Ein offener Brief an Mr. Murphy

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Lieber Murphy,  wir müssen uns unterhalten, ich habe ein Hühnchen mit Dir zu rupfen. Du bist berühmt-berüchtigt, nach Dir ist sogar ein Gesetz benannt, Murphys Law. Reicht Dir Deine Popularität, die durch unzählige Brote, die mit der Marmeladenseite nach unten auf den Boden gefallen sind, nicht aus? Musstest Du mir unbedingt zeigen, dass es Dich gibt? Tu nicht so unschuldig- Du weißt, was ich meine. In den letzten Monaten hatte ich nicht EINEN Termin, den ich nicht hätte absagen können. Doch nun wollte ich am letzten Freitag und Samstag in meiner alten Redaktion arbeiten, hatte den Job schon vor Monaten zugesagt. Und mich darauf gefreut – das hätte ich vielleicht so offensichtlich nicht tun sollen, dann hättest Du mich vielleicht in Ruhe gelassen. Hast Du aber nicht. Denn was passierte? Meine Tochter bekam am Donnerstag plötzlich einen glasigen Blick, eine heisse Stirn. Fieber. Und zwar hohes. Dabei hatte sie den gesamten Winter über weder Husten oder schlimmen Schnupfen. Aber klar, kaum will ich arbeiten, geht´s los. Du weißt genau, wie man Mütter in Schwierigkeiten bringt, nicht wahr?

Ich hatte zwar die Großeltern zum Babysitten für den Kleinen eingespannt, aber ob ich ihnen auch noch ein krankes Kind aufdrücken kann? Diese Frage beschäftigte mich, neben Fiebermessen und Trösten, die ganze Nacht zum Freitag. Mein Mann versprach, keine Mittagspause zu machen und früher von der Arbeit zu kommen, damit Oma und Opa entlastet werden – und ich trotzdem arbeiten kann. Schweren Herzens bin ich ins Büro gefahren, konnte den ganzen Tag vor schlechtem Gewissen kaum was essen und habe nonstop SMS nach Hause geschickt. Und was machst Du? Anstatt von mir abzulassen, stetzt du noch einen drauf und schraubst die Fieberkurve nach oben. Über 40 Grad Fieber in der Nacht zum Samstag und für meine Tochter und mich die zweite fast schlaflose Nacht in Folge. Danke dafür. Da meine Tochter auch noch starke Bauchschmerzen hatte, hatte ich plötzlich Angst, sie könnte eine Blinddarmreizung haben. Also schickte ich sie Samstag morgen mit ihrem Vater in die Notaufnahme, während ich mich in die Ubahn schleppe und zur Arbeit fahre. "DU bist eine schlechte Mutter" säuselst du mir stundenlang ins Ohr, bis mein Mann die Entwarnung schickt. Kein Blinddarm, nur ein Virusinfekt. Arzt sagt: Alles wird gut. 

Murphy, Du hast meine Arbeitstage ganz schön erschwert. Aber mich nicht unter gekriegt – das sei dir einfach mal so gesagt. Weil ich Menschen um mich hatte, die das Brötchen umgedreht und aufgehoben haben, als es mit der Marmeladenseite nach unten fiel…Und dafür bin ich sehr dankbar!


1 comment

  1. Brief
    Liebe Mama,

    vielen Dank für Deinen offenen Brief. Ich muss Dir jedoch mitteilen, dass das nach mir benannte Gesetz nicht von mir stammt, sondern von einem Mann gleichen Namens (siehe auch hier http://userpage.chemie.fu-berlin.de/diverse/murphy/murphy.html).
    Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr es mich betrübt seit Jahrzehnten als Urheber des Missgeschick zu gelten. Dabei habe ich doch nur kommentiert und festgestellt.

    Nun, um Dir für die Zukunft etwas mitzugeben habe ich hier etwas für Dich:
    Yphrums Law:
    „Alles, was funktionieren kann, wird auch funktionieren.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Yhprums_Gesetz)

    Liebe Grüße
    Edward A. Murphy