Familie geht vor Beruf, oder? Warum ein SPD-Kandidat trotzdem von Herrn Seehofer angerumst wird…

hotte

Und Caro, wie schmeckt Dir die Rückkehr in den Alltag nach diesen intensiven letzten zehn Tagen? Also ich brauche jetzt tatsächlich ein paar Tage, an denen ich einen Gang runter fahre, der Tag gestern war schon soo toll. Ein paar Mails bearbeitet, ein paar Rechnungen beglichen und dann raus, raus in die Sonne! Ich habe mich einfach mitten auf die Wiese gelegt und die Kinder spielten drum herum. Und ich verrat Dir was: Ich bin zwischenzeitlich sogar eingeschlafen, auf der Wiese, einfach herrlich. Und einen kleinen Sonnenbrand hab ich auch.
Genauso werde ich das heute Nachmittag auch wieder machen. Nach diesem wunderschönen ruhigen Tag ohne Schminke, Smalltalk und Lächelei gestern (wie machen die Promis das nur, von denen wird das ja ständig verlangt?) hab ich mich am Abend dann noch news-technisch auf den neusten Stand gesetzt und mich fein über den guten Herrn Seehofer aufgeregt. Der hat nämlich mit einem Posting bei Facebook einen wahren shitstorm ausgelöst. Nachdem sein Gegenkandidat der SPD, Mahmoud Al-Khatib seine Kandidatur „aus persönlichen Gründen“ zurückgezogen hatte, schrieb er:
„Ich habe in meinem Stimmkreis noch gar nicht mit dem Wahlkampf begonnen und mein Gegenkandidat hat trotzdem schon aufgegeben. Das soll mir erstmal einer nachmachen.“
Zunächst einmal gratulierten die Seehofer-Fans mit „Weiter so“ und „Ist doch typisch SPD“ und „Den Christian Ude kriegst Du auch noch klein“. Dann aber schrieb der Gegenkandidat selbst ein paar Worte in die Kommentarfunktion. Er hatte seine „persönlichen Gründe“ nicht öffentlich machen wollen, sah sich nun aber scheinbar im Zugzwang. Er schrieb:
„Meine hochschwangere Frau durchlebt eine sehr komplizierte Schwangerschaft mit zum Teil lebensbedrohlichen Begleiterscheinungen. Sie braucht mich jetzt und nicht erst nach der Wahl. Wer sind Sie noch mal, Herr Seehofer? Vorsitzender der Christlich Sozialen Union? Sie sollten sich schämen . . .“
Und dann begann er, der shitstorm gegen Seehofer, das ganze Internetvolk hetzte los von „Schämen Sie sich“ zu „Abwählen“ bis hin zu Kommentaren zu seinem unehelichen Kind. Es war alles an Häme dabei, was das Land zu bieten hatte.
Also tippte der Horst Seehofer noch eine Entschuldigung ins Kommentarfenster. Zu spät scheinbar, denn auch die konnte die Menschen nicht mehr besänftigen. Alle wollten mitmachen beim Sandwerfen der Großen, besonders, nachdem die Süddeutsche berichtet hatte, das war keine Spielplatzstreiterei mehr, das war eine richtige Keilerei… die vielleicht aber trotzdem bald vergessen sein wird, wie all die anderen shitstorms im Netz…
Was aber in Erinnerung bleiben wird, das ist die Größe des Mahmoud Al-Khatib, der seine Familie an erste Stelle setzt und auf ein Amt und eine Karriere verzichtet, um für seine Frau und das ungeborene Kind da zu sein. Das sollte in diesem Land und seinen Chefetagen tatsächlich öfter mal als Vorbild angeführt werden. Findet Ihr nicht?  

 

KarikaturQuelle

Fotoquelle Al-Khatib: Facebook