WANTED-GESUCHT: Wo ist mein Hirn – und meinen Schlüssel suche ich auch….

Mit zwei Einkaufs-Taschen über der Schulter und einem hungrigen Baby auf dem Arm versuche ich, den Haustür-Schlüssel aus meiner Jacken-Tasche zu ziehen. Dazu muss ich ihn aber erstmal finden. Einmal rechte Tasche, dann linke Tasche. Hä? Wo ist mein Schlüssel? Akrobatisch in die Po-Tasche meiner Jeans gegriffen. Auch nicht. Dann ist er mir sicher im Auto aus der Jackentasche gerutscht. 

Ich lege die Einkaufstasche ab, gehe zurück ins Auto. Mit einem Baby auf dem Arm unter Sitze zu kriechen – nicht besonders clever. Also Baby in den Maxi Cosi, wo es einen Schreianfall kriegt. Scheisse. Ich finde den Schlüssel nicht. Ach ne, bitte nicht…Eine leise Ahnung kriecht in mir hoch. 

Vielleicht hab ich ihn in die Einkaufstüten? Aber wieso sollte ich das tun? Egal, ich guck lieber noch mal nach. Also Baby wieder auf den Arm und zurück zur Haustür. Einmal alle Einkäufe rausgeräumt, nix Schlüssel, alle Einkäufe wieder rein. 

Langsam muss ich der Tatsache ins Auge sehen: ich habe den Schlüssel verloren. Verdammt. 

Weil die Kleine so hungrig ist, stille ich sie schnell vor dem Haus. Dann zurück zum Auto. Ich will die Strecke abfahren und überall nach dem Schlüssel suchen. Nur: Es ist 12 Uhr und die Kleine ist reif für den Mittagsschlaf. Na, das kann ja was werden. 

Zuerst düse ich zu meiner Freundin, der ich etwas zurück gebracht habe, was ich mir geliehen hatte. Parke genau wieder da, wo ich vorhin stand. Laufe den Weg bis zu ihrer Haustür zwei mal ab, klingel, gucke bei ihr in der Wohnung. Nix. 

Zurück zum Auto und zu dem kleinen Marktstand, der zweimal die Woche in der Nähe der Ubahn Gemüse und Obst anbietet. Ich umrunde den Stand drei mal, spreche mit dem Verkäufe, schiebe die Planen vor und zurück, gucke sogar zwischen den Äpfeln… Nix. 

Mist. Die Kleine heult. Den einzigen Ersatzschlüssel habe ich vor zwei Wochen bei unseren Nachbarn abgeholt und ihn in die Küchenschublade gelegt, weil ich ihn einer anderen Freundin geben wollte. Er liegt nach wie vor in der Küchenschublade. Mmpf. 

Ich rufe den Gatten an. Er ist zum Glück nicht auf Dienstreise, sondern in Berlin. "Ich hab den Schlüssel verloren. Du musst heim kommen und mich reinlassen", sage ich. "Verloren? Bist Du sicher, dass Du den Schlüssel überhaupt mitgenommen hast und er nicht zu Hause liegt?"

Die Frage ist nicht ganz unberechtigt. In den letzten 5 Monaten habe ich mich schon dreimal ausgeperrt, weil ich übermüdet und vollbepackt einfach die Tür zugezogen habe. Das sind dann die Momente, in denen ich innerlich zu Rumpelstilzchen mutiere. 

"Nein, ich bin nicht blöd. Ich habe ihn ganz sicher mitgenommen", sage ich. Und sehe vor meinem geistigen Auge ganz deutlich, wie ich absperre. Und den Schlüssel in die Jackentasche stecke. 

"Dann lass uns an der Ubahn-Station treffen, ich brauch aber noch 30 Minuten", sagt der Mann. Die Kleine heult mittlerweile ganz schön, mag aber weder auf dem Arm, noch im Maxi Cosi einschlafen. Entsetzlich lange 30 Minuten später steigt der Liebste aus der Bahn, drückt mir seinen Schlüssel in die Hand und einen Kuss auf den Mund und nimmt direkt die nächste Bahn zurück ins Büro. Tolle Mittagspause, der Arme. 

Ich düse mit dem völlig fertigen Baby nach Hause, stecke den Schlüssel ins Schloss, drehe ihn um. Ups. Nicht abgeschlossen? Ähm. Oh. Huch, da liegt ja mein Schlüssel auf dem Fensterbrett. Himmel, ich hab echt Halluzinationen. Der Film vor meinem inneren Auge ist so real. Und eben doch nicht wahr. 

