Chatprotokoll: Austausch zweier Zwillingsmütter, die noch ein weiteres Kind haben. Über Alltag, Verzweiflung und Glück.

Ihr Lieben. Lisa hat in zwei Jahren drei Kinder bekommen. Zwischen 2006 und 2008. Katarina alias Blogprinzessin hat zwischen 2012 und 2013 drei Kinder bekommen, befindet sich also noch in einer Phase, die Lisa längst hinter sich hat. Beide haben nach einem „Einling“ Zwillinge bekommen. Zwei Frauen, sechs Kinder. Hier tauschen sie sich aus.

Kleine Einführung: Während Lisas Kinder schon zur Schule gehen, sind Katarinas Kinder noch kleiner. Motti ist jetzt fast 2,5 Jahre alt, Nini und Wawi (Wortschöpfung von Motti) sind fast 1,5 Jahre alt. Drei Mädchen. Nach der Schwangerschaft mit Motti hat Katarina eine Qualifikation zur Tagesmutter angefangen, diese bis zum März 2013 auch gemacht (ET war im Juli 2013, geboren sind sie im Mai 2013). Dann hat sie pausiert bis November 2013 und ist seitdem wieder in der Ausbildung. Sie wohnt ländlich, aber noch im Speckgürtel von Hamburg.

Ganz bewusst haben wir ausgemacht, dass wir am Vormittag chatten, während die Kinder um uns herum albern-quatschen-quengeln. Was sie sagen, haben wir in Klammern dazu geschrieben, Lisa machte grad Hausaufgaben mit den Dreien, wir Ihr schnell feststellen werdet 😉

Lisa: Wie war denn das bei Dir als Du von der Zwillingsschwangerschaft erfuhrst? („Mama, was sind die besonderen Kennzeichen von Haien?“)

Blogprinzessin: („Mama muss was essen!“) Ich hatte einen regulären Kontrolltermin beim Arzt und zu Hause saßen der Mann und die Schwiegereltern sowie die Patentante und das Patencousinchen („Ich will auch was essen“), der Arzt schallte dann so vor sich hin und („Papa ledawuuuarst“) sagte, dass er da aber mehr als einen Herzton sehen würde. Ich sagte „das wird knapp im Kinderzimmer“ und rief erstmal meine Nachsorgehebamme an, dass ich heute nicht zur Rückbildung kommen würde. („Papa was zu trinken!“) Ich war nämlich noch mitten im Rückbildungskurs von Motti. Sie war da so ca. sechs Monate alt, der Kurs kam recht spät. Meinem Mann und meinem Schwiegervater brachte ich ein Bier mit.

Lisa: Und wie alt warst du als du Dreifachmutter wurdest?

Blogprinzessin: Motti bekam ich mit 26, die Zwillinge mit 27. Sie sind ja nur 364 Tage auseinander. Wie alt warst Du denn? („Nackidei!“ -Nini)

Lisa: Ich war 24 bei der Großen und 26 bei den Zwillingen. Wie hat sich die Nachricht denn in Dir drinnen angefühlt? Ich glaub, wenn ich nicht schon gelegen hätte, wäre ich umgefallen nach der Nachricht.

Blogprinzessin: Umgefallen bin ich nicht, ich war irgendwie total gefasst. Vielleicht, weil die ganze Schwangerschaft so unwahrscheinlich war. Wer hat denn bitte eine Hormonunverträglichkeit gegen die Stillpille?

Lisa: Und wie war die Schwangerschaft mit den beiden, du hattest ja noch ein Baby zu versorgen… („Alles nochmal wegradieren, toll“)

Blogprinzessin: Die Schwangerschaft war gar nicht so schlimm, viel fieser war es, als irgendwann der Arzt sagte, ich hätte jetzt Bettruhe weil die Mädels zu („Mama das Brötchen meckt gut!“ -Motti) früh dran waren. Bettruhe mit einem Baby. („Da drüben steht eine Flasche“ -Motti) Da half am Ende nur noch Einweisung ins Krankenhaus, mit 14 Tage liegen – dann wollten sie wirklich nicht mehr.

Lisa: In welcher Woche kamen sie denn dann? (Jetzt googlen sie grad Haie auf dem Ipad)

Blogprinzessin: Sie kamen dann bei 32+2 und hatten ein unentdecktes Zwillingstransfusionssyndrom das aber wohl erst ein paar Tage bestand. („Ich will ein Pferdchen malen!“ -Motti) Wie war das denn bei dir in der Schwangerschaft?

Lisa: Bei mir war es so: Den ersten Tag nach der Nachricht war ich total voller Adrenalin. Den zweiten hab ich geheult weil ich dachte: das schaff ich nicht. Den dritten fing ich an, zu akzeptieren. Und stolz zu werden, dass mir so etwas Besonderes passiert. Als sehr störend hab ich all die Angst-Einjager empfunden.

