Interview zum Thema Cyber Mobbing – wie schütze ich mein Kind vor Angriffen im Internet

Ihr Lieben, es gab eine Zeit, da war ich nicht besonders beliebt in der Klassengemeinschaft. Das war hart und ich habe ganz schön darunter gelitten. Wie wir alle wissen, reichen oft schon Kleinigkeiten, um sich "ins Aus" zu schießen. 

Zu meiner Schulzeit hieß das, dass man alleine am Pausenhof rumstand – heute hat sich das Mobbing verändert. Denn es spielt sich zum großen Teil im Netz ab. Immer wieder hört man von Fällen, bei denen Jugendliche aufs Gemeinste online schikaniert werden. Dass unangenehme Fotos verbreitet werden, Whatsapp-Gruppen rein zum Lästern gegründet werden, dass es wüste Beschimpfingen in den sozialen Netzwerken gibt. 

Unsere Kinder wachsen alle ganz anders als wir mit dem Internet auf. Es gehört für sie ganz natürlich dazu – und das ist auch gut so. Allerdings müssen wir Eltern aufpassen, was und mit wem die Kinder im Netz kommunizieren. Und wir müssen wachsam sein, um die ersten Anzeichen von Cyber-Mobbing zu erkennen. 

Wir haben mit Celina Kranich von der Telekom Computerhilfe über das Thema Mobbing im Internet gesprochen. Celina Kranich und ihre Kollegen beraten täglich Kunden bei Fragen rund um PC, Smartphone und Co., retten verloren geglaubte Dateien, säubern virenverseuchte Rechner oder unterstützen aktiv gegen Rufschädigung im Internet. Vielen Dank für die spannendenden Antworten: 

Cyber-Mobbing – ein relatives neues Phänomen. Aber deshalb nicht weniger akut. Gibt es Zahlen, wieviele Kinder/Jugendliche davon betroffen sind?

Das Phänomen Cyber-Mobbing ist durch die Digitalisierung der Kommunikation zu einem ernsten Problem geworden und erreicht vor allem bei Jugendlichen eine neue Dimension. Kein Wunder – denn einen Großteil ihrer Freizeit verbringen die Kids zunehmend interaktiv. Freundschaften und Beziehungen werden heute ganz selbstverständlich per Handy gepflegt, ebenso Videos und Fotos im Netz geteilt. Das hat aber auch seine Schattenseiten. Wir von der Computerhilfe der Telekom haben dazu eine repräsentative Online-Umfrage unter Eltern beauftragt. Das Ergebnis ist alarmierend: Jeder Vierte Befragte kennt ein Opfer von Cyber-Mobbing im persönlichen Umfeld. Bei 7 Prozent waren sogar die eigenen Kinder betroffen. Die Experten sind sich einig, dass uns das Thema in den nächsten Jahren weiter begleiten wird und die Zahlen noch steigen werden.

Wie kann ich als Eltern erste Anzeichen bei meinem Kind erkennen, dass es Cyber-Mobbing erlebt?

Die Reaktionen der Kinder können sehr unterschiedlich sein. Vermehrte gesundheitliche Probleme wie Bauchschmerzen oder Schlafstörungen können ebenso ein Anzeichen sein wie plötzliche Verhaltensänderungen. Einige ziehen sich zurück, um keine Angriffsfläche mehr zu bieten. Andere spielen die Situation erst einmal herunter – hier sind Geduld und Gesprächsangebote der Eltern gefragt. 

Optimalerweise wissen Eltern, was die eigenen Kinder im Internet machen, in welchen sozialen Medien sie sich bewegen und mit wem sie Kontakt haben. Entscheidend ist dabei, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und Interesse zu zeigen – nicht nur am realen Leben sondern eben auch an den digitalen Gewohnheiten. Wie wäre es zum Beispiel, einmal gemeinsam im Internet nach lustigen Videos zu suchen und diese zu „liken“ oder zu teilen? Dabei kann man ganz nebenbei auf die Gefahren aus dem Netz aufmerksam machen. Auf einer solchen Vertrauensbasis fällt es den Kindern leichter, eventuelle Probleme anzusprechen. 

Wo erfahren die meisten Kinder/Jugendliche Cyber-Mobbing und kann man sagen, was die Haupt-Mobbing-Gründe sind?

