Buggy-Joggen und Co: Was soll dieser Fitness-Terror-Trend für Mamis?

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Hey Lisa,

na, noch ein abendliches Jogging-Ründchen um die Kuhweide gedreht? Nein, war nur ein Scherz.

Zur Sache, Schätzchen! Ich bin genervt!

Den ganzen Tag war ich in meinem Kiez um den Kollwitzplatz unterwegs, bin ins Kindercafé geflüchtet als es regnete und in den Supermarkt als der nächste Schauer kam.

Und da ist es mir zum ersten Mal aufgefallen. Also, ich meine so in der Masse. Überall, diese kleine bunten lustigen Flyer. Ob am Schwarzen Brett vom Edeka oder im besagten Kindercafé am Eingang, an der Straßenlaterne – ja, sogar am Spielplatz hängen sie jetzt!

Flyer, die Werbung für Mama-Fitness machen. Post-Natal-Yoga, Buggy-Vital, Känguru-Kurse (sprich mit Baby vorne in der Trage), Mama-Zumba, Baby-Yoga, LaufMamaLauf (Der Name ist doch eine Frechheit!), Pretty Moms, Aquafitness mit Babybetreuung…

Puh! Ich hab‘ noch mehr, aber ich höre jetzt auf. Ich will ja schließlich keine Werbung machen für dieses Konzept. Ich meine: Was SOLL das?

Schau Dir mal oben das Foto an. Das bin ich. Im fünften Monat. Mit meinem ersten Kind und esse meinen zweiten Grillteller. An einem Nachmittag in der Datsche von Freunden am See. Ich war eine gut gelaunte sehr hungrige Schwangere. 20 Kilo mehr hatte ich kurz vor der Entbindung drauf. Vier Wochen später waren es, glaube ich, noch so sieben…

Ich fand’s damals total okay. Ich fand: Hey, ich habe gerade ein Kind bekommen, ich bin echt stolz auf mich! Zeit, für ein bisschen Selbstliebe, sagte ich mir. Aber nicht so mein Umfeld.

Zuerst entdeckte ich den Hinweis auf meinem nagelneuen Kinderwagen. „Dieser Wagen ist nicht zum Joggen geeignet“ stand in der Anleitung. „Danke vielmals“, dachte ich damals, „war jetzt nicht so meine erste Idee“. Ich war glücklich, müde und wollte einfach gemütlich sein. Wochenbett – das Wort nahm ich sehr wörtlich.

So einfach war das nur leider nicht.

Der nächste diskrete Hinweis, ich soll meinen A**** hochkriegen, war ein Brief von meiner Krankenkasse, der mich auf die Rückbildungskurse in meinem Kiez aufmerksam machte, gefolgt von einem Werbebrief meines Yoga-Studios mit einem Gutschein für das Post-Natal-Yoga.

Und so ging’s dann immer weiter.

Meine Hebamme googlete für mich nach Mami-Treffs und fand Yoga mit Spielwiese. Im TV sah ich die immerschlanke Frau Beckham mit Mini-Baby im Arm stolzieren. Selbst beim Frauenarzt konnte ich im Kidsgo-Programm-Heft alle Post-Wochenbett-Kurse nachlesen.

Ahhhh! Dieser Fitness-Terror für Mamis. In meinem Kiez. In Prenzlauer Berg. Und auch weltweit.

In ihrem Buch Bringing Up Bébé erzählt die US-Autorin Pamela Druckerman zum Beispiel, dass für Französinnen, die Drei-Monats-Regel gilt. Nach drei Monaten muss Mami wieder das Gewicht von vor der Schwangerschaft auf die Waage bringen. In manchen US-Metropolen ist es wohl noch schlimmer. Eine Freundin, aus L.A., die im sechsten Monat schwanger ist, erzählte mir via Skype, dass sie dieses tolle Belly-Yoga macht, dass dafür sorgen soll, dass nach der Schwangerschaft die Pfunde schneller purzeln…

Ich finde das ehrlich gesagt verstörend. Im November wird Max ein Jahr alt und ich habe immer noch zwei Kilo zuviel auf der Waage. Und das nach sieben Monaten stillen und ein bisschen Pseudo-Joggen.

Ist das schlimm? Kriege ich deshalb spontan Lust einer Buggy-Laufgruppe beizutreten oder beim Mami-Merengue die Hüften kreisen zu lassen?

Natürlich nein!

Ich meine, wir sind Mütter, wir sind Heldinnen und haben etwas mehr Respekt als „Zumba-Mama mit anschließendem Rohkost-Mittagessen“ verdient.

Es gibt übrigens ein tolles Blog-Projekt, das Fotos von Frauen nach einer Schwangerschaft zeigt. Darauf einen Kakao mit Sahne!

Und was ist mir Dir, Lisa? Hat Dich der Fitness-Wahn auf dem Land schon erreicht?

Hier geht´s zu Lisas Antwort…

 


4 comments

  1. Wahn versus „Körper wieder zu Eigen machen“
    Also bei dem ganzen Theater um Gewicht von vor der Schwangerschaft, Waschbrettbauch nach 3. Kind, sexy Mama schon nach 2 Wochen nach der Geburt, etc. bin ich voll Deiner Meinung. Allerdings den Kurs Deiner Hebamme solltest Du nochmal überdenken. das ist meiner Meinung nach etwas anderes. Denn nach dem ganzen „Fremdgesteuert“ sein durch die Schwangerschaft und auch die Folgen ist es schön, mal wieder ein bisschen die Kontrolle über den eigenen Körper zurück zu gewinnen. Hat für mich nix mit Fitness-Mami-Wahn zu tun.

  2. Also es ist folgendermaßen:
    Also es ist folgendermaßen:
    Ich habe 4 Schwangerschaften durchlebt, immer sind ein paar Kilos hängen geblieben (eben die vom 2 ten Grillteller 😉 ). Definitiv wird kein Kind mehr folgen. Ich stille seit 5 Jahren.
    Kein Verein oder so bot sich bisher an mein Kind mit zunehmen, das kleinste ist ja mal gerade 3 MOnate alt.
    Doch nun walke ich mit Baby und mache Kangatraining. es ist perfekt. Ich tue was für mich. habe schon 6 Kilo verloren. und es geht mir besser als je zuvor in den letzten 5 Jahren.
    Und ich möchte nicht mein 3 Monate altes Babylein zuhause lassen.

  3. Sport macht Glücklich
    Schlankheitswahn ist tatsächlich nach der Geburt nicht abgesagt, aber Sport und Bewegung sind darüber hinaus auch wichtig für Körper, Geist und Seele! Es soll Menschen geben, die gegen gern zum Sport und zum Tanzen und das geht nun auch immer besser mit dem Kind! Wer kein Spass dran hat, macht einfach was anderes.

  4. Buggy-Joggen und Co
    Liebe Caro,
    Ich bin ganz deiner Meiung!!
    Mein Sohn ist jetzt 1 Jahr und ich habe… aufgepasst… ca 10 Kg zuviel auf den Rippen!!! Ich meine klar hätte Ich gerne was weniger drauf aber okay Ich bin nunma Mami geworden…!!! Und Ich werde nen Teufel tun mich Täglich hintern Buggy zu stellen und ne Runde durchs Dorf zu Joggen. Ich meine als Mami hat man ja wohl alle Hände voll zu tun… Kind morgens plözlich Krank, Die wäsche nich am Tag geschafft und holt das dann Abends nach, oder wischt Abends nochmal durch die wohnung weil das kind Überall rum gekleckert und geschmiert hat!!!

    Ich bin ganz deiner Meinung!!!
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!!!