Blogprinzessin: Angst-Einjager hatte ich nicht um mich rum. Was haben sie Dir denn gesagt? („Und Stüfte!“)

Lisa: Eins geht ja eh noch ab, sagten sie bis zur 20. Woche. Und ab dann sagten sie: Die kommen eh zu früh. Puh. Dabei haben wir in der 39. Woche einleiten müssen. Sonst wären die beiden noch länger als 40 Wochen bei mir geblieben, glaube ich. Wie hast Du denn die erste Zeit mit dreien erlebt? („Iiih guck mal, ein Hai-Biss“)

Blogprinzessin: Ich fand es viel störender, dass mir jeder nach dem Kaiserschnitt gesagt hat: „Aber nicht so schwer tragen“! Ja was soll ich denn machen, mein Mann hatte schon Sonderurlaub als ich im Krankenhaus lag, und Motti konnte eben noch nicht laufen. Da hatte ich dann Maxi Cosi rechts, Wickeltasche, Motti und Maxi Cosi links. Ging nicht anders. Außer natürlich, ich hätte bis zu dem Tag das Motti sicher läuft, das Haus nicht mehr verlassen.

Lisa: Gibt es Momente, in denen Du denkst: Ich halte das nicht mehr aus?

Blogprinzessin: Höchstens vom Geräuschpegel XD. Aber da kommen ja irgendwann noch die Tageskinder dazu und dann geht das alles wieder. Immer in Relation denken. (Nini heult und wird grade von ihrem Papa ins Bett gebracht, Vormittagsschläfchen.)

Lisa: Und Du warst noch nie verzweifelt? Respekt! („Ich mach meinem Bruder jetzt die Achten in sein Rechenheft“) Ist der Papa noch bei Euch zu Hause?

Blogprinzessin: Nein, der Papa ist nicht zu Hause, der arbeitet Vollzeit. Aber dadurch, dass er im Schichtdienst arbeitet, ist er grade aus seinem Nachtdienst wiedergekommen.

Lisa: Mich hat der Alltag manchmal an den Rand des Wahnsinns getrieben. Übrigens: Du hast mir grad von Nachtschichten erzählt… Hab ich auch ne ganze Zeitlang gemacht. Und irgendwann hatte ich dann kaum noch Kraft. Da kann ich Dir aus meiner Erfahrung nur sagen: Mach das nicht zu oft. Ich mach das nach meinem Fast-Zusammenbruch wirklich nur noch in absoluten Ausnahmefällen. Wir müssen unsere Kräfte bündeln.

Blogprinzessin: So richtig verzweifelt und am Ende? Doch, im ersten Jahr zu dritt wenn alle DREI grad Zähne bekommen haben, das war schon was… („Wawi will auch eine Pause und Wawi braucht auch eine neue Windel!“- Motti)

Lisa: Geholfen hat es mir, als ich das ganze anfing, lustig aufzuschreiben. Auf unserem damaligen Blog Nusenblaten. Da waren die Zwillis aber schon 1,5. An die Zeit vorher erinnere ich mich nur bruchstückhaft, das war ein andauernder Ausnahmezustand. Ein unglaublich erfüllender aber auch sehr anstrengender.

Blogprinzessin: Das ist mir auch aufgefallen: Dass man sich so furchtbar schlecht erinnert. Ich dachte das ginge nur uns so. Jetzt fange ich langsam an, dass ich mit den „Erinnerungen“ Schritt halten kann. („Darf ich das Papa mal geben?“)

Lisa: Am schlimmsten fand ich den Schlafmangel. Hinzu kam, dass unsere Jungs zwischen ihrem 6. und 18. Lebensmonat fünf Mal stationär ins Krankenhaus mussten und ich immer beide mit hatte, weil ich noch stillte. Ich bin froh, dass es so viele Fotos gibt. Und jetzt denk ich, wenn ich die Fotos von damals sehe: zuckerzuckersüß. Das hab ich früher natürlich auch dauernd gedacht, aber die Belastung war schon auch oft grenzwertig.

Blogprinzessin: Gestillt habe ich ganz bewusst nicht, weil Motti zu der Zeit grade laufen gelernt hat. Mir war es wichtig, dass ich im Zweifel schnell reagieren kann, (Kaffee wird vom besten Ehemann gereicht!) Ein Fläschchen kann man mal eben in die Ecke werfen, wenn das Kind droht irgendwo runter/gegen/sonstwie zu fallen. Ein Kind (oder zwei) kann man nicht mal eben wegwerfen.