Unsere Umfrage hat ergeben, dass Cyber-Mobbing hauptsächlich in sozialen Netzwerken und Messenger-Diensten stattfindet. Die Auslöser dafür können vielfältig sein. Der Übergang zwischen einem Scherz über das Aussehen bis hin zu Bloßstellung und Beleidigung im Internet ist oft fließend. Was für den einen ein vermeintlich harmloser Witz ist, bedeutet für den Betroffenen meist psychische Qual. Oft geht dem Cyber-Mobbing eine lange Streitigkeit im realen Leben voraus, in anderen Fällen passiert es aus heiterem Himmel. Konflikte in der Klasse können sich zum Beispiel plötzlich ins Internet verlagern. Auch wenn eine Freundschaft auseinanderbricht, kommt es häufig vor, dass intime Geheimnisse oder persönliche Details, wie Fotos oder Videos, ungewollt veröffentlicht werden.

 Wie kann ich Mobbing im Netz vorbeugen?

Gemeinsam mit dem Kind sollten die Privatsphäre-Einstellungen bei Facebook & Co angepasst werden. So kann man verhindern, dass nicht alle Daten automatisch für alle Nutzer sichtbar sind oder über die gängigen Suchmaschinen gefunden werden können. Prüfen Sie auch, wer die Beiträge des Kindes sehen und posten kann oder wer Ihr Kind auf Bildern markieren kann: Nur ausgewählte Freunde oder die gesamte Öffentlichkeit? Ratsam ist es auch, in regelmäßigen Abständen die Freundesliste zu aktualisieren und gegebenenfalls einige Kontakte auszusortieren. Denn je überschaubarer die Liste, umso einfacher ist es, die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten. 

Darüber hinaus gibt es ein paar Grundregeln, die man den eigenen Kindern mit auf den Weg geben kann. Dazu gehört, niemals unüberlegt zu posten. Sensibilisieren Sie Ihre Kinder für die Inhalte die es veröffentlicht. Der Unterschied zwischen vertraulichen und öffentlichen Inhalten sollte bekannt sein. Hilfreich ist es, einen gedanklichen Schulhof-Check zu machen und sich zu fragen: Würde ich ein bestimmtes Foto oder eine Information auch auf dem Schulhof herumerzählen? Denn wenn peinliche Texte oder Bilder erst einmal im Netz sind, erreichen sie oft ein großes Publikum. 

Was sollte ich als Erstes tun, wenn ich merke, dass mein Kind Cyber-Mobbing ausgesetzt ist?

Unerwünschte Inhalte verbreiten sich im Netz extrem schnell. Daher ist es wichtig, umgehend aktiv zu werden, um die Verbreitung einzudämmen. Konkret heißt das, sich zunächst einen Überblick zu verschaffen: Wer ist der Täter oder sind es vielleicht sogar mehrere? Wo wird gemobbt? Worum geht es konkret? Oft kennen sich Täter und Opfer von der Schule. Dann lohnt es sich unbedingt, auch die Lehrer zu Rate zu ziehen. In jedem Fall kann der Betreiber der Seite informiert werden, auf der das Cyber-Mobbing stattfindet. So kann der Täter geblockt werden. Gleichzeitig sollten Screenshots von den unerwünschten Inhalten gemacht werden, die als Beweismittel dienen können. Denn manchmal sollten die Opfer eine Anzeige in Betracht ziehen. 

Wie genau sieht die Computerhilfe Plus der Telekom aus?

Damit es erst gar nicht zu Cyber-Mobbing kommt, setzten wir einen besonderen Schwerpunkt auf Vorbeugung und geben unseren Kunden Tipps und Tricks für die sichere Nutzung sozialer Netzwerke. Denn wenn der Ernstfall eintrifft und sich rufschädigende Inhalte erst einmal im Netz befinden, ist es oft schwer, sie vollständig zu löschen. Mobber können hartnäckig sein, indem sie Inhalte auf vielen verschiedenen Plattformen streuen. Auch einfache Social-Media-Posts ziehen oft unüberschaubare Reaktionen auf anderen Kanälen nach sich, was eine vollständige Löschung kompliziert macht. Wir von der Telekom Computerhilfe Plus unterstützen Familien in solchen Fällen. Unsere Experten gehen sofort gegen alle Formen von Cyber-Mobbing vor, ob Beleidigungen, üble Nachrede oder diffamierende Fotos und Videos. Jeder Fall wird individuell analysiert, um eine passende Strategie zu entwickeln und die richtigen Maßnahmen umzusetzen. Bis die Löschung der relevanten Inhalte erfolgt, müssen beispielsweise die richtigen Ansprechpartner und Kontakte recherchiert werden, die Vermittlung zwischen den Konfliktparteien ins Rollen gebracht, Gegendarstellungen verfasst und alle relevanten Kanäle beobachtet werden. So können wir in enger Zusammenarbeit mit Eltern und Kindern den guten Ruf der Betroffenen wiederherstellen. Alle Infos rund um die Computerhilfe Plus der Telekom findet ihr unter www.telekom.de/computerhilfe-plus