Ich lege mich mit dem Baby ins Bett und wir beide schlafen nach wenigen Sekunden ein. Bei dem Baby war das klar, sie war ja fast eine Stunde Mittagsschlaf-überfällig.

Und bei mir zeigt es eigentlich auch nur, dass ich einfach zu müde bin, um voll zurechnungsfähig zu sein. Immerhin schlafe ich seit über fünf Monaten nicht durch. Da darf man ja wohl hin und wieder einen Schlüssel verlegen… Oder :-)?

 


2 comments

  1. Oh Mann…ich habe mich
    Oh Mann…ich habe mich gerade wieder sowas von wiedergefunden in diesem Artikel! Nicht nur dass ich ständig irgendwelche verlege, ich vergesse doch tatsächlich Sachen die ich vor 5 Sekunden noch im Kopf hatte. Ich laufe in den Keller, stehe unten und weiß nicht mehr was ich von dort holen wollte. Ok, sowas passiert ab und zu denken sich jetzt viele. Aber sowas passiert mit ständig! Manchmal denke ich echt, ich werde irre. Aber ich merke auch, sobald wieder etwas Ruhe eingekehrt ist zuhause, ich alles an Haushalt fertig habe, Kids abgeduscht, abgefüttert, alle im Bett liegen und ich DANN was im Keller suche…dann geht mir nichts an Gedanken verloren. Ich gehe runter und weiß unten immernoch genauso wie vorher oben auch, was ich wollte. Komisches Phänomen. Ob das wohl irgendwie mit Kinder und Alltagsstress zusammenhängt? Kleiner Scherz :-))

    Das schönste Erlebnis hatte ich aber auch mal mit einem Schlüssel. Hat jetzt zwar nichts mit Vergessen zu tun, aber ist ähnlich verpeilt. Und zwar mit einem Autoschlüssel. Smart um genau zu sein. Ich parke mit meinem 1,5 jährigen Sohn vor unserem zukünftigen Kindergarten, steige gerade aus, mein Sohn kräht nach seinem Lieblingsspielzeug, dem Autoschlüssel – und ich reiche ihm das Teil ohne nachzudenken. Steige aus, schlage die Tür zu, gehe rum zum Beifahrersitz um meinen Sohn aus dem Auto zu holen und genau in der Sekunde wo ich um das Auto rumlaufe, aber die Tür noch nicht erreicht habe, drückt der Kleine auf den elektronischen Schlüssel und zwar auf „abschließen“. HA! In dem Moment bleibt für einen Moment echt das Herz stehen. Ich draußen. Er drinnen. Schlüssel in der Hand und lacht. Ich habe dann mit ganz wilden Gesten klarmachen wollen dass er doch bitte irgendwie nochmal auf den Schlüssel drücken soll. Fand er anfangs sehr lustig und hat nur wild mit dem Schlüssel hin und hergewedelt während ich das Ganze nur mit panikerfüllten Augen beobachtet habe. Er hält den Schlüssel immer wieder hoch und runter, ich natürlich weiterhin voller Hoffnung dass er ausversehen doch auf den AUF -Knopf kommt und dann kam was kommen musste. Er hat den Schlüssel fallengelassen. Da lag das gute Teil nun auf der Beifahrerfußseite und er angeschnallt im Kindersitz. Glückwunsch. Zu dem Zeitpunkt war ihm das Spiel dann auch zu blöd und aus Begeisterung und Lachen wurde langsam aber stetig Unzufriedenheit weil er im Auto saß und ich draußen vor der Tür stand und einfach nur mit großen Augen reinglotze. Er fing an zu heulen, ich fing an zu heulen, so standen wir Gesicht an Gesicht mit der Fensterscheibe zwischen uns und Fazit der Geschichte war: Ich habe meinen Mann erreicht, der auch aus der Innenstadt mit dem Ersatzschlüssel kommen musste. Der wurde mir dann wortlos in die Hand gedrückt und den Rest des Tages war ich zum ersten Mal sehr still und habe ihm ausnahmsweise Recht gegeben was das Spielen mit Schlüsseln angeht. Ach ja, Autoschlüssel gebe ich seit diesem Erlebnis nie wieder aus der Hand :-)))
    lg
    Hiyeun