„Der Vater meiner Tochter ist spurlos verschwunden“ – Interview mit Nadine

Liebe Nadine, der Vater Deines Kindes ist verschwunden – Du weißt momentan nicht, wo er sich aufhält. Wie lange wart Ihr ein Paar,  bevor Du schwanger geworden bist?

Tatsächlich waren wir erst ein paar Monate zusammen, als ich ungeplant schwanger wurde.

Hat er sich denn auf das Baby gefreut?

Wir beide waren erstmal geschockt. Aber wir haben dann gemeinsam entschieden, das Kind zu behalten und er hat sich dann auch gefreut.

Wie würdest Du Eure Beziehung beschreiben?

Unsere Beziehung war zunächst super, wir waren in vielen Dingen auf einer Wellenlänge. Ich war die Aktivere, er der Ruhigere. Diese innere Ruhe mochte ich sehr.

Warum habt ihr Euch denn getrennt?

Getrennt haben wir uns kurz vor der Geburt. Es ging von mir aus. Ich habe einfach gespürt, dass neben der Freude auf das Baby auch eine unglaubliche Überforderung da war, der er sich einfach nicht stellen wollte. Es hat immer öfter gekracht. Irgendwann wusste ich, dass es besser ist, einen Schritt zurück zu gehen und dann zusammen Schritt für Schritt in die gemeinsame Elternschaft zu wachsen – anstatt eine Beziehung zu erzwingen und unsere Tochter ständigen Streitereien auszusetzen. Das wollte er nämlich auch nicht. 

Wie hat er sich nach der Geburt um das Baby gekümmert?

Nach der Geburt lief es wirklich sehr gut. Er kam jedes Wochenende und hat sich gekümmert – aber auch mal spontan, wenn ich ihn gebraucht habe. Ich musste ihm nie hinter her telefonieren. Er hat seine kleine Tochter innig geliebt und sich auch nie davor gescheut, sie mal alleine zu nehmen, damit ich mich mal ausruhen kann.

Und dann ist er spurlos verschwunden. Wann war das genau und wann hast du das erste Mal gedacht: "Hier stimmt was nicht."

Eine Woche nach dem ersten Geburtstag unserer Tochter habe ich ihn dann zum letzten Mal gesehen. Ich erinnere mich noch gut. Er war zur Feier da, er war so stolz, so liebevoll. Er hat sie in ihrem weißen Geburtstagskleid angesehen als wäre sie eine Prinzessin.. Und schenkte ihr ein Eihnhornplüschtier. An dem Abend verabschiedete er sich, nachdem wir unsere Tochter ins Bett gebracht hatten mit den Worten: "Bis nächste Woche." Das war das letzte Mal das ich ihn persönlich gesehen habe. Das ist jetzt eineinhalb Jahre her…

In der Woche danach habe ich ihm wie immer geschrieben, aber bekam keine Antwort.  Als ich dann versuchte, ihn telefonisch zu erreichen, kam auch keine Reaktion. Ein paar Tage später bekam ich eine Nachricht von ihm, die völlig zusammenhanglos und wirr war. Ich dachte mir, dass er vielleicht Stress hat und dass er wegen irgendwas Ruhe braucht. Also habe ich ihn erstmal in Ruhe gelassen. Nach ein paar Tagen habe ich wieder versucht, ihn anzurufen. Ohne Erfolg. Nach 1,5 Monaten kam Weihnachten, da habe ich auch wieder massiv Kontakt gesucht – aber es kam nichts mehr zurück. 

Sicher haben Freunde und Familie versucht, ihn zu finden! Gab es da einen Hinweis auf seinen Verbleib?

Er hat nur noch eine Mutter, der er allerdings nicht besonders nahe steht. Sie hat ihn allerdings auch nicht erreicht. Leute aus dem Freundeskreis hatten ebenfalls keinen Erfolg. Da hatte ich das erste Mal echt Angst, dass ihm etwas zugestoßen ist. Also habe ich die Polizei eingeschaltet und ihn als vermisst gemeldet. 

Da wir aber nicht verheiratet waren, bekomme ich fast keine Auskünfte. Über Umwege habe ich eine neue Adresse herausgefunden, an der er aber nie anzutreffen war. Außerdem stellte sich heraus, dass die Polizei ihn nicht nur wegen meiner Vermisstenanzeige sucht….

Über soziale Medien versuche ich immer wieder, ihn ausfindig zu machen – aber es klappt nicht. 

Hast Du eine Theorie, was passiert sein könnte?

Ich glaube mittlerweile, dass er Mist gebaut hat und abgehauen ist – das würde erklären, warum sich die Polizei so für ihn interessiert. Es fällt mir sehr schwer, das alles zu akzeptieren – denn ich weiß nicht, wie ich das meiner Tochter jemals erklären soll. Ich weiß, dass er seine Tochter sehr geliebt hat – das ist ein schwacher Trost.  

Foto: Pixabay


1 comment

  1. Dachte bin die einzige
    Bei uns war es ähnlich. Der * Vater * meiner Tochter sagte mir am 17.08.2015 das er zur Arbeit müsse und seit dem habe ich nie wieder was von ihm gehört.
    Dachte es wäre ein schlechter Scherz.
    Ich weiß auch nicht wie ich das Mathilda erklären soll.