Aua, mein Herz: Manchmal ist der Mama-Job ganz schön ungerecht

"Du, Mama, weißt du was. Ich glaube, ich möchte jetzt bei Oma wohnen. Gestern, als wir zusammen Hausaufgaben machten, da ist sie mit mir in den Wald gegangen, um kleine Äste zu sammeln, damit ich die in der Schule zeigen kann, weil wir grad Bäume durchnehmen. Sowas würdest du niemals mit mir machen."
 
Bääm. Das saß. Mein Herz krampfte kurz. Wie oft hatte ich ihn gefragt, ob wir mal mit den Hunden zusammen in den Wals gehen. Nö. Ob wir mal mit dem Fahrrad durch den Wald heizen. Nö. Darf ich Ipad? Nö. Bätsch. Und jetzt? Die Oma. Die ist super. Die hat wenigstens Zeit für mich. Du musst ja immer nur arbeiten, Mama. Autsch.
 
Ich überlegte, ob ich ihm sagen sollte, wie ich mich fühlte. Aber ich dachte: Erstmal sacken lassen. Er meint das ja nicht böse. Für ihn ist das grad einfach eine Feststellung.
 
Als wir später Fußball spielten (ja, ich bin nun wirklich kein notorischer Stubenhocker) sprach ich es aber doch nochmal an. Ich sagte, dass ich es richtig super finde, wie toll er sich mit Oma versteht und dass es ein Glück ist, so einen tollen Menschen zu kennen – und auch noch mit ihm verwandt zu sein.
 
Ich sagte aber auch, dass ich natürlich nicht böswillig nicht bei jeder Hausaufgabe mit ihm in den Wald gehe, sondern dass er oder seine Geschwister eben auch noch Hobbys haben, zu denen ich sie bringe und von denen ich sie abhole. Dass ich arbeite, um Geld für sein cooles neues Fahrrad zu verdienen, für seine Kleidung, für sein und unser Leben.
 
Und dass die Oma ja auch nicht seine schmutzige Wäsche waschen oder ihm beim Zimmer aufräumen helfen muss. Dass die Oma nicht für ihn kocht, putzt und die Spülmaschine ausräumt. Dass das natürlich auch alles Zeit kostet und dass es dann aber eben super ist, wenn man eine Oma hat, die dann mit einem in den Wald geht, während die Mama arbeitet oder den Küchenfußboden wischt.
 
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das bei ihm ankam. Oder ob es ihn überhaupt interessierte. Er ist ein glückliches Kind, weil die Oma mit ihm Äste gesammelt und dann in sein Arbeitsheft geklebt hat. Aber für mich war dieses Gespräch beim Fußball wichtig. Weil ich so erst so deutlich sah, wie gut es ist, Menschen an der Seite zu haben, die die eigenen Kinder – und damit auch uns – glücklich machen.

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