#entschiedengegenkrebs: Was ist eigentlich HPV – und wie können wir uns schützen?

Ihr Lieben, als Eltern werden wir zum Teil ja echt zu Gesundheitsexperten, oder?

Ich weiß noch, wie ich nach dem Abstillen und bei der Brei-Einführung dachte: Meine Güte, muss ich denn Ernährungswissenschaften studiert haben, um in dieser Sache alles richtig zu machen? Kennt ihr das?

Genauso geht es uns ja auch oft mit den Krankheiten unserer Kinder. Durch unsere Jungs wurde ich zur Pseudo-Krupp-Expertin und hätte bereits 18 Monate nach ihrer Geburt einen Klinikführer schreiben können – fünf Krankenhäuser hatten wir bis dahin schon stationär durch. Und dabei hatten sie gar nichts Schlimmes. Nie! Es waren immer nur Verdachtsfälle. Aber eben in unterschiedlichen Regionen…

Ein Thema, das mir aber bis jetzt ziemlich durchgerutscht war, nun aber durch das Alter unserer Kinder aktuell wird, ist HPV.

HPV, das steht für Humane Papillomviren. HP-Viren sind weit verbreitet und wir können uns leicht anstecken. Sie werden über kleinste Verletzungen der Haut oder Schleimhaut übertragen, also über den direkten Kontakt von Mensch zu Mensch – fast jeder bekommt sie darum im Laufe seines Lebens. Im schlimmsten Fall können HP-Viren bestimmte Krebsarten wie z.B. Gebärmutterhalskrebs, Scheidenkrebs oder Analkrebs verursachen.

Dabei bleibt eine HPV-Infektion zu Anfang oft unbemerkt, da sie in der Regel erstmal beschwerdefrei verläuft. In den meisten Fällen heilt die Infektion innerhalb eines Jahres zum Glück auch wieder ab – ganz ohne gesundheitliche Einschränkungen.

Besteht die Infektion allerdings länger, können sich daraus Zellveränderungen an der Haut oder an den Schleimhäuten ergeben. Das kann schließlich zu bestimmten Krebsvorstufen und Krebs z.B. im Genitalbereich führen. Auch Genitalwarzen können die Folge sein.

Zusammen mit der Initiative #entschiedengegenkrebs möchten wir darum auf die Thematik aufmerksam machen und so gut es geht aufklären über das Virus und den vorbeugenden Schutz für unsere Kinder. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört dabei die Impfung gegen HPV. Habt ihr euch damit schon mal auseinandergesetzt?

Bestimmt habt ihr schon mal einen Flyer dazu in der Hand gehabt. Die Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 17 Jahren empfohlen. Unter 15jährige erhalten insgesamt zwei Impfungen, bei über 15jährigen sind es drei Impfungen in den Oberarm.

Bislang war die Rede zum Thema HPV nur in Bezug auf Mädchen, um Gebärmutterhalskrebs vorzubeugen, aber es geht mittlerweile genauso um die Jungs! Denn auch sie können im Lauf ihres Lebens an Genitalwarzen oder bestimmten HPV-bedingten Krebsarten wie z.B. Analkrebs erkranken.

Wusstet ihr das? Und wenn ja: Sind eure Kinder schon dagegen geimpft? Oder seid ihr noch im Entscheidungsprozess? Denn die Frage stellt sich ja ab dem 9. Geburtstag unserer Kinder…

Für einen fundierteren Einblick, der euch und uns die Entscheidung möglicherweise erleichtern kann, haben wir einfach mal einen Experten dazu befragt. Vielen Dank, Professor Brockmeyer, dass Sie sich die Zeit für uns und unsere LeserInnen genommen haben!

Herr Prof. Brockmeyer, Sie sind Arzt in Bochum, vielleicht können Sie uns erklären: Wovor genau kann eine HPV-Impfung schützen?

Sie kann, je nach verwendetem Impfstoff vor bestimmten Tumoren, die durch bestimmte HP-Viren ausgelöst werden, schützen: wie z.B. Analkarzinome bei Männern und bei Frauen vor Gebärmutterhalskrebs sowie vor Warzen im Genitalbereich.

Gibt es Studien zur Wirksamkeit der Impfung?

Es gibt Zulassungsstudien, in denen die gute Wirksamkeit von HPV-Impfstoffen an mehreren Tausend Teilnehmern gezeigt wurde und Daten im Einsatz in der Allgemeinbevölkerung, die auch außerhalb von Studien die gute Wirksamkeit bestätigten.

Wie genau wirkt die Impfung? Kann man das in drei einfachen Sätzen erklären?

Bestandteile der Virushülle von unterschiedlichen HPV-Typen werden gespritzt, das Immunsystem erkennt diese und kann diese, bei erneutem Kontakt mit diesen Humanen Papillomviren, eliminieren.
Die Impfung kann dabei keine HPV-Infektion hervorrufen, denn es handelt sich dabei um leere virusähnliche Hüllen. Diese täuschen der körpereigenen Abwehr somit ein „echtes“ Virus vor aber lösen keine Erkrankung aus.

