Die „Wenn-Dann“-Falle

niko

Liebe Lisa, heute muss ich Dir was gestehen. Ich schlage mich gerade in Sachen Erziehung so mittelmäßig. Da mein Kleiner mal wieder regelmäßig nachts Radau macht, bin ich tagsüber immer müde. Und schwach. Und inkonsequent. Weil ich irgendwie oft keine Lust mehr habe auf Diskussionen. Und deshalb greife ich auf die schlimmste Methode zurück, die es gibt: Die „Wenn-Dann“-Methode. „Wenn Du jetzt nicht ordentlich isst, gibts keinen Nachtisch.“ „Wenn Du jetzt nicht aufräumst, kannst Du später Deine Freundin nicht sehen.“ „Wenn Du nicht aufhörst, Deinen Bruder zu ärgern, darfst Du später nicht CD hören“. Schon während ich es sage, finde ich mich zum Kotzen. Ehrlich. Ich bin 33 Jahre alt und müsste doch andere Auswege finden, als dieses „Wenn-Dann-Gedrohe“.

Das Schlimme ist, die Vorweihnachtszeit bietet mir eine Vielzahl von Varianten dieser schlechten Angewohnheit. Bis morgen zum Beispiel muss der Nikolaus ständig herhalten. So auch gestern Abend. Ich sagte zu meiner Tochter. „Am Samstag ist Nikolaus. Und wenn der mich morgen anruft und mich fragt, ob es beim Zubettgehen immer Ärger gibt, dann muss ich sagen JA! Und dann bleibt der Stiefel leer.“

Liebe Lisa, eigentlich müsste angesichts dieser seelischen Grausamkeit das Jugendamt bei mir stehen. Ich schäme mich, weil meine Tochter sich sehr sehr auf den Nikolaus freut und ich ihn als Druckmittel benutze. Doch was soll ich sagen – wir brauchen kein Jugendamt, das mir auf die Finger klopft. Ich hab ja meine Tochter. Die gucke mich ganz cool an und sagte. „Wenn mein Stiefel leer bleibt, dann mopse ich die Schokolade aus Deinem Stiefel und stecke sie in meine.“ Ich sagte entgeistert: „Aber das kriege ich doch mit.“ Und sie: „Nö, wenn Du den Bruder wickelst, ist immer die Badtür zu.“

Tja, weißt Du liebe Lisa, wir wünschen uns ja immer schlaue Kinder. Ich hab auf jeden Fall eins. Und eins, das mir ganz schön den Spiegel vorhält. Was hin und wieder wirklich heilsam ist. 


6 comments

  1. Also ich sage meinem Sohn,
    Also ich sage meinem Sohn, wenn er sich auf eine Weise verhält, die ich unzumutbar finde, dass ich dann keine Lust habe, mit ihm dieses oder jenes zu unternehmen. Zum Beispiel, dass es mir keinen Spass macht, einen trotzenden Jungen mit zum Weihnachtsmarkt zu nehmen, weil das einfach die ganze Stimmung verdirbt. Oder dass man eben nicht gut Sendung mit der Maus gucken kann, wenn einer nur rumschubst oder quenqelt, weil man dann von der Sendung nichts mitbekommt, und dass man es deswegen gleich lassen kann. Meistens kriegt er sich dann schnell wieder ein, manchmal kommen aber auch so Ansagen wie „Gut, dann spiel ich eben Lego“ was ich auch völlig okay finde. Ich habe dabei kein Droh-Gefühl, weil es einfach meinem echten Empfinden entspricht und das merkt er glaube ich auch. Die Karte mit dem Weihnachstmann habe ich einmal gezogen und mir dann geschworen, das nie wieder zu tun. Irgendwie ist es ja sowieso schon eine Schwindelei, und das dann auch noch für Drohungen zu benutzen lässt einen selbst sich nicht wirklich gut fühlen…aber ich kenne auch niemanden, der das wirklich noch nie gemacht hat! Und die Kinder sind deswegen auch nicht geschädigt

  2. Same same
    Liebe Katharina,
    mir geht es gerade GANZ GENAUSO! Es vergeht eigentlich kaum eine Unterhaltung ohne „Wenn.. dann..“ Drohung oder Bestechung und ich weiß schon gar nicht mehr, wie es ohne geht! Ist echt zum Heulen und ei Vorsatz fürs neue Jahr. Denn da wird alles besser, ganz bestimmt….

  3. Manchmal…
    ist es aber auch die einzige Lösung, außer man hat Lust es unendlich auszudiskutieren. Wir hatten am Wochenende eine schöne Begebenheit. Der junge Herr ist leider nicht besonders ausdauernd, hat aber eine große Klappe und tönte, dass er ja auf unserem Bau helfen wolle und die übrig gebliebenen Klinker in den Schuppen bringen wollte. Mein Freund meinte dann, nach spätestens 10 Stück hätte er ja doch keine Lust mehr. „Doch, doch, ich schaff mehr als 10. Wetten?“ Dann wurde gewettet. Ums Fernsehen am Sonntag. Tja, es wurden nur 4 und wir hatten einen ziemlich ruhigen Sonntag ohne Diskussionen ums Fernsehen…
    LG Stephi

  4. Oh ja…
    …wenn/dann-Drohungen sind hier auch an der Tagesordnung und ich hasse es! Aber es ist wirklich die einzig wirksame Methode, vorausgesetzt bei „dann“ (bzw. bei „3“) passiert auch wirklich was. Da bin ich dann tatsächlich konsequent, sonst hätte ich hier bei dem 3 1/2-Jährigen keine Chance mehr. Hast aber recht, ich wollte auch nicht mit dem Nikolaus oder Weihnachtsmann drohen, dieses besondere Gefühl in der Weihnachtszeit sollte nicht davon belastet werden. Vor allem gibt es da ja wirklich keine Konsequenz. Er kommt ja sowieso.

  5. Wenn-Dann-Falle
    Bin ich froh das es nicht nur mir so geht..,
    Mein kleiner fast 4 ist auch grad Mega trotzig…
    Und ich hab auch kein nerv bis aufs letzte konsequent zu sein
    Ist Mega anstrengend grad…darum ist es gut zu wissen das es anderen auch so geht…☺️

  6. Meld Dich
    sobald Du ein Patentmuster dafür gefinden hast.
    Ich komme ohne Nikolaus aus. Aktuell ist es: „Ich kann den Adventskalender auch wieder abhängen.“
    Und stolz macht mich die Nummer nicht. Aber der Zwerg trotzt bis zur Grenze. Und ich hab nicht immer die Kraft bis zur letzten Grenze zu gehen…
    Liebe Grüße aus dem Norden der Stadt
    Anna