Laternen-Basteln? 1:0 für Lisa!

Liebe Caro,

ach, was bin ich froh, dass Du das Thema Laterne basteln heute ansprichst. Ich hab nämlich hier auch einen Kitabrief liegen. Einen, für den ich wirklich wirklich dankbar bin. Denn weißt Du was? Basteln ist nicht so meins. Auch früher schon nicht.

Ich weiß noch genau, wie ich im Kindergarten selbst mal das Märchen vom bösen Wolf und den sieben Geißlein anhören musste und danach einen Wolf im Brunnen basteln sollte. Ich bin schier verzweifelt. Kindheitstrauma halt.

Ab und zu finde ich es als Mutter nun schon eine ganz gute Maßnahme, an einem verregneten Nachmittag mal was zu schnippeln und kleben, das dann später aussieht wie ein Bücherwurm mit Hut (siehe oben). Aber das sind schlichtweg Überlebensstrategien. Allein käme ich nicht auf die Idee, mich an den Küchentisch zu setzen und Teelicht-Schirmchen zu entwerfen. No way.

Nun gut, ich spann Dich nicht länger auf die Folter. Das hier ist der Brief, juhu:

 

Ich habe in den letzten Jahren als Dreifachmama viele Laternen gebastelt. Sehr viele. Auf zu kleinen Stühlchen sitzend, bei plärrender Hitze, üblem Windelgestank und wüstem Kindergeschrei. Wenn eine Laterne fertig war, war die nächste dran, so ist das bei Zwillingen. Schweißgebadet fertig geworden, durfte ich dann am nächsten Nachmittag nochmal ran, für meine Einlingstochter. Aber das war ja noch nichts gegen die Martinszug selbst! Puh!

Den ersten Kita-Laternen-Umzug (nein, in Berlin gibt es nämlich kein St.Martins-Fest, sondern ein Laternenfest, bei dem nicht mal ein Martinslied gesungen wird, das ist im Rheinland wirklich herziger alles) habe ich absolviert, als die Zwillinge sechs Wochen alt waren, ich noch quasi im Wochenbett lag und doppelstillte. Es waren viele Leute, es war dunkel, überall verhedderten sich Laternen, bis erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier Menschen heulten. Der vierte war ich und auch der Rest meiner Familie ließ Tränchen. Ich lernte: Nein, man kann nicht alles alleine schaffen. Laternen halten, Babys stillen, Würstchen verteilen, Lieder singen. Error. Systemabsturz.

Genau wie Du habe ich das aus der eigenen Kindheit viel schöner in Erinnerung. Mit Weckmännern (die in Münster übrigens perverserweise Stutenkerle heißen), echtem Martins-Schauspieler auf echtem Pferd. Echter Feuerwehrbegleitung, echten Kerzen (in Berlin-Prenzlauer Berg sind ja im Oktober bereits sämtlich batteriebetriebenen Leuchtstangen ausverkauft, damit sich das Kindchen ja nicht die Laterne oder die Fingerchen verbrennt) und echtem Martinsfeuer. Wundervoll.

Nun als Eltern erlebt man eben so einiges aus einem anderen Blickwinkel. Umso glücklicher war ich also, als unsere neue Kita mir obigen Brief in die Hand drückte. Kurz war ich geneigt, einen kleinen Eiertanz im Gruppenraum der „Mäuse“ aufzuführen, als ich den Zettel zum ersten Mal sah, hehe. Und lies mal, mit welcher Vehemenz in diesem Schreiben nach Männern verlangt wird… Wenn Papa nicht kommt, dann geht auch Onkel, Opa usw.

Verstehst Du, Caro?

In diesem Jahr habe ich FREI. FREI. FREI-HEI!  

Was ich in der Zeit so anstellen werde? Ich werd mich ins Getümmel stürzen. Mich aufbretzeln und raus in die Stadt fahren. Irgendwas tun, was sich nicht nach Mutti anfühlt. Mich in einer Bar an die Theke stellen und eine kalte Muschi trinken. Ja, richtig gelesen. Sowas gibt´s hier. Fiel mir beim letzten Bar-Besuche natürlich sofort auf und schreit nach: ausprobieren. Und wenn dann abends meine Bastelmänner nach Hause kommen, werde ich Tränen trocken, eine, zwei, drei, vier und entspannt vom neuen Szenegetränk berichten… Das Leben kann man manchmal so… gerecht…sein…


6 comments

  1. Laternenbasteln – ohne mich! ?
    ***die Aufreger zum Laterenen-Basteln kann ich garnicht nachvollziehen…als passionierte DIY-Frau würde ich sehr gern, aber die Kita lässt einfach nicht mitbasteln!
    Es sei denn, man ist ein hochwohl-erkorenes Elternausschussmitglied. Ein solches werde ich aber nie sein! Allein aus beruflichen Gründen, die Sitzungen finden nämlich alle während meiner Arbeitszeit von 9.00 – 15.00h statt, rütteln daran ist zwecklos und ich habe leider nur 25 Urlaubstage bei über 25 Schließungstagen der Kita?!

