Liebe Janina, dein kleiner Sohn ist ein halbes Jahr alt und ein absolutes Wunschkind…
Ja, das ist er. Ich würde sagen, er ist eins der geplantesten und gewünschtesten Kinder der Welt.
Nun sind die Umstände seiner Entstehung etwas anders als bei anderen, denn du hast ihn – geplant – zusammen mit deinem Ex bekommen.
Ja. Im Grunde begann alles mit einem Scherz. Wir waren einige Jahre zusammen gewesen und hatten irgendwann gemerkt, dass unsere Beziehung nicht mehr funktionierte. Wir entschieden uns, Schluss zu machen, blieben aber Freunde. Dabei stellten wir fest, dass unsere Freundschaft viel besser funktioniert als unsere ehemalige Paar-Beziehung.
Ihr habt also weiter Zeit miteinander verbracht?
Ganz genau. Wir unternahmen weiterhin Dinge. Irgendwann waren wir dann mit Freunden etwas trinken und kamen auf das Thema „Singles in Berlin“ zu sprechen. Zu später Stunde scherzten wir: „Na ja, wenn wir niemandem finden, dann könnten wir ein gemeinsames Kind haben… hahahaha…“ Zu diesem Zeitpunkt war das noch nicht mehr als ein witziger, dahingesagter Gedanke.
Ich habt dann aber ernst gemacht und seid wirklich in die Babyplanung eingestiegen. Wie können wir uns das vorstellen? Denn der Weg ist ja schon ungewöhnlich: Erst verliebt, dann getrennt, schließlich Kinderwunsch und dann ein „Hey, lass uns ein Baby machen“?!
Na ja. So einfach war es nicht. Wie schon gesagt haben wir in Rahmen unserer Freundschaft weiterhin Dinge unternommen. Einige Jahre später (nach dem Witz damals) haben wir realisiert, dass uns die Zeit davonläuft und langsam die biologische Uhr tickt. Ich war 38.
Die Gespräche über ein mögliches gemeinsames Baby wurden also konkreter?
Genau. Wir fingen an, ernsthaft zu reden. Würden wir das hinkriegen mit einem gemeinsamen Kind? Es waren mehrere Treffen, Abende, einige Drinks, Spaziergänge, Mittagsessen und sogar Zelt-Abende, bei denen wir uns Gedanken machten, wie so ein Plan funktionieren könnte.
Wie können wir uns das vorstellen?
Nun, wir haben uns verschiedene Szenarien vorgestellt und diskutiert, wie wir – zusammen, aber als Nicht-mehr-Paar – mit den ganzen „Wenns und Abers“ umgehen können. Wir haben versucht, alle mögliche Varianten zu durchdenken, zu überlegen, wo Probleme bzw. Konflikte entstehen können und dann aber auch gleich versucht, eine mögliche Lösung dafür zu finden. Nach und nach wurde der Plan dann also realistischer und wurde konkreter, greifbarer, vorstellbarer.
Und dann?
Irgendwann war einfach so gut wie alles gesagt. Also zumindest alles, was uns bis dahin eingefallen war. Es blieb dann nur noch das „Machen“ übrig. Das „Wie“ könnt ihr euch bestimmt schon vorstellen, aber es blieb wirklich bei dem einen Mal. Es genügte ein Versuch und schon war der Kleine unterwegs.
Wie war das in der Schwangerschaft? Ging er mit zu Ultraschallterminen?
Ja klar, er war immer dabei. Das war eine Abmachung in unserer langen Planung. Für uns gilt: Als Vater hat er nicht nur die Pflicht, sondern auch das Recht, sein Kind mitwachsen zu sehen. Wir wollten das so und es war selbstverständlich, dass er mitkommt.
Und kam in dieser Zeit nicht vielleicht doch die Liebe zurück?
Die Liebe ist nie weggegangen. Die Liebe ist immer noch da. Es ist aber eben eine andere Art der Liebe, keine Beziehungsliebe, keine Partnerschaft. Sie hat sich im Laufe der Jahre einfach verändert und verwandelt in eine sehr enge, sehr familiäre Bindung. Ganz ohne Liebe hätte ich mir das nicht vorstellen können. Aber zusammenkommen werden wir eher nicht mehr. Es ist gut so, wie es jetzt ist.
War er denn mit bei der Geburt? Falls ja: wie war das für dich in so einem intimen Moment? Falls nein: Wie hast du ihm von eurem Kleinen erzählt?
Ja. Wie schon erzählt, war das Thema Begleitung und Teilhabe ein wichtiger Teil unserer Planung. Es war schön, dass er dabei war! Mir war weder irgendetwas peinlich noch unangenehm. Wir kennen uns schon so lange, wir haben schon so viel miteinander erlebt. Es war also nicht das erste Mal, dass er mich ohne Kleidung sah 😉 Und für uns war und ist auch klar: Es geht hier um unseren Kleinen. Da ist alles andere zweitrangig.
