eltern-Konferenz mit entscheiden, wofür die Gelder des Fördervereins eingesetzt werden? Wann sonst kann man so sinnvoll mitgestalten. Es geht schließlich um unsere Kinder.
- Den Wandertag der Kita begleiten? Wie sonst kommt man einmal so nah an die private Person der Erzieherin oder des Lehrers ran, um wirklich ein Team zu werden.
- Einen kleinen Vortrag zu seinem Job in der Klasse halten? Wie stolz die Kinder sind, wenn dann auch ihre Eltern kommen. Wie sehr sie sich freuen, auch Mama und/oder Papa mal zu zeigen, wo sie sich tagtäglich so rumtreiben.
- Ist es nicht schön, den Menschen auch mal zu begegnen, mit denen unsere Kinder täglich zu tun haben? Und ist es nicht toll, wenn Eltern nicht nur über Noten motzen, sondern sich darüber hinaus engagieren?
Natürlich kann das nicht jeder, es gibt Jobs, die lassen das nicht zu. Und es geht ja auch gar nicht um die Quantität des Einbringens. Da sein, Interesse signalisieren, das reicht ja oft schon!
Als Blogger bekommen wir Bestätigung in Form von Klicks und Likes, in Großkonzernen gibt es vielleicht eine Gehaltserhöhung für gute Leistung. Und unsere Erzieher und Lehrer? Ich glaube, sie freuen sich, wenn sie auch mal ein Dankeschön zu hören bekommen, wenn sie merken, dass man die Kinder nicht einfach nur an der Pforte abgibt und damit die Verantwortung allein in ihre Hände legt. Wenn man mitmacht, teilnimmt, sich einbringt.
Es sollte uns doch allen ein Anliegen sein, die Schule oder die Kita zu einem Ort zu machen, an dem die Lehrer und Erzieher gern arbeiten – und die Kinder sich wohlfühlen. Ein Ort, den wir mit unserer Hilfe weiter verschönern.
2 comments
Warum es auch gut sein kann, dem Staat nicht alles abzunehmen
In weiten Teilen sehe ich es auch so, wie es im Beitrag steht. Es ist super, wenn Eltern sich einbringen. Als Lehrerin an einer Grundschule und selbst Mutter zweier Grundschulkinder möchte ich aber gerne noch mal einen kritischen Blick öffnen:
1.) Freiwilliges Engagement ist gut, es gibt aber viele Eltern, die können ihre Kinder nicht loslassen und die wollen einfach alles in der Schule beeinflussen. Das ist oft auch störend und hindert eher im Alltag – die Schule soll nicht zu einem Wohlfahl-Ort der Eltern werden sondern der Kinder und hier ist es oft schwierig, die Grenzen zu ziehen: Wo ist Einsatz gewünscht, wo kann es zu viel oder sogar hindernd sein?
2.) Es gibt zunehmend strukturelle Probleme in vielen Schulen. Ursache ist, dass in die Infrastruktur generell, v.a. auch in Schulen und Bildungseinrichtungen viel zu lange von staatlicher Seite (Bund, Länder, Kommunen) viel zu wenig investiert wurde. Die Konsequenz sind häufig veraltete Schulen, unzureichende Sanitäranlagen, zu kleine OGS-Räumen, fehlende Mensen, in denen Kinder mittags essen. Es kann nicht angehen, dass Eltern hier herangezogen werden, um staatliche Aufgaben abzudecken. Beispiel: Anbindung von Schallschutzdämmung in Klassenzimmern, um den Kindern ein angenehmeres Lernen zu ermöglichen. Meines Erachtens werden heutzutage schon viel zu viele Aufgaben auf die Eltern ausgelagert oder eigentlich kommunale Kosten durch Sponsorengelder, die entweder in Form von Spendenläufen oder sonst irgendwie eingetrieben werden oder über Fördervereine finanziert. Das ist nicht richtig und sollte meines Erachtens auch von jedem noch mal kritisch überdacht werden.
Bitte nicht falsch verstehen, mir geht es nicht um die Begleitung beim Klassenausflug oder den Büchereidienst, ich finde aber, dass teilweise die Einbindung der Eltern überhand nimmt und finde, dass man es etwas kritischer sehen sollte, als im Artikel beschrieben.
Danke für diesen Kommentar
Danke liebe Tatjana für diesen Kommentar. Du sprichst mir mit jedem deiner Worte aus tiefster Seele. Auch ich bin mit meinen 2 Grundschulkindern immer wieder erstaunt, wie sehr Eltern mitmischen wollen. Wie es von Seiten der Schule geradezu eingefordert wird. An unserer Grundschule gibt es eine ganz tolle Regel: und zwar, dass Eltern bitte draußen bleiben sollen. Klar werden unsere Kinder auch ab und zu durch Eltern begleitet und wir sind zu Schulveranstaltungen eingeladen, aber grundsätzlich ist die Schule ein Ort unserer Kinder und nicht für uns Eltern. Ich bin dankbar, dass es bei uns so toll klappt. Basare werden von den Kindern gewuppt. Wir Erwachsene sind zu jedem Zeitpunkt Gäste (Und natürlich auch Coaches unsere Kinder) und es ist erstaunlich, was die Kids alles können. Kostüme für Theaterstück werden selbst genäht usw usw….Ich könnte hier noch viele Beispiele anführen. Viele Eltern müssen eben das Loslassen lernen.