Rotzfrech: Mein Sohn hat keinen Respekt vor mir

Mein Name ist Justine, ich habe einen neunjährigen Sohn, den ich alleine erziehe. Eigentlich haben wir die letzten Jahre sehr gut gemeistert, wir waren ein richtig eingeschworenes Team.

Seit ein paar Monaten verändert sich mein Sohn, er ist unausgeglichener, wird schneller wütend. Und mir gegenüber gibt er nur noch patzige Antworten, oft ignoriert er mich auch einfach komplett.

Ich habe schon so viel probiert, habe ruhig mit ihm gesprochen, ihn ermahnt, war auch mal streng – aber irgendwie habe ich das Gefühl, es kommt nichts mehr an.

Ist das nur eine Phase? Sollte ich mir vielleicht Hilfe von außen holen – uns wenn ja, was könnt Ihr empfehlen? Ich freue mich über Eure Tipps…

Foto: Symbolbild Pixabay


12 comments

  1. Wohltuend, ja richtig befreiend, wirkt das Auflösen von Energien, die von aussen auf unsere Kinder (und uns) eingeprasselt sind. Wir sind danach wieder wir selber, können wieder in Ruhe miteinander reden oder wie mir eine Mama gerade heute rückgemeldet hat:

    Seit gestern ist wieder Frieden im Haus eingekehrt. Sie ist wieder total anderst. Ich konnte auch gestern mit ihr reden, wirklich reden – so das ich das Gefühl wieder hatte verbunden zu sein. 

    https://www.kidsinbalance.ch/kinder-und-jugendliche/

  2. Ich habe nur ein paar kurze Fragen dazu.

    Wie ist das Verhältnis zwischen Dir und dem Vater Deines Kindes?

    Gibt es dort Streit, den Dein Kind mitbekommt?

    Typische Streitthemen bei getrennten Eltern sind ja Unterhalt und der Umgang mit dem Kind.

    Jedes Kind verarbeitet eine Trennung anders, allerdings kann es in der Pubertät dazu kommen, dass die Vaterfigur als Vorbild fehlt.

    Daher kann ich Euch Eltern nur dazu raten, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, ganz gleich, was in der Vergangenheit zwischen Euch vorgefallen sein mag.

    Für Euer Kind.

    Falls Ihr Differenzen miteinander hattet bedenkt dabei, es waren oder sind Eure Differenzen und nicht die, Eures Kindes.

    Das wird sehr oft von getrennten Eltern vergessen und so wird das Kind, bewusst oder unbewusst von den Eltern als Druckmittel gegen den oder die andere „missbraucht“.

    Und dieser Frust kann sich dann durch das freche Verhalten entladen.

    Daher setzt Euch zusammen und sprecht gemeinsam mit Eurem Kind darüber, dass es nichts mit der Trennung von Euch zu tun hat und Ihr beide immer für Euer Kind da seid.

  3. Hallo,
    es haben schon viele kluge Dinge dazu geschrieben. Auf alle Fälle solltr man genau hinschauen.
    Empfehlen möchte ich neben dem oder besser gesagt als Tril des genauen hinschauens das Buch „Das Geheimnis starker Eltern“.
    Viele Grüße und alles Gute!

  4. Ich habe 10jährige Zwillinge und finde das klingt ganz normal in dem Alter.

    Einfach ruhig bleiben. Sie werden gross und nabeln sich ab. Behandel Deinen Sohn wie einen grossen Jungen, traue ihm was zu und sei nicht zu streng. Er schafft das schon. Aber er muss es selbst schaffen. Nicht mehr mit Mama. Lass ihm mehr Freiheit.

  5. Leider kann man anhand der wenigen Informationen Deine Frage nicht pauschal beantworten.

    Es kann durchaus sein, dass Dein Sohn ernsthafte Probleme an einer anderen Stelle hat. In diesem Fall hilft Verständnis und vor allem sollte man versuchen herauszufinden, wo das eigentliche Problem liegt (z.B. Probleme in der Schule). Hier könnte eventuell externe Hilfe (Psychologe, Einbeziehung eines Vertrauenslehrers) guttun.