Und nach dem Krankenhaus seid ihr dann beide in eure eigenen Wohnungen gefahren? Er zu sich und du mit Baby zu dir?
Nein. Wir kamen zu Dritt zu mir nach Hause. Er hat sich Urlaub genommen und war die ersten Wochen für uns da.
Wie oft sieht der Papa das Kind? Und ist der Kleine auch mal mehrere Stunden oder Tage bei ihm?
Es ist unterschiedlich. Da der Kleine noch auf meine Brust angewiesen ist, haben wir uns bis jetzt abhängig davon organisiert. Die ersten Wochen klappte es mit dem Stillen nicht so gut und daher hat er den Kleinen auch ein paar Mal über Nacht zu sich genommen, so dass ich mich ein bisschen ausruhen konnte.
Der Kleine hat zum Glück von Anfang an auch die Flasche genommen. Als es mit dem Stillen dann besser funktionierte, war er erstmal nicht mehr über Nacht beim Papa, weil ich mich sorgte, dass die Milch zurückgehen könnte.
Es kam aber auch schon vor, dass der Papa bei uns übernachtete. Wir treffen uns auf jeden Fall regelmäßig – entweder bei mir oder bei ihm. Je nach Zeit, Wetter und Lust, unternehmen wir Dinge zusammen. Jetzt fängt auch endlich die Zeit an, wo wir auch längere Papa-Sohn Tage organisieren, das wird jetzt mit der Einführung der Beikost einfacher.
Wo lagen/liegen die größten Schwierigkeiten eurer Familienkonstellation? Wo die größten Vorteile?
Schwierigkeiten gibt es immer, habe ich gelernt. Selbst Paare, die zusammen sind, haben große Konflikte. Ich glaube, wir haben die gleichen Schwierigkeiten, wie alle anderen, die am Anfang vielleicht doch mit der neuen Situation etwas überfordert sind (obwohl viele das ja nicht so gern zugeben möchten…. ).
Manchmal ist es als Nicht-Paar leichter, eine Lösung zu finden, manchmal schwieriger. Insgesamt ist es bei uns nicht leichter oder schwieriger als bei anderen, glaube ich. Neulich quatschte ich mit einer Freundin, die auch vor kurzem Mutter geworden ist und sie kotzte sich mal so richtig aus. Sie meinte: „Entweder wir ändern etwas oder wir machen Schluss“. „Tja“, sagte ich, „darüber muss ich mir keine Gedanken machen. Wir haben schon längst Schluss."
Würdest du denn alles wieder so machen?
Eindeutig ja. Ich würde diese Konstellation noch einmal wählen. Allerdings habe ich auch sehr viel von und mit dem Kleinen gelernt. Von unserer Situation selbst und von uns beiden.
Sagen wir mal so: hinterher ist man immer klüger. Vielleicht würde ich hier und da noch eine kleine Stellschraube anders ausrichten, aber im Wesentlichen bliebe alles so wie es ist.
4 comments
Ich finde nicht das es ausgedacht klingt. Bei uns war es auch so das ich schon relativ früh über Nacht nicht daheim war, obwohl ich gestillt habe (hatte eine mobile Pumpe). Und warum sollte es nicht klappen beim 1.Mal mit 38? Ich war zwar nicht 38 aber immerhin 30 und 33 und auch da hat es direkt geklappt. Ich finde jedes Familienmodell hat seine Daseinsberechtigung, so lange alle Beteiligten zufrieden sind. Und unkompliziert ist es immer dann wenn miteinander gesprochen wird und beiden das Ziel wichtig ist. Und Konflikte gibt es immer in jeder zwischenmenschlichen Beziehung mal mehr mal weniger.
Wichtig ist das eigene Bedürfnis auch mal zurück zu stellen und sich darüber zu freuen was man selbst hat und nicht zu sehen was andere haben. Das haben viele verlernt.
Könntet ihr bitte irgendwann ein Folgeinterview mit Janina machen? Ich wüsste gern, ob es weiter so unkompliziert läuft, wie sie das hier darstellt.
Eigentlich eine schöne
Eigentlich eine schöne Geschichte, die hoffentlich stimmt… aber schwanger beim 1. mal mit 38? Ein junges Baby über nacht beim Papa lassen? An sich glaubwürdig wenn es die Flasche nimmt, aber hatte die Mutter keine Schmerzen nach so langer Stillpause? Ich hoffe sehr diese Geschichte ist nicht ausgedacht um älteren Frauen Mut zu machen…
Das klingt total wie ein
Das klingt total wie ein ausgedachtes Interview. Was für ein Blödsinn.