Der Tod gehört dazu. Und das Leben, das auch: Lesung von Barbara Pachl-Eberhart

Ihr Lieben, ich bin noch ganz ruhig und bei mir und das liegt an einer Frau, die mich am Dienstagabend beeindruckt hat: Barbara Pachl-Eberhart.
Barbara ist eine Frau, die strahlt und dieses Strahlen lässt sich nicht an ihren Lippen oder einem Lächeln ablesen, sondern an allem, was sie hat. An ihrem ganzen Wesen.
Vielleicht habt Ihr auch schon einmal so eine Begegnung mit einem Menschen gehabt, den ihr zum ersten Mal seht, den ihr aber trotzdem am liebsten direkt drücken würdet, weil es Euch vorkommt, als würdet Ihr Euch schon lange kennen. So ein Mensch ist Barbara. Und weil sie mich nach dem Abend fragte, ob wir uns nicht irgendwoher kennen, glaube ich, dass es auch ihr ein bisschen so ging.

Barbara hat 2008 ihre Familie verloren. An einem unbeschrankten Bahnübergang kamen in ihrem Clownbus ihr Mann, ihr Sohn und ihre Tochter ums Leben. Sie hat ein beeindruckendes Buch darüber geschrieben – „vier minus drei“ – und nun ein weiteres: „Warum gerade du? Persönliche Antworten auf die großen Fragen der Trauer„. Aus letzterem hat sie uns vorgelesen und das Lesen mit ganz wunderbaren Geschichten drumherum verwoben.

„Warum fasziniert Dich dieses Thema so?“, fragte mein Mann am Abend, als ich strahlend und irgendwie versöhnt von der Lesung zurück kam. „Warum setzt Du Dich freiweillig dem Thema Tod aus?“ Ja, warum?

Ich habe noch keine abschließende Antwort darauf gefunden, außer der, dass der Tod zum Leben dazu gehört, unausweichlich, nicht nur für mich, sondern für uns alle. Für mich sind die Themen Geburt und Tod eng miteinander verwoben und so sehr ich ich mich privat und beruflich mit dem Thema des Leben-Entstehens, mit der Gründung von Familien, auseinandersetze, so sehr eben auch mit dem Gegenpart. Zugewinn und Verlust. Verlust und Zugewinn.

Was Barbara vermittelt ist, dass alles auch einen Zugewinn bedeuten kann. Selbst der tiefste Schmerz.

Ich habe schon einige liebe Menschen verloren. Ich bin dazu noch mit Eltern aufgewachsen, die das Thema Tod nicht aussparten. Auch in meiner Kindheit gehörte der Tod dazu und das war damals  – und ist es heute leider oft noch – nicht selbstverständlich. Aber wenn ich mitbekomme, welche Berührungsängste da noch existieren, dann habe ich das große Bedürfnis, dagegen zu arbeiten. Denn nichts ist neben dem Verlust eines geliebten Menschen schlimmer, als dass sich auch noch die Freunde von einem abwenden – weil sie sich vielleicht nicht trauen, weil sie Berührungsängste haben. Denn diese Menschen braucht der Trauernde vermutlich gerade dann, in seinem akuten Schmerz, aber auch in der Zeit danach, wenn sich das Leben einfach so weiterdreht und doch alles anders ist.
Ihr merkt es an meinen Worten: Mich hat Barbaras Lesung sehr bewegt.Ich war mit zwei weiteren Frauen dort, und jede von uns Dreien hat dieser Abend auf andere Weise bewegt. Wir haben noch lange gequatscht.

Jeder hat ganz persönliche und eigene Trauererfahrungen und Umgangsformen entwickelt, damit umzugehen. Dass Barbara aber bei uns allen etwas ausgelöst hat, dieses In-sich-Kehren und nochmal zurückdenken, wie das bei einem selbst so läuft, ob man es schafft sich diesen pachl-eberhartschen Optimismus zu bewahren, das macht diesen Abend so wertvoll.

Und ich kann nur jedem empfehlen, sich diese Frau einmal anzuschauen, wie sie da steht und erzählt, wie sie mit ihrem Schicksal umgegangen ist und immer noch umgeht. Bewundernswert! 


3 comments

  1. Wahnsinn…
    Wenn ich nur ein wenig über das Schicksal dieser Frau lese, zieht sich in mir vor Trauer und Angst um meine Kinder alles zusammen und ich bete inständig, dass mir so etwas nie passiert. Ich bewundere diese Frau für Ihre Kraft und Ihren Lebenswillen. Ihre Hoffnung, dass Ihre Kinder dort, wo sie sind auf Sie warten ist inspirierend. Mit Tränen in den Augen…und Hoffnung im Herzen…

  2. ich habe es gelesen…
    …ein Wahnsinns-Schicksal, eine Wahnsinns-Frau, ein Wahnsinns-Buch….
    Ich kann mich nur, mit Tränen in den Augen, verneigen…

  3. Ich habe das Buch 4-3 auch
    Ich habe das Buch 4-3 auch schon oft in den Händen gehalten, vielleicht kaufe ich es mir jetzt endlich mal. Die Frau hinter dem Schicksal scheint jedenfalls sehr sympatisch! Danke für die Vorstellung von Barbara.