Gastbeitrag: Die ersten 6 Wochen – Von Milchduschen und Waschmaschinen schleppen

sasrah

„Hallo, ich habe mal ein paar Zeilen über meine ersten 6 Wochen mit Baby geschrieben, vielleicht gefällt es euch ja :-)“ schreib uns Sarah aus Hamburg. Und JAAAAA, es gefällt uns so sehr, dass wir es heute unbedingt mit Euch teilen wollen. Vielen Dank und alles Liebe für Dich und Deine Familie, liebeSarah! 

 

Die ersten 6 Wochen – Von Milchduschen und Waschmaschinen schleppen

Schon – oder erst – 6 Wochen ist es her, dass unser Kleiner auf die Welt kam. Immer noch erfüllt es mich mit Stolz, dass ich es tatsächlich geschafft habe, eine Schwangerschaft zu durchleben, die Geburtsschmerzen zu überstehen und einen gesunden Jungen zu gebären. Dinge, die unzählige andere Frauen auch hinter sich haben und eigentlich das Normalste der Welt sind – trotzdem für mich immer noch unfassbar, dass ich mich nun auch zur Gruppe der Mütter zählen kann. Neben den Glücksgefühlen gibt es aber für mich auch die eine oder andere unerwartete Veränderung.

Vieles, was nun anders ist, wusste ich zwar irgendwie vorher, habe es mir aber nicht vorstellen können oder wollen. Generell habe ich mich während meiner Schwangerschaft sehr wenig mit der „Zeit danach“ beschäftigt – es war einfach zu fern.

Neulich ertappte ich mich zum Beispiel bei dem Gedanken, wohin wir eine unvergessliche Hochzeitsreise machen könnten. Ile de la Réunion? Mauritius? Bahamas? Moment, da war doch was…Auf einmal wurde mir schlagartig klar, dass wir dauerhaft zu dritt sind. Hatte ich tatsächlich kurz vergessen.

Unser Kind ist wundervoll, gesund und zufrieden. Nicht in Worte zu fassen ist das Gefühl der Liebe, wenn ich ihn ansehe. Dies nur zwischendurch, damit kein falscher Eindruck entsteht.

Nun zu dem, was ich nicht wusste. Thema Stillen zum Beispiel. Wie viele Geschichten habe ich gehört von entzündeten Brustwarzen, Milchstaus, Brustentzündungen oder „Klappte einfach nicht“. Dies war zum Glück bei mir alles nicht der Fall. Dass aber ein voller Stillbusen teilweise nerviger ist, als der Schwangerschaftsbauch, dass sich die Wahl der Kleidung zwar nicht mehr nach der Bauchtauglichkeit, dafür aber nach der Stillfreundlichkeit richtet, war mir nicht klar. Ich gehöre eher zu den „auslaufenden Exemplaren“ (meine Hebamme drückte es positiv aus, dass ich wohl wenig Probleme mit Milchstaus haben werde), bedeutet aber im Klartext: Expertin im Bereich Stilleinlagen (habe alle gängigen getestet, die von L…. sind definitiv die besten) und ein nasser Pulli, wenn ich ebendiese mal vergessen habe. Milchduschen unter der Dusche (im Radius von 30 cm ist sowohl der Duschvorhang als auch die Wand betroffen) und Sex nur mit BH (oder wirklich direkt nach dem Stillen).

Thema Sex: die ersten Versuche haben wir hinter uns –  die Freude, dass ohne Bauch wieder mehr Vielfalt möglich ist, wird getrübt von „Aua“. Hier muss ich mich wohl weiterhin in Geduld üben und meinem Körper noch etwas Zeit lassen.

Überhaupt ist es gar nicht so einfach mit dem Timing. Lust auf Knopfdruck, wenn der Kleine gerade ausreichend fest schläft, geht leider auch nicht. Mit ausreichend festem Schlaf meine ich, dass dieser nicht durchzogen wird von den unzähligen Geräuschen, die so ein Baby macht.