    Ich habe es aber auch schon öfter mitbekommen, dass Kinder (insbesondere Jungs), die nach einer Trennung bei ihrer Mutter wohnten, angefangen haben, der Mutter so richtig auf der Nase herumzutanzen (Frei nach dem Motto: „Jetzt bin ich ja hier der Mann im Haus“). Manchmal setzt das auch erst mehrere Jahre nach einer Trennung ein und das Alter Deines Sohnes wäre da durchaus prädestiniert. In diesem Fall hilft Verständnis eher nicht, sondern es hilft, wenn die Mutter deutlich klarmacht, dass sie noch immer eine Respektsperson ist und notfalls auch mal in die Sanktionenkiste greift. Externe Hilfe kann hier auch nur bedingt etwas bewirken. Denn auch der beste Psychologe kann nicht machen, dass Dein Kind Dich respektiert. Da hilft nur eigene Stärke, denn wer „Leitwolf“ sein will, muss zuallererst mal ein „Wolf“ werden und ein Wolf muss auch mal zubeißen können (natürlich nur im übertragenen Sinne).

    Wie gesagt: Es könnte in diesem Fall beides sein und wir als Außenstehende, die Dich und Dein Kind nicht kennen, werden das nicht beurteilen können.

  6. Ergänzend zu den anderen guten Kommentaren bisher kann ich dir das beantragen einer Erziehungsbeistandschaft beim Jugendamt empfehlen. Mein Freund arbeitet in dem Bereich und ganz vielen Kindern und Jugendlichen (gerade Kindern von allein erziehenden, besonders Jungs) tut das unglaublich gut Rüben Erwachsenen zu haben der nicht ihr Elternteil ist und dem sie vielleicht auch andere Dinge anvertrauen können. Hilfe holen hat dabei nichts mit versagen zu tun sondern ist in Gegenteil häufig eine sehr positive Entscheidung für Eltern und Kinder! 🙂

  7. Liebe Justine,

    ich kann gut nachfühlen, wie anstrengend sowas ist.
    Wir hatten das Problem hier in ähnlicher Form.
    Auch Trennungsfamilie, an sich gut organisiert und nach einer Weile traten bei meinem kleinen Sohn unkontrollierbare Wutanfälle auf.

    Er ist emotional sehr reif und kann sich schon sehr gut selbst reflektieren.
    Wir haben auch von frühestem Alter an immer über Gefühle und über die Thematik
    „Wie erlebe ich Gefühle /wie erleben ANDERE meine Gefühle?“ gesprochen.
    Umso verwunderter und irgendwann entsetzter war ich als die Wutanfälle völlig Besitz von ihm und schlussendlich auch unserem Familienalltag nahmen.
    Das Ganze zog sich über ein ganzes Jahr hin und die Unterstützung von Seiten der Kinderärztin bishin zur Therapeutin war zwar sehr engagiert und hat alles ein kleines bisschen abgefedert, hat aber die Situation leider nicht verbessert.
    Sowohl Kinderärztin als auch Therapeutin waren sich einig (auch mit mir),
    dass es ihm absolut nicht gut ging und er selbst leidet.
    Er hat mir auch mehrfach versichert, dass er diese Wutanfälle nicht möchte und aber selbst nicht weiß, was das ist und was man dagegen tun kann.
    Nach über einem Jahr wurde es dann auf einmal deutlich besser bis hin zum völligen Abklingen.
    Sein Vater hatte sich von der damaligen Partnerin getrennt, mit der unser Sohn menschlich absolut nicht zurecht kam.
    Inzwischen sagt der Vater selbst, dass diese Beziehung ein großer Fehler war – auch im Hinblick und Umgang mit unserem Sohn.
    Die neue Partnerin des Papas ist nun einfach sehr nett und sympathisch und seitdem „habe ich mein Kind zurück“…. ohne Wutausbrüche, sondern mit der Empathie, die ich von ihm kenne.

    Natürlich gibt’s hier auch mal Streit oder dem Alter entsprechend Schimpfwörter.
    Aber diese scheußliche Ausnahmesituation ist endlich vorbei.

    Liebe Justine,

    all das muss auf Euch gar nicht zutreffen.

    Ich möchte hiermit nur sagen :
    manchmal lohnt es sich,
    genauer hinzuschauen.

    Manches ist nur eine Phase oder braucht klarere Regeln.
    Aber manches hat auch völlig andere Gründe, die man vielleicht auf den ersten Blick nicht sieht.
    Und dem Kind geht es tatsächlich einfach nicht gut.
    Warum auch immer.

    Ich wünsche Euch eine gute Lösung in absehbarer Zeit… und bis dahin viel Kraft!

    Viele Grüße!