    Nun zurück zum Thema: statt einen Bastelnachmittag anzubieten, basteln die Elternausschussmitglieder-Möchtegern-Vorzeige-Mamis ohne die Kinder?! häßliche und Erzieherinnen (meist die FSJler und Anerkennungsjahrpraktikanten) wohl auch unter Mithilfe der Knirpse häßliche UND untaugliche Laternen…

    Junior hat sich geweigert seine Kita-Laternen zu benutzen, weil sie natürlich nicht gefragt wurden und auch seine Thematik verfehlt wurde – vorletztes Jahr gabs undefinierbare, zylinderförmige Gebilde und letztes Mal waren es dann Eulen für die Mädchen und Dinos für die Jungs (Gender-Mainstream ist im Hinterland des Rhein-Main-Ballungszentrum noch nicht angekommen?!). Junior mag gern technische Dinge, z. B. Weltraumraketen mindestens mit einem Triebwerk 😉 Die hat er gemalt, beschrieben und Mama die Herstellungstechnik vorgeschlagen: Pappmachée, aber nicht mit Zeitung, weil das Papier soll weiss ein, damit Licht durchkann (O-Ton und er war 3 1/3). Das war vorletztes Jahr und die Rakete wurde beim Laternenumzug recht neidisch bestaunt, Jungs und Papas waren hoch entzückt (mit SMD-Beleuchtung!)… Mamas sind da nicht ganz so neidlos… aber dafür haben sie im darauffolgenden Jahr in der Kita die Idee mit dem Pappmachee aufgegriffen 😉 nur waren die braunen Eulen in einer zu dicken Schicht gekleistert und dementsprechend dunkel, bzw. gänzlich Licht undurchlässig. Ein Probeleuchten in der Abstellkammer hätte die Enttäuschung beim Umzug vielleicht verhindert! Wenigstens Augen hätte man noch reinschneiden und die mit Transparentpapier ausstatten können… Unsere Rakate vom Vorjahr wurde als Kinderzimmerdeko wieder in den Stand der Laterne berufen und die SMD leuchtete ohne Batteriewechsel auch noch am zweiten St. Martinstag 🙂

    Sehr ärgerlich, das man sich passionierte DIYerin anbietet und auch einige Erfahrung miteinbringen könnte, aber nein! wir lassen da keine Könner ran, weil wir unsere Ängste einfach nicht in den Griff bekommen und selbst schlecht dastehen könnten und einfach nichts dazulernen wollen…

    Unsere Babysitterkinder gehen in eine Kita (auch auf dem Land), die es schafft ein Konzept anzubieten, bei dem man/frau/oma/onkel/etc. (Genderkompetenz > vorhanden) an zwei verschiedenen Nachmittagsterminen gern mitbasteln darf und es wird keiner schief angekuckt, wenn man nicht kommen kann: Berufstätige erhalten die Roh-Laterne als Bastelsatz für Zuhause zum Selbst basteln mit. Und wenn man einfach keine Lust auf Basteln hat oder es wirklich nicht kann (und keinen in der Familie auftreibt), kauft im Spielzeugladen eine 08/15-Laterne über die sich das eigene Kind freut, steht dazu oder bestellt eine bei Dawanda und sagt halt man hat die selbst gebastelt…

    Mir ist bei diesem Blog unweigerlich dieses Buch über die Prenzlberg-Mamas eingefallen… die recht betagt ihre Jetzt-passen-sie-zeitlich-in-mein-Lebensmodell-Kinder bekommen, furchtbar egozentrisch und anstrengend sind, also alle Vorurteile in sich vereinen, die man/frau hört und selbst kennt. Ich habe eine Schwester (gleiche Mutter und gleicher Vater wie ich), die, nein, deren Mann in Berlin Prenzlberg eine Wohnung hat und beide dort auch gewohnt haben: entweder war sie vorher schon so ätzend und habe ich es einfach nicht gemerkt oder es färbt gewaltig ab… sie ist extrem Prenzlberg-verseucht!

    Echt witzig, das die Autorin dort wohnt und in einem anderen Blog krampfhaft versucht dieses Image loszuwerden… ZWECKLOS!

  2. Ein Traum…
    … wie wunderbar! Das werde ich hier auch mal anregen! Aber dann ist Vati bestimmt wieder sonst wo und Bruder, Onkel, Opa haben wir auch keinen zur Hand! Verdammt, ich komm da nicht raus!

  3. Wahnsinns-KiTa
    Super, diese Lösung. Daumen hoch für den Fortschritt, der anscheinend im Rheinland bereits Einzug gehalten hat. Ich wünsche dir einen entspannten freien Nachmittag (dein Mann geht doch, oder??) und bin gespannt, was eine … äh, ein Muschi ist.

  4. Einfach nur…
    …G E N I A L!!! Wünsche Dir von Herzen einen entspannten Abend mit der kalten Muschi – was immer das ist :-).