Davon hatte ich vorher auch überhaupt keine Ahnung. Ächzen und Stöhnen in allen Facetten und Lautstärken (je leiser und dunkler es ist, umso lauter wird er) begleiten Verdauungs – und Aufwachprozesse. Meine Hebamme entlastete meine anfänglichen Sorgen mit dem nicht vergessenen Satz: „ Wenn du eine Waschmaschine in den dritten Stock schleppst, tut es nicht wirklich weh, ist aber sauanstrengend, ungefähr so ist die Verdauung beim Säugling“, trotzdem ist für mich an Schlaf kaum zu denken, wenn jeder Pups des Kleinen von einer 10-minütigen Stöhnorgie eingeleitet wird.

Zu guter Letzt die Fremdbestimmtheit. Auch wieder so ein Fall – in der Theorie alles klar, in der Praxis aber gewöhnungsbedürftig.

Ein Spaziergang im Winter, den man spontan gerne auf 2 Stunden ausdehnen würde? Geht nicht, da Baby vielleicht mittendrin Hunger kriegt und weit und breit keine Stillmöglichkeit in der Nähe ist. Spontan Schwimmen gehen? Wer weiß, ob er da eine 4-stündige Trinkpause oder gerade eine 1-stündige einlegt? Also fleißig abpumpen üben und Papa die Flasche geben lassen.

Arzttermin morgens um 9? Gerade kaum vorstellbar, schlafe ich doch derzeit im Schnitt bis 11 Uhr, da die Nacht von Still – und Wickelpausen durchzogen ist.

Hier war meine Vorstellung vorher: Baby wacht auf, schreit, trinkt, wird evtl. gewickelt, schläft – insgesamt 20 Minuten. Realität: Baby fängt langsam an zu zappeln und zu ächzen (ca. 15 Minuten mit der Hoffnung, dass er nur pupsen muss und weiterschläft), nach dem kurzen „Hungerschrei“ kann es nicht schnell genug gehen. Verschlucken und einschlafen an der einen Brust, Bäuerchen mit Inhalt, T-Shirt wechseln, andere Seite andocken. Kurz trinken, loslassen, Milchdusche auf Kind, Bettlaken und sauberes Shirt (ca. 25 Minuten). Wickeln. Vor Müdigkeit nicht aufpassen, Mama und Kind eingepinkelt (15 Minuten). Wieder ins Bett, wahlweise nun Kind oder Mama endgültig wach oder Stichwort „Verdauungsgeräusche“- so ist auf einmal ganz schnell wieder Morgen. Zum Glück kann ich mich zu den glücklichen Müttern zählen, deren Kind nachts einen recht soliden 4h-Rhythmus hat, ich weiß – es geht schlimmer.

Abschließend konnte ich mir vorher auch nicht ausmalen, wie glücklich mich jeder Blick, jedes Zucken der Mundwinkel, jede Speckfalte, jedes zufriedene Strampeln, jedes Glucksen oder einfach nur der Anblick meines friedlich schlafenden Babys macht – wie auch jetzt gerade. Und seit zwei Tagen lächelt er mich an. Mein Herz geht auf.

 

 


13 comments

  1. Jaaaaaaa
    Mein zweiter Junge ist gerade 5 Wochen und 2 Tage alt, es läuft genauso! Hätte ich noch wissen können, der „Große“ ist erst 2 1/4, aber irgendwie vergisst man es… 😉
    Unglaubliches Wunder und Glück, und auch für jeden Pups und jedes Stöhnen bin ich einfach nur dankbar.

  2. Ich bin schon so gespannt…
    Wie das bei uns sein wird. Ich befinde mich jetzt in der 37 . SSW und sehe der ganzen Zeit noch mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. Aber dein Bericht hat mir Mut gemacht. Na dann auf zu neuen Abenteuern! Danke dir…

  3. Sex?!
    …ist das allerletzte an das ich 4 Wochen nach der Geburt denke. Aber es geht ja sicherlich auch anders 😉 ansonsten – jawoll…das Leben ist eine einzige Wundertüte mit einem kleinen Menschenwesen, das alles auf den Kopf stellt!