Lisa: Ich muss mich korrigieren. Der Schlafmangel bestimmte zwar den Alltag, aber fast noch anstrengender waren diese waaaaahnsinnigen Gefühle in alle Richtungen. Diese unendlich tiefe Liebe, dieser irrwitzige Stolz, diese riesige Sorge, ihnen könnte jemals etwas zustoßen… („Mama mir ist so heiß im Gehirn“)

Blogprinzessin: Ja, das hatte/habe ich auch, aber das hatte ich auch schon beim ersten Kind. Das Einzige, was mich beim Kinderhaben generell im Nachhinein geschockt hat, ist diese völlige Fremdbestimmtheit. Das hatte ich mir vorher gar nicht ausgemalt. Bei uns kam eben hinzu, dass mein Mann vom Tag der Geburt an auch wieder arbeiten musste und auch nachts immer mal wieder nicht da ist, zur Zeit grade in einem 14-Tage-Rythmus. Alltag ist bei uns eh anders als bei andern. („Mama darf Motti „If your Happy, clap your Hands“ auf YouTube schauen?”)

Lisa: Wenn Du es Dir aussuchen könntest: Würdest du wieder diese Kinderkonstellation wählen?

Blogprinzessin: Immer. Ich finde den Altersabstand toll (auch wenn ich es nicht empfehlen würde, rein gesundheitlich). Inzwischen finde ich sogar Altersabstände zwischen „normalen“ Geschwistern von 2-4 Jahren irre lang. Obwohl das wohl die Norm ist. („Schau, Mama ein Teller. Mama, mal was austrinken?“)

Lisa: Katarina, vielen Dank für diese Einblicke. Wir konnten zwar nur einen Bruchteil ansprechen, aber das war schon sehr spannend!

Ihr Lieben, falls Ihr noch Fragen zu dem ein oder anderen Thema habt oder gern noch einen anderen Aspekt angesprochen haben würdet: Meldet Euch gern in den Kommentaren. Die Blogprinzessin und ich sind gern bereit, Euch Eure Fragen zu beantworten. Entweder in einem weiteren Chat oder per Kommentar. Alle Liebe!  

Und wer gern mehr von der Blogprinzessin lesen möchte: Dies hier ist mein Lieblingsartikel von ihr: Ich hab ein Lieblingskind und Du?


3 comments

  1. Wahnsinn!
    Ich hab keine Zwillinge (zum Glück 😉 ) und finde es wahnsinnig spannend das zu lesen. Und echt toll was ihr leistet und wie iht das hinkriegt mit scheinbar doch wenig praktischet Hilfe und Unterstützung. Generell finde ich viele Kinder toll. Auch wenn es bei uns „nur“ zwei bleiben werden. Nervig finde ich allerdings diese Altersabstandsdiskussion und was „normal“ ist und was nicht. Ich krieg meine Kinder doch nicht wegen dem Altersabstand. Wenn man die Gesamtzeit betrachtet, die man seine Kinder im Haus hat, kommt es dann dochauf ein ooder zwei Jahre länger Windeln wechseln auch nicht an. Darüber hinaus lässt sich der Altersabstand selbst wenn gewollt nicht immer planen. Ich kenne zumindest niemand, der auf ein zweites Kind verzichtet hat, weil der Abstand 6 Monate größer wäre als die ursprünglich angedachten zwei Jahre. Das wollte ich mal loswerden 😉
    Ansonsten wiegesagt mein vollster Respekt für euch. Ich würde ja sagen, dass ich das nicht geschafft hätte. Aber harte Zeiten mit kleinen Kindern gibt es immer. Egal ob eins, oder zwei oder drei oder Zwillinge. Irgendwie gehts doch immer. Muss ja 🙂
    LG, Anni.

  2. Pseudodrillinge
    Huhu zusammen, ich habe hier eine ganz ähnliche Konstellation wie Lisa: 2006 meine Tochter geboren und keine zwei Jahre später die Zwillingsjungs! Herausforderung pur!! Aber irgendwie (naja, nicht nur irgendwie sondern mit ganz viel Geduld, guten Nerven und viiiiiiel Kraft) haben wir so manche schwere Hürde genommen. Heute sind alle drei in der Schule! Liebe Grüße Karolin! Wer über uns nachlesen mag, hier geht’s lang: http://WWW.dachbuben.com

  3. Ich hätte da eine Frage…
    die könnt Ihr mir bestimmt supi beantworten.
    Meine Zwillingsjubgs, 9 Monate alt sind sehr unterschiedlich entwickelt. Der Kleine krabbelt superschnell, steht überall auf, geht Möbeln entlang und kann auch Gegenstände als Rollstor einsetzen. Der Grosse kann sitzen wenn ich hinsetze. Will immer stehen-kann sich dabei festhalten-man muss aber dabei bleiben weil er statt sich hinzusetzen wie ein Klötzchenturm umfallen kann.
    Wenn ich wohin gehe (bsp Geschirrspülerausräumen) ist Mini schon da, Zausel zauselt sich und schreit uns hinterher. Also immer mitnehmen? Generell ihn auch tun lassen(also ich machs ja dann) was der Kleine macht? Und auch beim Essen bewegen wir uns in Paralleluniversen..aber das ist ein anderes Kapitel…