Übernimmt die Krankenkasse denn die Kosten der HPV-Impfung?

Die Impfung wird für Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen. Wenn Impfungen fehlen, bezahlen alle Krankenkassen Nachholimpfungen bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag. Später muss die Krankenkasse gefragt werden, ob sie die Kosten übernimmt.

Nun wird die Impfung für Mädchen immer bekannter – dass sie auch für Jungen empfohlen wird, wissen die wenigsten. Warum ist das so und können Sie uns mehr über die Jungen-Impfung erzählen?

Die ersten Studien wurden mit Mädchen und Frauen zur Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs durchgeführt. Der Schwerpunkt der gesamten Aufklärung bezog sich immer auf Gebärmutterhalskrebs!

Die Studien mit Jungen und Männern wurden erst später begonnen. Die Jungen können genauso wie Mädchen von der Impfung profitieren. Wichtig ist, dass eine HPV-Impfung auch vor bestimmten Erkrankungen schützen kann, die auch viele Männer bekommen können. Zum Beispiel, je nach verwendetem Impfstoff vor Genitalwarzen.

Sie sind sehr schwer zu therapieren und zudem ist die Therapie auch noch sehr unangenehm. Außerdem kann die Impfung vor bestimmten Krebsarten schützen, die auch Männer betreffen können.

Die HPV-Impfung ist für Männer also genauso wichtig wie für Frauen. Wir können uns vor bestimmten Krebsformen schützen, warum tun wir es nicht?

Die HPV-Impfung ist von der STIKO für alle Personen von 9 bis 17 Jahren empfohlen. Auch Personen die älter als 17 Jahre sind, können ggf. noch von einer HPV-Impfung profitieren. In einigen Ländern wird die Impfung für viele Menschen schon bis zum 40. Lebensjahr empfohlen.

Vielen Dank, Herr Professor Brockmeyer!

Habt ihr trotzdem noch Fragen? Welche Überlegungen legt ihr bei eurer Entscheidung für oder gegen eine Impfung zugrunde? Ihr könnt euch gern auch noch weiter informieren auf der Website von #entschiedengegenkrebs. Ansonsten könnt ihr auch einfach mal in eurer Gynäkologie- oder Kinderarzt-Praxis nachfragen…

Und vielleicht noch abschließend: Wir wissen natürlich, wie kontrovers Impfungen, dieses „Training“ des Immunsystems, diskutiert werden, aber genau deswegen ist es uns so wichtig, wirklich bei Fachpersonen nachzufragen.

Unser Beitrag einer Kinderärztin „Darum ist es so wichtig, dein Kind zu impfen“ gehört nicht umsonst zu den meist geklickten bei uns im Blog. Noch immer bekommen wir regelmäßig dankbare Rückmeldungen zu dem Text, weil er aufklärt ohne dogmatisch zu sein. Weil er bei allen Abwägungen zum Thema zeigt, dass wir dankbar sein sollten, dass es die Möglichkeit der Impfung heute gibt.

Wie gut, dass die Forschung im Hintergrund immer weiterarbeitet, um uns auch künftig besser zu schützen – wenn wir es denn wünschen.

 


7 comments

  1. Impfen bis der Arzt kommt schütz nicht vorm selber denken….
    Vorweg, bevor hier die große Kritik losgeht- ich bin nicht nur Krankenschwester, sondern auch Biologin. Was ich auf gar keinen Fall bin, ist Impfgegnerin.
    Aber – ein bisschen kritisch denken und sich mit dem was man so schreibt auseinander zu setzten ist immer gut!
    Zur Erklärung:
    Es gibt über 100 verschiedene HPV Virenstämme, nur circa 20 davon sind bisher in Verbindung mit Krebs gebracht wurden.
    In einer Impfung ist niemals nur der Impfstoff und Kochsalz. Es sind immer noch andere Hilfs- und Trägerstoffe enthalten, wie z.B Aluminium- und Phenolverbindungen oder Formaldehyde. Das alles sind, ja nach Dosis und Typ, Stoffe die Nebenwirkungen auslösen können.
    Eine Impfung ist daher nicht nur mit einer Wirkung, also dem Schutz, sondern immer auch mit einer möglichen Nebenwirkung verbunden.
    Bevor ich mein Kind also impfe-und Impfungen gibt es mittlerweile viele sinnvolle aber leider auch immer mehr sinnfreie-sollte ich mich über den Nutzen der Impfung informieren!
    HPV Viren können durch Safer Sex an der Übertragung gehindert werden-genau wie Aids!
    Klärt eure pubertierenden Kinder also lieber über die Gefahr von Geschlechtskrankheiten auf-den vor Aids schützt keine Impfung!
    Des Weiteren erkennt der Frauenarzt in einem vaginaler Abstrich befallene Zellen und leitet Gegenmaßnahmen ein und beobachtet euch weiter. Geht ihr also regelmäßig zum FA und achtet beim Sex mit wechselnden Geschlechtspartnern auf EURE Sicherheit, dann könnt ihr euch die Impfung schlicht sparen.
    Und mit ihr auch die vielen Nebenwirkungen, die grade bei dieser Impfung sehr oft auftreten.