  4. Sex nach 6 Wochen
    finde ich echt gewagt und mutig! Da hatte ich immer noch meine Nachblutung und Dammschnitt und einfach ÜBERHAUPT keine Lust auf Sex. Aber vielleicht seid Ihr ja noch nicht so lange zusammen wie mein Mann und ich. Aber Sex war wohl das einzige, worauf ich wirklich sehr gut verzichten konnte.

  5. Da es hier schon mittlerweile
    Da es hier schon mittlerweile 5 Monate sind (es ist einfach unglaublich!) kann ich sagen: es bleibt interessant! Auslaufen hat sich bei mir irgendwann gelegt, bei dir ja vielleicht auch? Ist sehr angenehm, ich brauche keine Einlagen mehr und das beste: ohne BH schlafen <3.
    Wir hatten hier neulich eine Offenbarung, die alles nochmal sehr entspannt hat. Ich gehe schon lange wieder zu Chorproben und habe immer abgepumpt, was allerdings ziemlich stressig War und dazu geführt hat, dass ich ständig auf mein Handy schauen musste und immer angst hatte, dass es nicht reicht. Die Lösung: wir haben eine Packung pre-Nahrung gekauft. Die bekommt sie jetzt, wenn ich nicht genug abgepumpt habe. Und es ist sooo entspannt. Würde ich erst machen, wenn der Stillrhythmus stabil ist, aber jetzt finde ich es wirklich super.
    Du klingst wie eine ziemlich coole Mama! Hab noch ganz viel Freude mit dem kleinen!

  6. Danke!
    Danke für die lieben Rückmeldungen!
    Eine große Reise ist dieses Jahr leider wegen Urlaubstagen vom Papa nicht möglich, aber trotzdem gut zu wissen! Das mit dem Stillen werd ich mal versuchen, sowohl die Einseitigkeit als auch die Stillschalen.
    Viele Grüße 🙂

  7. 2 Tipps 🙂
    Toller Beitrag, mir ging es genau so mit der Milch.

    Tipp der Hebamme: jedes Mal nur eine Seite stillen, die andere Seite wenns zu doll drückt nur leicht ausstreichen. Nach ein paar Tagen: Kein Auslaufen, keine zu vollen Brüste mehr. Vielleicht ist das ja was für dich.

    Zur Reise: Wir haben im Oktober 5 Wochen lang eine unvergessliche Reise nach La Réunion mit 6 Monate altem Baby gemacht. Sehr zu empfehlen!!!

  8. trocken werden 🙂
    Ach, da freu ich mich schon wieder auf die Anfangszeit… beim Zweiten 😉
    Nachdem ich auch immer ausgelaufen bin, habe ich irgendwann Stillschalen entdeckt. Gerade während des Stillens auf der jeweils anderen Seite Gold wert. Und die aufgefangene Milch hält sich auch ein bisschen im Kühlschrank. Da kann innerhalb von ein, zwei Tagen eine gute Portion zusammenkommen.
    Alles Liebe und viel Energie weiterhin,
    Barbara

  9. Haha, wie geil. Sorry, mein
    Haha, wie geil. Sorry, mein Ausdrucksweise. Ich muss so schmunzeln. Allein das Thema Milchdusche… Kannte ich. Und Stilleinlagen… Wat ich nich alles ausprobiert hab. Von Watte über waschbare… Zum Schluss bei dem großen mit Gel von Lam….i gelandet. Und dann erst endlich trockene Oberteile.
    Zeit für Haushalt? Zeit zum Schlafen?Anstrengende Zeit, die ich bei beiden Kindern nie wieder missen möchte.

    Toller Artikel mit viel Wiedererkennungswert.

    LG Melanie

  10. oh ja, kenn ich kenn ich kenn ich
    liebe Sarah,

    irgendwie hört man vorher von all den Phänomenen und wenn sie denn dann tatsächlich da sind, ist man so überhaupt nicht drauf vorbereitet. Eine verrückteschöneanstrengende und vor allem „alles ist neu“ – Zeit, so habe ich es empfunden.

    Alles Gute Dir und danke für den schönen Text.

  11. auch wenn…
    …die Zeit mit kleinem Baby (kleinen Babies) hier schon längst vorbei ist, kommt mir vieles doch sehr bekannt vor! Sehr schön geschrieben, danke dafür!