Die Lisa ist zurück und philosophiert über die Liebe ohne Steuererklärung

 
Nein, liebe Caro, ich bin nicht in einer Jauchegrube untergegangen, falls Du Dich das in den letzten Tagen gefragt haben solltest, aber ich bin eben auch nur EINE Person und konnte mich nicht zerteilen zwischen Präsenzwoche an der Uni (sechs Tage hintereinander von morgens bis abends), der Lesung in Leipzig, dem Anstoß neuer Projekte, dem Besuch bei der Verwandtschaft in Westfalen und den Vorbereitungen für meinen Geburtstag (diese Woche!). Das also nur als kleine Rechtfertigung. 
Zu Deiner Frage nach der Liebe. Ja, wir haben ja in unserem Buch einige Kapitel unseren Männern gewidmet und über die Liebe nachgedacht. Über die Liebe, die sich ändert, wenn ein Baby hinzukommt. Ich vergleiche unsere Beziehung in einem Kapitel mit einem Wollknäuel, das von einer Katze so richtig heftig durcheinandergebracht wurde (Schwangerschaft), das wir dann erst einmal entfädeln mussten (Geburt) und das wir nun ganz neu zusammengesetzt haben (Erste Zeit mit Kind). Das Knäuel sieht jetzt eben ganz anders aus als zuvor, vom Muster her, von der Konsistenz her, von der Farbe her. Es sieht aber eben trotzdem irgendwie cool aus. Neu, aber toll.
Andere haben vielleicht weniger Geduld beim Fädeln und wenn am Ende nur noch ein verknotetes Fadenknäuel übrig bleibt, dann kann das zu erheblichen Problemen führen. Mit das erste, was ich zum Thema Zwillinge und Zwillingseltern gelesen habe, als ich schwanger wurde, war übrigens, dass die Scheidungsrate bei Zwillingseltern viel höher ist, als die Scheidungsrate von Einlingseltern. Na danke. Vielleicht war es aber auch ganz gut, das zu wissen, um von Anfang an auf uns aufzupassen.
Schau Dir Sandy Meyer-Wölden und Oli Pocher an, jetzt mal als prominentes Beispiel. Sie haben exakt dieselbe Kinder-Zusammenstellung wie wir. Erst ein  Mädchen, dann Zwillingsjungs. Und wie man aus den Medien erfährt, haben sie es nicht geschafft. Da ist also scheinbar tatsächlich etwas dran an dem Beziehungsrisiko Kind.
Die Frage, welche EINE Person ich mit auf eine Insel nehmen würde, die Du Dir da gestellt hast, die stellt sich natürlich ganz anders, wenn man mehrere Kinder hat. Beziehungsweise: Sie stellt sich gar nicht mehr. So haben ja auch viele unserer Leser argumentiert. Bei uns ist die „Konkurrenz“ nicht mehr eins zu eins, Kind gegen Partner, sondern eben 3:1.  
Also Caro, wie wär´s mit einem zweiten Kind, damit du Dir diese Gedanken nicht mehr machen musst (Spaß!)? Nein, mal im Ernst. Du sagst das ja selbst ganz oft: Ich brauche Zeit, die ich nur mit meinem Partner verbringe. Meine Cousine sieht das genauso, sie hat jede Woche einmal eine Babysitterin, dann ist „Date Night“ für sie und ihren Liebsten. Mal gehen sie bowlen, mal essen, mal wellnessen. Herrlich. Bei uns schaffen wir das in dem Rhythmus leider nicht. Eins aber haben wir uns erhalten: Ein Wochenende im Jahr verbringen wir allein in einer anderen Stadt. Und trotzdem ist das kein Geheimtipp, der auf jeden Fall zur Erhaltung einer Beziehung führt. Es braucht viiiiiel Verständnis von BEIDEN Seiten, Geduld und Respekt, denke ich.
Neulich hab ich ein frisch verliebtes Paar im Park beobachtet. Um die 16/17 Jahre alt. Um sie herum sprühten Funken, so verliebt waren sie. Und da dachte ich, ja: Deswegen schwärmen so viele von ihrer ersten großen Liebe. Weil es eine Liebe sein durfte, in der man noch nicht über Steuererklärungen brühten musste, über den leeren Kühlschrank am Abend und über das Schrubben des Waschbeckens nach dem Zähneputzen…                                                                                                        Fotoquelle

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