    Meine Kinder sind übrigens mit dem wichtigsten Impfungen versehen-nach abwägen von Nutzen und Risiko. Leider hat der kleiner einen Impfschaden erlitten. Daher ist es mir eine Herzensangelegenheit, das ihr nachdenkt, euch informiert und kritisch hinterfragt!

    Schade, das das bei der Recherche zu diesem Artikel scheinbar nicht passiert ist!

    1. Ich bin ebenfalls Biologin,
      Ich bin ebenfalls Biologin, wenn auch keine Expertin für Impfstoffe. Ich betrachte diese Impfung auch sehr kritisch und zweifle an ihrem Nutzen (nicht unbedingt an der Wirksamkeit). Mein letzter Stand ist jedoch, dass HPV grundsätzlich durch Schleimhautkontakt übertragen wird. So steht es auch im Text. Also auch zumindest theoretisch durch Zungenküsse. Safer Sex schützt vor vielen Krankheiten, nicht aber zwingend vor HPV.
      Ich stehe demnächst auch vor der Entscheidung, ob meine Kinder geimpft werden sollen. Ich bin noch nicht entschieden.

    2. Weitere Infos
      Liebe Marylin, danke für deinen besonnenen Kommentar! Wir haben uns für diesen Artikel bei „Entschieden.Gegen Krebs“ informiert. Vor diesem Hintergrund vielleicht für dich nochmal zur Beruhigung: Es liegen mittlerweile für die HPV-Impfung gesammelte Sicherheitsdaten vor, die mehrere Millionen Personen einschließen und das Risiko für ein breites Spektrum an gesundheitlichen Problemen in geimpften und nicht-geimpften Personen miteinander vergleichen. Das globale Beratungskomitee für die Sicherheit von Impfstoffen (GACVS) der WHO ordnet die HPV-Impfung als extrem sicher ein.
      Seit Lizensierung von HPV-Impfstoffen im Jahr 2006 werden Daten zur Sicherheit der Impfstoffe in der Praxis gesammelt. Das globale Beratungskomitee für die Sicherheit von Impfstoffen (GACVS) der WHO führte eine erste Überprüfung dieser Daten im Jahr 2007. Auch in den folgenden Jahren und zuletzt 2017 wurden diese Daten überprüft. Du kannst dich auch hier nochmal weiter belesen, wenn dich das interessiert.

      https://www.who.int/vaccine_safety/committee/topics/hpv/June_2017/en/

      Liebe Grüße!

    3. Kondome bieten leider keinen Schutz
      Leider ist die Aussage Safer Sex verhindert die Ansteckung mit HPV absolut falsch! Die Ansteckung ist auch mit Kondom möglich. Denn für die Ansteckung reicht auch normaler Hautkontakt aus, dafür braucht es nicht unbedingt Schleimhautkontakt. Kondome sind also auf keinen Fall ein sicherer Schutz gegen die Ansteckung mit HPV! HPV ist auch per Schmierinfektion übertragbar, es würde also auch ausreichen, dass man sich das Handtuch mit einer aktuell infektiösen Person teilt. Nur zur Info und was man so zum Thema ist die Impfung wirklich nötig, die Ansteckung kann man dich mit Kondomen verhindern… NEIN das kann man leider nicht so einfach

    4. Liebe Maylin,

      Liebe Maylin,
      darf ich nachfragen, welche Art von Impfschaden dein Kleiner erlitten hat? Es wurde ja viel Unsinn verbreitet a la „Impfen verursacht Autismus“. Aber ich habe noch nie von einem „echten“ Impfschaden erfahren, daher würde es mich tatsächlich sehr interessieren, denn ich kann mir darunter nichts Konkretes vorstellen. Danke vorab für deine Auskunft!

    5. Mitdenken ist so wichtig!
      Liebe Mailyn,
      ich bin ganz bei Dir was das Mitdenken beim Impfen angeht. Auch meine Kinder sind geimpft, aber ausgesucht.
      Unsere knapp 10jährige Tochter haben wir allerdings bereits gegen HPV impfen lassen und werden auch unseren Sohn, wenn er das Alter hat, dagegen impfen lassen.
      Ich war vorher auch eher zurückhaltend eingestellt, was diese Impfung angeht. Nachdem meine Schwester allerdings im vergangenen Jahr an einer leichten Form von Gebährmutterhalskrebs erkrankt ist, ausgelöst durch HPV, habe ich meine Meinung revidiert.
      Sie hat uns mit vielen Informationen versorgt, wir haben uns ebenfalls noch einiges zu dem Thema durchgelesen und so haben wir uns dann dieses Jahr für die Impfung entschieden.