  8. Hallo,

    ich habe einen Sohn, der auch 9 Jahre alt ist. Ich habe die gleichen Dinge, wie Petra beobachtet: Hunger ist ein ganz großes Thema, nach der Schule gibt es deswegen bei uns Milch und einen gesunden Snack. Daddeln muss ich bei ihm auch begrenzen, Fortnite u. ä. Spiele gibt es gar nicht, ich halte mich sehr an die Altersempfehlungen, da es ihm auch wirklich zusetzt. Er hat z. B. Fortnite mal einen Nachmittag bei einem Freund gespielt, danach war er völlig durch, hatte auch Alpträume. Wir haben das in Ruhe besprochen, er will es jetzt auch nicht mehr. Er liebt alles rund um Pokémon, da ist es so, dass er es nach dem Konsum gerne nach spielt mit Freund und Schwester, dass ist noch Wettkampf genug. Ansonsten macht er viel Sport, muss auch mal raufen mit Freunden oder dem Papa. Er braucht viel körperliche Auslastung und trotzdem viel Nähe. Was er schon gut versteht, ist wenn wir über Gefühle sprechen, also was macht sein Verhalten mit mir. Was löst mein Verhalten bei ihm aus, das ist oft übrigens sehr erstaunlich! Er sieht die gleiche Situation hin und wieder völlig anders als ich und fühlt sich dann nachvollziehbar total unverstanden… solche Gespräche gelingen ihm und mir übrigens am besten in Bewegung. Vielleicht ist da etwas für Dich dabei!

  9. Hallo liebe Justine,
    das Problem kennen viele Eltern. Ich auch, und das ist sehr anstrengend und kräftezehrend. Gerade für Alleinerziehende.
    Mein Sohn ist 7 und ist auch oft contra.
    Es ist tatsächlich wohl normal in dem Alter. Aber trotzdem möchte man was machen.
    Mein Großer ist oft nach der Schule so. Müdigkeit und Hunger (wenn er das Schulessen nicht mochte und seine Pausenbrote „vergessen hat zu essen“) verstärken das noch.

    In der Schule müssen die Kinder die ganze Zeit funktionieren, und wenn Mama kommt, können sie wieder ausbrechen und alles rauslassen. Das ist für uns schwer auszuhalten, aber eigentlich ein Vertrauensverweis. Ja, wirklich.
    Hilft nicht wenn das Kind seinen Ranzen nicht anzieht und einen mit „Alder/Digga“ anspricht bzw. anbrüllt, aber es erklärt es immerhin.
    Mein Großer hat auch schon gesagt, dass er das nur bei mir macht (kann) und nicht bei Papa. Und dass er bei mir die Wut rauslassen kann.

    Was ich bei uns auch beobachtet habe, das sie Aggression nach Medienkonsum größer wird. Lässt sich auch wissenschaftlich begründen, da im „Daddelzustand“ das aggressivere Primatenhirn eingeschaltet ist, aber das kann ich jetzt nicht genau und im Detail wiedergeben.

    Vielleicht ist es bei Euch auch so.

    Also abschließend meine Taktik, die keine Wunder bewirkt, aber es minimal besser macht:
    Nach der Schule vorm Zusammenbruch Traubenzucker in das Kind, damit man es mit weniger Gemecker nach Hause schafft.
    Dem Kind Raum zum Dampfablassen geben.
    Serien und Computerspiele zeitlich begrenzen.
    Und das wichtigste: halte durch, Du bist nicht allein. 🙂

    Ach ja, ich habe das Buch noch nicht gelesen, aber im „gewünschtesten Wunschkind 2“ könnten gute Tipps stehen. Gibt es (für Elternteile wie mich mit wenig Zeit und Stress) als Hörbuch bei Spotify.

    Liebe Grüße und ich drücke alle Daumen (für uns alle) dass es besser wird oder wir es besser aushalten!
    Petra

  10. Auf jeden Fall solltest du auch schauen (erfragen) ob er anderweitig Probleme hat. Wenn Kinder Stress mit anderen Kindern haben werden die auch zu Hause komisch. Dann haben sie schnell das Gefühl das alle gegen sie sind und fühlen sich von allem angegriffen. Trotzdem müssen die Grundregeln eingehalten werden. Respekt, Freundlichkeit usw. Auf jeden Fall dran bleiben und mit Ihm Regeln erarbeiten.

  11. Hallo Justine,

    Im Buch „Kinder brauchen Grenzen“ wird schön beschrieben, wie man gemeinsam Grenzen erarbeiten kann. Ich bin mit großem Vorbehalt an dieses Buch herrangegangen, da ich kein Fan von autoritären Grenzen bin und war positiv davon überrascht.

    Da meine Kinder noch recht klein sind kann ich dir für das Alter deines Sohnes keine Erfahrungstipps geben.

    Aber ich glaube, man kann auch mal alle vier Grade sein lassen, gelassen über den Trotz und die Ignoranz hinweg gucken. Und damit den Wind aus den segeln nehmen. So meine Hoffnung für das was da noch auf mich zukommt.

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